Liebe/-r Experte/-in,
im Moment stelle ich mir immer die Frage:
Bringt die Europäische Union etwas?
Oder soll sie sich lieber auflösen? Oder sich erweitern?
Warum gibt es sie?
Liebe Grüße
Lieber Samy,
diese Frage ist wohl eher eine Grundsatzdebatte.
Wobei ich das Hinterfragen des Gesamtkonstrukt EUs
persönlich nicht ganz verstehe. Gerade vor der EU-Wahl
sind doch ausreichend Errungenschaften genannt worden,
die wird der EU zu verdanken haben. Stichwort: Frieden
und Freiheiten zwischen den Ländern. Sicherlich gibt es
genug Dinge, die man durchaus kritisieren kann. Aber
eine Auflösung der EU halte ich weder für sinnvoll noch
für möglich.
Hallo Samy,
das sind nun mehrere Fragen auf einmal und zwar solche, auf die man jeweils in mehreren Bändern antworten könnte. Hier vielleicht einige Anregungen:
-
Bringt die EU etwas? Antwort: JA
Das größte Problem der EU ist, dass man vieles als selbstverständlich hinnimmt, was ohne EU gar nicht, oder nur viel schwieriger hätte erreicht werden könnnen. Unter EU-Mitglieder wäre ein Krieg unvorstellbar, man kann sich überall niederlassen und ein Geschäft aufmachen. Man kann in immer mehr Ländern mit dem gleichen Geld bezahlen. Man kann ohne Visum, oder Pass in diese Länder reisen. Ist man irgendwo am Ende der Welt und kommt man in Schwierigkeiten, hat man das Recht in irgendeine Vertretung eines EU-Landes um Hilfe zu bitten und diese auch zu erhalten, falls das eigene Land dort keine Vertretung unterhält. Man könnte diese Aufzählung endlos fortsetzen. Jeder, der meint, dass die EU überflüssig sei, sollte sich mal kurz hinsetzen und nachdenken, wie viele von den Selbstverständlichkeiten in seinem Leben ein mittelbares oder unmittelbares Ergebnis der EU ist. -
Soll sie sich auflösen? Antwort: NEIN
Erstens ist dieses gar nicht vorgesehen, technisch wäre es zwar machbar, aber wohl etwas kompliziert. Darüber hinaus das meiste dessen, was EU-Kompetenz ist, ist auch politische und wirtschaftliche Notwendigkeit, so dass auch nach einer eventuellen Auflösung der EU die Zusammenarbeit in einem anderen formalen Rahmen, aber mit weitgehend ähnlichen Inhalten fortgesetzt werden müsste. -
Soll sich die EU erweitern? Antwort: KEINE AHNUNG
Die EU exportiert Normen und Verfahren, sowie Stabilität und Entwicklungsperspektive in die Länder, die momentan Mitgliedskandidaten sind, oder werden wollen. Dies ist gut und notwendig. Andererseits das Scheitern der EU-Verfassung hat es gezeigt, dass die Menschen in der EU offensichtlich zu einem nächsten Schritt nicht bereit sind und eine weitere Annäherung an etwas, wie eine „Vereinigte Staaten von Europa“ (wobei dies NICHT erklärtes Ziel der EU ist!!!) nicht mittragen. Das Scheitern der Verfassung führt auch dazu, dass die EU sich nicht endlos weiter „dehnen“ kann, da sie irgendwann schlicht unregierbar wird.
Ich würde mir eine Verfassung und sehr wohl eine weitere Annähreung an eine „Vereingite Staaten von Europa“ wünschen. Das ist aber meine Privatmeinung. Es gibt wahrscheinlich sehr gute Pro- und auch Kontraargumente für oder gegen diese Position.
Gruß
Hans Wurst
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo,
Es gibt zwei Hauptgründe, warum es die EU gibt: Frieden und Wirtschaft.
