Exmatrikulation aufwerten durch Zertifikate?

Guten Abend,

leider ist mir vor einigen Monaten etwas schlimmes passiert: Ich wurde nach 4 Jahren Studium exmatrikuliert. Die 4 Jahre kamen zusammen, da ich nebenbei viel gearbeitet hatte.
Dies passierte, da ich meinen letzten Versuch im Fach Mathematik vergeigte. Nun stehe ich ohne Abschluss dar.

Freunde und Bekannte sagten mir, dass das nicht so schlimm sei, da zwischen mir und der Bachelor Arbeit lediglich 3 Fächer standen und ich die letzten 4 Jahre bereits im Bereich der Informatik tätig war.

Glücklicherweise wurde ich von meinem Arbeitgeber übernommen und arbeite jetzt als Junior Software Developer. Da ich langsam auf die 30 zu gehe, kommt ein Vollzeitstudium im Moment nicht in Frage. Da kam mir dann die Idee der Zertifikate.
Im Bereich der Informatik kann man sich für viele Bereiche zertifizieren lassen. Für mich kämen Zertifikate in bestimmten Programmiersprachen und Tätigkeiten infrage.

Neben den vier Jahren Informatik-Studium und der Tätigkeit in der IT-Branche, habe ich auf jeden Fall viel Erfahrung gesammelt, auch auf dem Papier.

Nur weiß jemand zufällig, ob Zertifikate so hoch in der IT-Branche (Software/Web Development) angesehen sind, dass ich dadurch eine Exmatrikulation ausgleichen könnte?

Hallo

Zertifikate gleichen definitiv keinen fehlenden Berufsabschluss aus. Normalerweise macht man Zertifikate on Top und nicht anstatt.

Wie es weitergeht hängt davon ab was später ein potentieller Arbeitgeber haben will

Legt er Wert auf entsprechend qualifizierende Abschlüsse (ein BachelorStudium ist mit Verlaub keine große oder super anspruchsvolle Sache) hast du ein Problem

Legt er mehr Wert auf praktische Fähigkeiten und Zertifikate (wie sie jeder dritte umgeschulte Langzeitarbeitslose vorlegt) sieht es etwas besser aus

Je nach Arbeitgeber und Tarifvertrag wirst du ggf deutlich weniger Gehalt als mit Studium bekommen können, eben weil du keinen Abschluss hast und deswegen per se erstmal als ungelernte Kraft giltst - das kannst du später nur mit Berufserfahrung zum Teil wett machen

Sprich ohne Glaskugeln kann dir niemand deine Zukunft voraussagen :wink:

Gruß h

Hallo,

Mathematik bricht leider vielen das Genick.

Na ja, aber das Bachelor-Studium nach 4 Jahren abzubrechen ist schon eine Kunst für sich, wenn dir da auch noch ganze (und nicht „lediglich“!) 3 Fächer gefehlt haben. Es ist kein Weltuntergang, aber ganz herunterspielen würde ich es auch nicht. Du hast momentan einfach keine abgeschlossene Ausbildung.

Wenn du aus dem Informatikstudium rausgeflogen bist, wird auch kein weiteres Informatikstudium in Frage kommen, fürchte ich. Das regelt aber sicherlich die Prüfungsordnung des eventuellen Studiengangs. War es an der Uni oder an der Fachhochschule? Wenn es an der Uni war, kannst du es evtl. an der FH studieren oder umgekehrt.

In Deutschland eher nicht, es sei denn, du findest einen ausländischen Arbeitgeber mit Niederlassung in Deutschland. Ein Bekannter von mir hat es in einem amerikanischen Unternehmen in/bei München ziemlich weit gebracht mit seinem abgebrochenen Physikstudium, aber es ist auch der einzige, von dem ich das weiß.

Evtl. kommt ein Fernstudium an der Virtuellen Fachhochschule in Frage:

Das könntest du in Teilzeit absolvieren.

Gruß
Christa

Vielen Dank für die Antworten. :slight_smile:

Ich vergaß zu erwähnen, dass ich vor dem Studium bereits eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert habe.

Hallo

Wirklich? Ich dachte eher, man macht sie tatsächlich eher mangels Ausbildung, Du schreibst doch selber:

… wobei ich glaube, hier würde das Wort ‚ungeschulte‘ besser als ‚umgeschulte‘ passen. Wenn einer eine Umschulung macht, dann macht er doch eine richtige zweite Ausbildung mit einem richtigen Berufsabschluss. Nur werden Umschulungen nicht so einfach bewilligt.

Aber es gibt bestimmt auch Zertifikate, die etwas anspruchsvoller sind als diejenigen, die jeder dritte Langzeitarbeitslose vorlegt. Der UP wird ja nicht an sowas wie den Europäischen Computerführerschein gedacht haben.

Das wichtigste werden auf die Dauer sicher die Arbeitszeugnisse sein. Allerdings, um eine ganz bestimmte einzelne Fertigkeit nachzuweisen ist ein Zertifikat sicher nicht unbedingt schlecht.

Viele Grüße

Hallo,

also ein nicht abgeschlossenes Studium kann man damit nicht „ausgleichen“. Da Du ja aber eh von Deinem AG übernommen wurdest ist das jetzt eh Nebensache. Du könntest ja das Studienfach wechseln und das Ganze über Fernstudium, etc. versuchen. Zertifikate helfen halt bei künftigen Bewerbungen. Ohne diese ist halt ansonsten eine entsprechende Qualifikation eher schwierig. Ob die Zertifikate aber wirklich helfen hängt auch vom Zertifikat ansich ab. Ein MCSE oder CCNA ist in der Branche ja bekannt. Als Programmierer ist die Auswahl eher breiter angesiedelt. Viel Glück.

