Ewige Jungfrauen

Ich habe im Zusammenhang mit der islamischen Vorstellung vom Paradies schon oft den Begriff der „ewigen Jungfrauen“ gehört. Im Koran habe ich zwar etwas über die Paradiesjungfrauen gefunden aber nichts darüber, ob es sich dabei um „ewige“ Jungfrauen handelt. Gibt es eventuell andere Quellen (Hadith), in der erwähnt wird, dass die Jungfrauen immer Jungfrauen bleiben? Oder kann man es doch irgendwie aus den Koransuren deuten?

Viele Grüße

Rosinas

hi

a) von welchen Koranstellen sprichst du genau? Welche Verse? (Suren sind die „Kapitel“ und können somit sehr groß sein :wink:)

b) ewige Jungfrauen oder ewige Junge Frauen?
Ewige Jungfrauen machen keinen Sinn, abgesehen von der alten Bedeutung „junge Frauen“.
Man kann ewig jung bleiben, aber GV ist GV…

da müsste man philologisch herangehen, welches Wort tatsächlich im Original gebraucht wurde, welche Bedeutung es zu der Zeit der Kompilation hatte etc.

(Übersetzungen zählen sowieso nicht, da jede Übersetzung des Koran „falsch“ ist, nur das Original hat Autorität, da jede Übersetzung Interpretation ist - wie man sieht)

lg
Kate

Hallo,
diese Vorstellungen sind aselbst den Christen nicht fremd. Die Heilige Gottesmutter Maria, besitzt zufällig den gleichen Satus: Virgin for all times.
Aleander

Hi

Das ist aber auch eine Kontroverse und, sofern sich da nicht schon wieder was geändert hat, ist die Jungfrauen-Geschichte nicht erst später entstanden? Darum lehnen einige protestantische Konfessionen die „immerwährende Jungfräulichkeit“ ja auch ab.
Wobei ich gelesen habe, dass die Übersetzung etwas kniffliger ist als ursprünglich angedacht und an den einschlägigen Stellen steht nichts von Jungfräulichkeit.

Es ging ja ursprünglich darum, dass sie Jesus nicht durch Geschlechsverkehr empfangen hat /empfangen haben soll, sondern durch Gottes Einwirkung. Wie das mit ihrem Eheleben weiterging ist großteils nichts bekannt, im Übrigen ist die Darstellung Josefs als Opa auch recht alt - sein Alter wird gar nicht erwähnt.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass der Messias ja ein Nachfahre Davids gewesen sein soll - wenn die Jungfrauengeburt Marias aber wahr wäre, stimmt das einfach nicht, denn Josef soll Davids Nachkomme gewesen sein, nicht Maria (obwohl das viiiel später mal mit konstruiierten Stammbäumen nachgewiesen werden sollte)
Das mit der „ewigen Jungfrau“ kommt auf keinen Fall hin, wenn man nach Markus 6,3 geht: Da hat Jesus nämlich Geschwister.

Die „ewigen Jungfrauen“ sind eigentlich eine völlig andere Kategorie. Artemis oder Moniang zählen etwa dazu: Damit sind Göttinnen oder andere übermenschliche Gestalten gemeint, die niemals heiraten und somit jungfräulich bleiben (nach Glauben patriarchalischer Gesellschaften…) dies geht auf Reinheitsgebote zurück, welche die Verehrung jener Gestalten erst möglich macht.

lg
Kate

2 Like

Als glücklicher Ehemann weiß ich: Es gibt Frauen, die trotz oder wegen ihres weit schweifenden sexuellen Engagements ihre Unschuld nicht verlieren. Theologisch: In Jesus Christus ist der Begriff der Schuld überhaupt überwunden. Wie also sollte sich das Prinzip, das den Gottessohn hervorbringt, nämlich Maria, mit Schuld beladen?
Dann kommt das Alltägliche dazu: Eine Frau, die einen so tollen Sohn zur Welt bringt, muß geilen Sex gehabt haben.
Der Prozeß gegen Josef ist in den Apokryphen beschrieben; die aus diesem Prozeß heraus gefolgerte jungfräuliche Geburt war der Gemeinschaftsraison geschuldet. Das ist die praktische Seite.
Die frühen Maler haben es gewußt - diese Marien hätte doch einfach jeder Mann gern bei sich im Bett.
Jungfräulichkeit gedacht als Unversehrtheit des Hymens ist so langweilig und öde, daß es die biblischen Autoren bestimmt nicht interessiert hätte.

