EURO und deutsche Exporte

Hallo,

immer wieder höre und lese ich, dass die deutsche Exportwirtschaft vom EURO oder jedenfalls von seiner Schwäche profitiert und dass der niedrige EURO-Kurs den deutschen Exporteuren den Absatz ihrer Produkte im Nicht-EURO-Raum entscheidend erleichtert.

Ist das so?

Man könnte ja auch versuchen, gute Produkte zu akzeptablen Preisen auf den Markt zu bringen um auf diese Weise unabhängig vom jeweiligen EURO-Kurs wettbewerbsfähig zu werden.

Außerdem müssen auch Exporteure Rohstoffe oder irgendwelche Vorprodukte importieren, um produzieren und exportieren zu können. Und diese Importe verteuern sich doch bei sinkendem EURO-Kurs. Oder?

Was meinen die Experten?

Freundliche Grüße

myrtillus

Servus,

welchen Einfluss hier die Preise haben, lässt sich nur sehr vage bestimmen - man kann eigentlich nur sagen, dass dieser Einfluss größer Null ist.

Dass es auch mit einer „teuren“ Währung möglich ist, Überschüsse im Außenhandel zu erzielen, kann man sich am Beispiel der CH anschauen.

Ob die deutschen Ausfuhren mit einer stärkeren Währung (und vor allem ohne gemeinsame Währung mit einigen seiner wichtigsten Handelspartner) eher dramatisch oder eher marginal ab- und die Einfuhren zunähmen, lässt sich nur mit vielen Annahmen schätzen. Deswegen gibt es dazu auch so viele Meinungen.

Schöne Grüße

MM

Also ich weiß von einem deutschen Maschinenbauer, für den sich die Preise extrem verteuert haben (um ca. 20 %), weil er als Vorleistung auf Importe von außerhalb der Eurozone angewiesen ist!

F.

Servus,

die Preise von was?

Und in welchem Zeitraum?

Und was war im gleichen Zeitraum mit seinen Verkaufspreisen und mit seinem Umsatz? Inland - Gemeinschaftsgebiet - Drittländer?

Und welche Auswirkung hatte das alles auf sein Unternehmen?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

immer wieder höre und lese ich, dass die deutsche Exportwirtschaft vom EURO oder jedenfalls von seiner Schwäche profitiert und dass der niedrige EURO-Kurs den deutschen Exporteuren den Absatz ihrer Produkte im Nicht-EURO-Raum entscheidend erleichtert.
Ist das so?

Man könnte ja auch versuchen, gute Produkte zu akzeptablen Preisen auf den Markt zu bringen um auf diese Weise unabhängig vom jeweiligen EURO-Kurs wettbewerbsfähig zu werden.

Der Käufer in der Nicht-Euro-Zone rechnet nunmal in seiner Währung. Da kann der deutsche Unternehmen akzeptable Preise kalkulieren wie er will. Wenn sich der Kurs ändert, ändert sich der Preis für den Käufer.

Außerdem müssen auch Exporteure Rohstoffe oder irgendwelche Vorprodukte importieren, um produzieren und exportieren zu können. Und diese Importe verteuern sich doch bei sinkendem EURO-Kurs. Oder?

Ja, aber solange mal aus den Vorprodukten etwas höherwertiges macht, dass dann auch zu einem höheren Preis verkauft werden kann, sollte das kein Problem sein.

Was meinen die Experten?

Kommt immer auf das Modell, den Betrachtungszeitraum und natürlich die Kundenstruktur eines Unternehmens an.

Grüße

Hallo!

Man könnte ja auch versuchen, gute Produkte zu akzeptablen Preisen auf den Markt zu :bringen um auf diese Weise unabhängig vom jeweiligen EURO-Kurs wettbewerbsfähig :zu werden.

