Auf einem chinesischen Gemälde - leider den Namen nicht notiert - sah ich Wesen, die menschlich aussahen, aber Raubkatzenfüße hatten und einen Schwanz. Außerdem hatten sie eine Glatze und Reißzähne. Ich meine das aus ägyptischen Geschichten zu kennen, aber es ist eben keine Sphynx.
Kennt jemand den Namen?
Hi
Da gibt es sehr viele Kandidaten. Mit einer genaueren Beschreibung oder vielleicht einen Hinweis wo das Gemälde herkommt (Zeit, Provinz, Museum?) kann ich dir vielleicht genauer weiterhelfen.
Spontan fallen mir da drei Kandaten ein, erstmal die Obskuren:
Tai Feng, Gott des Glücks, genannt im Shanhaijing: Eigentlich ein Mensch aber voller Fell, teilweise mit Pranken dargestellt und Schwanz.
Oder Lu Wu, Reichsgott des Landes Mei http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/S…
Wenn es eine Frau war, war es mit höchster Wahrscheinlichkeit Xiwangmu.
Xiwangmu ist eine sehr alte Göttin die im Westen Chinas (heute Zentralchina, Shaanxi) verortet war. Sie war die erste Gottheit des chinesischen Volkes, die bildlich dargestellt wurde (unter Einfluss der Buddhisten), und das als Frau! Erst als Schattenriss, später als Mischwesen und umso weiter man gen Osten ging, umso wilder und dämonischer wurde sie in Stein geritzt. Als die ersten richtigen Bilder von ihr erschienen, war sie aber schon eine „gezähmte“ Gottheit und hatte die Gestalt einer schönen Prinzessin, die zum Fest der Unsterblichkeitverleihenden Pfirsiche einlud, angenommen.
Ursprünglich wurde Xiwangmu (Königinmutter des Westens) als in einer Höhle lebend dargestellt auf einem hohen Berg (Kunlun), mit Leopardenbeinen, Tigerschwanz und Tigerreißzähnen. Da sie eine Shengkrone trägt, von der heute keiner mehr richtig weiß was es ist, ging man davon aus, dass sie die Reflektion einer schamanischen Gottheit Zentralasiens ist, die wir heute nicht mehr kennen, dafür aber die dort verwendeten „Schamanenkronen“.
Hier hast du ein sehr rezentes Bild, dass versucht sich Xiwangmu so vorzustellen:
http://image.mabulle.com/t/tc/tchintchine.mabulle.co…
All diese drei Wesen entstammen dem Shanhaijing (Schrift über Berge und Seen). Das Shanhaijing ist eine der wichtigsten Quellen für die chinesische Mythologie, eine mythische Enzyklopädie und Geographie, uuuuralt. Wir kennen den Autoren nicht, aber die Mischwesen aus Mensch und Tier sind ganz typisch für die Epoche aus der das Shanhaijing stammt, nämlich von irgendwo ab 475- 200 vor Christus!
ich hoffe das hilft dir schonmal etwas weiter.
lg
Kate
Ich war damals in Shanghai, in diesem Kunstdistrict mit den dutzend Museen. Es war wahrscheinlich in einer berühmten Dachgallerie. Jedoch waren die Wesen im Prinzip nackt:
Glatze, menschlicher Kopf und Torso, keine Kleidung, ohne Andeutung von Geschlechtsmerkmalen, typische Pranken als Füße (und Hände?) --> nicht auf den vollen Füßen stehend wie beim Menschen, Schwanz (buschig?).
Was herausstach war das düsterne Weltbild. Es ging um Sünden der Menschheit und sie wirkten etwas Wächter-mäßig. Entweder saßen sie auf Bäumen oder standen im Bild und das mit einem sehr enrsten Gesichtsausdruck. Bei aggressiveren Gesten sah man Reißzähne. Die Gesichter sahen an sich sehr europäisch aus oder zumindest gab es keine Schlitzaugen und eine sehr „weiße“ Haut.
Hi
Es ist gut möglich, dass es sich um ein christlich inspiriertes Gemälde handelt, genug Christen waren ja in China, auch in Shanghai. Shanghai ist einer der chinesischen Städte mit den meisten noch existenten Kirchen, heute allerdings eher protestantisch geprägt wenn man die christlichen Gruppen betrachtet.
Genaueres ist jetzt schwer zu sagen weil wir das Alter des Bildes nicht kennen. Theoretisch ist es möglich, dass es Sphinx sein sollen (normalerweise haben die aber keine Reißzähne), ein Manticor hätte einen Skorpionsschwanz und Greife sind es ja offenbar auch nicht.