Wie das mit den Jungfrauen im Koran ff ist bzw. sein soll, weiß ich nicht. Ich hörte aber mal, dass es auch ein Übersetzungsfehler bzw. Interpret5ationsfehler gewesen sein könnte: 70 Trauben und nicht 70 Jungfrauen. Auf diese Möglichkeit wollte ich nur mal hinweisen. Wen es weiter interessiert, kann dazu ja was finden.

Mit der Jungfrau Maria kenne ich mich ein bisschen besser aus :wink:

  1. In der Bibel steht es schon, aber nur im Matthäus und Lukasevangelium. Da sieht es sehr nach Übernahme von Mythen aus, die im griechisch/römischen Bereich gar nicht so selten von Helden u.ä. erzählten, die von der Jungfrau geboren wurden. Ähnlich übrigens Buddha.
  2. In den andern Evangelien und bei Paulus ff steht nichts von wegen Jungfrauengeburt. Aber sie widersprechen ihr auch nicht direkt.
    Und auch die beiden Lukas und Matthäus sind nicht konsequent. Z.B. wird in der Geschichte vom 12-jährigen Jesus selbstverständlich von seinen „Eltern“ erzählt. Und in den Geschichten vom erwachsenen Jesus kommt das Thema nicht mehr vor.
  3. In nachbiblischen (apokryphen) Evangelien wird das Thema dann teilweise etwas lustvoller biologisch breitgetreten: Wenn ich nicht meinen Finger hineinlege (in die Scheide natürlich) sagt eine Hebamme, kann ich’s nicht glauben. Die fromme Phantasie kann auch manchmal schrecklich geschmacklos sein.
  4. Als die Jungfrauengeburt dann doch mehr oder weniger stillschweigend von der Mehrheit der Christen übernommen war (spätestens mit der Aufnahme von Matthäus und Lukas in den Kanon), berief man sich auch auf eine Stelle des Alten Testaments in Jes 7,14: Original stand dort „eine junge Frau“, in der griechischen Übersetzung Septuaginta (siehe zB Wikipedia-Artikel) wurde daraus eine „Jungfrau“ - vielleicht schon in Anlehnung an griechische Mythen. Worauhin auch griechisch sprechende Juden sich wieder mehr auf den hebrischen Original-Sinn der Stelle besannen.
    Ich hörte allerdings auch mal, als „Jungfrau“ konnten (wo? in welchen Erzähl-Zusammenhängen?) Frauen gelten bis zur ersten Geburt. Also ein etwas anderer Begriff als der, der sich allgemein durchsetzte. Aber auch anders als in den beiden erstgenannten Evangelien.
  5. Katholisch wurde die ständige Unberührtheit Mariens betont (Joseph habe eine Josephs-Ehe geführt) und die Geschwister von Jesus z.T. dann schlicht als Cousins und Kusinen verstanden. Ich halte das für Krampf. Ist aber vermutlich nicht durchgehende katholische Lehrmeinung, wird in der Einheitsübersetzung auch so nicht mehr gehandhabt.
    Dahinter steht natürlich eine gewisse Sexual-Verachtung. Möchte immer noch wissen, woher die Christen das haben - von den Juden so sicher nicht. Vielleicht von einer unglücklichen Mischung jüdischer Reinheitsvorschriften (dass der an sich gottgewollte Sexualakt nicht durch Menstruation u.ä. verunreinigt wird) und griechisch-gnostischer allgemeiner Leibverachtung: Körper als Gefängnis der Seele.
  6. Interessant ist die dogmatische Karriere Mariens, bis hin zur leiblichen Himmelfahrt. Nun ja, in Ephesus wird das natürlich lokalisiert. So kamen die in Folge von Paulus entmachteten Goldschmiede (Apostelgesch 19) wieder zu ihrem Verdienst.

So viel für heute.