Existenzsicherung durch Erwerbsarbeit?

Hallo,

auf Grund vieler aktueller Diskussionen um Mindestlöhne etc. stellt sich mir die Frage, wie viel man in Deutschland denn in etwa brutto verdienen müsste, um längerfristig eine bescheidene Existenz zu sichern. Mit Existenzssicherung meine ich eben auch solche Dinge wie Altersvorsorge (wenn diese nicht ererbt werden kann *lach*), Miete und auch zukünftige Mietsteigerungen, Lebensmittel etc.

Damit die Rechnung einfacher wird, würde ich gerne von folgenden Daten ausgehen: Frau, Mitte 30ig, Single, Mieterin, keine großen Ersparnisse/Rücklagen, keine großen Luxusansprüche (Markenklamotten, teures Auto etc. muss nicht sein), zukünftige Karriere im Job auch nicht zu erwarten - fiktiv mal angenommen, die Lebensverhältnisse bleiben bis zur Rente so - wie hoch müsste das monatliche Einkommen mindestens sein, um jetzt und in Zunkunft (Rente) über die Runden zu kommen, ohne früher oder später doch ein Sozialfall zu werden? Hat schon mal jemand so eine Rechnung aufgemacht? Kann man solche Zahlen irgendwo nachlesen?

Vielen Dank!

Servus,

das lässt sich deswegen nicht berechnen, weil Du das Thema „künftige Rente“ in die Fragestellung einbeziehst.

Selbst wenn Angaben über den bisherigen Verlauf des RV-Kontos gegeben wären, und wenn eine präzise Definition von „über die Runden kommen“ vorläge, ließe sich nichts dazu sagen, wie hoch der (tatsächliche, nicht in den Briefelein von der Rentenversicherung poetisch geschilderte) Rentenanspruch einer jetzt Dreißigjährigen bei Renteneintritt sein wird, und auch nichts darüber, wie sich künftig die Lebenshaltungskosten entwickeln werden.

Es hülfe also nichts, wenn ich Dir jetzt sagte, dass man mit 12*1.700 € zurechtkommen kann.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Eine Frage der Mentalität und nicht des Geldes
Hallo

und selbst wenn alles bekannt und Vvrhersagbar wäre, so bleibt es doch auch eine Frage der Mentalität. Auto, Urlaub, Klamotten, Möbel sind nahezu beliebig ansetzbar. Dem einen reichen 20qm, der andere will „wenigstens soviel wie H4-Empfänger“. Der eine versorgt sich an zahlreichen Obst-Bäumen (Sträuchern) umsonst, der andere kauft Brombeermarmelade für 10€ das Kilo.

Wer mit dem auskommt, was er jetzt verdient, und ein paar Prozent dauerhaft spart, wird vermulich kein Sozialhilfefall, sofern er nicht arbeitslos oder krank wird. Unabhängig, ober er nun 1000€ netto oder das doppelte hat.

Gruß
achim

Naja, es stimmt zwar, dass Bedürfnisse unterschiedlich sind, aber ich denke schon, dass man „über die Runden kommen“ (auch wenn es schwammig formuliert ist) in Deutschland in etwa an einem Betrag festmachen kann. Ich würde unter der Brücke schlafen und selbst jagen gehen mal als sehr extreme Lebensweise betrachten und gehe eher von einem „Durchschnittsmenschen“ aus. Der braucht ein Dach überm Kopf (sagen wir mal ca. 30qm), muss dieses im Winter heizen und braucht Strom, geht in der Supermarkt zum Einkaufen und nicht in den Wald (was vielleicht ganz lustig ist, aber eh nur für ein paar Wochen im Jahr sinnvoll), will soziale Kontakte pflegen und benötigt eine gewisse Mobilität (nicht unbedingt ein Auto, aber der Bus kostet auch), Telefon etc. Der Hartz-IV-Satz gilt ja als Existenzminimum, wobei ich denke, dass man sowas wie soziale Kontakte dabei schon vergessen kann und den tatsächlichen Bedarf daher schon etwas höher ansetzen würde. Wer aber nur ein Einkommen in dieser Höhe hat, wird bei Ausfallzeiten (Krankheit, Alter) dann auch wieder zum Sozialfall - ich kann mir nicht vorstellen, dass hierzulande (wo ja alles berechnet wird), das noch niemand durchgerechnet hat!

genau das wurde doch berechnet für H4
Hallo,

ich kann mir nicht vorstellen, dass hierzulande
(wo ja alles berechnet wird), das noch niemand durchgerechnet hat!

