Hi!
Das hat mit Europa allein nichts zu tun.
Oh doch, dass Autowerke von Deutschland nach Osten (heute
Slowakei, morgen Rumänien und Bulgarien, übermorgen vielleicht
Russland) verlagert werden, hat etwas mit Europa zu tun. So
etwas nennt man nicht stattfindende europäische
Wirtschaftspolitik.
Das Problem ist globaler Natur. Beispielsweise könnte das Management von GM in Detroit entscheiden, dass Opel-Fahrzeuge in Zukunft nicht mehr in Deutschland, sondern in China produziert werden.
Die Abwanderung von Werken nach Osteuropa, und hier ist ein weiteres Problem, ist nur möglich, weil Deutschland beim EU-Beitritt der Ostländer nicht verhandelt hat.
Wer jedoch heute erst abwandert, ist ohnehin viel zu spät dran. Interessant ist vielleicht noch China, aber auch von dort zieht die Karawane langsam weiter richtung Vietnam.
Hier geht es um Entscheidungs- und Bewertungskriterien für
weltweite Standort-Entscheidungen.
Nein, hier geht es um eine innereuropäische Verlagerung und um
ein europäisches [wirtschafts-]politisches Versagen
sondergleichen!
Das stimmt lediglich insofern, als dass nun einige für Deutschland wirklich interessante Arbeitsplätze, wie z.B. F&E bei Siemens, gen Osten wandern.
Auf der anderen Seite sind diese Arbeitsplätze jedoch gar nicht so viel billiger als in Deutschland, vielleicht um die Hälfte.
Durch eine sinnvolle Ausgabenpolitik des Staates und die dann möglichen Reformen in Steuer- und Ababenpolitik könnten solche Abwanderungen leicht vermieden werden.
Es ist also kein rein europäisches, sondern erst mal primär ein innerdeutsches Problem.
Richtig.
Das heisst jedoch nicht, dass man das einfach so stehen lassen
und nicht weiter bewerten/ändern sollte.
Sag mal, die verschiedenen volkswirtschaftlichen Marktformen
sind Dir ein Begriff, ja?
Ich bin BWLer.
Der atomistische Markt läßt sich
nicht erzeugen, und nur bei dieser speziellen,
idealisierten Form (die gibts real gar nicht!!!) funktioniert
der Marktmechanismus.
Das ist Theormie.
„Der Markt macht den Preis“ funktioniert generell weltweit.
Europa muss konkurrenzfähig sein. Dazu gehört auch,
konkurrenzfähige Arbeitskosten anzubieten. Sonst wandert die
Industrie eben ab.
Mindestlöhne in Europa wären nicht das Problem. Wohin würden
die Industrien dann abwandern? Nach Asien oder Afrika? Aber in
Europa wollen sie ihre Absätze erzielen, ja?
Genau.
Das wäre auch kein Problem, wenn die hochqualifizierten Jobs hier gehalten werden könnten.
Das geht aber nur, wenn man den Verwaltungsapparat und das Sozialsystem nicht weiter aufbläht, sondern massiv, also in der Größenordnung ab 30-50 %, verschlankt.
Dasselbe gilt für das Gesundheitssystem. Totale TRansparenz und 3-5 Krankenkassen.
Auf der einen Seite ist klar, dass man hier nicht gegen
flinke, indische Kinderhände am Webstuhl für 20 Cent / h
konkurrieren kann. Auf der anderen Seite sind wir jedoch auch
hinsichtlich der qualifizierten Aufgaben viel zu teuer, sonst
würde Siemens wohl kaum komplette Engineering-Absteilungen
nach CZ verlegen.
Eben genau die Siemens-Geschichte ist ein Versagen oder besser
deutet auf ein nur rudimentäres Vorhandensein europäischer
Wirtschaftspolitik.
Nein, das ist ein rein deutsches Problem.
Deutschland allein hat vor dem EU-Beitritt der Ostländer nicht verhandelt. Deutschland allein hat einen aufgeblähten Apparat aus Sozialleistungen, Renten, Pensionen, Beamten u.s.w. aufgebaut, der zu einer Belastung der Bürger und Unternehmen führt, welche wiederum deutlich weniger international konkurrenzfähige Angebote erlaubt.
Europa ist nicht dafür zuständig, Deutschlands interne Probleme zu lösen oder schlimmer, auszugleichen.
Der Mittelweg ist gefragt. Die viezitierte Besinnung auf
Kernkompetenzen. Und das geht nicht mit der 35-h-Woche und
Lohnnebenkosten von 100% des Lohnes.
*lach* Natürlich gehts auch um die Arbeitszeit, die nebenbei
für die vorhandene Arbeit noch zu hoch ist.
Unsinn. Vielmehr haben wir so wenig Arbeit eben weil hier aufgrund dieser vermeintlichen gewerkschaftlichen Errungenschaften kaum ein ausländisches Unternehmen noch investieren will.
