Evolution von Empathie / Altruismus

Hallo zusammen,

mal eine Frage zur Evolution von Altruismus also der Tatsache, dass ein Tier einem anderen hilft. Also quasi die Entwiklung pro sozialer Verhaltensweisen.

Ich habe z.B. von interessanten Studien gelesen, dass sich viele Tierarten (zumindest höher Entwickelte Primaten die in der Lage sind einen „Helfer“ später wiederzuerkennen) Altruistisch Verhalten. Z.B. teilen Vampirfledermäuse Blut innerhalb der Gruppe um den schwächeren vom Verhungern zu bewahren oder auch Ratten sollen Artgenossen aus einer Falle befreit haben (Da gabs auch eine Studie). Meine Frage: Welchen evolutionären Nutzen hat ein pro soziales Verhalten? Zunächst einmal muss das Tier um einem anderen zu helfen ja Energie investieren. Das Tier hat beispielsweise Nahrung gesammelt und dabei Energie investiert und gibt davon einen Teil ab. Es hat unmittelbar keinen Nutzen davon. Das Tier kann ja sogesehen nur dann profitieren, wenn der Emfpänger der Hilfe später den Helfer wiedererkennen kann um ihm als Gegenleistung ebenfalls behilflich zu sein.

Gibts da Theorien darüber weshalb sich prosoziales Verhalten Entwickelt hat (Empathie mit eingeschlossen)? Ich denke dass der Gesamtvorteil gegenüber egoistischem Verhalten überwiegen könnte und daher pro soziale Tiere einen höheren Überlebensvorteil haben. Ein egoistischer Einzelkämpfer hat auch vermultich niemandem der ihm bei Problemen hilft, sollte mal das Futter sammeln nicht so optimal laufen. Daher würde ich (als Laie) behaupten dass einfach die Vorteile von altruistischem Verhalten überwiegen. Stimmt das auch? Das trifft natürlich nicht auf alle Tiere zu, eine gewisse „Intelligenz“ muss natürlich vorhanden sein um Helfer wiederzuerkennen. Wie sieht die Forschung das? Es heißt ja auch „Survival of the fittest“ und nicht „… of the strongest“.

Buchtipp
Guten Tag,

da gibt es gerade ein recht frisches Buch dazu: http://hpd.de/node/16842

http://lachsdressur.de/kooperative-intelligenz-das-e…

Interessanterweise gab es die Kooperation vor dem Leben. Und von hinten kommt die Gruppenselektion wieder ans Licht. Es bleibt spannend.

Gruß

Stefan

Hallo Lucky.

Das Prinzip ist einfach:

Wenn ich in einer Gruppe meinen „Reichtum“, die große Beute, die ich heute aus Zufall gemacht habe, mit anderen teile, dann habe ich nächstes Mal, wenn mir das Glück weniger hold ist, die Chance, jemand zu finden, der mir was abgibt.
Somit steigen, verbessern sich die Überlebenschancen für die Gruppe an sich.

Recht ausführlich besprochen, wurde das, soweit ich weiß, bei Dawkins:„Das egoistische Gen“

Natürlich wäre es für das einzelne Individuum noch besser, nur zu nehmen und nie zu geben, (solche Egoisten gibt es immer wieder), dann bricht aber irgenwann die Gruppe zusammen, speziell, wenn die Zahl der Egoisten zu groß wird.

Gruß, Nemo.

Vielen herzlichen Dank :smile: Das sieht ja sehr interessant aus, vielen Dank für den Tipp :smile:

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Vielen Dank :smile: Das klingt logisch, also kann man grob sagen, dass die Überlebenschancen in der Gruppe allgemein höher sind als Einzelkämpfer. Der Einzelkämpfer hat dann für den Moment vielleicht das größere Glück, auf dauer bietet aber nur die Gruppe „stabilere“ Überlebensbedingungen weshalb die „Egoisten“ ausselektiert werden.