Die Gründer der Gemeinschaft hatten zu allererst den Frieden zwischen den Gründerstaaten im Sinn. Das klingt heute vielleicht antiquiert, aber was Krieg wirklich heisst, können wir uns heute kaum noch vorstellen. Vor allem die Deutschen und die Franzosen haben jahrhundertelang immer und immer wieder Krieg geführt um Rohstoffe und Gebiete: vor allem um Erz und Kohle im Elsass/Lothringen. Beide Rohstoffe waren damals die wichtigsten für jede Industrie. Schau ins Geschichtsbuch, das ist voll von Kriegen in Europa.
Die Gründer der EU wollten also, dass in Europa Frieden wird. Das beste ist immer, mit solch einem Wunsch einen weiteren Zweck zu verbinden. Also verband man das mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl EGKS). Diese Gemeinschaft, gegründet von den BeNeLux-Länder, Deutschland, Frankreich und Italien (die sechs Gründerländer) arbeiteten fortan im Bereich Kohle und Stahl zusammen. Die Wirtschaft in diesen Branchen wurde verpflichtet, bestimmte Quoten einzuhalten und sich nicht mehr gegeneinander auszuspielen sondern mittels eines Fonds gegenseitig zu unterstützen. Dieser Fonds wurde 2003 - bei Auslaufen der EGKS - umgewandelt und existiert in anderer Form weiterhin. Da mit der EGKS Fragen auftauchten, wie man bestimmte Dinge gemeinsam regeln könnte - zum Beispiele Zölle - kamen viele gemeinsame Regelungen dazu. Zölle zum Beispiel haben in der Geschichte schon immer eine grosse Rolle gespielt. Wenn du dich in der mittelalterlichen deutschen Geschichte umsiehst, wirst du sehen, dass die Kleinstaaterei und die damit verbundenen vielen Zölle die Wirtschaft und den Handel ganz schön behinderten.
Deshalb hat man irgendwann auch eine gemeinsame Zone geschaffen, um die Zölle innerhalb der EU abzuschaffen. Irgendwann hatte man die Idee, nicht nur alle Zölle abzuschaffen in dieser Zone, sondern auch eine gemeinsame Währung zu haben. Da wollten aber nicht alle Länder mitmachen, so haben sich einige zusammen geschlossen und die Eurozone gegründet. Die hat den Vorteil, dass man nun nicht nur keine Zölle zahlt, sondern dass das Umrechnungsgedöns und das Risiko, das damit verbunden ist, wegfällt. Somit entsteht mehr Sicherheit vor allem für die, die mit den Ländern innerhalb der Eurozone viel Handel treiben -wie zum Beispiel die deutschen Unternehmen, die ja die Exportweltmeister überhaupt sind.
Die zweite Antwort auf deine Frage, was die EU bringt ist also, dass sie nicht nur den Frieden sichert in Europa (mittlerweile auch durch kleine gemeinsame Verteidigungsprojekte), sondern auch den Handel und die Wirtschaft vorantreibt. Würden wir den Euro wieder abschaffen und die Grenzzölle wieder einführen, hätten wir gegenüber den wichtigsten PLätzen auf den Weltmärkten in allen Branchen massive Einbrüche, weil die meisten Unternehmen mittlerweile grnezüberschreitend agierend - vor allem innerhalb der EU - und dann entflechtet werden müssten.
Damit sind wir bei der dritten Antwort auf deine Frage, was die EU bringt. Wenn die Unternehmen grnezüberschreitend agieren, brauchen sie Rechtssicherheit. Das eines der wichtigsten Standortbedingungen für ein Unternehmen: wenn in einem Land oder einer Region Rechtsunsicherheit besteht, weil es dort Krieg gibt oder weil die Korruption hoch ist, dann wollen sich Unternehmen dort nicht ansiedeln, weil das Risiko viel zu gross ist, den Produktionsstandort nicht rentabel betrieben zu können. Rechtssicherheit ist dann am grössten, wenn es nicht so viele unterschiedlichen Systeme und Gesetze gibt. Wenn du z.B. ein UNternehmen hast und dein Produkt in einem Land zulassen willst, dann ist es doch klasse, wenn damit auch gleich die Zulassung für mehrere Länder gilt. So ist das innerhalb der EU.