Danke für das Zurückhalten dieser absolut irrelevanten Information! :confused:

Dann sag, dass du nicht dein abgebrochenes Studium sondern deine abgeschlossene Ausbildung aufwerten willst, und schon klingt das ganz anders.

Simsy der Unterschied zwischen ungeschult und umgeschult ist mir bewusst, aber dir sind glaub ich die Anforderung an die Zertifikate nicht bewusst? Hast du schon mal so eine Prüfung gemacht?

Einen MCSE kann kein „ungeschulter“ Langzeitarbeitsloser machen … dazu brauchts tatsächlich einiges an Grundwissen und das bekommt man, wenn man fachfremd ist erst in einer Umschulung oder eben in der Ausbildung. Diese Zertifikate im Job dann tatsächlich ON TOP erwartet. Nur das Zertifikat alleine reicht nicht für eine entsprechende Bezahlung.

Und Umschulungen sind durchaus üblich und werden auch genehmigt, wenn abzusehen ist, dass derjenige in seinem ursprünglich erlernten Beruf keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt (z.B. durch entsprechende Erkrankungen)

Deswegen haben wir einige Bäcker, Friseure, Geologen, Köche etc. und auch ein paar fachfremde Akademiker eingestellt, die im Rahmen ihrer Umschulung in den IT Bereich dann eben diese Zertifizierungen gemacht haben/machen mussten, um besser vermittelbar zu sein. Dass die Kollegen trotz der Zertifikate deutlich weniger verdienen als die, die Informatik studiert (und abgeschlossen) haben, liegt daran, dass wir an den TV-L gebunden sind

Gruß h.

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„Besser als nichts“ sind solche Zertifikate auf jeden Fall. Insbesondere dann, wenn man daran denkt, dass man ggf. auch mal den Arbeitgeber wechseln möchte/muss, bzw. nicht bis ans Ende seiner Tage als Programmierer tätig. Man muss aber darauf achten, welche Zertifikate für welche Tätigkeiten tatsächlich einen Sinn machen. Zum Thema Programmierung würden mir da insbesondere Qualifikationen im Bereich Qualitätssicherung als auch Testing und Projektmanagement einfallen, mit denen man sich von der puren „Tipperei“ weiterentwickeln könnte.

Hallo

Also der Wert eines Zertifikats hängt von vielen Faktoren ab, ausserdem ist nachweisliche praktische Erfahrung tendenziell immer noch von höherem Wert.

Ein paar Beispiele für Anbieter und „wie hoch die Trauben hängen“ bis zum Zertifikat (eine „Mut zur Lücke“-Einstellung sollte man übrigens gleich in die Klamottenkiste verbannen):

  • open.sap.com: kostenfrei, solides Englisch vorausgesetzt, Kurse über mehrere Wochen, Videos und Präsentationen zum Thema sollte man gewissenhaft durcharbeiten. Die Selbsttests muss man nicht machen, die Ergebnisse der wöchentlichen Prüfungen gehen ins Endzertifikat ein (wobei die Endprüfung idR 50% des Endergebnisses ausmacht). Fehlerhaft angekreuzte Antworten führen übrigens zu Punktabzug (allerdings haben sich auf die Prüfer bei den Aufgabenstellungen gelegentlich geirrt und bisher zu Gunsten der Prüflinge Punkte gutgeschrieben)

  • openhpi.de: wie OpenSAP aber auch mit deutschsprachigen Kursen, bei den Prüfungen erfährt man nicht wieviele anzukreuzende Antworten richtig sind. Neuere Kurse bieten auch die Option für ECTS-Punkte an

  • mva.microsoft.com: kostenfrei, solides Englisch, Videos (und Präsentationen) zu einem Thema. Zu absolvierende Prüfungen in den Einzeltests sind zwar ohne Zeitdruck aber erst mit der Mehrzahl der als absolut richtig gegebenen Antworten als bestanden anerkannt (z.B. 80% bei 5 Fragen). Ein Zertifikat für einen Kurs besteht idR aus mehreren Einzeltests.

  • edx.org: offizielle Zertifikate kosten Geld (~50$ Minimum), es gibt auch kostenlose Kurse. Das Gewicht der einzelnen Prüfungen („Non-graded activity“, „Self-Check“, „Lab-Assessment“, „EXAM“) hängt vom jeweiligen Kurs ab. Und die Prüfungen sind teilweise härter als bei der MVA.

mfg M.L.

Vielen Dank für die ganzen Ratschläge und Informationen.

Hallo

Ich weiß nicht, inwiefern der MCSE identisch ist mit dem ECDL. Letzteren habe ich (fachfremd) nach einer Babypause mal gemacht, und dafür war keine Umschulung notwendig, sondern nur ein nicht besonders anspruchsvoller und nicht besonders lange dauernder Kurs. - Ich weiß und wusste damals, dass es da noch anspruchsvollere Module gab (Experts), dafür wurden aber keine Kurse angeboten, und da man sich manche der in den Prüfungen gestellte Fragen nie stellt, wenn man die Programme einfach nur lernt und anwendet, ist es schwierig, so eine Prüfung ohne dazugehörenden Kurs zu machen.

Ich weiß, dass die Arbeitsagentur grundsätzlich auch Umschulungen bezahlt …
Allerdings werden Langzeitarbeitslose (von denen ja die Rede war), nicht von der Arbeitagentur, sondern vom Jobcenter betreut, und da sieht es wohl anders aus.

Na ja, eigentlich weiß ich nicht, wie heute die Praxis mit Umschulungen etc. läuft.

Viele Grüße