Fachwerkbalken

Womit wurden früher die Fachwerkbalken eingestrichen?

In meiner Gegend:
Leinöl mit schwarzem Pigment. Meine Mutter meint, es sei Ruß gewesen. Mein Vater sagt, es sei schwarzes Eisenoxid.

Moin,

Eisenoxid ist Rost. Hat man in Deiner Gegend den Rost schwarz angemalt?

SCNR
Gruß
Ralf

Eisenoxid gibt es in verschiedenen Varianten.
Eine davon ist tiefschwarz.

Bildschirmfoto aus Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenoxidpigment

Ich habe vor Jahren eine Fachwerkhaussanierung als Elektriker begleitet. Am meisten „Spaß“ hatte der neue Eigentümer damit, den alten Lack (!), den der Vorbesitzer in den 90ern aufgepinselt hatte, von den Balken zu entfernen. Da drunter war wohl Feuchtigkeit eingeschlossen, was dem Holz nicht so sehr gefiel.

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Servus,

wann ist „früher“, und auf welche Gebäude beziehst Du Dich?

Je nach Gebädetyp, Gegend und Zeit habe ich zu bieten:

Carbolineum
Rödfärg
„Ochsenblut“ (Leinöl-, teils auch Kiefernharzfarbe mit rotem Ocker) - wahrscheinlich ist nirgendwo und nirgendwann tatsächlich Blut in der „Ochsenblut“-Farbe enthalten gewesen, und nur der Farbton von Eisenoxidrot wird mit diesem Namen bezeichnet

Schöne Grüße

MM

Servus,

wenn Du Zeit und Lust hast, fahr mal nach Roussillon (im Bassin d’Apt, zwischen Lubéron und Mont Ventoux) - dort kannst Du in den aufgelassenen Ockergruben lustwandeln und schauen, was für Farbtöne Eisenoxid annehmen kann, insbesondere wenn noch andere Metalle im Spiel sind.

https://www.luberon-apt.fr/ocres-en-luberon-0/le-sentier-des-ocres

Dass Eisen zweiwertig (eher schwarz) und dreiwertig (eher rot) oxidieren kann, nutzt man in der Bodenkunde, weil man von der Farbe des vorliegenden Eisenoxides auf den Sauerstoff- und damit auch Wasserhaushalt des anstehenden Bodens schließen kann.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

beides ist möglich - es ging dabei lediglich um ein möglichst kostengünstiges Pigment. Für Eisenoxid spricht, dass es regional unterschiedliche Farben bei Fachwerk gibt, so wie es unterschiedliche Farben bei Eisen(II)- und Eisen(III)-Oxid gibt. Die süddeutschen „Ochsenblut“-Fachwerke wurden keineswegs mit dem Blut von geschlachteten Ochsen angestrichen, das wäre eine hübsche Brutstätte für Schimmelpilze geworden: Es geht da einfach um Eisenoxid mit einem anderen Farbton.

Ruß kommt vor allem in Gegenden in Frage, wo Eisen auch aus Raseneisenstein nicht zu gewinnen und damit wegen der Transportwege relativ teuer war.

Schöne Grüße

MM

Dann wird es wohl eher Eisenoxid gewesen sein - schließlich ist unsere Nachbarstadt nach diesem Element benannt worden. (Eisenwald)

Das schätze ich auch.

Ich fände es übrigens hochinteressant, eine Deutschlandkarte mit der Darstellung „Schwarzes vs. Rotes Fachwerk“ zu erstellen, und dann die vorherrschenden Bodenarten drüberzulegen, um den Einfluss zu sehen, den diese auf die Farbe des örtlich vorwiegend verfügbaren Eisenoxids haben.

Vielleicht gibt es ja in Göttingen oder sonst einer Bodenkunde-Hochburg jemanden, der mit so einer Arbeit einen Bätscheler (hmm - ich glaube doch eher einen Master: Die Sache mit den zwei Oxidationsstufen von Eisen ist in freier Wildbahn doch nicht ganz trivial) machen mag.

Schöne Grüße

MM