Eu-Beitritt der Türkei

Hallo Merlin!

Einige Gedanken vorweg:
Der Begriff Terrorbekämpfung gehört in den USA und Europa zum Alltagsvokabular. Außer Militäreinsätzen geschieht aber nichts, obwohl klar sein sollte, daß sich dem Phänomen Terror mit militärischen Mitteln nicht wirksam begegnen läßt. Im Gegenteil, die vermeintlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrors ziehen insbesondere die hier lebenden Bürger und deren unbehelligte Freiheit in Mitleidenschaft. Ganze Armeen sind zum erheblichen Teil mit Terrorbekämpfung beschäftigt; die Bundeswehr bezieht inzwischen sogar ihre Daseinsberechtigung daraus. Die Ursachen des Terrors werden auf diese Weise nicht einmal berührt, bestenfalls unter erheblichen Gefahren und mit horrenden Kosten zeitlich und regional begrenzt klein gehalten, insgesamt aber eher gefördert. Auch wenn es für Militärs offenkundig immer wieder überraschend ist, sind Soldaten auf die Dauer in keinem Land der Erde eine Lösung, sondern eher Teil des Problems und gehören in aller Regel nicht zu den in der Bevölkerung gern gesehenen „Gästen“. Der Konflikt der Kulturen läuft uns auf diese Weise aus dem Ruder. Armut, fehlende Bildung, Ausgrenzung und Chancenlosigkeit liefern immer neuen Nährboden für Haß, für Rattenfänger, Extremisten und religiöse Fanatiker.

Ein erheblicher Teil der Rohstoffe dieser Erde liegt in Ländern, die uns kulturell eher fern sind. Politiker früherer Generationen lösten das Problem militärisch, wobei Ethik und Völkerrecht im Zweifel keine Rolle spielten und bis heute keine Rolle spielen. Der weltweite Hunger nach Rohstoffen macht solche Vorgehensweise inzwischen selbstmörderisch. Die Option, sich mit Gewalt zu holen, was auf Kosten des Rests der Welt zum Wohlstand gebraucht wird, ist ein Auslaufmodell.

Es kann heute keinen Zweifel mehr daran geben, daß die Geschwindigkeit des Klimawandels von Menschen gemacht ist. Wir müssen unser Energie-Verbrauchsverhalten grundlegend ändern, wir müssen unseren Energiebedarf senken und wir müssen unseren Energiebedarf von fossilen Energieträgern lösen. Wir dürfen Öl und Kohle nicht mehr in erster Linie als Brennstoffe, sondern als Rohstoffe begreifen, mit denen wir im Interesse des Klimas und zur Aufrechterhaltung industrieller Produktionen schonend umgehen müssen. Wir brauchen Zugriff auf sonnenreiche Gegenden der Erde. Die Sonne liefert das Vieltausendfache der Energie, die die Menschheit braucht. Vorhandene Technik muß weiterentwickelt und in den dafür geeigneten Regionen der Erde eingesetzt werden.

Was hat das alles mit dem EU-Beitritt der Türkei zu tun? Die Türkei kann das Modell eines prosperierenden, vom Islam geprägten und in die Wertegemeinschaft der EU aufgenommenen Landes sein. Solches Signal hätte Wirkung weit bis in den Nahost-Bereich und darüber hinaus, im gesamten Mittelmeerraum bis in den afrikanischen Kontinent. Das Beenden der Abgrenzung des christlich geprägten Europas zur überwiegend von Moslems bewohnten Welt in Nahost und rund um das Mittelmeer würde Vorbehalte auflösen, die z. T. begründet noch aus der Kolonialzeit rühren. Es wäre Terrorbekämpfung in den Köpfen und damit die vermutlich einzig wirksame Methode. Es wäre schließlich ein friedlicher Schlüssel mit der langfristigen Perspektive des Zugangs zu einigen Regionen der Erde, die wir noch dringend brauchen werden. Es gibt noch viele weitere, auch den aus meiner Sicht interessanten wirtschaftlichen Aspekt, aber für besonders erwähnenswert halte ich den Umweltaspekt. Innerhalb der EU herrschen einheitliche Umweltstandards und wir können uns nicht leisten, das absehbar bevölkerungsreichste Land Europas nicht in diese Standards einzubinden.

Derzeit wäre die EU mit ihren Strukturen und den noch nicht „verdauten“ Neumitgliedern Osteuropas gar nicht reif für die Aufnahme der Türkei und die Türkei hat noch einen weiten Weg zur Rechtsstaatlichkeit und deren Verankerung in der Bevölkerung vor sich. Ohne die Chance, Vollmitglied der EU zu werden, kann die Türkei diesen Weg nicht schaffen. Das mag 10, 15 oder mehr Jahre dauern. Es wird aber sehr schnell gehen, bis ein langjähriger Konfliktherd, nämlich Zypern, sich in Wohlgefallen auflöst, wenn die Beitrittsverhandlungen beginnen. Die Türkei wird genötigt, ihr Kurdenproblem in Einklang mit den Menschenrechten zu lösen. Zahllose Problemlösungen und Millionen Menschenschicksale hängen daran, daß die Türkei eine Perspektive in der EU bekommt. Die Einbindung der Türkei als Vollmitglied der EU ist eine Vision für die nächsten Jahrzehnte, die der EU politisches Gewicht und Einfluß weit über Europa hinaus bringt.

