Hallo!
Aber wir haben natürlich nicht nur
Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen…
Exportorientierte mitteleuropäische Unternehmen können i. d. R. nicht über den niedrigen Preis verkaufen. Einfach nur billig mag für Hersteller in Bangladesh ein taugliches Rezept sein, bei hiesigen Produzenten ist solches Vorhaben Managementversagen.
auch damit lassen sich langfristig keine Monopolpreise durchsetzen…
Preise orientieren sich u. a. am Kundennutzen.
Außerdem muss ein Einkäufer nicht zur Konkurrenz gehen, wenn es sein :Budget :überschreitet, sondern er kann auch ganz auf eine Anschaffung verzichten,
wenn es sich für ihn nicht lohnt…
Dann läuft etwas in der Preisgestaltung schief. Wer ein bestimmtes Marktsegment/eine bestimmte Käuferschicht bedienen möchte, muss sich an deren Bedarf und Nutzen orientieren. Auch mit noch so harten Alleinstellungsmerkmalen setzt der Kundennutzen Grenzen bei der Preisfindung.
Mir als Heimwerker, der in seinem ganzen Leben vielleicht insgesamt 15
Minuten eine Bohrmaschine (oder ein beliebiges anderes Gerät)
laufen hat …
Diese Zielgruppe kauft Maschinen im zweistelligen Euro-Bereich aus dem Baumarkt. Die dort gehandelten Waren stammen in aller Regel nicht aus Mitteleuropa. Ein Heimwerker kauft ein Multimeter in der Blisterpackung für einen Zehner und für € 1,95 einen Phasenprüfer. Ein professioneller Nutzer beschafft ein Multimeter von Fluke für 500 € oder auch deutlich mehr und als Spannungsprüfer einen Duspol von Benning für 85 €. Und das sind noch die ganz billigen Sachen. Oft genug geht es bei gewerblicher Nutzung um Gegenstände für 4- oder 5stellige, zuweilen auch 6stellige Preise. Ein professioneller Nutzer, dessen Gerätschaften zuverlässig funktionieren müssen, weil jeder Ausfall Stillstand bedeutet und viel Geld kostet, kauft nichts von Li Wu Ltd. aus Shenghzen, egal wie billig der sein Zeug anbietet. Dessen Fräsmaschinen gibt es zwar für Schenkpreise, nur nützt das nichts, wenn die Sachen einfach nichts taugen. Man produziert damit Ausschuss und Ausfallzeiten. .
… ist es zum Beispiel relativ Bockwurst, ob es da
eine gibt, die nach 100 Stunden Einsatz noch top läuft aber
zehnmal soviel in der Anschaffung kostet.
Wenn du aber täglich stundenlang auf ein Auto angewiesen wärst und im Laufe von 100 Betriebsstunden fallen Lenkung, Bremse und Motor aus, hielte sich deine Begeisterung vermutlich in Grenzen. Es geht bei Industrieprodukten eben nicht nur darum, alle Jubeljahre mal einen Dübel zum Aufhängen eines Wandkalenders zu setzen. Für solche Fälle mögen die Billigprodukte ihren Zweck erfüllen, aber aus den Niedrigpreissegmenten hat sich die Industrie Mitteleuropas weitgehend verabschiedet.
Wer in Deutschland versucht, mit seinen lohnintensiven Produkten fernöstlichen Herstellern Konkurrenz zu machen (solche Amateure gibt es tatsächlich), hat elementare Zusammenhänge der weltweiten Arbeitsteilung nicht begriffen. Hersteller in Anatolien oder Fernost sind wichtige Partner (sofern man eigenes Personal vor Ort hat) für Dinge, die wir hierzulande aus Kostengründen nicht machen können. Aber sie sind für hiesige Produkte i. d. R. keine Wettbewerber. Es sind entweder stringent kontrollierte Zulieferer oder Lieferanten für von hiesigen Herstellern nicht bedienten Marktsegmenten.
Aus dem Nähkästchen: Es ging um eine Bohrung 13 mm Durchmesser in Stahl. Zur Verfügung stand eine Bohrmaschine, gerade erst im Baumarkt für 29,95 € erstanden, elektronische Drehzahlverstellung und 1000 W (boah ey!). Der 13 mm -Bohrer wird in das hakelig klapprige Zahnkranzbohrfutter gespannt und los geht’s. Wegen des großen Bohrerdurchmessers wird eine niedrige Drehzahl eingestellt. Aber dabei bringt die Maschine kaum Drehmoment, bleibt stehen, wird nach kurzer Zeit ziemlich warm und riecht verdächtig. Na gut, also höhere Drehzahl. Die Maschine heult los, natürlich viel zu schnell, der Bohrer glüht und ist hinüber. Macht nix, kostete im Baumarkt nur kleines Geld. Die inzwischen überhaupt nicht mehr vertrauenerweckend riechende und unangenehm heiße Maschine wird beiseite gelegt.
Jetzt kommt jemand mit seiner inzwischen über 40 Jahre alten Bohrmaschine von Fein daher. Die Maschine wiegt ein Mehrfaches des China-Heulers und hat lt. Typenschild nur 300 W. Sie hat ein Schnellspannfutter, das den Bohrer in Industriequalität (kostet fast den Preis einer China-Bohrmaschine samt Bohrersatz) fest packt. Die Maschine dreht langsam und seidenweich, aber mit riesigem Drehmoment. Keine Minute später ist die Bohrung erledigt.
Kürzlich wurde ein Ersatzteil für die betagte Maschine gebraucht. Auf der Homepage des Herstellers war der alte Typ gar nicht mehr aufgeführt. Also dort angerufen … ja natürlich hätte man noch Teile, aber die Sachen stammen aus Zeiten ohne EDV, man müsste in Papieren und Listen suchen und versprach Rückruf. Der Rückruf kam, das Teil wurde bestellt und geliefert. Versuche das mal bei einem chinesischen Lieferanten nicht etwa nach 40 Jahren (geht ja nicht, damals war Mao noch auf dem großen Sprung), sondern 40 Tage nach Lieferung. Kannste vergessen.
Deshalb ist Baumarktware aus China keine Konkurrenz für hiesige Produkte.
Gruß
Wolfgang