Das wurde doch alles für H4 durchgerechnet, gemessen an den Ausgaben Geringverdiener, abzüglich einiger Genussmittel etc.

Im Mittel wird bei geringeren Einkommen das Geld was da ist, ausgegeben und definiert dadurch widerum den „Mindestanspruch“. So kann H4 immer nur den Mindestanspruch widerspiegeln. Schließt man sich dieser Auffassung aber nicht an, so kann man auch dabei zufrieden Geld beiseite legen. Die Motivation dazu ist aber sicherlich fast 0 und ein öffentliches Bekenntnis dazu sicher nur bei „untypischen“ H4er möglich.

Gruß
achim

Viele Faktoren
Hallöchen,

das Blöde ist, 35-40 Jahre sind ziemlich lange, um etwas vorhersagen zu können.
Als Beispiel: Hätte man sich Ende der 70’er je träumen lassen, dass Kapitalzinsen für Sparguthaben mal unter 5% sinken würden?
Oder dass das Grundgehalt eines Angestellten im Öffentlichen Dienst selbst in 100 Jahren nicht für ein Eigenheim reichen würde?

Aber nehmen wir mal die Unwägbarkeiten raus aus der Rechnung.

Bei einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 3% pro Jahr ist der Euro von heute etwa so kaufkräftig wie 38 Cent zu Beginn des Rentenalters.
Daher kann man sagen, „Gäbe es keine Lohnsteigerung“ - könnte man sein aktuelles Einkommen durch 2,8 teilen, dann nochmal mal 0,6, dann weiß man, mit welcher Rente man einsteigt. Man müsste also ohne Lohnsteigerung etwa 1750€ netto pro Monat verdienen, um in 35 Jahren die Kaufkraft des jetzigen Hartz-IV-Satzes zu besitzen.

Wenn man sich also „was zurücklegen“ will, müssten das schon etwa €450,000 sein, sollte man planen, 90 Jahre alt zu werden und dabei wenigstens den Lebensstandard eines Hartz-IV-Empfängers haben zu wollen.

Das mag viel klingen, aber man muss es einfach in Relation setzen: vor 35 Jahren gab’s auch noch Brötchen für 5 Pfennig.
Deswegen muss man auf Lohnsteigerung hoffen, die mindestens die Teuerungsrate ausgleicht. Sollte diese darunter liegen, wird’s haarig - wenn sie darüber liegt, wird es eigentlich leicht sein, den Wohlstand aufrecht zu erhalten.

Aber irgendwie ist das alles Glaskugel - vielleicht gibt’s in 40 Jahren ja überhaupt kein Geld mehr - oder der Lebensstandard eines Sozialfalls liegt auf dem Niveau von „Wenn ich Glück habe, kriege ich aus dem Mülleimer ne Mahlzeit zusammen“. Genauso kann es sein, dass das Bedürftigkeitsniveau bis dahin bei Rolex und Armani liegt (wenn auch eher unwahrscheinlich).

Gruß,
Michael

Hallo,

ja der Hartz IV ist das Existenzminimum. Ich meinte aber, wie viel muss man verdienen, um eine eigenständige Existenz ohne staatl. Unterstützung zu gewährleisten - d.h. Minimum die Vorsorge muss da noch rein. Ein bisschen sparen reicht da kaum! Wer ein Einkommen in Hartz IV-Höhe hat, wird es sicher nicht schaffen, sich eine Rente zu ersparen, die drüber liegt.