Ich finde es bedauerlich, daß die Vision und Chance für Europa in weiten Teilen unserer Bevölkerung und in vielen Beiträgen dieses Forums nicht gesehen wird und statt dessen Kleinkrämerisches und Vorbehalte durch die vor Jahrzehnten ins Land geholte Negativauswahl und deren versäumte Integration angeführt werden.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Demokratie ist etwas schönes, und ein Volk kann sie sich selber machen, wenn es sie wünscht. Das zeigt die Geschichte der europäischen Staaten.

Und Du sagst nun, daß das für die Türken nicht gilt, weil die Türken(-Untermenschen) dafür die Deutschen als Demokratie-Lehrherrn benötigen, die ihnen für demokratische Bestrebungen kräftig mit Geldern löhnen. Und prompt kommt die Drohung, wenn wir die Türkei dereinst soweit mit Geld zugeschüttet haben, daß sie ihrem Staatswesen genügend demokratische Verzierungen vorläufig angeklebt hat, dann nehmen wir uns ein paar afrikanische Völker auf die gleiche Weise vor und so weiter, bis in Deutschland kein Stein mehr auf dem anderen steht und kein deutsches Wort mehr gesprochen wird.

Gleiches sagt auch der Bundeskanzler, und einen Schmarren bleibt es natürlich trotzdem.

Für die Türken sollen die Länder Europas ehrliche Handelspartner sein, und das funktioniert ja auch.

Und sie sollten als Demokratie Vorbild sein - da siehts allerdings mau aus. Auslachen tut er uns BR-Demokraten, der Türke, und das mit gutem Grund. Demokratie nach BRD-Manier als Vorbild für das türkische Volk? Meinst Du, die Türken würden jemals Geld in irgendeine Scheißnation pumpen, eine ungebremste Einwanderung armer Negervölker in die Türkei durch Eingliederung in eine großzügige Sozialfürsorge fördern, um zu einer höheren Kriminalitätsrate zu kommen? Da kannst Du auch die Vorzüge einer HIV-Infektion anpreisen, ein paar Leute werden sie schon nehmen, wenn Du ihnen genug Goldstücke dafür hinwirfst.

Der Gedanke, BRD/Europa solle mit Billionenaufwand die Türkei zu einem demokratischen, islamischen Musterländle aufbrezeln, an dem sich andere muslimische Länder ein Vorbild nehmen, nur diesmal ohne die Billionen Euros aus Europa, ist total irrwitzig, gleichwohl Konsens der BRD-Politikerkaste.

Von Macht und Einfluß in der Welt der Zukunft - ob mit oder ohne EU - braucht das deutsche Volk wohl kaum zu träumen, solange seine schiere Existenz für sein derzeitiges Staatsswesen nicht einmal von zweitrangiger Bedeutung ist.

Gruß

Pavel

Hallo

Dann dürfte die Türkei aber erst recht nicht, nicht mal nur
der geographisch europäische Teil in die „Union demokratischer
… Frieden, … Menschenrechten, …“ aufgenommen werden.

Wenn die Türkei nicht zu dieser, so definierten Union passen würde, dann sollte sie tatsächlich nicht beitreten, auch im eigenen Interesse.

Gerade in dem Fall, wo die Union Mehrheitsentscheidungen einführt, wäre das für jede Regierung riskant, einer Union beizutreten, die sehr gegensätzliche Vorstellungen hat und auch die Macht, diese durchzusetzen.

Deutschland, sowie Österreich haben wohl berechtigte Zweifel daran ob eine Mitgliedschaft der Türkei sinnvoll wäre. Letztendlich ist diese nachvollziehbare Position aber nur ein Pfand in der Auseinandersetzung um andere grundlegende Entscheidungen, die es innerhalb der EU zu treffen gilt.

Besten Gruß

Mathias

hier sind sehr viele halbwahrheiten Unterwegs!!
Also ich bin auch gegen einen Beitritt der Türkei in die EU!
nicht weil die Türkei dafür nicht reif ist, sondern die EU ein falsches Spiel mit der Türkei treibt seit über 40 Jahren.

Die Leute hier in Europa sollten mal bisschen Respekt gegenüber der Türkei zeigen, die Türkei war und ist das einzige islamische Land das Aktiv gegen den Terror kämpft und dies mit mehreren Bombenattentaten und mit viel Blut bezahlt hat. Das wird diesen Menschen nicht angerechnet!!

Ein weiterer Punkt die Türkei hat ein wirtschaftswachstum ohne die EU von über 5%, da kann man hierzulande nur von träumen, es wird die Zeit kommen, da die Türkei gar nicht mehr in die EU möchte und das kann schon morgen sein.

Die Leute sind informiert mit halbwahrheiten und propagieren immer noch Sachen die nicht mehr Aktuell sind!

Die EU wird immer mehr zum lacher! eine Staatengemeinschaft die gewachsen und gewachsen ist nur des grösser werdens willens!! Ohne klare Linie, bevor die EU gross tönt sollte Sie erstmal vor der eigenen Tür kehren. Menschenrechte in der EU, Freiheit, Prinzipien ethik…wacht mal langsam auf wovon ihr redet…was war den in Bosnien, was war im Kosovo…wo waren da die Ethik als Menschen mit in Europa wie Schlachtvieh abgeschlachtet worden sind???

