Hallo Anker,
natürlich gibt es auch Regeln, das ist der Hauptstreitpunkt bei den europäischen Gesprächen. Der andere Hauptstreitpunkt ist, woher genau die Finanzierung kommen soll (allgemeiner Haushalt der reicheren Länder, Beteiligung der Banken, usw.).
So, jetzt zu den Regeln, am Beispiel Griechenland (es gäbe noch andere, wie z.B. Irland, aber Griechenland ist am einfachsten zu erklären): Griechenland ist also vor ca. 5 Monaten zahlungsunfähig geworden. Kann ja jedem mal passieren, nur besonders blöd im Fall eines Staates. Ganz nebenbei, auch die USA wären vor einem Monat fast zahlungsunfähig geworden, haben aber dann doch sich selbst erlaubt, mehr Schulden aufzunehmen, als sie jemals abzahlen können. Im Falle von Griechenland ist das schon längst zu spät, niemand gibt diesem Land mehr Kredite. Das beschlossene Rettungspaket sieht vor, ähnlich wie bei einer Unternehmehnszahlungsunfähigkeit, dass das Land nun nicht mehr selbst über seine Finanzen bestimmen darf. Da wacht jetzt die EU drüber. Also die grösstmögliche Kontrolle innerhalb einer Souveränität. Und ausserdem hat sich Griechenland verpflichtet alle seine Schulden zurückzuzahlen, eben erst in 30 Jahren, und nicht schon in 5, wie eigentlich geplant. In dieser Zeit müssen die Griechen sehr strenge Regeln einhalten, die dem Volk sehr weh tun, z.B. eine enorme Kürzung bei den Rentenzahlungen, keine Neueinstellungen auf Beamtenseite, usw. Daher nun die Proteste, die ständig in den Medien sind. Stell Dir vor, Fr. Merkel hätte die Finanzlage Deutschlands verbockt, und Deine Eltern/Grosseltern erhielten daher nun 60% weniger Rente. Schöne Sch…
Der griechische Staat erhält das Geld aus dem Rettungspaket auch erst Stück für Stück, und immer erst dann, wenn die jeweilig beschlossenen einzuhaltenden Regeln auch nachweislich eingehalten wurden. Würden sie das nicht tun, gäb es auch kein neues Geld mehr, und der Staat wäre innerhalb von 24h pleite.
Man kann über das Rettungspaket denken, was man will. Einige sagen, das wäre übertrieben, sozusagen selber schuld, andere sagen, immer noch zu wenig, wir sitzen ja alle im gleichen Boot. Einige sagen, Deutschland zahlt zu viel, andere sagen, Deutschland redet zu viel.
Eins jedenfalls ist sicher: Die unterstützten Länder freuen sich nicht besonders über die Hilfe, da diese mit sehr harten Sparmassnahmen und einer sehr hohen Fremdabhängigkeit in den finanzpolitischen Entscheidungen einherkommt. Und nur die Länder, die wirklich keinen anderen Weg sehen, beantragen diese auch. Hoffen wir, dass es wenige bleiben.
Liebe Grüsse,
Manuel