Mh, wenn aber ein Produkt z.B. in Deutschland zugelassen ist und die Belgier aber nicht wollen, dass das in Belgien auch zugelassen wird, dann haben wir ein Problem. Also brauchen wir Institutionen, die sich dieses Streits annehmen und den Streit versuchen beizulegen. Oder aber gleich richtige Standards festlegen, die solchen Streits aus dem Weg gehen. DAs machen, je nach dem worum es geht, die europäischen Institutionen - die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, der Europäische Rat usw.
So ist mit der Zeit ein riesiges Regelwerk entstanden, das ziemlich kompliziert und undurchsichtig ist. DAs liegt vor allem daran, dass es so viele Ausnahmen gibt, weil jedes Land in der EU seine Besonderheiten hat und bei jedem Gesetz und jeder Regelung natürlich beachtet werden wollte.
Weil das alles so undurchsichtig ist, soll es nun einen neuen Vertrag geben - den Lissabon-Vertrag. Der wird das Durcheinander ordnen. Bei so einer Masse an Beteiligten ist es allerdings schwierig, alle wirklich zufrieden zu stellen. Das ist aber ganz normal: wenn du z.B. in deiner Klasse mit sagen wir 30 Leuten abstimmen sollst, wohin die nächste Klassenfahrt gehen soll, dann müsst ihr ja nicht nur die Vorlieben von allen beachten, sondern auch was sie sich leisten können, wie lange ihr Zeit habt, wann ihr fahren wollt - ob an die See im Sommer oder in die Berge im Winter usw. Und so ungefähr ist das auch in den politischen Insitutionen der EU.
Nun zu deiner Frage ob sie sich weiter erweitern soll.
Diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Es gibt verschiedene Theorien dazu, aber so ganz genau weiss es keiner. Die einen sagen, die EU muss angrenzende Länder weiter aufnehmen, um - wiederum - Frieden und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Aber die Frage ist dann, wo man die Grenze zieht: gehört dann ein Teil der Türkei mit zur EU? Und was wird mit den Maghreb-Ländern (Länder am Mittelmeer) - sollen die dann auch zur EU? Wie definiert man dann aber auch die Wurzeln Europas? Historisch betrachtet kann man jetzt noch sagen, dass Europa auf die alten Griechen und Römer zurückgeht und dass uns das Christentum - mit all seinen Irrungen und Wirrungen - zusammengebracht hat. Was aber macht man dann mit den wahrscheinlich auftretenden Spannungen, die sich auf Werte gründen (die wiederum meist religiöse Ursprünge haben), die uns etwas fremd sind.
Im Grunde ist aber die EU ein einzigartiges Geilde. Im Unterschied zu den USA haben wir nicht eine gemeinsame Sprache - hatten die Staaten der USA am Anfang auch nicht (Spanisch, Französisch, Englisch), aber zur Gründung dann schon zumindest als Amtssprache. Ausserdem haben wir im Gegensatz zu den USA kein gemeinsames Grundgesetz oder eine gemeinsame Verfassung oder Papiere, die als Verfassung gelten. Wir haben kein einheitliches Staatsvolk.
Im Gegensatz zu den blossen Wirtschaftsgemeinschaften haben wir aber auch eine politsche und eine soziale Dimension der EU: wir haben gemeinsame politische Institutionen (warum: siehe oben) und wir haben gemeinsame soziale Absprachen (keine gemeinsame Sozialpolitik!). Weil es kein Vorbild dafür gibt, ist es so schwer zu sagen, wie man mit der EU weitermachen soll.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Wenn du mir noch antwortest, wofür die Antwort dient, würde ich mich sehr freuen - also brauchst du das für die Schule oder weil du mit Freunden darüber geredet hast oder weil du selbst ins Grübeln gekommen bist…
Ggf. kann ich dir dann auch ein paar Buchtipps geben - je nachdem ob du Schüler oder Azubi bist, Student oder arbeitest oder auch nicht… wie auch immer.
