Hallo zusammen!
Ich (19) und vier Freunde (20, 17, 16, 16) träumen davon dieses Jahr im Sommer mit dem Fahrrad von Düsseldorf nach Südfrankreich (Avignon, dann runter ans Mittelmeer)zu fahren. Dafür haben wir 3,5 Wochen Zeit. Ein paar Tage davon wollen wir unten verbringen.
Wer kennt die Strecke und kann einschätzen ob diese Vorstellung realistisch ist? Wie lang werden wir ungefähr brauchen?
Gibt es eine Möglichkeit gering befahrene Straßen für den Weg zu benutzen und wie stark befahren sind diese?
Danke für eure Hilfe!
Philip
moin,
ich kenn die einfache flusstrecke = rhein, kanal rhone-rhin, doubs, saone bis ungefaehr chalon s/s.
so sind es bis avignon etwas ueber 1500 km ab duesseldorf.
auf der ebenen strecke lassen sich locker 100km am tag schaffen und es laesst auch noch zeit, sich was anzusehen.
das rheintal ist von mainz bis mulhouse nicht so spektakulaer, aber die abwechslung entsteht durch die relativ vielen staedte.
die kanalstrecke in frankreich finde ich ganz interessant, es ist aber nicht so, dass ueberall treidelpfade sind!! lieber mal nen paar einheimische fragen, wie es vor ort weitergeht.
die rhone selbst kenn ich vom fahrrad her nicht, aber ich meine, bei den autofahrten jede menge gut befahrbarer wasserwirtschaftswege gesehen zu haben
gruss
khs
Hallo Philip,
Ich habe die ganze Strecke selbst noch nicht gefahren, aber Teilstrecken und andere längere Touren in F.
Grundsätzlich gilt: Radfahren in F ist weniger durchorganisiert als in D, denn Radfahren ist für die Franzosen immer noch vorrangig eine sportliche Angelegenheit. Sowas wie einen Donau-Radwanderweg mit einem Schild an jeder Kreuzung und auf Radfahrer spezialisierte Hotels in jedem Dorf an der Strecke kann man nicht erwarten. Daher etwas mehr Aufwand für Planung und Organisation, und zum Lohn mehr Fahrspass und Erlebniswert.
Ob ihr es in der Zeit schafft, das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem aber von eurer Ausrüstung, eurer Kondition, und wie viel km ihr damit pro Tag abzuspulen bereit seid. Geht man, wie KHS schon geschrieben hat, von 100 km/Tag aus, dann ist es zu schaffen. Alternativ könnte man mit dem Zug bis Basel fahren und von dort aus starten. Dann ist es kürzer und man kann sich mehr Zeit lassen.
Wenn euch etwas bergigere Strecken nicht abschrecken, dann könnt ihr z.B. ab Basel an der Grenze entlang fahren, dann ins französische Jura und runter über die Voralpen östlich des Rhône-Tals. Oder westlich des Saône/Rhône-Tals runter, Burgund, Ardèche. Letztlich gilt: viele Wege führen nach Avignon.
Wichtig ist aus meiner Sicht eine gute Planung der Etappen, am besten mit den Karten des IGN. Die Detailplanung ist deshalb so wichtig, weil es, wie gesagt, in F so gut wie kein Fern-Radwegenetz gibt und auch in vielen Regionen keine gut ausgebauten Feld- und Waldwege. Da kann es dann leicht passieren, dass man von Stadt A nach Stadt B nur über eine stark befahrene Nationalstrasse kommt, wo einen die Lkws von der Strasse blasen. Leider ist das meist in den Tälern der Fall. Die Nebenstrassen verlaufen eher quer zum Tal, also ständig bergauf/bergab.
Für die Gesamtplanung empfiehlt sich die IGN Top250 im Maßstab 1:250.000, für die Detailplanung der Tagesetappen die Karten der IGN Série Verte im Maßstab 1:100.000, alternativ die Michelin-Karten im Maßstab 1:200.000, die aber keine Höhenlinien haben. Und was es bedeutet, bei der Planung einen Anstieg von 500 Höhenmetern zu übersehen, brauche ich hoffentlich nicht zu erklären. Sowohl bei IGN als auch Michelin sollten nur die gelben Strassen eingeplant werden, und auch davon auch eher die ‚dünneren‘.
Hütet euch vor Tipps der Art: Fahrt Routes Departementales, die sind verkehrsarm. Das war mal so. Inzwischen hat man viele RDs ausgebaut und vor allem wurden viele Nationalstrassen zu Departementsstrassen umdeklariert, um die Kosten auf die Departements abzuwälzen. Dadurch ist natürlich der Verkehr nicht weniger geworden.
Googelt auch ein wenig nach Tourismus-Seiten der Regionen und Departements, durch die ihr fahrt. Dort gibt es manchmal Hinweise auf Strecken, die für Radfahrer geeignet sind.
Unterkunft hängt von eurem Budget ab. Es gibt abseits der Hauptrouten immer einfache Hotels. Empfehlenswert sind auch die so genannten Gîtes d’Etape (nicht verwechseln mit Gîtes de France). Das sind simple Unterkünfte für Wanderer, teils von Privatleuten, teils von den Kommunen organisiert. Jugendherbergen gibt es sehr wenige.
Zusammenfassend wäre meine Empfehlung: Fahrt mit dem Zug bis zur Grenze und sucht dafür eine Strecke abseits der Hauptverkehrsachsen, auch wenn sie länger ist.
Grüße
Rainer