Der Preis einer Ware ist nur eines unter vielen Kriterien, die zur Kaufentscheidung führen. Erzeugnisse aus hiesiger Produktion werden i. d. R. nicht gekauft, weil sie so schön billig sind. Bei deutschen Exporten geht es vorzugsweise nicht um über den Preis verramschte Ware. Wenn etwa die Mecklenburger Metallguss GmbH einen Schiffspropeller verkauft, hat der Kunde am Weltmarkt nicht viel Auswahl unter Lieferanten, die so ein Riesenteil in gewünschter Qualität und Effizienz herstellen können.

Aus dem Nähkästchen: Ich kenne jemanden ziemlich gut, dem kam mal einer der Einkäufer eines Konzerns auf die dumme Tour, versuchte zu feilschen und inakzeptable Zahlungsziele durchzusetzen. Es war es wohl gewohnt, dass die Lieferanten schon bei Nennung des Firmennamens vor Ehrfurcht versinken und alles akzeptieren. Man brüskiert ja keinen Kunden gerne, aber als der Einkäufer penetrant wurde, bekam er zu hören, dass eine Lieferung zu seinen Bedingungen nicht stattfinden wird und ja, das sei das letzte Wort. Der Einkäufer reagierte pampig und drohte an, sich dann eben an Konkurrenten zu wenden. Was der Einkäufer aber nicht wusste und ihm wohl erst von den Bedarfsträgern in seinem Unternehmen verklickert werden musste: Produkt mit viel Know-how in Alleinstellung ohne vergleichbare Wettbewerber. So meldete er sich nach einigen Tagen zurück, akzeptierte die Zahlungsbedingungen und benahm sich ganz zahm. Merke: Hast du ein Monopol, geht’s dir wohl :smile:

Es gibt auf allen Gebieten Spezialitätenhersteller, deren Produkte man haben will und dann auch den angemessenen Preis zu bezahlen hat, jedenfalls wegen ein paar Prozent aufgrund von Währungsparitäten nicht zucken sollte. Davon lebt die exportorientierte Wirtschaft und nicht von beliebig austauschbaren Biligheimern. Dabei geht es oft um anspruchsvolle Produkte, zuweilen auch um vermeintlich simple Dinge, aber in einer Qualität, nach der sich Kenner alle Finger lecken. Eines von vielen Beispielen ist ein Holzklüpfel , Banausen würden Holzhammer dazu sagen. Billiges Zeug gibt es für den Gegenwert einer Schachtel Zigaretten, aber für einen Klüpfel von Ulmia muss man an die 30 € hinlegen. Wer einmal das hochwertige Werkzeug in der Hand hatte, nimmt das billige Ding nicht mal geschenkt. Ein Messgerät von Rohde & Schwarz oder eine Bohrsäule von Alzmetal erzielen nach 30 Jahren Dauereinsatz noch Preise, für die man ein Dutzend nagelneuer Instrumente und Maschinen aus China bekommt. So ähnlich ist es mit Autos, Maschinen und Erzeugnissen aller Art; die Verkaufschancen hängen nicht an ein paar Euro mehr oder weniger, sondern an Alleinstellungsmerkmalen, Anwendungskenntnis mit fachkundiger Beratung, Qualität, Liefertreue und langfristig gesichertem Service.

Gruß
Wolfgang

Man könnte ja auch versuchen, gute Produkte zu akzeptablen
Preisen auf den Markt zu bringen um auf diese Weise unabhängig
vom jeweiligen EURO-Kurs wettbewerbsfähig zu werden.

Das versucht jedes Unternehmen. Nur leider gibt es internationale Konkurrenz die auch nicht blöde ist.

Außerdem müssen auch Exporteure Rohstoffe oder irgendwelche
Vorprodukte importieren, um produzieren und exportieren zu
können. Und diese Importe verteuern sich doch bei sinkendem
EURO-Kurs. Oder?

Ja, das der Rohstoffanteil aber in fast allen Industrien kleiner als 50% ist (meist deutlich darunter) ist dieser Effekt nachrangig.

Dass es auch mit einer „teuren“ Währung möglich ist,
Überschüsse im Außenhandel zu erzielen, kann man sich am
Beispiel der CH anschauen.

