Euro-Szenarien - qualified guess gesucht

Hallo!

Zwei übergeordnete Szenarien zum Umgang mit dem Euro zeichnen sich ab:

1.) Deutschland steigt aus dem Euro aus / der Euro wird „desintegriert“.
Es gibt entweder einen „Nord-Euro“ für einigermassen gleich starke Länder oder jeder führt wieder seine lokale Währung ein.

2.) Die Euro-Zone wird saniert unter der Verwendung von Geldmitteln der wenigen starken Partnerstaaten.

Was würde das jeweilige Szenario die Deutschen kosten?

Wäre eine drastische Kurssteigerung des Nord-Euro bzw. der neuen D-Mark und eine evtl. daraus folgende weltweite Depression längerfristig ein größeres Problem, als ein durch wenige Euroländer künstlich gestützter Euro?

Was wäre bei 2.) eine realistische Ausfallquote für die Garantien / Kredite an die Empfängerländer?

Es müsste doch bei Banke, Think Tanks und auch den betroffenen deutschen Ministerien solche Planspiele geben. Vielleicht weiß ja jemand etwas…

Gruß,
M.

Hallo,

2.) Die Euro-Zone wird saniert unter der Verwendung von
Geldmitteln der wenigen starken Partnerstaaten.

es gibt keine starken EU(ro)-Staaten von nennenswerter Größe. Eine Sanierung (d.h. Schuldenübernahme) der Krisenstaaten würde die Verschuldung Frankreichs und Deutschlands so nach oben treiben, daß es mit der guten Bonität (die ohnehin nur noch ein Mythos ist) vorbei wäre.

Wäre eine drastische Kurssteigerung des Nord-Euro bzw. der
neuen D-Mark und eine evtl. daraus folgende weltweite
Depression längerfristig ein größeres Problem, als ein durch
wenige Euroländer künstlich gestützter Euro?

Auch wenn das Problem der starken Währung schon zu D-Mark-Zeiten fleißig diskutiert wurde, läßt sich eine Korrelation von Außenwert und Wirtschaftswachstum zumindest für Deutschland nicht feststellen.

Dieses Damoklesschwert ist m.E. insofern eine Schimäre.

Es müsste doch bei Banke, Think Tanks und auch den betroffenen
deutschen Ministerien solche Planspiele geben. Vielleicht weiß
ja jemand etwas…

http://www.welt.de/finanzen/article106587039/Investo…
http://www.welt.de/finanzen/article106640828/Pimco-w…

Das ist das weitaus realistischere Szenario: die Anleger bekommen spitz, daß auch Deutschland eine zu hohe Verschuldung im Verhältnis zum Cashflow der öffentlichen Haushalte hat und ziehen ihr Geld ab bzw. verlangen höhere Renditen. Dann wird es ziemlich ungemütlich, weil keiner mehr da ist, der helfen kann.

Wobei Hilfe… ESM und EFSM und IWF haben ja nicht geholfen. Kein Land hat aufgrund der Hilfen einen Euro weniger Schulden. Sie haben nur eine andere Gläubigerstruktur.

Gruß
C.

Auch wenn das Problem der starken Währung schon zu
D-Mark-Zeiten fleißig diskutiert wurde, läßt sich eine
Korrelation von Außenwert und Wirtschaftswachstum zumindest
für Deutschland nicht feststellen.

Komisch dass dann immer gefordert wird, dass Griechenland nur ohne Euro und mit einer massiv abgewerteten Währung wieder wettbewerbsfähig werden könne…

Eine Chimäre?

Komisch dass dann immer gefordert wird, dass Griechenland nur
ohne Euro und mit einer massiv abgewerteten Währung wieder
wettbewerbsfähig werden könne…

  1. Es ist nicht alles richtig, was gefordert wird.
  2. Ich schrieb über Deutschland und nicht über Griechenland. Es könnte ja sein, daß Deutschland eine andere Exportstruktur hat als Griechenland und bspw. seine Produkte nicht primär über den Preis, sondern über die Qualität verkauft.
  3. Es gab Jahre, in denen die D-Mark ggü. dem Dollar knapp 25% zulegte und die Wirtschaft in den Folgejahren nicht schwächer, sondern sogar stärker wuchs als in den Vorjahren.