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Hallo lonesome cowboy,

das Gebiet ist sehr komplex und ich bin darüberhinaus bestimmt kein Spezialist dafür. Aber ich möchte einschränken, daß das persönliche Wiedererkennen des altruistisch handelnden durch den oder die Nutznieser nicht gegeben sein muß. Es genügt, wenn die beteiligten Individuen zu einer Gruppe gehören, deren Mitglieder sich untereinander alle altruistisch verhalten Das ganze hat etwas mit Gruppenselektion zu tun und wird meines Wissens in der modernen Evolutionsforschung durch die sog.Spieltheorie erklärt.

Gruß
Peter

Vielen herzlichen Dank. Gruppenselektion und Spieltheorie sind gute Stichpunkte :smile: Damit kann ich weitersuchen :smile:

Hallo ll, kürze dich mal so ab, weil ich noch was anderes in der Zwischenablage habe!

Ich habe z.B. von interessanten Studien gelesen, dass sich
viele Tierarten (zumindest höher Entwickelte Primaten die in
der Lage sind einen „Helfer“ später wiederzuerkennen)

Das ist deswegen so, weil Peters richtige Antwort und auch der später Hinweis auf Dawkins „Das egoistische Gen“ nur Teilaskepte sind, oder die Anfänge.

In dem Moment, wo sich altruistische Gene durchsetzen (schließlich ist es relativ wahrscheinlich, dass du mit einen Individumm verwandt bist, das du gut kennst), setzt auch eine Gegenbewegung ein, nämlich Individuen oder Gene, die genau dieses Verhalten ausnutzen. Hab das Ganze nicht wirklich durchdacht, aber bei manchen Leuten ist es einem auch ziemlich egal, ob sie einen Gendefekt haben :wink:

Altruistisch Verhalten. Z.B. … Meine Frage: Welchen
evolutionären Nutzen hat ein pro soziales Verhalten? Zunächst
einmal muss das Tier um einem anderen zu helfen ja Energie
investieren. Das Tier hat beispielsweise Nahrung gesammelt und
dabei Energie investiert und gibt davon einen Teil ab. Es hat
unmittelbar keinen Nutzen davon. Das Tier kann ja sogesehen
nur dann profitieren, wenn der Emfpänger der Hilfe später den
Helfer wiedererkennen kann um ihm als Gegenleistung ebenfalls
behilflich zu sein.

Mein relativ undurchdachtes Statement dazu ist es, dass Zusammenarbeit ziemlich viele Vorteile hat.
Und auch, dass die schärfste Konkurrenz meist innerhalb der Art lauert. Bären tun sich nicht zusammen, um Wölfe auszurotten, sondern kämpfen gegeneinander um Essen und Weibchen.
Und gerade Säuger und Vögel definieren sich eher durch ihr Zusammenleben als durch anatomische Details. Eine Trennung zwischen Art, Evolution und Verhalten ist gar nicht möglich.

Und wie gesagt, wo Brauch ist ist auch Missbrauch, und den zu erkennen ist wieder ein Vorteil.

Ob wir unsere Intelligenz gerade diesem Widerspruch zu verdanken haben, wird diskutiert.
Einfache Erklärungen wirst du sicher nicht finden, zumindest keine richtigen. Aber das ein Erkennen einzelner Individuen und Erinnern dessen Verhalten kein Nachteil ist, dürfte einleuchten.

Und wenn dann das einzelne Individuum so oder so handelt, weil andere das behalten, dann sind wir bei sehr komplexem Verhalten, Altruismus mit Gegenbewegungen und Gegenbewegunen zu den …

Hoffe, jetzt ist’s klar :wink: Zoelomat

Vielen herzlichen Dank :smile:

Hallo,

neben den anderen guten Antworten möchte ich noch bemerken, dass auch Insekten wie Termiten, Ameisen und Bienen, sofern sie in Völkern leben, altruistisch vorgehen, also wohl durch rein genetische Veranlagung, was den Vorteil per Se beweist.