Der Effekt der teuren Währung werden wir erst beim Fazit 2015 sehen können. Davor hatte die Schweiz ja quasi den Euro.

Terms of trade
Servus,

falls Du im Lauf der letzten dreißig Jahre z.B. mal Güter oder Leistungen aus der CH beschafft hast, eine Ferienreise in der CH unternommen hast, in Bern eine Kunstausstellung besucht oder z.B. in der Hasenburg eine Wurstsuppe oder im Gifthüttli eine Raclette gegessen hast, ist Dir aufgefallen, dass dieses:

Davor hatte die Schweiz ja quasi den Euro.

nur in einer Hinsicht zutrifft, was nämlich den über eine gewisse Zeit (und viel kürzer, als der Franken gegenüber DM und später Euro ständig Aufwertungstendenz zeigte) staatlich gestützten Mindest-Wechselkurs betrifft.

Die CH steht bereits seit mindestens Mitte der 1970er Jahre vor der Aufgabe, trotz für ihre Handelspartner ungünstiger terms of trade einen einigermaßen diversifizierten Außenhandel zu betreiben (und nicht bloß die zwei Dienstleistungen international zu bringen, für die sie weltbekannt ist). Sie meistert diese Aufgabe bisher mit einigem Erfolg; was die augenblickliche Situation ein kleines bissele von den letzten vierzig Jahren unterscheidet, ist die abrupte Änderung des Wechselkurses - eine typische Verwerfung, die immer bei Deregulierungen zu beobachten ist und, wenn Du Dir mal die letzten zehn Tage anschaust, sich nach einigen nervösen funktionslosen Schwankungen zu einem ganzen Stück wieder beruhigen wird.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

immer wieder höre und lese ich, dass die deutsche
Exportwirtschaft vom EURO oder jedenfalls von seiner Schwäche
profitiert und dass der niedrige EURO-Kurs den deutschen
Exporteuren den Absatz ihrer Produkte im Nicht-EURO-Raum
entscheidend erleichtert.

Ist das so?

Ich habe 25 Jahre in einem solchen Unternehmen gearbeitet. Bei Exporten war da der Preis wohl nie ein Argument.

Man könnte ja auch versuchen, gute Produkte zu akzeptablen
Preisen auf den Markt zu bringen um auf diese Weise unabhängig
vom jeweiligen EURO-Kurs wettbewerbsfähig zu werden.

Ja, genau so. :smile: Die Chinesen bei den Lohnkosten unterbieten wird nicht funktionieren können. Die kaufen nur in Europa, was sie selbst nicht können.

Außerdem müssen auch Exporteure Rohstoffe oder irgendwelche
Vorprodukte importieren, um produzieren und exportieren zu
können. Und diese Importe verteuern sich doch bei sinkendem
EURO-Kurs. Oder?

Stahl zum Beispiel bekommt Europa recht gut selbst hin. Nur die chinesische Kohle wird durch den Euro-Kurs teurer. Davon wird das Produkt geringfügig teurer, das Endprodukt durch den billigen Euro für die Chinesen aber billiger.

Bei ‚uns‘ war das eingekaufte Material Stahl, zu einem geringen Teil hat der Preis der Kohle darauf Einfluss. Wir haben das Material eingekauft, verarbeitet und zum doppelten Preis wieder verkauft. Der Euro-kurs wirkt sich da auf den Verkaufspreis sehr viel stärker aus, als auf den Einkauf. Am teuersten ist immer noch die Arbeit.

