Existenz Druckertankstelle

Hallo zusammen,

bezüglich einer möglichen Übernahme einer zum Verkauf stehenden „Tinten-Tankstelle“ frage ich euch um Rat.

Das Ladengeschäft befindet sich in gut sichtbarer 1-B-Lage in einer Kreisstadt mit ca. 50.000 Einwohnern, Parkmöglichkeiten an der Straße vorhanden.
Angeboten wird die Befüllung gebrauchter Drucker- und Tonerpatronen sowie der Verkauf von nicht nachfüllbaren Patronen.
Unabhängig davon besteht noch die Möglichkeit Zeitschriften, Grußkarten und ähnliches usw. anzubieten.

Was ist eure Meinung: wie hoch kann die monatliche Anzahl der Kunden angenommen werden? Kann sich hier eine dauerhafte Vollexistenz ergeben?
Oder ist dieser Markt generell auf einem absteigenden Ast, sodass hier besser nicht investiert werden sollte?

Danke und beste Grüße

Baumeister

Hallo,

das ist das Kaffee-Satz-Lesen und Glaskugel-Sehen; wir könnten es auch auswürfeln;-(

Es sind keine Angaben zur Pacht und der weiteren Fix-Kosten gegeben, evtl. Mitbewerber vor Ort, wie setzt sich die Kaufkraft in dieser Stadt zusammen, wie ist das bisherige Marketing hinsichtlich Neukundenwerbung und das Wichtigste: wie sehen die Umsatzzahlen des bisherigen Geschäftsinhabers aus?

Ein TV-Sender verkauft seit Monaten Tinten in einem solchen Mengen/Preisleistungsverhältnis, dass ein kleines Ladengeschäft da nicht mithalten kann.

lG

Servus,

Es sind keine Angaben zur Pacht und der weiteren Fix-Kosten gegeben,

hängt davon denn die mögliche Zahl der Kunden ab? Glaub eher nicht.

Schöne Grüße

MM

Moin,

wenn die zum Verkauf steht, muss es ja eine Kaufpreisvorstellung geben. Niemand, wirklich niemand, sollte auch nur in Erwägung ziehen, so etwas zu kaufen, ohne die Unterlagen genauestens geprüft zu haben. V.a. Umsatz, Kosten, Gewinn etc. - und warum soll die verkauft werden?

Ich halte das für keine wirklich tragfähige Existenz, dazu gibt es zuviele Angebote, auch online. Und warum verkauft jemand den Laden? Was steht im Mietvertrag des Ladens, z.B.? Millionen Fragen, die ohne Unterlagen niemand beantworten kann. Und ohne die eine Bank wohl kaum eine Finanzierung geben wird.

Gruß
Ex.

…Umsätze usw. liegen vor, wie auch Ladenmiete usw.

Hintergrund der Frage ist vielmehr die generelle Aussicht, wie sich der Markt entwickeln könnte, ob so etwas langfristig tragfähig ist, oder durch Onlineshops verdrängt werden…

Gruß
Baumeister

Moin,

ein Vergleich der Umsatzentwicklung zwischen Gründung und jetzt könnte Hinweise liefern, ebenso die Frequentierung der Gegend, in der der Laden liegt. Wenn ich mir ansehe, was Kopien der Originalkartuschen bei den diversen Büromaterialhändler (stationär und online) kosten, dann lohnt es sich nicht (mehr), für eine Befüllung irgendwohin zu fahren, zumal v.a. Firmen ihr Büromaterial eher komplett liefern lassen als ihre Leute wegen Befüllungen herumzuschicken (zu teuer).

Gilt gleichermassen für das, was in dem Laden sonst noch angeboten wird und wo solche DInge in der Umgebung ggf. noch gekauft werden können. Und nach wie vor die Frage: warum soll verkauft werden?

Meine persönliche Ansicht: ich sehe in diesen Befüllungsstationen keine grosse Zukunft, dafür gibt es zu viele Kopierfirmen, solche, die eine Art Nachbau anbieten. Kannst du z.B. selber mal sehen bei den Grossmärkten (Metro, Selgros etc.).

Gruß
Ex.

1 Like

Servus,

grundsätzlich ist sowas schon was für ein Ladengeschäft vor Ort, weil das Hin- und Herschicken im Vergleich absurd teuer wäre, und auch weil Leute, die mit wiederbefüllten Druckerkartuschen arbeiten wollen, das dann tun, wenn eine leer ist und sie grade mal eben in den Laden zum Nachfüllen gehen können.

Von daher ist die Frage im UP ganz präzise gestellt: Mit wie vielen Leuten kann man da rechnen?

Übern Daumen würde ich an einem Ort mit 50.000 Einwohnern, an dem sonst kein anderer Druckerkartuschenauffüller ist, etwa 100 bis höchstens 200 im Monat schätzen. Das heißt, das Ladengeschäft sollte möglichst nicht größer als drei Quadratmeter sein, weil sonst die Miete den Deckungsbeitrag weglutscht.

Heißt: Man kann so ein Geschäft wahrscheinlich betreiben, wenn es als „Mitläufer“ z.B. in einem Büroartikelladen mit Postagentur und Fotokopiergerät unterkommen kann, aber nicht gut für sich alleine.

Schöne Grüße

MM

Nachfüllen ist out
Die Leute haben mitbekommen, dass sie Tintenpatronen- Nachbauten inkl. Tinte für ab 50 Cent pro Stück bei Ebay kaufen können. Beispiel:

http://www.ebay.de/itm/30x-TINTE-PATRONEN-fur-BROTHE…

99,8% positive Bewertungen…

Da geht keiner mehr zum Nachfüllen, für 5€. Das ist halt 10x teurer.