Gruß, Paran

Altruismus Hier die Definition zu Altruismus von Wikipedia: „Altruismus (lat. alter ‚der Andere‘) ist definiert als eine Verhaltensweise, die einem Individuum Kosten als Nutzen einbringt zugunsten eines anderen Individuums. Der Begriff Altruismus ist ein Gegenbegriff zu Egoismus. Altruistische Verhaltensweisen wurden beim Menschen und auch bei Tieren nachgewiesen; eine 2009 publizierte Studie schrieb Altruismus sogar Pflanzen zu und 2010 wurde in der Zeitschrift Nature Altruismusartiges Verhalten bei Bakterien beschrieben. Altruismus ist nicht zwingend willentlich, moralisch, idealistisch oder normativ begründet, sondern kann auch Bestandteil des angeborenen Verhaltens eines Individuums sein“. Wikipedia Ende

Hierbei fällt mir der „Natternkopf“, eine Wildpflanze, ein. Wenn mehrere Jungpflanzen auf einem engen Raum stehen, der Platz jedoch nur für eine Pflanze reicht, so wächst nur eine Pflanze, während die anderen pflanzlichen Geschwister auf das eigene Wachstum verzichten. Sicher kann man darüber streiten, ob dies Altruismus ist.

Ein Lebewesen, ob Tier oder Mensch, das altruistisch handelt, erwartet oder erhofft sich von den Artgenossen, die durch sein altruistisches Verhalten profitierten, ein ähnliches Verhaltens zu gegebener Zeit, wenn es selbst in Not ist. Ansonsten würde es den Artgenossen, der die Hilfe verweigert hat, sobald dieser in Not ist, im Stich lassen. Dies dürfte weitgehend bei Primaten zutreffend sein und muss nicht zwingend als selbstloser Altruismus betrachtet werden.

Die Wissenschaft vertritt vielfach die Meinung, dass es keinen selbstlosen Altruismus gibt. Ein scheinbar altruistisches Lebewesen muss, so die Meinung vieler Wissenschaftler, einen Nutzen für die Gene des Altruisten über das altruistische Verhalten haben, sonst wäre dieses Lebewesen längst ausselektiert worden. Demnach würde es keinen wirklichen selbstlosen Altruismus geben.

Ich sehe das anders. Meine Argumente werde ich vom Standpunkt der menschlichen Sippe beschreiben. Diese hier geschilderten Argumente sind weitgehend auch auf die Tierwelt, insbesondere auf Primaten, übertragbar.

Folgende Hypothese möchte ich hier vorstellen:

Wenn über einen langen Zeitraum keine schwierigen Zeiten oder katastrophalen Ereignisse die Sippe gefährdete, bestand vermehrt die Gefahr, dass Sippen mit altruistischen Mitgliedern immer weniger wurden. Jedoch in schwierigen Zeiten oder bei einem katastrophalen Ereignis wurden die Sippen verstärkt dahingehend selektiert, dass meist nur diejenigen Gemeinschaften überlebten, die noch ausreichend altruistische Menschen in ihren Reihen hatten. Dies bewirkte, dass viele Sippen mit überwiegend oder ausschließlich Egoisten, sobald die guten Zeiten zu Ende gingen, vermehrt ausstarben und somit die Gene für Egoismus deutlich dezimiert wurden. Die überlebenden Sippen mit mehr Altruisten hatten nun mehr Platz und konnten sich wieder vermehren und ausbreiten. Allerdings verringerten sich die Gene für Altruismus im Laufe der Zeit allmählich wieder, bis irgendwann wieder schlechtere Zeiten kamen und die Sippen mit den meisten Egoisten und dessen Gene ausstarben. Ohne Sippe konnte kaum jemand überleben, bzw. seine Gene erhalten.