Gruß Chewpapa

Hallo,
alles nicht falsch. Aber wir haben natürlich nicht nur Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen (und auch damit lassen sich langfristig keine Monopolpreise durchsetzen), sondern auch viele, die eben mit Unternehmen in anderen Ländern in Konkurrenz stehen. Außerdem muss ein Einkäufer nicht zur Konkurrenz gehen, wenn es sein Budget überschreitet, sondern er kann auch ganz auf eine Anschaffung verzichten, wenn es sich für ihn nicht lohnt, Alleinstellungsmerkmale hin oder her, der Auftrag ist dann weg.
Positive Einzelbeispiele bringen also kaum weiter. Mir als Heimwerker, der in seinem ganzen Leben vielleicht insgesamt 15 Minuten eine Bohrmaschine (oder ein beliebiges anderes Gerät) laufen hat, ist es zum Beispiel relativ Bockwurst, ob es da eine gibt, die nach 100 Stunden Einsatz noch top läuft aber zehnmal soviel in der Anschaffung kostet.

Grüße

Hallo,

alles nicht falsch. Aber wir haben natürlich nicht nur
Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen

Das ist natürlich richtig. Viele davon sind aber nicht exportorientiert.
Den Bäcker an der Ecke muss es nicht inetressieren, was Brot in China kostet.

(und auch damit
lassen sich langfristig keine Monopolpreise durchsetzen),

Auch da stimme ich zu. Nicht für jedes Produkt ist ein Markt da, der eine Massenproduktion rechtfertigt. In Nischen braucht man oft Fachpersonal.

sondern auch viele, die eben mit Unternehmen in anderen
Ländern in Konkurrenz stehen.

Aber nicht zwangsläufig in Konkurenz zu Billiganbietern.
Billiganbieter können oft nur Massenware mit Anlernkräften, ohre Bedarf an Spezialisten. Sobald gut ausgebildetes Personal benötigt wird, hört es da auf.

Außerdem muss ein Einkäufer
nicht zur Konkurrenz gehen, wenn es sein Budget überschreitet,
sondern er kann auch ganz auf eine Anschaffung verzichten,

Du denkst nur an Fertigprodukte. Es werden auch andere Waren exportiert, ohne die die Massenproduktion der Billigprodukte nicht möglich wäre. Ohne Zulieferer aus Detschland könnte China z.B. keine Autos bauen, die sie auch im Ausland los werden können.

Positive Einzelbeispiele bringen also kaum weiter.

Falsch! Die Einzelbeispiele beschreiben das Besetzen von Nischen, die sicher sind vor Massenproduktion mit unqualifiziertem Personal. Davon lebt der deutsche Mittelstand.

Mir als
Heimwerker, der in seinem ganzen Leben vielleicht insgesamt 15
Minuten eine Bohrmaschine (oder ein beliebiges anderes Gerät)
laufen hat, ist es zum Beispiel relativ Bockwurst, ob es da
eine gibt, die nach 100 Stunden Einsatz noch top läuft aber
zehnmal soviel in der Anschaffung kostet.

Dir als Heimwerker ja. Es gibt aber auch Handwerker und die kaufen nicht nur zwei Bohrmaschinen im Leben. Da kann man mehr verkaufen als an Heimwerker.
Da läuft die Bohrmaschine dann 12 Stunden am Tag (vergiss die 8 Stunden, die sind nur Theorie) und das oft noch ständig im Freien bei jedem Wetter.
Wenn da eine Bohrmaschine nach 15 Minuten den Geist aufgibt, kaufst Du die nicht noch einmal. Am Ende steht eben auf allen Maschinen Makita. Die anderen verabschieden sich von selbst. :smile:

Gruß Chewpapa

Hallo!

Aber wir haben natürlich nicht nur
Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen…

Exportorientierte mitteleuropäische Unternehmen können i. d. R. nicht über den niedrigen Preis verkaufen. Einfach nur billig mag für Hersteller in Bangladesh ein taugliches Rezept sein, bei hiesigen Produzenten ist solches Vorhaben Managementversagen.

auch damit lassen sich langfristig keine Monopolpreise durchsetzen…

Preise orientieren sich u. a. am Kundennutzen.