Nachgefüllt werden höchstens noch die Patronen, die aus rechtlichen Gründen nicht in China nachgebaut werden dürfen. Das schränkt den Kundenkreis stark ein.

Hallo!

bezüglich einer möglichen Übernahme einer zum Verkauf
stehenden „Tinten-Tankstelle“ frage ich euch um Rat.

Müssten Auto-Tankstellen die Vielfalt an Befüllstoffen, Reinigungs- und Prüfequipment vorhalten, wie es für die Vielfalt der am Markt befindlichen Tintenpatronen erforderlich ist, wären alle Tankstellen augenblicklich pleite.

Dutzende Druckerfabrikate und über die Jahre für jedes Fabrikat eine schier unüberschaubare Vielfalt an Tintenpatronen, ermöglichen die rentable Wiederbefüllung und Prüfung nur einer kleinen Auswahl der gerade gängigsten Typen, aber viele Kunden müsste man unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken. Selbst mit Beschränkung auf wenige Typen wärst du den ganzen Tag mit Reklamationen und Anleitungen zum Überlisten von Patronenkennungen in Druckern beschäftigt. Viele Drucker akzeptieren nämlich eine einmal als leer erkannte Patrone nicht mehr oder nur nach Befolgung von Insider-Tipps, mit denen der durchschnittliche Nutzer überfordert ist.

Verfallende Preise und knochenharter Wettbewerb durch zahllose Online-Anbieter komplettieren das Elend. Sowas kann man für wenige Patronentypen als Hobby treiben, aber ein tragfähiges Geschäft wird daraus schon lange nicht mehr.

Ende der 80er gab es die ersten Tintenstrahldrucker von HP. Drucker und Verbrauchsmaterial kosteten kleine Vermögen (für einen HP500 musste ich damals 2400 DM bezahlen) und das Internet gab es noch nicht, deshalb auch keinen Online-Handel. Damals lohnte sich Wiederbefüllung, zumal wiederbefüllte Patronen mangels Kennungen keine Probleme machten. Schwarze Tinte per Injektionsspritze eingefüllt, ein bißchen Reinigung mit Alkohol und gut war’s. Aber längst kann man mit der Geschäftsidee auf keinen grünen Zweig mehr kommen.

Der Geschäftsverlauf bei „Tinten-Tankstellen“ ist so ähnlich wie bei Fax-Rollen und Schmutzfangmatten in den 80ern. Etliche Leute machten sich mit der Geschäftsidee selbständig, erst für damals horrende Preise Schmutzfangmatten zu verkaufen und sie alle paar Wochen zu reinigen. Ein ähnliches Spiel bei Fax-Thermopapier, wo natürlich wöchentlich feste Liefermengen angestrebt wurden. Das lief ein paar Jahre und ist längst mausetot.

Das Ladengeschäft befindet sich in gut sichtbarer 1-B-Lage in
einer Kreisstadt mit ca. 50.000 Einwohnern, Parkmöglichkeiten
an der Straße vorhanden.

Völlig wurscht, wo sich der Laden befindet, weil die Geschäftsidee tot ist.

Angeboten wird die Befüllung gebrauchter Drucker- und
Tonerpatronen sowie der Verkauf von nicht nachfüllbaren
Patronen.

Welche 3 Typen von den Aberhunderten willst du auf Lager legen?

Unabhängig davon besteht noch die Möglichkeit Zeitschriften,
Grußkarten und ähnliches usw. anzubieten.

Grußkarten sind nun wirklich nicht der Bringer. Das ist so gut wie unverkäufliches Geraffel, wo alle paar Tage mal ein Euro Umsatz gemacht wird und der Rest verstaubt. Auf so manchem Grußkarten-Ständer findet man noch Exemplare mit DM-Auszeichnung auf den Cellophantüten.

Was ist eure Meinung: wie hoch kann die monatliche Anzahl der
Kunden angenommen werden? Kann sich hier eine dauerhafte
Vollexistenz ergeben?

Das ist überhaupt kein tragfähiges Geschäft, wird vorhersehbar nicht einmal Ladenmiete und Energiekosten einspielen, egal wie niedrig sie sind. Der aktuelle Betreiber sucht einen leichtgläubigen Menschen, der ihm den Ballast vom Hals schafft und womöglich für das Gelumpe im Laden noch etwas bezahlt. Das ganze Inventar bei Ebay mit 1-Euro-Auktionen zu verschleudern, wird die seit langer Zeit lohnendste Aktion solchen Ladens sein.

Oder ist dieser Markt generell auf einem absteigenden Ast,
sodass hier besser nicht investiert werden sollte?

Die Akteure wären froh, befänden sie sich noch auf dem absteigenden Ast. Das Marktsegment ist längst am Boden zertrampelt.

Falls du mir nicht glaubst, du ganz hart im Nehmen bist und dir vor nichts graust, sieh dir die Jahresabschlüsse der letzten paar Jahre des Geschäfts an. Man braucht wenig Phantasie für die Vorhersage, dass der Inhaber die Jahresabschlüsse nicht herzeigen will und vielleicht auch gar nicht herzeigen kann, weil er kein Kaufmann ist und die Abschlüsse deshalb vom Steuerberater erstellen lassen muss, dessen Rechnungen aber schon lange nicht mehr beglichen wurden, das Finanzamt reagiert mittlerweile unfreundlich und der Inhaber will nur noch raus aus der Nummer. Deshalb sucht er einen Interessenten, der ebenfalls kein Kaufmann ist, mit dem ganzen Papierkram nichts am Hut hat, in den Mietvertrag einsteigt und sogar noch ein bisschen dazu zahlt.

Gruß
Wolfgang

Danke für die zahlreichen und ausführlichen Einschätzungen zur Fragestellung. Hat sehr geholfen.

Gruß Baumeister