Eure Einschätzung zu Chancen auf Arbeitsmarkt

Hallo,

Eine jetzt 30 jährige Person hat eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, danach 3 Jahre in dem Beruf gearbeitet und sich dann selbstständig gemacht (Handel/Onlinehandel). Die Selbstständigkeit läuft gute 7 Jahre. Wie würdet ihr die Chancen bei einer möglichen Jobsuche im alten Job (Industriekaufmann) im Vergleich zu „normalen“ Mitbewerbern sehen (Also Personen, die die 7 Jahre im Angestelltenverhältnis tätig waren).
Es soll hier nur um die grundsätzliche Einschätzung des Arbeitgebers gehen. Also wird die Selbstständigkeit wohl als

  • positiv
  • neutral
  • negativ
    gesehen?

Das kann pauschal kaum beantwortet werden.

Beispielsweise ist für die Einschätzung relevant, warum die Selbstständigkeit aufgegeben wird. Weiterhin wäre relevant, um welche Stelle es geht. Wenn du dich beispielsweise auf eine Teamleiterstelle bewirbst ist „Selbstständigkeit mit Angestellten“ sehr positiv. Bewirbst du dich auf eine normale Position als einfacher Mitarbeiter kann es sein, dass man die Selbstständigkeit eher negativ einschätzt. So einfach ist das also nicht.

Ist abhängig davon, wo denn dein Arbeitsmarkt liegt und wie hoch die Nachfrage nach Industriekaufleute ist.

Hi!

Es wäre nicht ganz unerheblich, in welchem Bereich die Stelle angesiedelt ist und was genau die Selbstständigkeit beinhaltete.
Einkauf, Verkauf, Buchhaltung, Personalwesen, PR …

VG
Guido

„Den“ job als Industriekaufmann gibt es ja nicht. Sondern ein Industriekaufmann ist normalerweise in einem betrieblichen Funktionsbereich eingesetzt, z.B.

  • als Sachbearbeiter Vertriebsinnendienst
  • als Einkäufer
  • als Anlagenbuchhalter

oder ähnlich.

In jeder dieser Funktionen zählt die Berufs- und Branchenerfahrung viel mehr als die formale Qualifikation. Deswegen zählt für einen potentiellen Arbeitgeber mit Sicherheit hauptsächlich, was du in den letzten Jahren gemacht hast, in welchem Bereich des Onlinehandels du tätig warst, welche Sortimentskenntnisse du hast, welche Software du beherrschst und wieweit du Kontakte in der und Kenntnisse über die Branche hast.

Ob du diese Erfahrung als Selbständiger oder Angestellter erworben hast, ist sicher zweitrangig.

Ich denke auch, dass der Bereich, in dem die Person arbeiten will, wichtig ist. Sie wird die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen für die Stelle mitbringen müssen und muss letztlich auch in das bestehende Team passen und den Job wirklich wollen. Wenn sie schlüssig erklären kann, warum sie sieben Jahre lang selbstständig war und das jetzt auf einmal nicht mehr will, könnte sie schon Chancen haben. Zumindest sollte dann die Selbstständigkeit nicht als negativ gewertet werden.

Eher negativ. Dies wird aber niemand offen sagen.

Darf ich fragen wieso negativ. Was spielt da eine Rolle?

In Deutschland und einigen anderen Ländern gilt die Rückkehr einer Person von der Selbstständigkeit in ein Arbeitnehmerverhältnis als eine gescheiterte Existenz. Und der Rückkehrer kann sich nicht mehr unter- noch einordnen, hat die Teamarbeit verlernt, hat Mangel an Pünktlichkeit etc.

Analog dazu kann man einen Schufaeintrag sehen: keine Kredite, keine Verträge, Kündigung des Bankkontos etc.

In z.B. den USA wird dies anders gesehen: er hat halt mal Pech gehabt im Leben - geben wir ihm eine neue Chance.

Was für ein Blödsinn …

Für diese an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen hast du sicher auch eine anerkannte Quelle, oder?

Das ist pauschal eine so unfassbar dämliche Aussage, dass es echt nur Kopfschütteln bei Leuten hervorrufen kann, die in Personalverantwortung stehen und mit der Einstellung von qualifizierten Mitarbeitern zu tun haben …

Bei einer Einstellung eine Schufa-Auskunft?
Wo lebst du denn?

In den Staaten bekommt so ziemliche JEDER eine Chance, da man Dinge wie Arbeitsrecht nicht kennt und jeden (!), den man einstellt auch jederzeit (!) ohne Grund (!) wieder feuern kann.

Man, man ,man …

Wo ich lebe?
Hier und heute.
Bei meinem Arbeitgeber wird von jeder Person und noch so kleinem Job (8,50 Euro, 450-Euro-Job etc., egal ob Kraftfahrer oder Putzfrau, eine Schufa-Auskunft, ein pol. Führungszeugnis sowie ein Punkteauszug aus Flensburg verlangt.
Mann, Mann, Mann Guido, wo lebst Du denn?

In einem Staat, in dem das weder erlaubt noch üblich ist.

Wer es mit sich machen lässt …

1 Like

Ich würde mit vielen Fragen von Seiten des Arbeitgebers rechnen und mich darauf einstellen. Zwar hast du sieben Jahre lang selbständig gearbeitet, aber warum willst du jetzt zurück in deinen alten Job? Wirst du eine längere Einarbeitungszeit benötigen, um das Fachwissen erneut aufzufrischen? Wo doch andere erst kürzlich zuvor in diesem Beruf arbeiteten? Du solltest dir das alles gut überlegen und dich dann aber konsequent dafür einsetzen.

Ich sehe das auch positiv. Wie der Arbeitgeber darauf reagieren wird, kann man allerdings nicht sagen. Daher solltest du dich bei vielen möglichen Arbeitgebern bewerben.

Nicht, wie wir das sehen, sondern wie der mögliche Arbeitgeber das sehen wird, ist wichtig. Und das kann unterschiedlich ausfallen. Bereite dich daher auf mögliche Fragen mit guten Argumenten vor.