Außerdem muss ein Einkäufer nicht zur Konkurrenz gehen, wenn es sein :Budget :überschreitet, sondern er kann auch ganz auf eine Anschaffung verzichten,
wenn es sich für ihn nicht lohnt…

Dann läuft etwas in der Preisgestaltung schief. Wer ein bestimmtes Marktsegment/eine bestimmte Käuferschicht bedienen möchte, muss sich an deren Bedarf und Nutzen orientieren. Auch mit noch so harten Alleinstellungsmerkmalen setzt der Kundennutzen Grenzen bei der Preisfindung.

Mir als Heimwerker, der in seinem ganzen Leben vielleicht insgesamt 15
Minuten eine Bohrmaschine (oder ein beliebiges anderes Gerät)
laufen hat …

Diese Zielgruppe kauft Maschinen im zweistelligen Euro-Bereich aus dem Baumarkt. Die dort gehandelten Waren stammen in aller Regel nicht aus Mitteleuropa. Ein Heimwerker kauft ein Multimeter in der Blisterpackung für einen Zehner und für € 1,95 einen Phasenprüfer. Ein professioneller Nutzer beschafft ein Multimeter von Fluke für 500 € oder auch deutlich mehr und als Spannungsprüfer einen Duspol von Benning für 85 €. Und das sind noch die ganz billigen Sachen. Oft genug geht es bei gewerblicher Nutzung um Gegenstände für 4- oder 5stellige, zuweilen auch 6stellige Preise. Ein professioneller Nutzer, dessen Gerätschaften zuverlässig funktionieren müssen, weil jeder Ausfall Stillstand bedeutet und viel Geld kostet, kauft nichts von Li Wu Ltd. aus Shenghzen, egal wie billig der sein Zeug anbietet. Dessen Fräsmaschinen gibt es zwar für Schenkpreise, nur nützt das nichts, wenn die Sachen einfach nichts taugen. Man produziert damit Ausschuss und Ausfallzeiten. .

… ist es zum Beispiel relativ Bockwurst, ob es da
eine gibt, die nach 100 Stunden Einsatz noch top läuft aber
zehnmal soviel in der Anschaffung kostet.

Wenn du aber täglich stundenlang auf ein Auto angewiesen wärst und im Laufe von 100 Betriebsstunden fallen Lenkung, Bremse und Motor aus, hielte sich deine Begeisterung vermutlich in Grenzen. Es geht bei Industrieprodukten eben nicht nur darum, alle Jubeljahre mal einen Dübel zum Aufhängen eines Wandkalenders zu setzen. Für solche Fälle mögen die Billigprodukte ihren Zweck erfüllen, aber aus den Niedrigpreissegmenten hat sich die Industrie Mitteleuropas weitgehend verabschiedet.

Wer in Deutschland versucht, mit seinen lohnintensiven Produkten fernöstlichen Herstellern Konkurrenz zu machen (solche Amateure gibt es tatsächlich), hat elementare Zusammenhänge der weltweiten Arbeitsteilung nicht begriffen. Hersteller in Anatolien oder Fernost sind wichtige Partner (sofern man eigenes Personal vor Ort hat) für Dinge, die wir hierzulande aus Kostengründen nicht machen können. Aber sie sind für hiesige Produkte i. d. R. keine Wettbewerber. Es sind entweder stringent kontrollierte Zulieferer oder Lieferanten für von hiesigen Herstellern nicht bedienten Marktsegmenten.

Aus dem Nähkästchen: Es ging um eine Bohrung 13 mm Durchmesser in Stahl. Zur Verfügung stand eine Bohrmaschine, gerade erst im Baumarkt für 29,95 € erstanden, elektronische Drehzahlverstellung und 1000 W (boah ey!). Der 13 mm -Bohrer wird in das hakelig klapprige Zahnkranzbohrfutter gespannt und los geht’s. Wegen des großen Bohrerdurchmessers wird eine niedrige Drehzahl eingestellt. Aber dabei bringt die Maschine kaum Drehmoment, bleibt stehen, wird nach kurzer Zeit ziemlich warm und riecht verdächtig. Na gut, also höhere Drehzahl. Die Maschine heult los, natürlich viel zu schnell, der Bohrer glüht und ist hinüber. Macht nix, kostete im Baumarkt nur kleines Geld. Die inzwischen überhaupt nicht mehr vertrauenerweckend riechende und unangenehm heiße Maschine wird beiseite gelegt.