DIE EU hat keine klare Linie keine gemeinsame Politik in der EU geht es nur um den schnöden Mammon! und den Leuten wird die Laier der Demokratie vorgesungen, damit Sie alles schlucken und schön dafür zahlen, dass die Konzerne noch leichter wachsen expandieren und arbeitsplätze hin und her verlagern können…

Schlaf kindlein schlaf sag ich da nur

Werden dort wegen Ehebruch gesteinigt.

In der TÜRKEI???

So ein Blödsinn!

Die Leute hier in Europa sollten mal bisschen Respekt
gegenüber der Türkei zeigen, die Türkei war und ist das
einzige islamische Land das Aktiv gegen den Terror kämpft und
dies mit mehreren Bombenattentaten und mit viel Blut bezahlt
hat. Das wird diesen Menschen nicht angerechnet!!

Ist das ein Grund für die Aufnahme in die EU?

Ein weiterer Punkt die Türkei hat ein wirtschaftswachstum ohne
die EU von über 5%, da kann man hierzulande nur von träumen,
es wird die Zeit kommen, da die Türkei gar nicht mehr in die
EU möchte und das kann schon morgen sein.

Ist das ein Grund für die Aufnahme in die EU?

Wirtschaftswachstum hin oder her, der Standard in Anatolien ist im Vergleich zu Europa so weit zurück daß die EU sich dumm und dusselig zahlen würde weil die Türkei massive Leistungen beziehen würde, aber nicht einzahlen könnte.

Die Leute sind informiert mit halbwahrheiten und propagieren
immer noch Sachen die nicht mehr Aktuell sind!

Die EU wird immer mehr zum lacher! eine Staatengemeinschaft
die gewachsen und gewachsen ist nur des grösser werdens
willens!! Ohne klare Linie, bevor die EU gross tönt sollte Sie
erstmal vor der eigenen Tür kehren. Menschenrechte in der EU,
Freiheit, Prinzipien ethik…wacht mal langsam auf wovon ihr
redet…was war den in Bosnien, was war im Kosovo…wo waren
da die Ethik als Menschen mit in Europa wie Schlachtvieh
abgeschlachtet worden sind???

Ist das ein Grund für die Aufnahme in die EU?

Du wirfst hier außerdem die EU als Staatengemeinschaft mit Europa als geografischem Kontinent durcheinander.

Gerade weil die EU schon jetzt zu schnell wächst wäre es erst recht fehlerhaft ein weiteres Mitglied aufzunhemen, noch dazu wenn es kulturell, politisch, wirtschaftlich, mit Abstand überhaupt nicht mehr annähernd zur EU paßt.

DIE EU hat keine klare Linie keine gemeinsame Politik in der
EU geht es nur um den schnöden Mammon! und den Leuten wird die
Laier der Demokratie vorgesungen, damit Sie alles schlucken
und schön dafür zahlen, dass die Konzerne noch leichter
wachsen expandieren und arbeitsplätze hin und her verlagern
können…

Ist das ein Grund für die Aufnahme in die EU?

Die EU war seinerzeit nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern man wollte auch gemeinsame Werte vertreten, die gemeinsame Kultur bewahren. Mag sein daß es jetzt primär um Geld geht.
In beiden Hinsichten paßt die Türkei aber nicht zur EU - weder kann man ihr mit der Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft Demokratie und Menschenrechte verordnen, noch wäre es finanziell sinnvoll die Türkei in die EU zu integrieren.

Hallo!

Was hat das alles mit dem EU-Beitritt der Türkei zu tun? Die
Türkei kann das Modell eines prosperierenden, vom Islam
geprägten und in die Wertegemeinschaft der EU aufgenommenen
Landes sein. Solches Signal hätte Wirkung weit bis in den
Nahost-Bereich und darüber hinaus, im gesamten Mittelmeerraum
bis in den afrikanischen Kontinent. Das Beenden der Abgrenzung
des christlich geprägten Europas zur überwiegend von Moslems
bewohnten Welt in Nahost und rund um das Mittelmeer würde
Vorbehalte auflösen, die z. T. begründet noch aus der
Kolonialzeit rühren. Es wäre Terrorbekämpfung in den Köpfen
und damit die vermutlich einzig wirksame Methode. Es wäre
schließlich ein friedlicher Schlüssel mit der langfristigen
Perspektive des Zugangs zu einigen Regionen der Erde, die wir
noch dringend brauchen werden. Es gibt noch viele weitere,
auch den aus meiner Sicht interessanten wirtschaftlichen
Aspekt, aber für besonders erwähnenswert halte ich den
Umweltaspekt. Innerhalb der EU herrschen einheitliche
Umweltstandards und wir können uns nicht leisten, das absehbar
bevölkerungsreichste Land Europas nicht in diese Standards
einzubinden.

Kritiker halten dem entgegen daß sich gerade die Türkei am Wenigsten als leuchtendes Beispiel für andere islamische Staaten eignet.

