Euronorm 4

Hallo!
Ich lese heute in der Zeitung, man müsse die „wahren Dreckschleudern mittels Schrottprämie von der Straße holen,“. Gemeint sind die älteren Fahrzeuge, die noch mit Euronorm 1-4 unterwegs sind. Bei dem Software-Update ist auch immer nur von EN 5 und 6 die Rede.

Wir fahren einen sechs Jahre alten Audi, der tipptopp gepflegt ist und einwandfrei funktioniert (toitoitoi). Hat EN 4 . Das ist jetzt eine schrottreife Dreckschleuder? Gibt es für diese Autos kein Update? Muss man die weit unter Wert verscherbeln und was soll man dann kaufen?

Ich bin der Typ „Abwarten und Tee trinken“, also keine Panik, aber Gedanken mache ich mir schon …
Gruß,
Eva

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Hallo!

Habt ihr denn überhaupt einen Diesel ?
Nur um die geht es aktuell.

Und nein, man kann Euro 4 nicht „nur mit einer Software“ abgastechnisch verbessern. Das ist ja schon bei 5 und 6 nur teilweise möglich, und bringt garantiert nicht den gewünschten Erfolg, nämlich deutlich weniger Stickoxyde.
Man muss sich ja fragen, wenn das softwaremäßig eine (reale)Abgasverbesserung bringt, warum hat man es dann werksseitig nicht längst gemacht ?

MfG
duck313

Ja, haben wir - soweit bin ich schon informiert :smile:

(Nur eine Frage der Zeit, bis auch die Benziner drankommen …)
Gruß,
Eva

Habe jetzt noch mal ein bissl gegoogelt und es scheint so zu sein, dass man EN 4 auf 5 oder 6 „upgraden“ kann, mit neuem Kat etc. Kosten um die 1500€ und die wird man wohl selber tragen müssen.
Wie gesagt, erst mal abwarten, aber meine Geschwister wohnen alle in Ballungsräumen - Frankfurt, Hamburg, Köln - und dann geht das vielleicht bald nicht mehr mit „mal auf einen Sprung vorbeischauen“.
Gruß,
Eva

Hallo Eva!

Die Eigenschaften von Verbrennermotoren sind in den entscheidenden Punkten konstruktiv festgelegt, also durch Hardware. Mit der Vorgabe, an Drehmoment und max. Drehzahl (also an der max. Leistung), an Treibstoffverbrauch und Lebensdauer eines Motors nichts zu ändern, kommen Eingriffe in die Software der Motorsteuerung über Symbolik nicht hinaus.

Die in Berlin zusammengekommene Runde bestand überwiegend aus Leuten mit der fachlichen Kompetenz zur Entstehung von Abgasen in Verbrennermotoren, wie sie etwa Herr Dobrindt vorzuweisen hat - genau Null. Der junge Mann ist Soziologe und Parteischranze, der aus eigener Fachkenntnis über keinerlei Urteilsvermögen zur Problematik verfügt. Solche Leute ahnen allenfalls, dass irgendwann irgendwas passieren muss, wozu ihnen Fachleute erzählten, dass alles nicht so einfach und schon gar nicht ad hoc zu machen ist. Also muss eine medial wirksame Veranstaltung her, um den Anschein zu erwecken, irgendwas getan zu haben.

Ablauf und Scheinergebnis konnten niemanden überraschen.

Anderes bleibt Dir nicht.

Nicht nur Du.

Trotz seit Jahrzehnten bekannter Sachverhalte (Verheizen begrenzter Ressource, Umweltbelastung, schlechter Wirkungsgrad des Antriebs) wird an längst überlebter Technik festgehalten, so lange es am Leidensdruck fehlt, der Veränderungen erzwingt. Dabei sollte man sich keinen Illusionen hingeben und glauben, dass Kriege um Einfluss auf Ölregionen, die Sorge um die Umwelt und die Gesundheit von Menschen geeignet sind, Denkprozesse in Gang zu bringen. So lange es nicht um Marktanteile und Rendite geht, passiert nichts.

Gruß
Wolfgang

Hallo!
Danke für Deine Antwort.
off Topic: Ich erinnere mich an die Zeit als Benzin von „verbleit“ auf „unverbleit“ umgestellt wurde, da gab es an den Autobahnen eigene Hinweisschilder mit einer grünen Zapfsäule, weil der neue Stoff noch nicht an allen Tanken zur Verfügung stand. Viel Geschrei deswegen (mein Vater!) und irgendwann war es selbstverständlich. Dasselbe bei Einführung des Katalysators: „Blödsinn! Muss ich mir neues Auto kaufen oder was?! Mein Alter nix mehr wert!“ Und wie gehabt - plötzlich alles selbstverständlich.

Bei der Umstellung auf andere Antriebe als Verbrennungsmotoren wird es nicht anders sein. Ich frage mich nur, ob E-Autos der Weisheit letzter Schluss sind. Schließlich muss der Strom auch irgendwo herkommen und ob der immer so sauber erzeugt wird …? Auf jedes Garagandach Photovoltaikanlage? Windkraftanlagen all over?

Gruß,
Eva

Hallo Eva!