Hallo!

Es gibt entweder einen „Nord-Euro“ für einigermassen gleich
starke Länder…

Was auch immer „gleich stark“ heißen soll. Ich nehme an, du meinst die Staatsverschuldung, die ja wohl das Problem ist. Behielten nur die starken Staaten den Euro, also die mit niedriger Verschuldung, bestünde der Euro-Raum aus Estland, Finnland und Luxemburg. Alle anderen Länder sind bis über die Halskrause verschuldet und scheren sich schon lange einen Scheissdreck um das Maastricht-Kriterium mit den max. 60 % des BIP. Schon allein deshalb kann ich nicht nachvollziehen, warum noch irgendjemand beim Wort Schuldenbremse zuhört. Ist unglaubwürdig.

Die Staatsverschuldung ist in vielen Ländern ein Problem. So ist die immer noch stetig steigende Verschuldung der öffentlichen Haushalte bei uns in Deutschland ein ungelöstes Problem. Im Grundgesetz gab es schon immer eine Schuldenbremse dergestalt, dass die Neuverschuldung nicht höher als die Summe der Investitionen sein darf. Es gab aber regelmäßig genutzte Schlupflöcher, so dass die Schuldenbremse nie wirkte, was für die zwischenzeitlich erfolgten Nachbesserungen ebenfalls zu erwarten ist. Mit anderen Worten: Wir sind im Begriff, unser Gemeinwesen finanziell an die Wand zu fahren. Das war zu DM-Zeiten so, hat sich mit dem Euro nicht geändert und ist offenkundig ein Vorgang, der mit der augenblicklich geltenden Währung herzlich wenig zu tun hat.

Seit ein paar Jahren haben wir großes Glück: Es gibt die Griechen, denen man Korruption, geschönte Zahlen und Misswirtschaft vorwerfen kann. Und dieser Winzling Griechenland ist es jetzt, der den riesigen Euro-Raum finanziell ins Wanken bringt. Ja, geht’s noch? Dieser irre gewordene Blick nach Griechenland führt jetzt zu Raus-aus-dem-Euro-Rufen. Der Euro ist aber nicht unser Problem. Unsere Schulden sind das Problem! Diese Schulden sind nun mal da und sie werden mit einer anderen Währung nicht kleiner.

Im Moment ist Deutschland der Einäugige unter den Blinden. Bevor Anleger ihr Geld in Länder investieren, die ins Gerede gekommen sind und bevor sie gar nicht mehr wissen, wohin mit der Kohle, geben sie Deutschland Kredit. Das Spiel geht so lange gut, bis die Leute mitbekommen, dass in Deutschland schon lange keiner mehr darüber nachdenkt, wie man die Schulden außer durch Inflation je wieder los wird. Im Moment gibt es sogar noch Leute, die langfristige Verträge über kapitalgedeckte Altersversorgungen abschließen. Ich prognostiziere: Das eingezahlte Geld wird zum großen Teil futsch sein und zwar ganz unabhängig von der Währung, weil der Fiskus auf Inflation und über kurz oder lang auf den großen Crash der Währung angewiesen ist.

Und jetzt mach mal 'ne neue Baustelle auf, indem eine neue Währung eingeführt wird. Weniger zielführend geht es kaum noch. Oder was ist das Ziel?

Zum Schluss noch dies: Manche Leute denken, machen wir in D unser eigenes Ding und sollen die anderen sehen, wie sie zurecht kommen. Dabei wird aber vergessen oder verdrängt, dass die anderen Staaten unsere Kunden und Lieferanten sind, ohne die wir ganz dumm dastehen.