Ich sehe hier auch ein prinzipielles Problem: Die EWG/EG/EU wurde in ihrem Grundgedanken auch immer unter dem Aspekt einer kulturellen Wertegemeinschaft gesehen. Das hat anfangs sicherlich auch gut funktioniert und es war auf den ersten Blick einsichtig daß sich Benelux-Staaten, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, etc. kulturell wirklich sehr ähnlich sind und neben gemeinsamen kulturellen Wurzeln auch wirklich gleiche weltanschauliche Sichtweisen haben.
Das verwässert mit der Aufnahme immer neuer, sich immer mehr ausweitender Mitgliedsstaaten immer mehr, allein auch die Anzahl der immer zahlreicheren Mitgliedsstaaten macht es ständig schwieriger eine gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik zu betreiben. Die Einzelinteressen werden zwangsläufig immer zahlreicher.
Die Menschen hier im „alten Europa“ sind - wenn man die Abstimmung über die EU-Verfassung in NL und GB betrachtet - schon jetzt vom Wachstum der EU überfordert. Und jetzt will man das mit Abstand „am wenigsten europäische Land“ auch noch ins Boot holen?

Das Argument der Terrorbekämpfung ist IMHO sehr schön, aber wenig zutreffend. Wird sich die Türkei in den Köpfen der Menschen kulturell völlig verändern - nur weil das Land EU-Mitglied geworden ist und davon wirtschaftlich profitiert?
Terrorbekämpfung sollte aus der Einsicht, daß mit religiösem Fundamentalismus kein Blumentopf zu gewinnen ist, stattfinden - nicht aus der Idee heraus sich mit ein paar publikumswirksamen Maßnahmen eine wirtschaftlich günstige EU-Mitgliedschaft erkaufen zu können.

Es ist IMHO eine Illusion und auch wenig sinnvoll die EU zwingen zu wollen sich an irgendwelche westlichen Werte anpassen zu müssen. Man kann die Politik sicherlich mit der Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft zwingen vordergründig gewisse westliche Vorstellungen umzusetzen - in den Köpfen der Menschen wird das aber nicht „einfach so“ zu erreichen sein.

Wir haben es nicht mal geschafft die seit Jahren hier lebenden Türken in unserer Gesellschaft zu integrieren, bzw. sie haben es ebenso nicht geschafft sich zu integrieren. Mit den Russen und Spätaussiedlern sieht’s ebenso aus.
Und jetzt glauben manche Befürworter daß sich die Türkei in ihrem eigenen Territorium nach westlichen/europäischen Standards verändern würde? Nie im Leben…

Eher wird es so sein daß die offizielle politische Linie ist daß man sich an EU-Vorgaben orientiert um daraus wirtschaftliche Vorteile zu ziehen, während aber die Mentalität der Menschen für Generationen so bleibt wie sie ist.

Derzeit wäre die EU mit ihren Strukturen und den noch nicht
„verdauten“ Neumitgliedern Osteuropas gar nicht reif für die
Aufnahme der Türkei und die Türkei hat noch einen weiten Weg
zur Rechtsstaatlichkeit und deren Verankerung in der
Bevölkerung vor sich. Ohne die Chance, Vollmitglied der EU zu
werden, kann die Türkei diesen Weg nicht schaffen. Das mag 10,
15 oder mehr Jahre dauern. Es wird aber sehr schnell gehen,
bis ein langjähriger Konfliktherd, nämlich Zypern, sich in
Wohlgefallen auflöst, wenn die Beitrittsverhandlungen
beginnen. Die Türkei wird genötigt, ihr Kurdenproblem in
Einklang mit den Menschenrechten zu lösen. Zahllose
Problemlösungen und Millionen Menschenschicksale hängen daran,
daß die Türkei eine Perspektive in der EU bekommt. Die
Einbindung der Türkei als Vollmitglied der EU ist eine Vision
für die nächsten Jahrzehnte, die der EU politisches Gewicht
und Einfluß weit über Europa hinaus bringt.

Ich sehe hier den Zusammenhang nicht. Warum sollte eine positive Entwicklung bei den Menschenrechten oder in der Frage der Rechtsstaatlichkeit von einer EU-Mitgliedschaft abhängen? Wenn die Einsicht da ist daß man sich auf derartigen Gebieten weiter entwickeln muß sollte das auch unabhängig von der EU-Mitgliedschaft angegangen werden.

De facto ist es aber doch wohl so daß die EU heute, entgegen der ursprünglichen Idee, mehr ein wirtschaftlich interessantes Bündnis ist - und da will die Türkei unbedingt hinzustossen weil ihr das handfeste finanzielle Vorteile bringen würde.

Ich finde es bedauerlich, daß die Vision und Chance für Europa
in weiten Teilen unserer Bevölkerung und in vielen Beiträgen
dieses Forums nicht gesehen wird und statt dessen
Kleinkrämerisches und Vorbehalte durch die vor Jahrzehnten ins
Land geholte Negativauswahl und deren versäumte Integration
angeführt werden.

Ich habe hier nicht gelesen daß die Kritiker sich primär auf Probleme bei der Integration der hier lebenden Türken beziehen - das ist nur ein einziges unter diversen anderen Argumenten, die angeführt werden.

