Exposé für die Dissertation

Hallo Joachim,
ich habe gesehen, dass du Doktorand in Alter Geschichte bist, deshalb habe ich dich als Experten angeschrieben.
Ich bin ebenfalls Doktorandin, stehe aber noch ganz am Anfang, sprich, ich bin gerade erst dabei mein Exposé zu verfassen.

Ich werde mich mit antiker Religion beschäftigen, bzw. mit dem Phänomen eines ‚heidnischen Monotheismus‘ in den Kultgemeinden Kleinasiens in der späten Kaiserzeit.

Was mir momentan Bauchschmerzen bereitet ist 1. die genaue Formulierung der Fragestellung und 2. der Zeitplan und das methodische Vorgehen.

Beides muss natürlich ins Exposé, aber irgendwie kann ich gar nicht abschätzen, wie lange ich für die Arbeit brauche und wann ich was angehen will.

Bei der Fragestellung ist es ähnlich: Natürlich habe ich eine Vorstellung davon, was ich erforschen möchte, aber ich kann schlecht abschätzen, ob das Thema auch genug ‚hergibt‘ für eine Monographie.

Irgendwie stehe ich total auf dem Schlauch. Meine Doktormutter kann ich leider nicht fragen, die ist momentan auf einer Forschungsreise.

Vielleicht kannst du mir ja mal deine Erfahrungen bezüglich des Exposés mitteilen.
Tut mir leid wenn’s ein bisschen lang geworden ist.
Viele Grüße
Lena

Hallo Lena,
ich schreibe, bzw. arbeite seit drei Jahren und acht Monaten an meiner Diss über eine statistische Erfassung der Inschriften des Dolichenuskultes in der Kaiserzeit und erstelle dabei auch einen Katalog über die neuen Inschriften der letzten 20 Jahre. Ich muß gestehen, daß ich gar nicht weiß, was ein Exposé im Zusammenhang mit einer Diss sein soll, ich jedenfalls mußte so etwas nie erstellen. Die Fragestellungen ergeben sich i.d.R.(diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht) erst im Verlauf der Arbeit. So habe ich große Lücken und jede Menge unwissenschaftliche Vermutungen in der Literatur gefunden, die ich mit meinen Forschungen ausgefülllt bzw. widerlegt habe (hoffe ich zumindest). In dem Stadium, in dem sich deine Arbeit noch befindet, wäre eine abschließende Formulierung der Fragestellung weder sachgerecht noch überhaupt machbar, weil das ein Wissen voraussetzt, das du noch gar nicht haben kannst. Für die Abschätzung der Zeit, die du wohl brauchen wirst, gilt das gleiche. Du mußt dir eine Diss so vorstellen wie eine Entdeckungsfahrt in ein unbekanntes Land. Wenn du es zum ersten Mal betrittst, kannst du doch nicht sagen, wann du es erforscht haben wirst, denn du weißt weder, wie groß es ist, noch, was du da alles findest. Das Ansinnen deiner Doktormutter kommt mir daher etwas merkwürdig vor.
Entschuldige bitte, daß ich erst jetzt antworte, aber ich bin nur durch Zufall auf deine Mail gestoßen, die Technik bei dieser Webseite ist irgenwie umgestellt worden, es ist nicht mehr so unkompliziert wie früher. Ich glaube, wir sollten in Verbindung bleiben, denn unsere Themen berühren sich ja zumindest periphär.
Bis dahin alles Gute und viele Grüße
Joachim

Hallo Joachim,
danke für deine Antwort.
So ähnlich wie du es beschreibst, stelle ich mir das auch vor, nämlich dass sich vieles erst im Laufe der Arbeit ergibt.
Das Exposé muss dem Promotionsausschuss vorgelegt werden, der dann darüber bestimmt, ob ich zugelassen werde oder nicht. Vielleicht ist das aber nur eine reine Formsache, da meine Doktormutter im Prinzip ja schon zugestimmt hat. Wahrscheinlich mache ich mir viel zu viele Gedanken darüber!?

Ich befasse mich mit dem Theos Hypsistos Kult in Kleinasien, der hauptsächlich inschriftlich belegt ist. Hast du Forschungsreisen unternommen um die Inschriften zu erfassen, oder benutzt du bestimmte Verzeichnisse? Leider habe ich mich während meines Studiums wenig bis gar nicht mit Epigraphik beschäftigt, das werde ich wohl erstmal nachholen müssen…

Ich würde es gut finden, wenn wir in Kontakt bleiben könnten. Meine Uni bildet hauptsächlich Lehrer aus, deswegen gibt es hier momentan außer mir niemanden, der in Alter Geschichte promoviert und mit dem ich mich austauschen könnte. Ich fühle mich jetzt schon wie ein „Einzelkämpfer“, dabei habe ich noch nicht mal angefangen. :wink:
Leider habe ich auch (noch) keine Stelle im Institut ergattern können, aber ich hoffe auf nächstes Semester.

Falls der Kontakt über wer-weiß-was zu kompliziert ist, hier meine Mailadresse: [email protected]

Wenn du nichts dagegen hast, werde ich dich vielleicht nochmal zu Rate ziehen.

Viele Grüße
Lena