Jetzt kommt jemand mit seiner inzwischen über 40 Jahre alten Bohrmaschine von Fein daher. Die Maschine wiegt ein Mehrfaches des China-Heulers und hat lt. Typenschild nur 300 W. Sie hat ein Schnellspannfutter, das den Bohrer in Industriequalität (kostet fast den Preis einer China-Bohrmaschine samt Bohrersatz) fest packt. Die Maschine dreht langsam und seidenweich, aber mit riesigem Drehmoment. Keine Minute später ist die Bohrung erledigt.

Kürzlich wurde ein Ersatzteil für die betagte Maschine gebraucht. Auf der Homepage des Herstellers war der alte Typ gar nicht mehr aufgeführt. Also dort angerufen … ja natürlich hätte man noch Teile, aber die Sachen stammen aus Zeiten ohne EDV, man müsste in Papieren und Listen suchen und versprach Rückruf. Der Rückruf kam, das Teil wurde bestellt und geliefert. Versuche das mal bei einem chinesischen Lieferanten nicht etwa nach 40 Jahren (geht ja nicht, damals war Mao noch auf dem großen Sprung), sondern 40 Tage nach Lieferung. Kannste vergessen.

Deshalb ist Baumarktware aus China keine Konkurrenz für hiesige Produkte.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Exportorientierte mitteleuropäische Unternehmen können i. d.
R. nicht über den niedrigen Preis verkaufen. Einfach nur
billig mag für Hersteller in Bangladesh ein taugliches Rezept
sein, bei hiesigen Produzenten ist solches Vorhaben
Managementversagen.

es gibt eine große Grauzone zwischen Billig- und Qualitätsprodukten und wie bei fast allen unseren täglichen Einkäufen wird auch bei Investitionsentscheidungen abgewogen. Wir kaufen nicht immer nur die qualitativ hochwertigesten Lebensmittel oder Gebrauchsgegenstände. Ansonsten könnten Aldi, Lidl, real und Penny, aber auch REWE, Kaiser’s und Kaufhof schließen und alle Manufakturen und Spezialitätenhändler würden aus allen Nähten platzen. Die meisten Kaufentscheidungen werden im Spannungsfeld zwischen Qualität/Nutzen und Preis/Budget getroffen.

Genauso verhält es sich bei vielen Investitionsentscheidungen. Natürlich gibt es Anwendungen, die bei Teilen oder Grundstoffen nur geringste Toleranzen vertragen. Aber nicht alle Anbieter aus Deutschland bewegen sich mit allen Produkten ausschließlich und immer in diesem Segment.

Und genauso produziert der Rest der Welt nicht nur nutzlosen Plunder, der beim ersten scharfen Betrachten auseinanderfällt oder explodiert.

Werkzeugmaschinen aus Italien, Textilmaschinen aus der Schweiz, chemische Grundstoffe aus Frankreich, gewerbliche Kraftfahrzeuge aus Schweden usw. konkurrieren durchaus mit deutschen Produkten. Der Käufer wägt sehr wohl ab, ob das nächste Prozent weniger Ausschuß oder die nächsten x.000 Quadratmeter Ausbringsmenge pro Stunde oder nächste Zehntelprozent mehr Reinheit die zusätzlichen Anschaffungskosten wert sind. Und genau aus diesem Grunde spielen die Wechselkurse auch eine Rolle - auch wenn sie nicht die Bedeutung haben, wie immer dann, wenn die Deutsche Mark oder der Euro mal mehr wert war/ist, von Politik und Wirtschaft behauptet wird.