Man muß auch einfach mal zur Kenntnis nehmen daß die Bevölkerung in sehr großer Mehrheit nichts von einem EU-Beitritt der Türkei hält. Politker trauen sich nicht das auszusprechen weil’s ja der political correctness wiedersprechen würde. Und jetzt hampelt und eiert man herum weil kaum einer die Türken in der EU haben will, auch nicht in 15 oder 20 Jahren, es traut sich aber keiner es zu sagen. Aus diesem Dilemma müßte man heraus und endlich mal klar sagen was die große Mehrheit denkt.

Es gibt schon jetzt Präferenzabkommen mit der Türkei um den HAndel zu begünstigen - und diese Partnerschaft kann man ja auch gerne ausbauen - meinetwegen auch dieses mit der Auflage demokratischer Veränderungen. Warum bindet man die Zusammenarbeit an eine nominale EU-Mitgliedschaft, anstatt es aufgrund der kulturellen Unterschiede bei einer privilegierten Partnerschaft zu belassen? Diese könnte genauso als Modell für eine gute Zusammenarnbeit zwischen einem europäischen und einem arabischen Land dienen, so wie Du es weiter oben beschrieben hast.

Gruß,

MecFleih

Hallo!

Kritiker halten dem entgegen daß sich gerade die Türkei am Wenigsten als leuchtendes Beispiel für andere :islamische Staaten eignet.

Die Türkei ist in weiten Teilen arabisch geprägt. Den erklärten Willen, sich EU-Standards anzupassen, gibt es in keinem anderen so geprägten Land. Damit ist die Türkei als Modellfall alternativlos, daß moslemische und westliche Welt zum allseitigen Nutzen harmonieren können. Außer Militäreinsätzen, Bombardierungen und sinnfreien Terrorbekämpfungsmaßnahmen im Inneren gibt es ansonsten keinerlei Ansätze, dem Konflikt der Kulturen zu begegnen.

Die Menschen hier im „alten Europa“ sind - wenn man die Abstimmung über die EU-Verfassung in NL und GB :betrachtet - schon jetzt vom Wachstum der EU überfordert.

Sie sind vielleicht überfordert, aber allemal sind sie nicht informiert und nicht interessiert. Kaum jemand der Abstimmenden hatte auch nur den leisesten Schimmer, über was er abstimmte. Kaum jemand in D hat auch nur die blasseste Ahnung, was in der EU-Verfassung steht. Der Verfassungstext ist ein Ladenhüter, für den sich der weit überwiegende Teil der Bevölkerung noch nie interessierte. Abstimmungen wurden zu Abrechnungen über Lokales. Solche Resultate sind nicht verwunderlich, wenn man Millionen Menschen über Dinge befinden läßt, die nicht in einem einfach formulierten Dreizeiler unterzubringen sind. Als ich beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung anrief, um mir den Vertrag über eine Verfassung für Europa zuschicken zu lassen, hatte der zuständige Referent genug Zeit, um mit mir reichlich eine halbe Stunde über verschiedene Themen aktueller Politik zu plauschen. Ich erhielt den Vertragstext in einem handschriftlich adressierten Umschlag nebst persönlichem Anschreiben und Visitenkarte. Daraus schließe ich messerscharf, daß vor mir nicht schon 50 Millionen deutsche EU-Bürger angerufen haben, um sich zu erkundigen, worum es denn nun wirklich buchstabengenau geht, sondern daß es eher zu den seltenen Ausnahmen gehört, daß jemandem die Materie nicht am Allerwertesten vorbei geht. Deshalb komme mir bitte keiner mit Mehrheitsmeinungen und Volkes Stimme. Zu deren Qualifikation vertrete ich Ansichten, die sich nicht druckreif und veröffentlichungsfähig formulieren lassen.

:smiley:as Argument der Terrorbekämpfung ist IMHO sehr schön, aber wenig zutreffend. Wird sich die Türkei in den :Köpfen der Menschen kulturell völlig verändern - nur weil das Land EU-Mitglied geworden ist…

Ja! Es wird Zeit brauchen, aber der Prozeß findet statt. Solcher Prozeß findet überall statt, wo man es schafft, in Unkenntnis geschürte und zuweilen über Jahrhunderte entstandene Vorbehalte durch Kontakt aufzubrechen und abzubauen. Noch unseren Vätern wurde etwas von Erbfeindschaft gegenüber Frankreich erzählt. Viele Leute glaubten den hirnrissigen Unsinn, waren sogar bereit, dafür ihre heilen Knochen oder ihr Leben zu opfern, hatten aber noch nie einen Franzosen gesehen und sich nie darüber Gedanken gemacht, daß es auch nur Mütter und Väter sind, die zur Arbeit gehen und ihre Familien ernähren. Seit jeher gehört es zu den bewährten Methoden der Kriegsführung, den Gegner in den übelsten Farben zu malen und darzustellen. Auch religiöse Eiferer des Christen- und Judentums und des Islam sind Meister dieses Geschäftsfelds. Es dauert eine Weile, bis begriffen wird, daß es vollkommen wurscht ist, ob sich jemand bekreuzigt oder seinen Kniefall Richtung Mekka macht, ob jemand Jesus oder Mohammed sagt. Beide meinen im Grundsatz genau das Gleiche. Ist man erst so weit und kann zeigen, daß es sich ganz wunderbar miteinander leben und handeln läßt, wird es sicher sehr schwer, Menschen zu bewegen, sich im Kampf gegen die Ungläubigen in die Luft zu sprengen. Wir müssen aufhören, Grenzen zu bewahren, die es real gar nicht gibt, die fern der Ratio nur in den Köpfen existieren.