Nicht jedes Individuum will seine eigenen Gene erhalten, sondern die Eltern wollen ihre Gene erhalten. Folglich zeugen die Eltern nicht nur Nachkommen, die egoistisch sind, sondern auch altruistische Nachkommen, auch wenn die Altruisten geringere Aussichten auf den Erhalt ihrer Gene hatten, damit im Falle einer Katastrophe die (egoistischen) elterlichen Gene erhalten blieben. Wenn nicht alle Kinder überleben konnten, sollte wenigstens ein Kind, das die Gene der Eltern und somit auch die Gene für Altruismus in sich trug, überleben. Auch wenn nur egoistische Nachkommen überleben sollten, so werden diese wieder neben den egoistischen auch altruistische Nachkommen haben. Damit dies funktioniert, müssen die Egoisten auch Träger von altruistischen Genen sein, damit die egoistischen Nachkommen mit einem bestimmten Anteil an Altruisten wahrscheinlicher überlebten. Die Egoisten benötigen die Altruisten zum Überleben.

Zu berücksichtigen ist auch, dass in einer Sippe die einzelnen Mitglieder genetisch mehr oder weniger stark verwandt sind. Je mehr genetische Verwandtschaft, umso mehr Altruismus kann sich erhalten. Wird durch das altruistische Verhalten des altruistischen Individuums die Weitergabe der elterlichen Gene begünstigt, so wird sich dieses Verhalten erhalten.

Menschliche Eltern „manipulieren“ ihre Kinder nicht nur bei der Zeugung genetisch, sondern auch unbewusst bei der Erziehung über Prägung zu Altruisten und Egoisten bis hin zur depressiven Persönlichkeit. Dies hat jedoch nichts mit Depressionen zu tun (siehe „Die Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann).

Innerhalb der Sippe wurden Altruisten geschätzt und von den Sippenmitgliedern geachtet. Als Konsequenz daraus kann man beobachten, dass altruistische Menschen selbst von egoistischen Menschen meist geschätzt werden, denn diese haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Egoisten in schweren Zeiten überleben konnten. Dadurch wurde Altruismus selektiv begünstigt. Auch heute noch kann man beobachten, dass man Altruismus und altruistische Menschen schätzt, auch wenn derjenige, der Altruismus schätzt, selbst egoistisch ist.

Mit altruistischen Mitgliedern wurde eine Rangordnung innerhalb der Sippe leichter möglich. Ein anhaltender Kampf um die Rangfolge war und ist für die Gemeinschaft kontraproduktiv. Enthielt eine Sippe nun unterschiedliche und ausreichend altruistische Mitglieder, so wurde die Situation entspannter, ihre Effizienz wurde gesteigert und damit hatte sie gute Voraussetzungen für ihr Überleben. Es war im Sinne der elterlichen Gene, unterschiedliche altruistische und egoistische Nachkommen zu zeugen, da nur so jeder seinen optimalen Platz einnehmen und sowohl dem Überleben der Sippe, als auch dem Fortbestand elterlichen Gene dienen konnte.

Da sich Egoismus aufgrund der Evolutionsgesetze immer wieder durchsetzt, war es nicht selbstverständlich, dass Altruismus im Laufe von Jahrmillionen entstanden ist und erhalten blieb, da sich annähernd alle Individuen selbst vermehren und deshalb miteinander kongruieren. Deshalb funktioniert Altruismus bei Ameisen und anderen Insektenstaaten fast problemlos, da sie die Vermehrung der Königin überlassen.

Sehr empfehlenswert erscheint mir das Buch „Evolutionäre Psychologie“ von David M. Buss

Grüße
Werner Fischer

Wow, vielen Dank für diesen sehr ausführlichen und Interessanten Beitrag. Klingt für mich sehr logisch. Vielen herzlichen Dank dafür :smile:

Das stimmt, an solche „einfachen“ Anpassungen habe ich noch garnicht gedacht, aber das stimmt natürlich schon dass diese Lebenwesen einen Evolutionären Vorteil beweisen.Denn großartig „Denken“ können Ameisen ja nicht wirklich.

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