Und - ganz nebenbei - auch deutsche Waren sind nicht völlig unfehlbar. Auch deutsche Maschinen und Fahrzeuge haben Defekte. Dann spielen Preis und Qualität keine große Rolle mehr, sondern der Zeitraum zwischen Defekt und Wiederinbetriebnahme und da sind große Unternehmen aus dem Ausland oftmals leistungsfähiger als deutsche Mittelständler, die zwar das geilste Produkt liefern, aber in Singapur oder Shanghai nur ein Vertriebsbüro haben und das Ersatzteil nebst Techniker erst einmal aus Hessen oder NRW herankarren müssen.

Gruß
Christian

Hallo,

Das ist natürlich richtig. Viele davon sind aber nicht
exportorientiert.
Den Bäcker an der Ecke muss es nicht inetressieren, was Brot in China kostet.

Wieder so ein Einzelbeispiel. Keine Ahnung welche Exportorientierung unser Bäckerhandwerk hat. Die Bäcker in den Grenzregionen zu Polen oder Tschechien stehen jedoch durchaus schon seit Jahren in Konkurrenz zu dortigen Anbietern.

Aber nicht zwangsläufig in Konkurenz zu Billiganbietern. Billiganbieter können oft nur Massenware mit Anlernkräften, ohre Bedarf an Spezialisten. Sobald gut ausgebildetes Personal benötigt wird, hört es da auf.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es gibt genug Hersteller, die sich in der breiten Grauzone bewegen.

Du denkst nur an Fertigprodukte.

Nö. Für jeden Einkauf gibt es ein Budget. Wenn sich der Einkauf nicht lohnt, wird ausgewichen oder verzichtet.

Es werden auch andere Waren exportiert, ohne die die Massenproduktion der Billigprodukte nicht möglich wäre. Ohne Zulieferer aus Deutschland könnte China z.B. keine Autos bauen, die sie auch im Ausland los werden können.

Aha. Ausland ist für China allerdings nicht nur Deutschland oder die EU. Außerdem sind inzwischen auch viele Zulieferer nach China gezogen. Und inzwischen wird dort auch geforscht und entwickelt.

Falsch! Die Einzelbeispiele beschreiben das Besetzen von Nischen, die sicher sind vor Massenproduktion mit unqualifiziertem Personal. Davon lebt der deutsche Mittelstand.

Dem habe ich auch nicht widersprochen. Es ist allerdings nicht der gesamte Mittelstand in diesen Nischen unterwegs.

Dir als Heimwerker ja. Es gibt aber auch Handwerker und die kaufen nicht nur zwei Bohrmaschinen im Leben. Da kann man mehr verkaufen als an Heimwerker.

Richtig.

Da läuft die Bohrmaschine dann 12 Stunden am Tag (vergiss die 8 Stunden, die sind nur Theorie) und das oft noch ständig im Freien bei jedem Wetter.
Wenn da eine Bohrmaschine nach 15 Minuten den Geist aufgibt, kaufst Du die nicht noch einmal. Am Ende steht eben auf allen Maschinen Makita. Die anderen verabschieden sich von selbst.

Ich habe doch extra Heimwerker geschrieben, die die 15 Minuten im Leben brauchen. Die haben nicht den Anspruch ein Gerät zu erwerben, dass 10.000 Stunden wartungsfrei aushält. Das solche Geräte teurer sind, ist klar. Aber es gibt Kunden, die das nicht brauchen. Aus dem gleichen Grund wird es auch unterschiedliche Ausführungen in Bezug auf Leistungsaufnahme, Funktionen, Gewicht etc. pp. geben. Es gibt unterschiedliche Bedürfnisse. Auf die kann man eingehen oder sich eben auf eine konkrete Zielgruppe konzentrieren. Aber auch diese Gruppe wird sich immer wieder mal umsehen.

Grüße

Hi,

Ich habe doch extra Heimwerker geschrieben, die die 15 Minuten
im Leben brauchen. …

ja, hast Du. und der kauft das Produkt aus Fernost, das eben keine Konkurenz für die Makita ist, weil die eben, deutlich teurer, für Handwerker hergestellt wird.