Terrorbekämpfung sollte aus der Einsicht…

Wunderbare Vorstellung. Nur mit den bisher angewandten Methoden funktioniert sie nicht.

Wir haben es nicht mal geschafft die seit Jahren hier lebenden Türken in unserer Gesellschaft zu integrieren…

Wir haben es von Beginn an nicht einmal versucht. Die Auswahl der vor Jahrzehnten angeworbenen Menschen erfolgte mit idiotischen Vorstellungen nach idiotischen Kriterien. Man hatte die Vorstellung bald wieder abreisender Arbeitskräfte, um Menschen hat sich keiner geschert.

.:Man muß auch einfach mal zur Kenntnis nehmen daß die Bevölkerung in sehr großer Mehrheit nichts von :einem EU-Beitritt der Türkei hält.

Zur Qualifikation von Mehrheitsmeinungen hab ich mich weiter oben zur Genüge ausgelassen. Was ist denn die Meinung von zig Millionen uninformierter und desinteressierter Menschen wert? Wie schon gesagt, nicht druckreif, wenn ich darauf antworten soll

Es gibt schon jetzt Präferenzabkommen mit der Türkei um den Handel zu begünstigen…

Handel ist nicht das erste Problem. Handel treiben wir mit mehr oder minder großen bürokratischen Hürden mit der ganzen Welt. Es geht an erster Stelle um eine friedenssichernde Vision. Was uns bisher dazu einfiel, war und ist ein Haufen Militär, wobei jedes Engagement in finanziellem und menschlichen Desaster zu enden pflegt und jahrelange Bindung ohne jede Perspektive nach sich zieht. Dieses Tun kann man gewiß nicht für tragfähige Zukunftsgestaltung halten. Man muß sich aber etwas besseres ausdenken und einen Modellfall für fruchtbare Zusammenarbeit schaffen, die sich nicht in Hökerei mit irgendwelchen Gegenständen erschöpft.

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Kritiker halten dem entgegen daß sich gerade die Türkei am Wenigsten als leuchtendes Beispiel für andere :islamische Staaten eignet.

Die Türkei ist in weiten Teilen arabisch geprägt. Den
erklärten Willen, sich EU-Standards anzupassen, gibt es in
keinem anderen so geprägten Land. Damit ist die Türkei als
Modellfall alternativlos, daß moslemische und westliche Welt
zum allseitigen Nutzen harmonieren können. Außer
Militäreinsätzen, Bombardierungen und sinnfreien
Terrorbekämpfungsmaßnahmen im Inneren gibt es ansonsten
keinerlei Ansätze, dem Konflikt der Kulturen zu begegnen.

Hier sollte man aber differenzieren: natürlich hat die Türkei als „Puffer“ zwischen der europäischen und der arabischen Welt ein Interesse an guten Beziehungen zu beiden Seiten. Rein wirtschaftlich muß sich allerdings mehr an einem Anschluß an die europäische Seite interessiert sein, dazu kommt daß die Herrschaft türkischer Herrscher in arabischen Ländern durchaus erinnert wird und die Türkei unter sicherheitspolitischen Aspekten NATO-Mitglied ist.
All das erklärt aber noch nicht warum man alles an die Frage einer definitiven Mitgliedschaft in der EU hängt. Auch mit einer privilegierten Partnerschaft würde man ja eine Zusammengehörigkeit demonstrieren, auch davon würde die Türkei erheblich profitieren.
Indem man sie aber zu einem Vollmitglied der EU machen will unterwirft man die Türkei, aber auch die EU definierten Maßstäben, von denen keine Seite so recht weiß wie gut die eigentlich in der Realität funktionieren oder ob die überhaupt erfüllt werden können - und wo mir auch nach wie vor nicht klar ist warum dieses die einzige Möglichkeit sein soll.
Hätte man nie damit angefangen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei ins Gespräch zu bringen müßte man sich jetzt nicht so winden um sie abzulehnen…

Wenn man das Terrorbekämpfungs-Argument als Argument für den Sinn einer EU-Mitgliedschaft heranzieht könnte man gleich noch diskutieren ob nicht Marokko, Tunesien, Ägypten, überhaupt Nordafrika oder auch die ehemaligen Sowjetstaaten in die EU geholt werden sollten.

Sie sind vielleicht überfordert, aber allemal sind sie nicht
informiert und nicht interessiert. Kaum jemand der
Abstimmenden hatte auch nur den leisesten Schimmer, über was
er abstimmte. Kaum jemand in D hat auch nur die blasseste
Ahnung, was in der EU-Verfassung steht. Der Verfassungstext
ist ein Ladenhüter, für den sich der weit überwiegende Teil
der Bevölkerung noch nie interessierte. Abstimmungen wurden zu
Abrechnungen über Lokales. Solche Resultate sind nicht
verwunderlich, wenn man Millionen Menschen über Dinge befinden
läßt, die nicht in einem einfach formulierten Dreizeiler
unterzubringen sind.

