Existenzberechtiung der Ausdrucksform Theater?

Moin,

welche Existenzberechtigung schreibt sich das Theater in der heutigen Zeit zu? Oder welche Existenzberechtigung könnte man dem Theater in der heutigen Zeit zuschreiben?

thx
moe.

hallo moe,
das ist für mich z.B. schwer zu beantworten. Wenn ich versuchsweise, oder wegen des Kulturteils der Nachrichtensender zufällig, Ausschnitte aus Theater-Inszenierungen höre, muß ich zum Heile meiner Trommelfelle fast immer sofort abschalten. So entgehen mir natürlich all die tausend Feinheiten wundervoller gebrüllter (gewimmerter… geheulter … geschriiener … usw.) Inszenierungen. Irgendwie traue ich mich nicht mehr ins Theater. Weite Anreise - viel Geld bezahlen - im ersten Akt zu fliehen versuchen - das kanns nicht sein. Aber ich habe wunderbare, erhellende, unvergeßliche Erinnerungen. Die mir sagen: grundsätzlich Existenzberechtigung unbedingt!
(meine Frage: dürfen eigentlich Schauspieler mitreden bei Inszenierungen? Mögen die alles, was die Inszenierung ihnen zumutet?)Gruß, I.

Nebenstrang
Hallo Irmtraut!

(meine Frage: dürfen eigentlich Schauspieler mitreden bei
Inszenierungen? Mögen die alles, was die Inszenierung ihnen
zumutet?)

Es kommt auf den Regisseur an, einige wollen es gar - dann wächst die Inszenierung aus der Zusammenarbeit - nach dem Improvisationsprinzip heraus. Die anderen „arbeiten“ selbst, Schauspieler sind lebendige Marionetten für sie. Einen Regisseur, der mit einem klaren Konzept gekömmen wäre, bei welchem Schauspieler einen gewissen Freiraum für ihre Entfaltung hätten, habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt.

Meist sind Schauspieler voll im klaren, was für ein Mist sie machen müssen.

Gruß

hallo peet,
genau das habe ich mir gedacht. Wie oft hab ich überlegt, ob sich Schauspieler eigentlich freiwillig ihr wichtigstes, feinstes, sensibelstes Instrument zerstören, ihre Stimme, durch diese Schreiereien. Tausend Nuancen müßten sie doch damit ausdrücken können … Ich habe nichts gegen Nacktheit, aber wahre Schweineorgien muß ich nicht auf der Bühne sehen, um zu wissen, daß sie im wirklichen Leben auch wirklich vorkommen. Ich möchte nicht zugekleistert werden mit Effekten - ich möchte parallel zum Sehen, Hören und Erleben auch noch denken können … das Theater sollte bestenfalls Empfinden und Denken zusammenführen können, in Sternstunden …
Ich glaube, Theater hätte genau dann eine Chance, wenn ein Regisseur sich Rahmenvorstellungen, sozusagen zu Struktur, rotem Faden, macht und mit den Schauspielern dieser Struktur Leben einhauchte. Wobei ich davon ausgehe, daß manchmal das Verständnis einer einzigen Rolle das Gesamtverständnis eines Stücks noch einmal ändern könnte - auch für den Regisseur. Lebendiges Wachsen.
Aber man merkt vielen heutigen Inszenierungen an, daß sie künstlich „belebt“ werden. Nicht lebendig gewachsen sind. Zumindest was ich von ihnen in Radio und Fernsehen mitbekomme.
Es tut mir leid für die Schauspieler. So viel Können oft, nur der Selbstdarstellungswut eines Einzelnen geopfert. Gruß, I.

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Hallo Irmtraut

genau das habe ich mir gedacht. Wie oft hab ich überlegt, ob
sich Schauspieler eigentlich freiwillig ihr wichtigstes,
feinstes, sensibelstes Instrument zerstören, ihre Stimme,
durch diese Schreiereien.

Wenn der Schauspieler gelernt hat, mit seiner Stimme
umzugehen, macht er da überhaupt nichts kaputt.
Das ist gerade etwas, was man bei der Stimmausbildung
lernt.

Gruß
Elke

hallo irmtraut,

Aber man merkt vielen heutigen Inszenierungen an, daß sie
künstlich „belebt“ werden. Nicht lebendig gewachsen sind.
Zumindest was ich von ihnen in Radio und Fernsehen mitbekomme.

Ein Theatermitschnitt, ob nur Audio im Radio oder als kurzer
Auschnitt über den Bildschirm geflimmert, ist mit dem liveerleben
überhaupt nicht zu vergleichen.
Theater gehört auf die Bühne, Hörspiel ins Radio, Film ins Kino.
Theater braucht eine gewisse theatralik, die aufgezeichnet und aus
dem Zusammenhang gesehen oft extrem übertrieben wirkt. Sitzt Du dann
aber als Zuschauer in der Vorstellung ist die Wirkung eine völlig
andere.

Aber ich gebe gerne zu, dass es (leider) sehr viel Mist auf den
deutschen Bühnen zu sehen gibt - der interessanterweise von vielen
Zuschauern besser honoriert wird, als die wirklich guten Stücke und
Inszenierungen. Aber vielleicht liegt das daran, dass viele Zuschauer
sich einfach bedienen lassen wollen. Und wenns weh tut, dann kann man
im Fernsehen umschalten, beim Theater muss dann dann eben
lautschimpfend den Saal verlassen und kann sich wieder bestätigt
fühlen, dass früher alles viel besser war.

Viele Grüße,
Uwe

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Moin Moe,
meiner Meinung nach liegt die Hauptexistenzberechtigung in der Unterhaltung des Zuschauers, was leider von den meisten Profi-Bühnen heutzutage nicht mehr beachtet wird. Von daher empfiehlt es sich, auch die Amateur-Bühnen im Umkreis bei geplanten Theaterbesuchen in Betracht zu ziehen. Hier wird oft gute Unterhaltung für wenig Geld geboten (Bitte nicht mit Laien-Bühnen verwechseln). Das professionelle Theater verkommt immer mehr zu einer Spielweise der Regisseure. Hier wird Premieren- oder Feuilleton-Theater gemacht. Das führt dann zu ratlosen Zuschauern in der Pause und zurückgehenden Zuschauerzahlen, die wir Steuerzahler über Subventionen ausgleichen dürfen. Eine gut erzählte Geschichte, ob traurig, lustig oder nachdenklich live auf der Bühne ist immer noich einen Theaterbesuch wert.

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