Du wirst keine Makita kaufen und der Handwerker kein Billigprodukt. Da ist doch keine Konkurenz? Dumm wird es, wenn Makita anfängt, Billig-Bohrmaschinen für Heimwerker zu produzieren.

Du hast auch Recht, daß es deutsche Firmen gibt, die nicht nur Nischen besetzen. Wenn die dann versuchen über den Preis mit Vietnam zu konkurieren, werden sie sie eben verlieren und Pleite gehen. Das ist das falsche Geschäftsmodell.

Gruß Chewpapa

Du hast auch Recht, daß es deutsche Firmen gibt, die nicht nur
Nischen besetzen. Wenn die dann versuchen über den Preis mit
Vietnam zu konkurieren, werden sie sie eben verlieren und
Pleite gehen. Das ist das falsche Geschäftsmodell.

Erinnerst Du Dich an die ursprüngliche Fragestelltung? Es kann aus verschiedenen Gründen auch für einen an sich hochpreisigen Hersteller (bzw. Hersteller hochwertiger Produkte) vernünftig sein, billigere Produkte/Produktlinien herzustellen. Genau diese kann es dann aber treffen, wenn Währungskursveränderungen die Preise im Ausland verteuern bzw. zu rückläufigen Erträgen führen. Das hat aber nichts damit zu tun, daß das Geschäftsmodell nichts taugt.

Hallo,

ja, hast Du. und der kauft das Produkt aus Fernost, das eben keine Konkurenz für die Makita ist, weil die eben, deutlich teurer, für Handwerker hergestellt wird.

Dann ist doch alles gut.

Du wirst keine Makita kaufen und der Handwerker kein Billigprodukt. Da ist doch keine Konkurenz? Dumm wird es, wenn Makita anfängt, Billig-Bohrmaschinen für Heimwerker zu produzieren.

Ja, oder in China herstellen lässt.

Du hast auch Recht, daß es deutsche Firmen gibt, die nicht nur
Nischen besetzen. Wenn die dann versuchen über den Preis mit
Vietnam zu konkurieren, werden sie sie eben verlieren und
Pleite gehen. Das ist das falsche Geschäftsmodell.

Ich würde dann nochmal zur Ausgangsfrage zurücklenken wollen und auch auf meine Aussage, dass es auch auf den Betrachtungszeitraum und die Kundenstruktur ankommt. Da wird es eben Unternehmen geben, die mit solchen Wechselkursschwankungen mehr Probleme haben und welche, die weniger haben. Das wird man für jeden Einzelfall bewerten können, aber man kann nicht von Einzelfällen auf alle schließen.
Für Makita wird es jedenfalls bei einer Abwertung des Euro in der Nicht-Euro-Zone nicht schwieriger gegen andere Hersteller zu bestehen. Jedenfalls bei den produkten, die in der Euro-Zone hergestellt werden.
Makita ist allerdings auch nicht der einzige Produzent von Handwerkermaschinen von etwas höherer Qualität. Und auch Makita stellt nicht nur diese, sondern eben auch Heimwerkermaschinen her. Und oh Wunder, die sind billiger. Nicht zuletzt ist es kein deutsches Unternehmen, sondern eins aus Fernost. Das Unterhalten von Produktionsstätten in verschiedenen Absatz- und Währungsgebieten kann eben auch eine von mehreren Strategien zur Absicherung gegen Währungsschwankungen sein.

Grüße

Hallo,

Das ist natürlich richtig. Viele davon sind aber nicht
exportorientiert.
Den Bäcker an der Ecke muss es nicht inetressieren, was Brot in China kostet.

Wieder so ein Einzelbeispiel. Keine Ahnung welche
Exportorientierung unser Bäckerhandwerk hat. Die Bäcker in den
Grenzregionen zu Polen oder Tschechien stehen jedoch durchaus
schon seit Jahren in Konkurrenz zu dortigen Anbietern.

trotz absoluter Billigpreise haben bei uns aber grad ein paar Tschechenbäcker zugemacht, am Preis kannn das dann wohl nicht liegen

micki4