Nun leben wir aber in einer Demokratie und da ist das Volk der Souverän. Wenn die Leute nicht ausreichend informiert oder nicht genügend auf Multikulti eingestellt sind ist das entweder ein Vermittlungsproblem seitens der Politik oder ein Fehler im Schulsystem, oder womöglich gar die Quittung dafür daß sich speziell Mitbürger arabischer Herkunft nicht in dem Maße eingliedern wie es nötig wäre um von erfolgreicher Integration zu sprechen.
Es mag schon sein daß auch Bildungsdefizite beim Bildzeitungs-lesenden Proletariat vorherrschen. Nur: es gibt eben nur dieses eine Volk und es hat eben mehrheitlich eine gewisse Sichtweise auf Dinge. Ob es den Parteien, die nun auf bundespolitischer Ebene mit dem Wahlergebnis unzufrieden sind oder den Türkei-in-die-EU-Befürwortern gefällt oder nicht. Ich denke es ist müßig den Fehler einfach nur beim zu dummen Volk zu suchen…

Solcher Prozeß findet überall statt, wo man es schafft, in
Unkenntnis geschürte und zuweilen über Jahrhunderte
entstandene Vorbehalte durch Kontakt aufzubrechen und
abzubauen. Noch unseren Vätern wurde etwas von Erbfeindschaft
gegenüber Frankreich erzählt. Viele Leute glaubten den
hirnrissigen Unsinn, waren sogar bereit, dafür ihre heilen
Knochen oder ihr Leben zu opfern, hatten aber noch nie einen
Franzosen gesehen und sich nie darüber Gedanken gemacht, daß
es auch nur Mütter und Väter sind, die zur Arbeit gehen und
ihre Familien ernähren.

Aber so ist es ja nicht mehr. Nach 2 Weltkriegen hat man gerade in Europa begriffen daß es ein Miteinander geben muß. Deswegen kann man aber trotzdem nicht unterschiedlichste Mentalitäten und wirtschaftliche Entwicklungsstadien unter einen Hut pressen und erwarten daß das schon klappen wird. Insofern bleibe ich immer an dem Punkt hängen: nix gegen eine ganz enge Partnerschaft, aber warum der Zwang - für beide Seiten - sich in ein gemeinsames Werte- und Wirtschaftssystem pressen zu müssen?

Ich glaube sowieso daß sich die Welt und die Gewichtsverteilung, wie wir sie bisher kennen, langfristig verändern wird. Technologischer Fortschritt, Globalisierung, nicht zuletzt der Einfluß von endlichen Rohstoffen (wie z. B. Öl) dürften langfristig dazu führen daß ganz neue Strukturen zustande kommen und die Weltordnung nicht so bleiben wird, wie sie jetzt ist.

Wir haben es von Beginn an nicht einmal versucht. Die Auswahl
der vor Jahrzehnten angeworbenen Menschen erfolgte mit
idiotischen Vorstellungen nach idiotischen Kriterien. Man
hatte die Vorstellung bald wieder abreisender Arbeitskräfte,
um Menschen hat sich keiner geschert.

Es kam aber seitens der Einwanderer auch keine Einsicht daß eine Anpassung an Gepflogenheiten des Gastlandes sinnvoll wäre. Man kann die Schuld hier nicht einfach nur darauf schieben daß wir uns falsch verhalten haben - von der Gegenseite kam auch nix…

Handel ist nicht das erste Problem. Handel treiben wir mit
mehr oder minder großen bürokratischen Hürden mit der ganzen
Welt.

Naja, aber „Geld regiert die Welt“. Über den Handel könnte man sehr wohl Partner an sich binden. Nochmal: eine enge Bindung an die Türkei muß ja nicht zwangsläufig durch die EU-Mitgliedschaft erreicht werden. Wirtschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen oder gemeinsame Ziele kann man auch in anderen Formen der Zusammenarneit darstellen.
Ich sehe einfach das Problem daß die Türkei als arabisches Land eine der Grundideen der EWG/EG/EU, nämlich einen gemeinsamen Wertekanon, endgültig aufsprengen würde.

Es geht an erster Stelle um eine friedenssichernde
Vision. Was uns bisher dazu einfiel, war und ist ein Haufen
Militär, wobei jedes Engagement in finanziellem und
menschlichen Desaster zu enden pflegt und jahrelange Bindung
ohne jede Perspektive nach sich zieht. Dieses Tun kann man
gewiß nicht für tragfähige Zukunftsgestaltung halten. Man muß
sich aber etwas besseres ausdenken und einen Modellfall für
fruchtbare Zusammenarbeit schaffen, die sich nicht in Hökerei
mit irgendwelchen Gegenständen erschöpft.

Weil das bisherige Handeln nicht von fairem Verhalten zum beiderseitigen Nutzen bestimmt war, sondern insgeheim doch immer nur der eigene Vorteil die eigentliche Antriebsfeder war. DAvon muß man in der Tat Abstand nehmen. Aber hängt das wirklich in diesem Fall ander Frage der EU-Mitgliedschaft? Ich denke eben nicht - aber da beginnen wir uns jetzt im Kreis zu drehen.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Hätte man nie damit angefangen eine EU-Mitgliedschaft der
Türkei ins Gespräch zu bringen müßte man sich jetzt nicht so
winden um sie abzulehnen…

die Türkei hat sich bereits vor über 40 Jahren der EG angenähert und bereits 1987 den ersten Aufnahmeantrag gestellt, der abgelehnt wurde. Es ist also nicht die EU, die sich aufdrängt, sondern die Türkei, die reinwill.

