Falsche Anschuldigung oder Wahrheit

Hallo, ihr Lieben,

ich brauche dringenden Rat.

Ich weiß nicht mehr weiter.

Folgende Situation:

Meine beste Freundin, drei Kinder, davon 2 erwachsene Töchter (22 und 20 Jahre alt), hat eine Beziehung, die, sagen wir mal seit 10 Jahren ihre Höhen und Tiefen hat.

Der Mann ist nicht Vater der Kinder.

Die Kinder stehen natürlich nicht gut zum Verhältnis der Mutter mit diesem Mann.
Nicht weil er so unmöglich ist, sondern weil sie die Trennung der Eltern vor 10 Jahren nicht gut heißen.

Vor einigen Wochen trennte sich meine Freundin von ihrem Wieder-Ehemann (sie sind nun zum zweiten Mal verheiratet) und teilte dies auch so ihren Kindern mit.

Letzte Woche entschied sie sich aber, doch zu ihm zurückzukehren.
Das teilte sie ihren Kindern nicht mit.
Mich hat sie darüber informiert. Ich habe es auch nicht gut  geheißen, dass sie sich immer wieder trennen und wieder zusammen kommen. Aber das ist und bleibt schließlich ihre Sache.

Die Kinder haben, wie auch immer, herausgefunden, dass sie wieder mit ihrem Wieder-Ehemann zusammen ist.

Die 20-jährige Tochter rief ihn an und bedrohte ihn, er würde schon sehen, was er davon hat, usw.

Gestern rief die 22-jährige Tochter ihre Mutter an und bat sie zu ihr zu kommen.
Sie weinte am Telefon und sagte, dass es wichtig wäre.

Dann der Schock: Der Wiederehemann ihrer Mutter hätte sie sexuell missbraucht und vergewaltigt!!

Das alles hat mir gestern um 22:00 Uhr der Ehemann meiner Freundin selbst am Telefon erzählt.
Die Schilderung der Mädchen steht aus, d.h., ich weiß nicht, was ihre Version ist.

Der Mann bat mich, mit seiner Frau zu reden.
Er wolle nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Ich bin geneigt ihm zu glauben, dass er nichts getan hat.
Mit den beiden Töchtern habe ich ein sehr gutes Vertrauensverhältnis.

Ich könnte sie sicherlich zur Rede stellen,  aber das würde, wenn die Geschichte nicht bloß eine falsche Anschuldigung ist, für das Mädchen sicherlich nicht förderlich sein…

Mich einfach raushalten kann ich nicht mehr.
Denn, wenn die Geschichte nicht stimmt, ist das Verhalten der Mädels einfach ein Schlag ins Gesicht all derer, die einen Missbrauch erlebt und überlebt haben.

Stimmt die Geschichte, ist das ein schreckliches Erlebnis und der Mann muss bestraft werden, wobei ich meine Freundin unterstützen wollen würde.
Für das Mädchen will ich auch gerne da sein!

Ich weiß einfach nicht mehr weiter…
Es ist verzwickt.

Der Mann sagte, dass er mit dem Stempel eines Vergewaltigers nur schlecht leben könne, was ich auch gut nachvollziehen kann. Wer will das schon?

Was soll ich jetzt machen?

So tun, als ob die Geschichte wahr ist und das Mädchen fragen und vorsichtig versuchen herauszufinden, was wirklich passiert ist?

So tun, als ob die Geschichte unwahr ist und dem Mädchen klar machen, was sie mit solch einer ungeheuerlichen Anschuldigung angestellt hat?

Wie bekomme ich beides hin?

Ich weiß, es wird kein Patentrezept geben.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

Einfach raushalten ist keine Option mehr für mich.

Vielen Dank schonmal für eure Mühen.

Verzweifelte Grüße

Ayse

Nachtrag
Sorry noch vergessen:

Die Mutter glaubt natürlich ihrer Tochter.
Den Mann hat sie wohl „zur Sau“ gemacht, bevor sie zu ihren Kindern gefahren ist.

Hallo,

sollte die angegebene Vergewaltigung akut stattgefunden haben, sollte eine gerichtsmedizinische Untersuchung (schnellstmöglich!) Aufschluss darüber bringen, ob an dem Vorwurf etwas dran ist. Erhärtet sich dieser hierdurch, ist das Untersuchungsergebnis im Rahmen eines dann doch sicherlich anzustrengenden Strafverfahrens von großer Bedeutung. Kommt dabei nichts raus, oder wird eine solche Maßnahme gar verweigert, würde dies nicht unbedingt eine Vergewaltigung vollständig ausschließen können, aber natürlich doch deutliche Zweifel an der Darstellung der Betroffenen auslösen, die sie dann anderweitig ausräumen müsste, damit man ihr die Geschichte abnimmt. Zumal die im engen zeitlichen Zusammenhang erfolgte Androhung der anderen Tochter „wird schon sehen, was er davon hat“, ja auch nicht ganz außer Acht zu lassen ist.