Ja, aus technischer Sicht ist ein E-Motor (oder auch pro Rad ein E-Motor) die ideale Lösung. Der Wirkungsgrad eines E-Motors liegt in jedem Betriebsbereich nahe an 100%, geht aus dem Stillstand ab wie Schmidts Katze, ist billiger als Verbrenner, braucht kein Getriebe und es ist wenig dran, was kaputt gehen kann. E-Motore sind wartungsfrei und haben eine um ein Vielfaches höhere Lebensdauer als Verbrenner. Die Erkenntnisse sind übrigens uralte Hüte.

Das Problem ist der Energiespeicher bzw. dessen Energiedichte. Akkus bieten im Vergleich mit der Energiedichte von Benzin oder Diesel um Zehnerpotenzen geringere Energiedichte. Die von Tesla angegebenen Reichweiten gelten für den Breitengrad etwa Gibraltars auf ebener Strecke und Betrieb ohne Heizung. Sind Lösungen für städtische Kurzstrecken.

Das Problem zu geringer Reichweite ist mit E-Autos lösbar, wenn man Wasserstoff als Energieträger verwendet. Dabei erzeugen Brennstoffzellen den el. Strom für den E-Antrieb.
Zur Erzeugung des Wasserstoffs braucht man etwas mehr Energie als der Wasserstoff an Heizwert bietet.

Genau da liegt das Problem.

Ja. Die Wasserstoff-Zapfsäule im eigenen Garten mit Eleltrolyseur im frostsicher eingebudelten Container ist ein durchaus vorstellbares Szenario.

Man sieht in der Landschaft viele still stehende Windkraftanlagen (WKA), weil der erzeugte Strom nicht abgenommen werden kann. Es bietet sich an, jeden Windpark mit einer eigenen Elektrolyseanlage zur Wasserstofferzeugung zu koppeln.

Die Decarbonisierung unserer Energiewirtschaft mit Verzicht auf Öl und Kohle erfordert ein Gesamtkonzept. Die Realisierung kostet Geld und braucht Jahrzehnte. Es funktioniert ganz sicher, weil Sonne und Wind ein Mehrtausendfaches unseres Energiebedarfs liefern - schadstofffrei.

Gruß
Wolfgang

Und den Willen! Bei der Pressekonferenz mit den Chefs von VW, BMW und Daimler war davon noch nichts zu merken.
Gruß,
Eva

Die vermeintlichen Chefs sind gewöhnliche Angestellte mit dem Job, für vorzeigbare Quartalsabschlüsse und Rendite für die Anteilseigner zu sorgen. Kämen diese Lohnempfänger auf die Idee, Gewinne der nächsten Jahre in Entwicklung, Produktionsumstellung und H2-Infrastruktur zu stecken (kostet für VW ungefähr so viel, wie in den USA für Strafzahlungen abgedrückt wurde), dürfen sie sich ihre Papiere abholen und die nächste willige Schranze macht den Job, wie es die Anleger wollen.

Auch die Kämmerer der Automobilstandorte wären wenig begeistert, bliebe die Gewerbesteuer aus, weil wie wild in den Umbau der Branche investiert wird. Das Kfz-Gewerbe wird maulen, wenn sie sich auf technisch ganz anders aufgebaute Autos einstellen müssen. Fast das ganze Werkstattpersonal muss ganz neu lernen, wobei es die Ausbildungsgänge noch gar nicht gibt.

Die Umstellung von der Zulieferindustrie bis zu Werkstätten ist tiefgreifend und wird viele Jahre brauchen. Aber in nicht zu ferner Zukunft muss damit begonnen werden. Es sei denn, wir wollen in den Ballungsgebieten ausschließlich mit koreanischen und japanischen Autos fahren, weil die bereits E-Autos mit Brennstoffzellen für Wasserstoff in (kleiner) Serie herstellen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Eva,

wenn Du Deinen Wagen mit Kosten von „nur“ 1500 Euro auf Euro 6 bekommen könntest, dann würdest Du das Geld sicherlich wieder bekommen, wenn Du den Wagen in den nächsten Jahren verkaufen würdest. So ganz kann ich aber nicht glauben, dass das klappt. Die gesamte Technik bei Euro 4 ist schließlich über 10 jahre alt (von der Entwicklung her eher über 15 jahre). In der Zwischenzeit hat sich doch recht viel getan. Ich würe eher davon ausgehen, dass da ganz andere Kosten fällig wären. Da müssen die Hersteller erst mal zeigen, dass die das bei moderneren Fahrzeugen wirklich hinbekommen. Irgendwie habe ich da derzeit meine Zweifel.

Ich würde aber auch erst mal abwarten, wie die Sache weiter geht. Solange Du die grüne Plakette hast (wovon ich mal ausgehe), würde ich erst mal gar nichts machen. Bis es wirklich Zonen gibt, die man nur mit blauer Plakette (oder wie auch immer das mal aussieht), kommt, geht auch die Entwicklung von Nachrüstungen weiter.

Beste Grüße
Guido

Danke @ alle!
Freue mich über eure Beiträge.

Schönes Wochenende!
Eva