Nun leben wir aber in einer Demokratie und da ist das Volk der
Souverän. Wenn die Leute nicht ausreichend informiert oder
nicht genügend auf Multikulti eingestellt sind ist das
entweder ein Vermittlungsproblem seitens der Politik oder ein
Fehler im Schulsystem,

Oder aber die Leute interessieren sich für bestimmte Dinge nicht genug, um sich zu informieren, was sie aber nicht davon abhält, sich eine Meinung zu bilden/BILDen zu lassen.

Dieses Problem zieht sich durch alle Fach- und Politikgebiete: Meinung immer, Ahnung nur, wenn es ich nicht vermeiden läßt. Informationen sind heute so leicht, so umfänglich und so vielfältig verfügbar wie noch nie zuvor in der Menscheitsgeschichte – und gerade bei politischen Themen in nahezu jeder denkbaren Sprache. Und dennoch – so behaupte ich - war die breite Bevölkerung in den letzten 60 Jahren nie so ungebildet war wie heute.

Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen oder gemeinsame Ziele
kann man auch in anderen Formen der Zusammenarneit darstellen.
Ich sehe einfach das Problem daß die Türkei als arabisches
Land eine der Grundideen der EWG/EG/EU, nämlich einen
gemeinsamen Wertekanon, endgültig aufsprengen würde.

Einen gemeinsamen Wertecanon kann ich schon im Europa der 50er, 60er, 70er oder 80er nicht erkennen. Ein Niederländer hat mit einem Sizilianer sicherlich weniger gemein, als ein Grieche mit einem Türken.

Gruß,
Christian

Hallo,

die Türkei hat sich bereits vor über 40 Jahren der EG
angenähert und bereits 1987 den ersten Aufnahmeantrag
gestellt, der abgelehnt wurde. Es ist also nicht die EU, die
sich aufdrängt, sondern die Türkei, die reinwill.

Schon klar, aber es sind die europäischen Politiker, die dem Ansinnen kein eindeutiges Nein entgegen setzen, sondern herumeiern und diskutieren obwohl klar ist daß die Bevölkerung hier in großer Mehrheit keinen Beitritt der Türkei wünscht. Als Türkei würde ich da auch denken: dranbleiben, vielleicht krieg’ ich sie rum…

Oder aber die Leute interessieren sich für bestimmte Dinge
nicht genug, um sich zu informieren, was sie aber nicht davon
abhält, sich eine Meinung zu bilden/BILDen zu lassen.

Dieses Problem zieht sich durch alle Fach- und Politikgebiete:
Meinung immer, Ahnung nur, wenn es ich nicht vermeiden läßt.
Informationen sind heute so leicht, so umfänglich und so
vielfältig verfügbar wie noch nie zuvor in der
Menscheitsgeschichte – und gerade bei politischen Themen in
nahezu jeder denkbaren Sprache. Und dennoch – so behaupte ich

  • war die breite Bevölkerung in den letzten 60 Jahren nie so
    ungebildet war wie heute.

Ich sehe das weniger negativ und denke eher daß die Leute heute wesentlich umfangreicher, dafür aber in den meisten Dingen oberflächlicher informiert sind. Die Welt hat sich in den letzten 60 Jahren viel stärker verändert als in irgendeiner anderen Zeitperiode dieser Dauer in früheren Jahrhunderten.
Um im heutigen Lebensumfeld klarzukommen muß man ein viel breiteres und sich viel schneller veränderndes Wissensspektrum abdecken können…

Einen gemeinsamen Wertecanon kann ich schon im Europa der
50er, 60er, 70er oder 80er nicht erkennen. Ein Niederländer
hat mit einem Sizilianer sicherlich weniger gemein, als ein
Grieche mit einem Türken.

Die ursprünglichen Länder sind - wenn wir das mal so nennen wollen - alle aus der christlich abendländischen Kultur hervorgegangen. Mag der Holländer auch seinen Gouda und der Grieche lieber Feta essen, so ist da doch irgendwo eine gemeinsame weltanschauliche Grundlage bei den Volksgruppen gegeben.
Diese vergleichbare, meinetwegen aus religiösen Wurzeln hervorgegangene, Weltanschauung kann ich aber nicht mehr erkennen wenn ein arabischer Staat Mitglied der EU wird.

Ich denke daß sich gerade am Beispiel der Türkei vor allem eine Frage stellt: Was will die EU künftig sein? Soll da eine - halbwegs ähnliche - Kultur und Werte bewahrt werden - oder ist das kein primäres Ziel mehr?
Geht es um Wirtschaftswachstum - wenn ja zu wessen Nutzen und auf wessen Kosten?
Geht es um eine europäische Gemeinschaft, die sich nach dem Zerfall früherer Großmächte als neue starke Kraft in der Welt definieren möchte?

Gruß,

MecFleih