Falsche Angaben zu Flüchtlingszahlen

Hallo,

derzeit kursiert eine Behauptung durch die Leitmedien, die schlicht falsch ist.

Die zentrale Mittelmeerroute ist so stark frequentiert wie noch nie

Sie basiert auf diesem Interview: http://www.derwesten.de/politik/frontex-chef-leggeri-sieht-asylpolitik-der-eu-gescheitert-id11957340.html

Fakt ist aber, dass diese Aussage nicht stimmen kann. Frontex selbst hatte noch am 16.06.16 ausgesagt, dass die Zahlen stabil seien http://frontex.europa.eu/pressroom/news/central-med-remained-under-migratory-pressure-in-may-JVHo4n und auch die UN hat keine Zunahme „wie noch nie“ festgestellt.

Das ist schwer zu prognostizieren. Januar bis Ende Mai stellten wir 330.000 illegale Grenzübertritte fest. Das ist doppelt so viel wie in den ersten fünf Monaten in 2015.

Hier die Zahlen des UNHCR: http://data.unhcr.org/mediterranean/regional.php 223.000 Ankünfte über See und zwar bis fast incl. 06/16 im Gegensatz zur Zahl von Frontex. Der Unterschied lässt sich leicht erklären. Einerseits gibt es eine ganz geringfügige Anzahl von Ankünften per Flugzeug, andererseits wurden die Flüchtlinge, die vor dem EU-TÜR-Deal nach GR kamen zweimal gezählt, falls sie aus der EU hinaus migrierten (GR-MAZ) und wieder in die EU hinein migrierten (Einreise UNG oder A). Der zweite Satz („doppelt soviel“) ist ebenfalls leicht zu erklären. Von 01/15-05/15 war die Flüchtlingskrise (TÜR-GR) noch nicht ausgebrochen.

Will der Chef von Frontex hier mit falschen Angaben (erstes Zitat) sowie unbrauchbaren Vergleichsmassstäben über die Medien/Konsumenten (Ängste bzw. Empörung) Druck auf die EU-Mitgliedsstaaten aufbauen?

Denn er fordert ja mehr Engagement. Das könnte er aber als Chef von Frontex auch auf den offiziellen Kanälen tun.

Gruß
vdmaster

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Sorry! Der UNHCR-Link zu Italiy sei hiermit nachgereicht http://data.unhcr.org/mediterranean/country.php?id=105

Option 1: Er bekommt wohl auch nur Zahlen auf seinen Tisch und nimmt sie dann so wie sie sind.
(Woher weißt du dass er die rein, raus und wieder rein migrierten Flüchtlinge doppelt gezählt hat?)

Option 2: Er meint wirklich nur die Mittelmeer-Route. Die Wege über die Türkei/Griechenland usw. sind jetzt dicht, also kommen die Flüchtlinge vermehrt über den Seeweg nach Europa.

Die Zahlen sind vielleicht trotzdem in Summe stabil, es kommen weniger über Land, dafür aber eben viel mehr über das Wasser nach Europa.

Das bezweifle ich, die verdienen ihr Geld mit Informationen und nicht mit Politischen Einmischungen. Es bringt ihm einfach nichts Falschaussagen zu tätigen…

Moin,

aus der Erläuterung im zweiten Link:

Note: The data presented in this statement refer to the number of detections of illegal border-crossing at the external borders of the European Union. The same person may attempt to cross the border irregularly several times in different locations at the external border.

Und da jemand, der in GR ankam, in MAZ die EU bereits wieder verlassen hatte, würde er bei zweitem Eintritt in die EU - üblicherweise in Österreich - erneut gezählt werden.

Das ist aber falsch, auch wenn diese propagandistische Behauptung in den Medien ständig wiederholt wird. Stets mit dem Hintergrund, dass der EU-TÜR-Deal nur zu einer Verlagerung führen würde und deswegen schlecht wäre. Denn es kommen de facto fast keine via zentraler Mittelmeerroute, die zuvor über die östliche Mittelmeerroute (TÜR-GR) kamen. Das kann man an den Nationalitäten für die zentrale MR ablesen.

Eben nicht, wie man am nachgereichten Link (UNHCR/Italy) und am Statement der Frontex vom 16.06.16 ablesen kann. Es kommen via zentraler Mittelmeerroute bislang genausoviele wie in 2015 nach Italien. Der Frontex-Chef stellt nur die Behauptung auf, dass es so wäre. Zwar munkelt er noch etwas darüber, dass die Anzahl der Flüchtlinge aus Westafrika (die übrigens frei und ungehindert bis nach Libyen reisen können) zugenommen habe. Es mag sein, dass dies so ist. Allerdings bleibt er den Beleg schuldig, dass sie auch in der Summe zusammen mit denen aus Ost- und Zentralafrika zugenommen hätten. Ich entsinne mich, dass bereits in 2015 von gut einer halben Mill. ausgegangen wurde, die in Libyen warten.

Naja, weniger Gemeckere von NGOs, weil er sich ja auch „für Flüchtlinge“ einsetzt. Frontex hat bei vorwiegend pol. ziemlich linken Orgas bereits Sympathiewerte nahe an der SS. Es brächte ihm ja auch nichts, sich für Asylantragsmöglichkeiten in Nordafrika auszusprechen. Zumindest auf den ersten Blick. Riskiert man einen zweiten, dann ist IMHO die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass diese Zentren unter der Kontrolle von Frontex stünden. Mehr Personal, mehr Struktur, bessere Dotierung seines Jobs wg. „gestiegener Verantwortung“. :wink:

Gruß
vdmaster