Gruß
Wolfgang

hallo wolfgang dreyer,

ein kurzer einwurf zur präzisierung:
es handelt sich insgesamt nicht um eine staatskrise bzw staatsschuldenkrise sondern um eine bankenkrise in allen ländern.

mkm

Eine Sanierung (d.h. Schuldenübernahme) der Krisenstaaten
würde die Verschuldung Frankreichs und Deutschlands so nach
oben treiben, daß es mit der guten Bonität (die ohnehin nur
noch ein Mythos ist) vorbei wäre.

Hallo,
vielleicht ein Vorteil, weil das auch ein Weg waere, die Umverteilung von Deutschland in die Suedlaender dann hinterher zu stoppen, und wieder Frieden in die EU einkehren koennte. Gleicher Zins fuer alle. Das ist auch das angestrebte Ziel mit Eurobonds.

Anleger…ziehen ihr Geld ab bzw. verlangen höhere Renditen. Dann wird es ziemlich ungemütlich, weil keiner mehr da ist, der helfen kann.

Warum soll da jemand helfen. Frueher hatte Italien mal 16 Prozent Zins gezahlt und Deutschland 010 Prozent. Ja, 10 Prozent Bundesanleihen, den Jungen muss man das sagen, gab es in Milliardenumfang. Damals hat der Staat ueberlebt.

Falls das doch problematisch sein sollte, heute im Gegensatz zu frueher, liegt es jedenfalls nicht am Zinssatz. Das mit dem Zinssatz wollen sie uns dem Wahlvieh nur eintrichtern.
Gruss Helmut

Staatsverschuldung, die ja wohl das Problem ist.

Nö,
nur ein Symptom. Und dass es Griechenland oder die Banken zuerst trifft, auch ein Symptom. Zur Ursachensuche sollte man Fabian gib mir die Welt plus fuenf Prozent kennen.
Gruss Helmut

Gleicher Zins fuer alle. Das ist auch das angestrebte Ziel mit
Eurobonds.

Gleicher Zins für ungleiche Risiken? Das hat zu lange funktioniert und ist eine Ursache des Problems.

Anleger…ziehen ihr Geld ab bzw. verlangen höhere Renditen. Dann wird es ziemlich ungemütlich, weil keiner mehr da ist, der helfen kann.

Warum soll da jemand helfen. Frueher hatte Italien mal 16
Prozent Zins gezahlt und Deutschland 010 Prozent. Ja, 10
Prozent Bundesanleihen, den Jungen muss man das sagen, gab es
in Milliardenumfang. Damals hat der Staat ueberlebt.

Das ist über 30 Jahre her; damals war die Schuldenlast deutlich niedriger als heute - relativ und absolut.

Falls das doch problematisch sein sollte, heute im Gegensatz
zu frueher, liegt es jedenfalls nicht am Zinssatz. Das mit dem
Zinssatz wollen sie uns dem Wahlvieh nur eintrichtern.

Keine Ahnung, was das Wahlvieh meint. Dazu zähle ich mich nicht, sondern eher zu denen, die qua Beruf und Ausbildung ein bißchen mehr mit Volkswirtschaft, Geldtheorie und Marktgeschehen zu tun haben als andere.

Hallo, Mathias, und gleich schon mal здравствуй :smile:,
wenn alle Stricke reißen, könnte Deutschland immer noch die Reißleine ziehen (schöner Kalauer!) und sich mit Russland zusammentun. Russland ist zwar ärmer, aber dort geht noch etwas, deutsche Qualität usw. ist gefragt, und der Schröder könnte uns ja auch alles vermitteln.
(Fast) kein Witz!
Gruß
Sepp

Hallo,
hier mal ein sehr lesenswerter Link (gefunden beim IFO-Institut) zu dem ganzen Irrsinn:

http://www.matthiaselbers.de/docs/Das-Euro-Desaster.pdf

schon etwas älter…

http://www.alpenparlament.tv/playlist/495-und-wenn-u…

oh… habe gerade über Franz Hörmann recherchiert…
die Reportage klingt zwar sehr glaubhaft - allerdings ist er in seiner Person doch fragwürdig…

http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/72896…