Das viel schrecklichere Ergebnis
Hallo, an alle,
Vorab möchte ich mich bei allen Antwortenden bedanken.
Auch wenn ich alles erst heute lesen konnte, so waren gute Tipps dabei, die ich (unwissentlich) beherzigt habe.
Ich bin gestern mit meiner Freundin zu ihren Töchtern gefahren.
Erst war die jüngere da und ich hach habe gefragt, was denn an dieser Geschichte dran ist?
Das Mädchen erzählte, was ihr ihre große Schwester anvertraut hat. Nicht die Details.
Die Mutter schien die Hoffnung zu haben, dass nichts Wahres dran ist und sie hat ihre Zweifel zum Ausdruck gebracht, so dass ich nichts sagen musste.
Was dann folgte, hat mir den Atem genommen und dann funktionierte ich nur noch, wie ein Roboter oder Computer…
Sie schrie ihre Mutter an, dass sie nur an sich gedacht hätte.
Dass sie es zugelassen hätte, dass sie blind war, und dass sie egoistisch ist, weil sie es zuließ, dass der Mann die Kinder geschlagen hat.
(in diesem Moment habe ich dann eingegriffen, denn das Mädchen wurde beleidigend)
Ich bin dann dazwischen gegangen. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper schrie, hyperventilierte und wurde zusehend blasser.
Als ich sie in denArm nehmen wollte, um sie zu beruhigen schrie sie:„Bei mir hat es dieses Schwein auch versucht, und als ich ihn nicht gelassen habe, hat er mich nur noch schlecht bei dir gemacht. Er hat gelogen. Verdammt nochmal ich war doch erst 14 Jahre alt! Wie konntest du uns das nur antun?“
Ich habe mich in ihr erkannt. ich habe erkannt, wie sie leidet, ich konnte es spüren.
Die zitternden Hände, der bebende Körper, das Schnappen nach Luft…
Auch wenn ich zu anfang mit dem Gedanken hin gefahren bin, dass nichts an dieser Geschichte ist, war ich zu dem Zeitpunkt dieses „Herausbrechens des Leides“ aus dem Mädchen nicht nur einfach überzeugt, ich wusste, dass es stimmte.
Dieser Perverse hat Dinge gesagt, die man als selbt Missbrauchte sicherlich kennt und weiß, wie diese Schweine „arbeiten“.
Als die Ältere nach Hause kam, habe ich nicht mehr gefragt, ob was passiert sei, sondern habe ihr direkt gesagt, dass wir alle zusammen eine gute Beratungsstelle suche müssen.
Sie solle jetzt auch keine Details erzählen, aber ich wollte wissen, ob er denn mehr als einmal übergriffig wurde.
Sie bejahte. Sie sagte:" Nachdem er mich vergewaltigt hat, sagte er, ich würde jetzt das gleiche Schicksal tragen wie meine Mutter, nur schlimmer, weil ich es so verdient hätte.Ich wäre ja auch schuld, dass er Sex mit mir hatte. Ich sollte nix sagen, sonst würde ich das Glück meiner Mutter zerstören und wäre eine schlechte Tochter. Wie hätte ich da noch was sagen sollen, ich war doch schuld an allem"
Wieder flippte meine Freundin aus und fragte, warum sie denn dann immer wieder zu ihm ist, warum sie ihn hat gewähren lassen, das erste mal sei sie ja 16 gewesen, aber danach war sie erwachsen und hätte sich zur wehr setzen können…
Ab diesem Zeitpunkt war mir die Freundschaft zu ihr egal.
Ich habe gesagt, dass sie große Scheiße gebaut hat, indem sie zuließ, dass man ihre Kinder schlägt, dass man nicht mit logischem Verhalten kommen kann, wenn sowas einem passiert ist. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich später als 20 Jährige von meinem Chef hab missbrauchen lassen und mich gegen ihn auch nicht zur Wehr setzen konnte, weil ich plötzlich nur noch Zuschauer der Tat war und nicht mehr wirklich in meinem Körper.
Wie konnte sie sowas sagen??? Wie kann sie den Mädchen solche Vorwürfe machen…
Als jemand, der selbst den Versuchs eines Missbrauchs erlebt hat???
Ich habe ihr gesagt, dass ganz gleich, was ihre Kinder ihr nun vorwerfen und wie beleidigend sie werden, sie jetzt ihre Klappe halten muss. Sie muss es hinnehmen, denn die größte Verantwortung für das Geschehene trägt sie.
Selbst wenn sie den Missbrauch und die Vergewaltigung nicht hätte verhindern können,weil solche Menschen sehr genau wissen, wie man Kinder manipulieren kann und wie er sie sicherlich auch manipuliert hat, so hätte sie sofort ihre Koffer packen müssen, als er ihren Kindern gegenüber handgreiflich wurde.
(Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Mädels vor der Tür rauchen. ich wollte nicht, dass sie mitbekommen, dass auch ich ihrer Mutter eine Mitschuld gebe)
Sie wollen nicht, dass die Mutter bei ihnen bleibt.
Die Große sagte, dass sie die ganze Sache nicht vergessen kann, wenn sie ihre Mutter sehen muss täglich. Wenn sie die Mutter sähe, sähe sie auch immer den Täter…
Sie wollen also nicht, wie ich vermutet hatte, ihre Mutter zurück.
Die jüngere hatte an dem Tag, als ihre große Schwester ihr die Vergewaltigung erzählt hatte, den Täter angerufen und ihm gedroht.
Das muss schrecklich für sie gewesen sein, was ihre Schwester ihr erzählt hat.
Immer wieder musste ich von einer zur anderen laufen, in den Arm nehmen, sie zum ruhigen Atmen bringen, damit sie nicht umkippen.
(Wie halten das Therapeuten aus? Ich war bei meinem ersten Erzählen genauso)
Wir sind jetzt so verblieben, dass sie mich jederzeit anrufen können und ich würde vorbei kommen.
Ich werde, wenn sie soweit sind, auch nach einer Beratungsstelle suchen, wenn sie das wollen.
Obwohl sie anfangs ihrer Mutter immer wieder aus dem Haus rausschmeissen wollten, durfte sie am Ende doch bei ihnen bleiben. Für ein, zwei Tage.
Vielleicht verzeihen sie ihr, darum habe ich sie auch gebeten.
Meine Freundin hat sich ncoh bei mir bedankt, obwohl ich dachte, dass sie mich wahrscheinlich zum Teufel jagen wird, nachdem ich mich auf die Seite der Mädels gestellt habe.
Das hat sie nicht und ich bin froh, dass sie es nicht getan hat.
Auch ist sie mit 42 Jahren nicht wirklich so reif, wie es eine Frau in ihrem Alter sein sollte, so hat sie eben auch Fehler gemacht.
So, ich hoffe, ich konnte jetzt einigermaßen zusammenhängend schildern.
Für mich war es eine sehr emotionale Sache, obwohl ich keine „Nachwirkungen“ davon bekommen habe.
Vielen Dank für´s Lesen und für all eure Gedanken.
Liebe Grüße
Ayse