Extreme Vergesslichkeit

Liebe Experten!

Vor Kurzem bin ich mit einer Freundin in eine WG zusammengezogen - und nun wird deutlich, wie krass vergesslich ich im Alltag so bin.
Bislang hat das niemanden außer mir betroffen und ich bin halt dreimal in ein anderes Zimmer gelaufen, bis ich nicht mehr vergessen hab, was ich dort wollte.

Aber jetzt sind es so Dinge wie Türen immer zu schließen, weil der Kater in meinen Räumen Plastik findet und anknabbert; oder weil bei Durchzug die Türen zuschlagen und den Hund oder die Katze verletzten könnten; oder Messer immer aus dem Blickfeld zu räumen, weil sie Borderliner ist und davon getriggert wird.

Es ist ja nicht so, dass ich das nicht verstehe - aber ich kann mir so etwas nicht merken, erst recht nicht, wenn ich im Alltagsstress bin.

Ich glaube nicht, dass das eine beginnende Demenz ist, weil ich diese Vergesslichkeit schon sehr lange kenne, nur hat es die letzen 20 Jahre niemand anderen betroffen (solange hab ich allein gelebt).

Mich verstört das regelrecht, weil ich mich manchmal nicht mal erinnern kann, wann ich das letzte Mal auf dem Balkon war und ob tatsächlich ich die letzte war, die die Tür vergessen hat.

Ich bin ansonsten gut organisiert, bei der Arbeit habe ich meine Tricks entwickelt, um mich selbst zu überlisten und Dinge nicht vergessen zu können.

Aber jeden Tag hab ich damit zu tun, dass ich mir To-Do-Listen erstelle und trotzdem nicht durchkomme, weil ich eine Sache anfange, mir plötzlich etwas anderes über den Weg läuft und ich das dann mache. So bleibe ich ständig bei anderen Sachen hängen und kriege Dinge wirklich nur fertig, wenn ich mich disziplinieren und an meine To-Do-Liste halte.

Meine Hausärztin meint, das sein halt Stress. Das ist mir aber irgendwie zu platt. Und außerdem möchte ich mir die Dinge, die meiner Mitbewohnerin wichtig sind, nicht dauernd vergessen.

Wie gehe ich das am besten an? Oder ist das doch eine Form von Demenz?

Gruß, Diva

Auf Demenz kann man sich, soweit ich weiß, untersuchen lassen. Das ist ab einem bestimmten Alter sowieso nicht dumm, weil man ja eine neutrale Aussage braucht, in welche Richtung der Zug läuft.

Dein Problem kann ich, zumindest im Ansatz, verstehen.
Mir geht es auch manchmal so, dass ich in einen Raum gehe, weil ich etwas holen wollte und muss mir dann, wenn ich dort bin, erstmal wieder ins Gedächtnis rufen was ich eigentlich holen wollte.

Das unterläuft mir regelmäßig dann, wenn ich gedanklich sehr mit anderen Dingen beschäftigt bin und das, was ich erledigen will, einfach nur Alltagsgeschäft, sprich: mehr oder weniger unwichtig, ist.

An Deiner Stelle würde ich mir ein Protokoll für eine Woche anfertigen, indem ich solche Momente festhalte.
Konkreter Anlass, Tageszeit, Wichtigkeit, Ablenkungsgründe.
Das würde Dir vielleicht einiges klarer machen und wenn Du tatsächlich auf professionelle Hilfe zurückgreifen wolltest, wäre das Protokoll sicher auch hilfreich.

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Hi DDD

das mit den Türen ist völlig normal: Nennt sich Tür-Effekt https://lexikon.stangl.eu/22658/tuer-effekt

Dass es vom Stress kommen kann, kann ich mir tatsächlich gut vorstellen, weil du in den letzten Jahren Zeit schon belastende persönliche Dinge um die Ohren hattest. Noch dazu die mentalen Belastungen in den letzten Jahren durch Pandemie, Urkainekrieg, Energiekrise, Klimawandel etc. - das sind ja alles keine Themen, die völlig spurlos an uns vorbei gingen

Ee kann auch eine Folge der aktuellen Hitze i.V.m. ggf. zu wenig Wasser trinken sein

Ansonsten wäre der Gang zum Arzt angesagt, einfach um tatsächlich Alzheimer / beginnende Demenz oder anderes als körperliche Ursachen auszuschliessen - und da finde ich Cooks Idee sehr gut zuerst Buch zu führen

Gruß h.

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Servus, Diva,

das ist keine Krankheit, sondern eine Gabe, nennt sich Multitasker-Pickup-Syndrom. Wenn ich in die Gartenbude gehe, um eine Kombizange zu holen, komme ich garantiert mit einem Wurzelstecher wieder, den ich schon längere Zeit vermisst habe. Die Kombizange fällt mir dann ein, wenn mich der Zaun angrinst, bei dem ein loses Ende vom Maschendraht heraussteht. Oder gar nicht, je nachdem, wo es mich vorher aus der Kurve trägt. Als nächstes werde ich in den Keller geschickt, um Wäsche raufzuholen, komme am Papierlager vorbei, greife mir zwei Rollen Klopapier und bringe die ins Bad, weil auf der Rolle nur noch ein Blättchen baumelt. Mme d.: Wo issn die Wäsche?!? Na ja, jeder Gang macht schlank.

