Europa ohne den Euro

Hallo Experten,

zur Zeit stelle ich mir die Frage, wie Europa jetzt aussehen würde, wenn wir den Euro nicht hätten.

Mehrere Länder werden mit erheblichen Beträgen gestützt, angeblich um die Staatspleite zu verhindern. Was wäre mit Griechenland, Spanien und Zypern passiert, wenn es den Euro und damit die innereuropäische Solidarität nicht gäbe ? Hätten wir eine Serie von Staatpleiten erlebt oder wären diese Probleme dann gar nicht entstanden ?

Gruß

Nordlicht

Hallo,

und damit die innereuropäische Solidarität nicht gäbe ? Hätten
wir eine Serie von Staatpleiten erlebt oder wären diese
Probleme dann gar nicht entstanden ?

die Fragestellung ist komplexer als es auf den ersten Blick scheint, daher beschränke ich mich auf die beiden wichtigsten Aspekte:

  1. In der Vergangenheit wurde die Inflation in den Schwachwährungsländer rund ums Mittelmeer durch sinkende Wechselkurse ausgeglichen. Dadurch blieben die Länder einerseits für Ausländer als Urlaubsziele interessant, andererseits blieb man mit seinen mehr oder weniger großen Exporten auf dem Weltmarkt zumindest ansatzweise konkurrenzfähig.

  2. Obwohl eine Mithaft für fremde Verbindlichkeiten in den europäischen Verträgen explizit ausgeschlossen war und ist, führte der Euro für Schwachwährungsländer dazu, daß die Zinsen sanken und so neue Schulden billiger (und letztlich auch leichter) aufgenommen werden konnten.

Beides ändert aber nichts daran, daß die Probleme schon vor dem Euro vorhanden waren. Sie wurden nur offenbar durch den Euro einerseits und die Unfähig-/Unwilligkeit der Politiker, die Probleme in den Griff zu bekommen.

Allerdings werfe man auch als Deutscher nicht den ersten Stein. Wir haben die gleichen Probleme. Die einzigen Unterschiede liegen in der Dimension und - vor allem - darin, daß wir in den vergangenen 40 Jahren im Vergleich zu den meisten anderen etwas besser dastanden.

Gruß
C.

Allerdings werfe man auch als Deutscher nicht den ersten Stein.

Das war auch nicht mein Anliegen. Mich interessiert nur, ob dieses Problem evt ohne den Euro gar nicht entsatnden wäre oder ob wir ohne den Euro eine Serie von Staatspleiten gehabt hätten.

Gruß

Nordlicht

Allerdings werfe man auch als Deutscher nicht den ersten Stein.

Das war auch nicht mein Anliegen. Mich interessiert nur, ob
dieses Problem evt ohne den Euro gar nicht entsatnden wäre
oder ob wir ohne den Euro eine Serie von Staatspleiten gehabt
hätten.

Ohne den Euro hätten sich die Ungleichgewichte innerhalb der heutigen Eurozone nicht dermaßen verschärfen könnten.

Auf der einen Seite wären die Zinsen im „Süden“ niemals so attraktiv geworden, um sich in dem Ausmaß zu verschulden.

Auf der anderen Seite hätte sich Deutschlands Position aber auch nicht so viel verbessert. Schließlich wird momentan nur allzu gern vergessen, dass Deutschland einer der Hauptprofiteure das Euros war. Durch den Euro mit seiner fast ausgeglichenen Leistungsbilanz, war es Deutschland möglich, seine Überschüsse immer weiter zu erhöhen ohne an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Vor dem Euro wäre die D-Mark allerdings immer teurer und Exporte immer unattraktiver geworden. Durch den Euro - mit den Defizitländern - blieb der Wechselkurs aber exportfreundlich.

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=HALLO()

Das Problem mit Zypern wäre wohl so nicht entstanden. Denn Zypern hat primär ein Bankenproblem, kein Staatsschuldenproblem. Die zyprischen Banken hätten aber nie so viel Kapital angelockt, wenn sie die Konten in einer Weichwährung geführt hätten, weil sich die russischen Milliardäre dann zwar über hohe Zinsen hätten freuen können, aber ein wesentlich höheres Währungsrisiko hätten tragen müssen. Zinsanreiz stünde gegen Wechselkursrisiko. Durch den Euro hat sich dieser Zusammenhang (scheinbar) gelöst, die zyprischen Banken wurden attraktiv und nun ist das Problem da.

Zudem wäre es allen ziemlich egal, wenn in Zypern eine Bank pleite geht, wenn Zypern kein Euro-Land wäre. Das wäre etwa so uninteressant, als wenn jetzt eine Bank im Südsudan schließt…

Das ist natürlich nur ein Teilaspekt.

=TSCHÜSS()