Das Tier aus der Offenbarung ist eher Drachen oder Hundeähnlich.
Vielleicht ist bei diesen Indexen was dabei, nicht von den Engeln abschrecken lassen, die sehen biblisch doch auch schonmal sehr garstig aus.
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:smiley:emons_in_Chri…
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Angels_in_Chri…
lg
Kate
Ich war im August in Shanghai, zumindest in der Moganshan Street. Die Gallerie, um die es sich handelt, war im oberen Stockwerk, ein altes Backsteingemäuer mit weißen Wänden. Ich schätze, es war die „East Link Gallery“ und da gab es eine Gruppenausstellung (kann ja nur diese sein: http://www.artslant.com/cn/events/show/117455-untitl…). Von den dort aufgelisteten Künstlern kommt mir allerdings nichts bekannt vor! Es war eine ganz klassische Ölmalerei, wie bei den Europäern: dunkler Hintergrund, eine zentrale Figur und düstere Stimmung.
Es handelt sich bei diesem Kunstviertel um zeitgenössische Kunst. Ich komme leider nicht auf die Seite der Gallerie, die Verbindung bricht immer weg. Ich glaube, es war diese Ausstellung,und mittlerweile glaube ich auch immer mehr, dass der Titel der Bildreihe (5 Bilder etwa) irgendwas mit Sünden oder Menschheit im Titel hatte.
Engel waren es mit Sicherheit nicht, zumindest nicht die klassischen. Diese Wesen sahen aus wie fast reale Abbilder von stinknormalen Männern (europäischer Herkunft), nackt und ohne Haare (ohne Geschlechtsteile), aber mit Schwanz, Reißzähnen und Prankenfüßen. in einem Cartoon über Ägypten habe ich dasselbe Wesen schon einmal gesehen, wieder mit einer schlechten Laune, aber ich finde es nicht wieder. Entweder ist es etwas Altägyptisches oder Biblisches, vielleicht Dämonen.
Hi
War es dieser Stil?
http://www.artinasia.com/galleryDetail.php?catID=0&g…
Dann hätten wir zumindest schonmal den Künstler
„Staying with the theme of anxiety and modern society, Zhao Qin paints enormous apocalyptic landscapes. The painter was born in Jiangsu Province in 1967 and attended the Nanjing Art Institute. His paintings are dark, hazy and unsettling, portraying what seems like a scene from the aftermath of war. Although his paintings are landscapes, many have an industrial feel, seemingly depicting abandoned factories or an industrial disaster.“
Ich finde nur wenig über seine Werke online und kann mir keine außer dem oberen ansehen, aber er hat eine E Mail Adresse, da könnte man ihn fragen.
lg
Kate
Ich hatte irgendwann nochmal mit anderen Stichwörtern in Google Bilder gesucht und kam immer wieder auf das „Warehouse“. Auf der Seite war die Ausstellung, die ich gesehen hatte ganz anders kategorisiert. Jedenfalls habe ich die Bilder gefunden. Es heißt „The human condition“ (2009):
http://www.xue-jiye.com/2009.html
Es sind aber doch keine echten Tierpranken und sie haben erkennbare Geschlechtsmerkmale. Beim Text steht nicht, um was genau es sich handelt, nur dass es abstrahierte Menschen seien, aber die Figur in dem Cartoon sah genauso (ohne Geschlecht) aus. Deswegen zweifle ich, ob es nicht doch eine Fabelfigur war oder vielleicht ein Dämon/Gott. Fällt dir dazu etwas ein?
Hi
Das sieht für mich ehrlich gesagt wie eine Verbiestifizierung des Menschen aus, wobei der Künstler lediglich den Affenanteil erhöht hat (große Ohren, Zähne, Schwanz), das würde auch in der Interpretation Sinn machen, dass der „weiter entwickelte“ Mensch versucht den zurückgebliebenen, wilden Menschen niederzustechen. Oder Alternativ auch das böse Dämonische zu vernichten (indem er tötet…)
Wenn man jetzt gaaaaanz weit ausholt könnte man vielleicht mal über Hanuman nachdenken, das wäre aber schon weit weg und ikonographisch unüblich.
Ich denke es ist mehr eine Abstraktion als ein Fabelwesen ^^
lg
Kate
Zustimmung,
in diesen Bildern (die mir übrigens starken Eindruck machen) versucht der Künstler offenbar das „Tier in uns“ darzustellen. Archetypiscvhe Fabelwesen sind das jedenfalls nicht.
Blah
Danke für die Mühe. Mir geht das nicht so ganz aus dem Kopf, deswegen werde ich mal weiter Ausschau nach diesem Cartoon halten. Vielleicht sehe ich da Unterschiede.