Unachtsamkeit wird von mir durch Routine kuriert: Der Schlüssel hat seinen festen Platz, beim Rausgehen Griff nach hinten, ob der Geldbeutel sitzt, wo er soll, Gymnastik wird gemacht, bevor ich die Mails checke, usw usf. Anders käme ich nicht durchs Leben.

Vielleicht hilft Dir die Idee, Dich an neue Pflichten zu gewöhnen, wobei ich sagen muss: Den Mut, mir eine Borderlinerin anzutun, hätte ich nicht. Allen Respekt! Unter Vergesslichkeit verstehe ich übrigens noch was anderes: Termine, die einfach im Nirwana verschwinden.

Nach Alterserscheinungen klingt das ja nicht, was Du da beklagst. Oder war ich mit 20 schon alt?

Gruß
Ralf

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Es gibt auch Kinder- und Jugenddemenz.

Es wäre auf jeden Fall vernünftig das vom Arzt abklären zu lassen. Falls es zutreffen sollte, kann man im Frühstadium effektiver dagegen arbeiten, als später und wenn sich die Angst als unbegründet erweist, entfällt zumindest die psychische Belastung der ängstlichen Vermutung.

Hi Cook!

Mit 57 Jahren glaube ich nicht an Kinder- und Jugenddemenz als Möglichkeit.

Es gibt bei mir keine psychische Belastung durch ängstliche Vermutung. Ich bin in den meisten anderen Bereichen so klar und fit im Kopf, dass ich Demenz für übertrieben halte.

Irgendwie hab ich gehofft, es gibt noch andere Erklärungen als gleich mit Demenz und Alzheimer zu kommen, gerade, weil ich sonst doch recht gescheit bin, sehr kreativ im Lösungen finden bin und oft viele Dinge gleichzeitig erledigen kann.

Ich hab eher das Gefühl, dass ich mich schnell ablenken lasse mit meinen Gedanken, dass ich bei Dingen, die ich mir schlecht vorstellen kann (bspw. dass der Hund von einer zuschlagenden Tür erschlagen wird) mir schlecht merken kann und ich bei Stress so abschalte, dass mein Gedächtnis Glatteis wird.

Ängste sind bei mir übrigens überhaupt kein Thema.

Gruß

HI

Interessant dazu finde ich diesen Artikel - weil der schön das mentale Zerfleddern beschreibt

und hier eine paar der Ursachen (Social Media, Smartphonenutzung etc ) und der Auswirkung

Gruß h.

Der Hinweis auf Kinder– oder Jugenddemenz ging nicht an Dich sondern an @drambeldier.

Die Empfehlung einer möglichst frühen Abklärung, wenn man entsprechende Befürchtungen hegt, war auch völlig allgemein und nicht auf Deinen konkreten Fall bezogen, denn das Demenz/Alzheimer-Risiko wird allgemein gerne weit von sich weggeschoben, wenn man in das entsprechende Alter kommt - weil man eben Angst vor diesem Thema hat.

Und gerade das ist doch bei Dir offensichtlich nicht der Fall.

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Selbstverständlich, kann man machen.

Mhmm … ich bin da auch keine Fachfrau :thinking:

Und der Hinweis kam ja schon, dass Neurologen solche Tests auf Alzheimer machen. Wenn dich das beruhigt, und auch um andere Sachen auszuschliessen, bist du dort richtig.
Zusätzlich gibt es auch Onlinetests, um selbst mal zu prüfen. :slightly_smiling_face:

Dann hatte ich irgendwo gelesen, man sollte einfach von der Zahl 100 rückwärts immer 7 subtrahieren. Wenn das gut klappt, ists noch ok im Oberstübchen😉

Ich bin ja auch ziemlich zerstreut und vergesslich, muss mir vieles aufschreiben und planen. (Andererseits merk ich mir irgendwelchen Mist, den sich sonst keiner merken würde).
Eine Psychotherapeutin meinte vor Jahren mal zu mir, wenn man nichts wirklich Wichtiges vergisst, wäre alles im Rahmen und ganz normal.

Hier noch ein passender interessanter Artikel, habe ich letztens erst gelesen …

wobei das die Jahrgänge bis ca. 1965-1970 auch noch dann wie am Schnürchen runterrasseln können, wenn schon lange die Ratten unterm Dach eingezogen sind.

Schöne Grüße

MM

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Mir geht es natürlich ziemlich ähnlich wie dir @DropDeadDiva obwohl noch ein Paar :slight_smile: Jahre jünger.

Der Grund ist nicht dysfunktional sondern eher der falsche Gebrauch gut funktionierender Hirnareale. Während du die Tür schließt, denkst du daran wie du weiter arbeiten willst usw usf…
Sprich, dem Gehirn fehlt eher das bewusst machen, manchmal verlangsamen, singularisieren anstatt parallelisieren und wiederholen…

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grad nettes Bild gesehen - Kontext nicht gleich aber ähnlich

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Moin,

zusammengebracht? Eher verwechselt. Ich denke da an eine alte Dame, völlig daneben, nicht erst im Alter, die hatte jeden Tag seit 1923 im Kopf - Geburtstage, Taufen (alle!), die Primiz, der Brand beim Sporerhof 1947, das Hochwasser, und und und.

Gruß
Ralf

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Hast du den Artikel überhaupt gelesen?
Dort gehts eher nicht um das Langzeitgedächtnis, auch in der Fragestellung hier nicht.
Außerdem wird der Satz im Artikel sowieso widerlegt.

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