Wir haben eine lächerlich geringe Unternehmensgründungsquote, obwohl wir uns alljährlich zehntausende hochqualifizierte Uni-Absolventen leisten.
Warum wohl?
Und natürlich
gehts auch um die Dinge, die mir einen komparativen Vorteil
liefern. Und natürlich ist die Steuerbelastung zu hoch und der
Staatsapparat zu groß. Probleme gibts viele innerhalb der
Wirtschaft. Deshalb sollte die Wirtschaftspolitik auf
europäischer Ebene ja nicht Vogel Strauß spielen, aber
momentan hat sie eindeutig den Kopf im Sand.
Wie gesagt, Europa kann Deutschlands interne Probleme nicht lösen. Das müssen wir schon selbst machen.
Wir sprechen vom 2. Weltkrieg. Dieser fand bekanntlich in den
30er und 40er, nicht in den 50er - 70er Jahren statt.
Der 2. WK. ist Geschichte und hat in den 50er-70er-Jahren
Deutschland mitnichten daran gehindert, ein wirtschaftlich
führender Staat zu werden.
Richtig. Und?
Jaja, das war der 30-jährige Krieg auch.
Kein Vergleich, denn damals wurden nicht ansatzweise soviele
Menschen und volkswirtschaftliche Werte vernichtet, wie im 2.
WK.
Als ob die absoluten Zahlen etwas aussagen! Ist etwa ein
Drittel der Menschheit im 2. WK. gestorben? 2 Drittel des
Gesamtviehbestandes vernichtet worden? Nein?
Kannst Du demographische Bäume lesen?
In Europa inkl. Russland starben grob ein Drittel der Männer zwischen 20 und 40.
Unternehmen sind keine staatlich organisierten
Subventionsverteiler, …
Was auch ich nicht verlange!
Ach nein?
Der Staat Deutschland hat es schlicht verpennt, vor Beitritt
der neuen Staaten die Bedingungen so durchzusetzen, dass
Deutschland davon profitieren kann.
Ha, da hast Du’s wieder. Jeder denkt nur an sich, das
europäische Denken gibt’s bislang gar nicht. Das, ja,
genau das , ist die momentane europäische
Krankheit.
Wovon träumst Du nachts? Der einzige in der EU, der europäisch denkt, also für alle anderen zahlt und sich brav an die Regeln hält, ist Deutschland.
Alle anderen ziehen halt ihre Vorteile daraus. Warum auch nicht?
Es hätte wohl kaum zu einem Krieg geführt, den Neuen vorab
verbindliche, klare Regeln im Hinblick auf Löhne, Steuern
u.s.w. aufzudrücken. D hat hier klar schwach verhandelt. Da
gibt es nichts zu diskutieren.
Nicht Deutschland hat schwach verhandelt. Wenn es einen
europäischen Mindestlohn gäbe, hätte Deutschland weniger
wirtschaftliche Probleme.
Wieder: weshalb sollte die EU Deutschland subventionieren?
Wir brauchen keine Mindestlöhne, sondern ein konkurrenzfähiges deutsches Marktgeschehen.
Aber welcher Politiker pinkelt schon
einem Groß-Unternehmen ans Bein?
Das Problem der Mindestlöhne liegt weniger bei Großunternehmen, als eher bei kleinen Dienstleistern und mittelständischen Bauunternehmen.
Wo beschäftigen denn Siemens, VW, BMW und Opel Leute im untersten Lohnsektor?
Das sind vielleicht 2% der Mitarbeiter, nämlich die Hallenfeger.
Vor allem dann nicht, wenn’s
bei der nächsten besseren Gelegenheit entweder eine
Parteienspende gibt oder eine Arbeitsplatzdrohung erfolgt.
Wieder ein Problem der schwachen Politik in Deutschland.
Wäre Deutschland nach einer Bewertung der hiesigen Standortfaktoren sehr gut aufgestellt, müsste sich die Politik nicht erpressen lassen.
Manchmal sind Politiker einfach nur feig und ohne jeglichen
kreativ-helfenden Gestaltungswillen für diejenigen, die sie
gewählt haben.
Nicht manchmal, sondern immer.
Wer sich von Lehrern und Anwälten regieren lässt, darf sich nicht wundern, dass dabei keine konkurrenzfähige Wirtschaftspolitik herauskommt.
Wer dabei auch (neben den Arbeitnehmern) auf
der Strecke bleibt, sind die vielen Klein- und
Mittelunternehmen.
…die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, da sie über 80% der Arbeitsplätze stellen.
Ich stell mir mal vor, es wäre Wahl und keiner ginge hin.
Das wäre wenig sinnvoll.
Sinnvoll wäre es, bei der nächsten Wahl die FDP zu wählen.
Grfüße,
Mathias