Gute Frage. Teile der Antwort könnten dich verunsichern. Denn bei Beurteilung dieser Frage werden typischerweise zwei Fehler gemacht:
Erstens: Der Abwägungsfehler. Schon der alte Lateiner wusste: iudex non calculat, was bedeutet: Ein Urteil entsteht nicht durch die Summe von Argumenten. Heißt hier: Man kann nicht einfach alle Vorteile und alle Nachteile der EZB-Politik auflisten und dann am Ende gucken, was überwiegt. Denn ein entscheidender Webfehler kann alle Vorteile zunichte machen.
Zweitens: Der Zeitfehler. In der Wirtschaft kann temporär etwas ganz gut funktionieren. Siehe Pyramidensysteme, Teldafax usw. Das sieht manchmal über Jahre erfolgreich aus. In Wirklichkeit hat man es aber nur geschafft, den entscheidenden Webfehler (siehe erstens) temporär auszuschalten. Irgendwann kommt die große Pleite.
So ist es bei der EZB-Politik auch. Zunächst versucht man, verschiedene Volkwirtschaften unter einen Hut zu bringen, was natürlich zu den Nullzinsen und den Stützungskäufen führen muss. Das überdeckt dann eine entscheidenden Fehlentwicklung. Aktuell bauen sich Schulden und Finanzierungssalden schier ungebremst auf. Gehemmt wird das Platzen der Blase derzeit nur noch von starkem Konsum. In den reichen Ländern gibt man viel Geld aus (ich versuche derzeit, Aufträge an Handwerker zu vergeben, fast unmöglich - Kunde droht mit Auftrag), und in den armen Ländern fällt vielleicht auch was ab.
Dass es zum großen Knall kommen wird, sieht man an den Staatsschulden (Das Draghi-Geschenk: Schulden ufern aus, doch Südeuropa zahlt immer weniger Zinsen) sowie an den Target 2-Salden, die zu unfassbaren Abschreibungen bei der Bundesbank in Höhe von hunderten Milliarden führen werden. Wenn die Wirtschaft einbricht, wird Inflation kommen, die sich ziemlich genau vorhersehen lässt. Denn all das, was durch die frühere Abwertung bei den schwächeren Währungen sofort ausgeglichen hat, hat sich seit dem Euro angestaut.
Die derzeit kompetenteste Politikerin in Wirtschaftsfragen ist wohl Alice Weidel (AfD), die das auch erkennt:
Der Gewinn der Bundesbank ist dramatisch – um fast drei Viertel – eingebrochen. Grund sind die hohen Risiken, die sich aus dem gigantischen, nicht mandatskonformen Anleihekaufprogramm der EZB ergeben. Diese toxischen Schuldverschreibungen südeuropäischer Pleitestaaten hat die Bundesbank deshalb nun in der Bilanz.
Die noch viel gewaltigeren Risiken aus den Forderungen der Bundesbank im TARGET2-System sind dabei noch nicht einmal eingepreist.
Nun überweist die Bundesbank statt mehreren Milliarden nur noch 400 Millionen Euro an den deutschen Staat. Das ist aber nur ein Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn auch nur Teile der TARGET2-Forderungen abgeschrieben werden müssen. Dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr über die Höhe des Bundesbankgewinns machen, den gibt es dann nämlich nicht mehr.
Was derzeit unbemerkt von der Öffentlichkeit als Credo gilt: Laufende Einkommen über die Zeit retten, Vermögen privatisieren. Angefangen von Schäuble bis zum Bankmanager versuchen alle, das Zusammenbrechen noch länger hinauszuschieben. In der Zeit muss man sein Vermögen clever anlegen. Außereuropäische Aktien stehen hoch im Kurs (zB amerikanische), ebenso natürlich Gold und Immobilien.