Viele Grüsse,
Kathleen
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo Samy,
ich kann auf W.W.W. leider nur Fragen beantworten, die sich auf inhaltliche Punkte
beziehen und mit vertretbarem Aufwand klären lassen. Deine Frage ist da zu
unspezifisch und zu weit gefasst.
Gruß,
BK
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Lieber Herr Samy,
danke für Ihre Frage.
Das ist ein weites Feld.
Bringt die EU etwas?
Momentan werden ca 80% aller in Deutschland erlassenen Gesetze (vor allem Umwelt, Verbraucherschutz, Wettbewerbsrecht usw.) von der EU gemacht oder massgeblich mitbestimmt. Das ist auch notwendig, da die Probleme, vor denen wir stehen immer weniger nur einzelne Staaten betreffen und daher auch immer weniger national lösbar sind.
Ausserdem ist die Welt gerade dabei, sich in grosse wirtschaftliche Machtzentren aufzuteilen: Asien, Amerika und eben Europa. Jeder EU Staat alleine kann in diesem Machtgefüge kaum genügend politisches Gewicht einbringen, um etwas erreichen zu können. Gemeinsam sind wir da einfach stärker.
Soll sie sich auflösen?
Im Gegenteil, meiner Meinung nach. Die EU solte versuchen, auch in der Aussenpolitik und in militärischen Belangen eine Einheit zu bilden, denn in der Welt wird sie zwar als wirtschafliches Schwergewicht angesehen, politisch und militärisch aber nicht ernst genommen. Das sieht man auch daran, dass immer wenn es „ernst“ wird, die USA eingreifen müssen, während in der EU oft vergeblich nach einer gemeinsamen Position gesucht wird.
Soll sie sich erweitern?
Eine schwierige Frage. Zunächst einmal muss unbedingt der Vertrag von Lissabon von allen EU Mitgliedern unterzeichnet werden, denn ohne den ist es jetzt schon nahezu unmöglich, politische Entscheidungen herbeizuführen. Das gilt erst recht, wenn weitere Mitgliedstaaten dazukommen.
Bei der Erweiterung stellt sich die grosse Frage, wo hört Europa überhaupt auf. Im Westen, Süden und Norden ist die Frage einfach zu beantworten, denn da sind die Grenzen der EU gleich den Küsten der jeweiligen Läner. Im Osten sieht das anders aus. Gehören Staaten die die Ukrainie und Weissrussland zu Europa oder zu Asien? Soll die Türkei als islamisches Land zu einer Union gehören, in der bisher alle Mitglieder christlich geprägt sind? Das sind die Entscheidungen der Zukunft. Meine Haltung dazu ist: Europa ist viel mehr eine Idee (siehe unten) als ein Kontinent oder ein Staatenverbund. Und diese Idee sollte an ihrer Verbreitung nicht gehindert werden. Jeder, der Mitglied werden will, sollte das können (z B auch Israel, das ja im wesentlichen europäisch geprägt ist).
Warum gibt es die EU?
