Sie gegrüßt.
Ich habe meinen anderen Kommentar
Ehe ich antworte, würde ich gerne das Bundesland wissen, in dem Du
zur Schule gehst. Ich möchte den Lehrplan für Physik nachschlagen.
gelöscht und gehe einfach davon aus, daß Du ein Gymnasium in Baden-Württemberg besuchst.
Gestern abend recherchierte ich mit Hilfe des Internets die baden-württembergischen „Lehrpläne“, die ja keine „Lehrpläne“ mehr sein sollen, sondern „Bildungspläne“ heißen. Diese optisch schlecht aufbereiteten, unübersichtlichen „Bildungspläne“ zu lesen, ist einerseits recht anstrengend, einfach, weil sie schlecht gemacht sind, und andererseits ist der Erkenntnisgewinn gering. Viel Text, wenig Inhalt, mitunter abenteuerlich verwaschen, selten konkret. Deswegen suchte ich auf dem Landungsbildungsserver weitere Dokumente, die z.B. Unterrichtsvorschläge mit konkreter Stoffabfolge enthielten.
Meine Meinung: Du mußt unbedingt den 4stündigen Kurs besuchen, wenn Du in der Abiturstufe ein grundlegendes Niveau sichern möchtest. Der Eindruck der Bildungspläne ist sehr zwiespältig: Ich bin bereits viele, viele Jahre aus der Schule raus und dachte eigentlich, daß ich in den Dokumenten einen modernen Physikunterricht vorfinden würde, der inhaltlich viel weiter fortgeschritten wäre als mein einstiger abiturrelevanter Physikunterricht (1962-1966).
Eine große Überraschung, daß das überhaupt nicht gegeben ist. Viel aufgeplusterter Text über die Quantentheorie, die ihr ohnehin mathematisch nicht beschreiben könnt. Die sonstigen Gebiete sind vergleichsweise leer, obwohl ihr eigentlich 4 Wochenstunden habt. 4 Wochenstunden sind sehr viel. Ich würde daher schon in bezug auf die Stoffmenge meinen, daß der Kurs eher nicht sonderlich anspruchsvoll sein wird. Außerdem fordern die Bildungspläne mehrmals das Lehren verstümmelter Inhalte, die viel ausführlicher in andere naturwissenschaftliche Fächer gehören.
Wenn Dir Physik Spaß macht, ist der 4stündige Kurs ohnehin die beste Wahl.
Nun nehmen viele aus meiner Klasse Biologie vierstündig, da sie
meinen, in der Oberstufe müsse man in diesem Fach nur stur Auswendiglernen.
Erinnert mich an meine Schulzeit. Da ein Kurssystem unbekannt war und keine Fächer abgewählt werden durften, konzentrierte sich die „Biologiedebatte“ auf die schriftliche Reifeprüfung. Ein naturwissenschaftliches Fach mußte in der schriftlichen Reifeprüfung absolviert werden. Das heißt, eines der Fächer Physik, Chemie, Biologie oder Erdkunde, die Prüfungsarbeit dauerte 5 Stunden.
Wir waren insgesamt 18 Schüler in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, 11 Jungen, 7 Mädchen.
Die Mädchen wählten allesamt Biologie als schriftliche Reifeprüfung!
Viele Lehrer schwören zwar, daß Biologie hauptsächlich Denken in Zusammenhängen erfordert sowie Verstehen- und Erklärenkönnen, und daß Auswendiglernen nicht hilft, doch das ist eine grenzwertige Einschätzung. Biologie ist z.B. bei Mädchen außerordentlich beliebt - das war schon zu meiner Schulzeit so. Warum? Mädchen bevorzugen das Faktenlernen und das Arbeiten mit Texten. Mädchen arbeiten kontinuierlicher und fleißiger als Jungen, Mädchen akkumulieren eher Kenntnisse und versuchen, das Abstrahieren zu vermeiden. (Diesen ungeeigneten Lernstil bei Mädchen systematisch zu unterdrücken, ist schwierig und erfordert intensive schulische Förderung.). Dem Biologieunterricht fehlt über weite Strecken die Mathematik, so daß das Fach als leichter zu beherrschen empfunden wird. Zumindest leichter als Physik, Chemie, Erdkunde oder Astronomie. Selbstverständlich ist das Fach Biologie kein Millieu des Auswendiglernens, doch die Biologie kommt unter allen naturwissenschaftlichen Fächern wegen des mathematiklosen Lernens und der Textlastigkeit dem Auswendiglernen am dichtesten. Texte und Abläufe sind für viele Schüler gut nachzuvollziehen, selbst bei relativ komplizierten Sachen.
Beruflich orientiere ich mich allerdings am Ingenieurwesen, daher wäre Physik vierstündig eine gute Wahl.
Richtig.
Dies wurde mir aber abgeraten, da die Themen in der Oberstufe zu anspruchsvoll seien.
Siehe oben. Eher nicht.
Der 4stündige Kurs sichert Dir das Grundwissen. Aus Interesse habe ich nachgelesen, was der Bildungsplan in den Oberstufenklassen vorsieht. Ernüchternd fand ich die Tatsache, daß Physik erst ab der 8. Klasse einsetzt, d.h. recht spät in der Oberstufe. Der 4stündige Kurs holt demzufolge im Schlußspurt vor der Reifeprüfung eine Reihe von Dingen auf, die eigentlich in frühere Schuljahren gehören.
Der 2stündige Kurs ist in bezug auf diese Vorleistungen indiskutabel.
Für guten Erfolg in Physik solltest Du im Fach Mathematik dranbleiben. Die Physik der Abiturstufe benutzt die Kenntnisse aus den Einführungskursen der Analysis. Die Differentialrechnung muß so schnell wie möglich sitzen, damit Du nicht ins Rudern kommst, sondern dem Physikunterricht entspannt folgen kannst.
Viel Erfolg mit Physik
Grüße vom reinerlein