Europa war über tausend Jahre lang ein Kontinent, auf dem sich zunächst Fürstenhäuser, dann Nationalstataaten bekämpft haben. Das hat zu Abermillionen Toten geführt und letztlich zu der Katastrophe des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges. Die EU ist gegründet worden, damit ein für alle Mal die kriegerische Auseinandersetzung von diesem Kontinent verbannt wird. Da man sich 1949 nicht auf mehr als das einigen konnte, wurde zum Hauptziel der EU (damals noch Europäische Wirtschaft Gemeinschaft) die enge wirtschaftliche Verknüpfung zwischen den Ländern. Dieser wirtschaftliche Bezug hat sich bis heute erhalten. Es geht in der EU hauptsächlich um Fragen der Wirtschaftspolitik. Dies muss sich, will die EU im 21 Jhdt. noch eine Rolle spielen, aber dringend ändern. Die EU muss auch Verantwortung in den Bereichen Aussenpolitik, Militärpolitik, Sozialpolitik und Arbeitsrecht übertragen bekommen, wenn sie weiter eine Rolle spielen will. Und diese Rolle in der Welt wird sie spielen müssen, da die USA sich mittelfristig mehr um den pazifischen Raum wird kümmern müssen. Die EU muss sich also vorbereiten darauf, mittelfristig in der westlichen Hemisphäre die Rolle als „Weltpolizei“ von den USA zu übernehmen.
besten GRuss
Dr. Michael Esser
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo,
vielen Dank für den sehr hilfreichen Brief bzw. E-Mail.
Ich hab mich ein wenig mit Freunden unterhalten, aber da ich mich nicht so auskannte, wollte ich mich informieren, damit ich das nächste Mal mitreden kan =).
Buchtipp? Wäre nicht schlecht. Ich bin Schülerin (15Jahre) und sowas zu wissen ist immer gut.
Liebe Grüße
Hallo,
es gibt bei der Bundeszentrale für politische Bildung relativ preisweirt (1-3€) Bücher und andere kleine Publikationen, u.a. über die EU.
Eines, das ich dir empfehlen kann, ist auf der Homepage der Bundeszentrale kostenlos zum download:
Europa für Einsteiger. Da du ja einen Computer zu haben scheinst, hast du wahrscheinlich auch den PDF-Leser als Programm, damit kannst du das lesen. Sind 24 interessante Seiten, finde ich.
Ausserdem gibt es da „Pocket Europa“, eine Art Lexikon zum Download. Schau einfach mal auf der Homepage www.bpb.de
Viele Grüsse, Kathleen
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Lieber Samy,
vielen Dank für deine Frage. Ich muss sagen, dass ich
eine so allgemeine Frage ungern beantworte, denn sie
ist bereits tausendfach (und abertausendfach im Netz)
sehr gut beantwortet. Lies:
http://europa.eu/abc/panorama/index_de.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Union
Nur so viel: Die Europäische Union hat sich in ihrer
ursprünglichen Gestalt gegründet um zu verhindern, dass
sich etwas wie der zweite Weltkrieg je wiederholen
wird. Sie sollte also Frieden und wirtschaftliche
Zusammenarbeit bringen. In den letzten Jahrzehnten ist
sie auch zu einer Wertegemeinschaft geworden, das
heißt, sie verfolgt auch politische Ziele wie die
Verbeitrung von Demokratie und den Menschenrechten und
gewissen sozialen Errungenschaften.
Ob sich die Europäische Union erweitern soll, hängt zum
einen davon ab, welche Ziele sie verfolgt. Will sie so
viele Länder wie möglich in sich vereinen, auch auf das
Risiko hin, dass ihre Mitglieder es immer schwerer
haben, einen gemeinsamen Standpunkt zu finden und eine
einstimmige/gemeinsame Entscheidung zu treffen? Oder
will sie das geografische Europa so weit wie möglich
„politisch stabil“ halten, z.B. durch die Aufnahme von
Ländern wie die Türkei, die auch als Brückenbauer im
Terrorismus fungieren können (aber die in Fragen der
Menschenrechte nicht unbedingt den Ansprüchen der EU
gerecht wird). Da sind sich die EU-Politiker leider
selbst nicht einig. Einig aber sind sie sich darüber,
dass eine Auflösung der EU nicht nur katastrophal wäre,
sondern auch (wegen der dichten rechtlichen und
wirtschaftlichen Vernetzung) nicht (mehr) möglich wäre.