Gruß vom Wiz

Hallo, Wiz,

mein Fehler: die Vergewaltigung liegt 5/6 Jahre zurück!
Das macht die Sache, egal wer lügt, recht schwierig!

Dass die andere Tochter gedroht hat, wenn das denn stimmt, ist auch für mich der Grund, warum ich an der Geschichte der Mädels zweifle.
Allerdings kenne ich nur die Seite des Mannes.

Vielen Dank.

Liebe Grüße
Ayse

Hallo,

ich weiß gar nicht, ob ich mich so einer großen Sache selber überhaupt annehmen würde, oder ob man da als Laie quasi fast nur Scheitern kann und als einziges Ergebnis sich selbst in die Schussbahn setzt. Aber nun gut, wenn ich mich denn engagieren wöllte, dann würde ich an deiner Stelle erstmal ein wertneutrales Gespräch mit den Mädels ausmachen. Wenn ihr ein gutes Vertrauensverhältnis habt, sollten sie dazu doch bereit sein. Ich würde versuchen, auch selber erstmal völlig ergebnisoffen in so ein Gespräch zu gehen. Sag den Mädels, du hast mitbekommen, was los ist und möchtest gern die Schilderungen von beiden Seiten hören, weil man sich eine Meinung nunmal nur dann bilden kann, wenn man alle Infos hat.
Falls dir die Geschichte selbst eine Nummer zu groß ist, würde ich Hilfe eher im Sinne vom Auffinden und Aufsuchen einer Beratungsstelle anbieten und mich inhaltlich da raushalten. So wie es aussieht, wirst du da ja grade in eine Art „Richterrolle“ gedrängt und sollst als vermeintlich neutrale Person nun entscheiden, wer lügt. Darauf würde ich mich nur sehr ungern einlassen, gerade wenn die Sache so undurchsichtig ist.

Gruß

Hallo,

ich weiß gar nicht, ob ich mich so einer großen Sache selber
überhaupt annehmen würde, oder ob man da als Laie quasi fast
nur Scheitern kann und als einziges Ergebnis sich selbst in
die Schussbahn setzt.

Aber nun gut, wenn ich mich denn
engagieren wöllte, dann würde ich an deiner Stelle erstmal ein
wertneutrales Gespräch mit den Mädels ausmachen. Wenn ihr ein
gutes Vertrauensverhältnis habt, sollten sie dazu doch bereit
sein. Ich würde versuchen, auch selber erstmal völlig
ergebnisoffen in so ein Gespräch zu gehen.

Ergebnisoffen sowieso

Sag den Mädels, du
hast mitbekommen, was los ist und möchtest gern die
Schilderungen von beiden Seiten hören, weil man sich eine
Meinung nunmal nur dann bilden kann, wenn man alle Infos hat.

Ich werde sagen, dass mich der Mann angerufen hat!

Falls dir die Geschichte selbst eine Nummer zu groß ist, würde
ich Hilfe eher im Sinne vom Auffinden und Aufsuchen einer
Beratungsstelle anbieten und mich inhaltlich da raushalten. So
wie es aussieht, wirst du da ja grade in eine Art
„Richterrolle“ gedrängt und sollst als vermeintlich neutrale
Person nun entscheiden, wer lügt. Darauf würde ich mich nur
sehr ungern einlassen, gerade wenn die Sache so undurchsichtig
ist.

Ich will eigentlich gar nicht entscheiden.
Die Unterstützung, wenn ich nicht entscheiden kann, wer lügt und wer nicht, mache ich von der Wahrheitsfindung und vor allem von meinem Gefühl abhängig.
Das ist für mich ja auch eine Gewissensfrage.
Wenn ich das Gefühl habe, die Mädels lügen, will ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben.
Wenn ich das Gefühl habe, sie sagen die Wahrheit, würde ich ohnehin nichts mehr tun können als ihnen eine Beratungs- und Therapiestelle zu suchen und sie so unterstützen.

Gruß

Danke dir.
Das hilft mir schonmal bisschen weiter…

Grüße
Ayse

Hallo,

bei Missbrauch von Kindern/Jugendlichem im persönlichen Umfeld wäre es eher ungewöhnlich, wenn eine unentdeckte und vom Opfer nicht sofort mitgeteilte Tat eine Einzeltat bleiben würde. Auch die Angabe einer vollendeten Vergewaltigung mit vollzogenem Geschlechtsverkehr als isolierte Einzeltat wäre in diesem Zusammenhang eher ungewöhnlich. Die Begehungsmuster sind dann eher von einer langsamen, aber zunehmenden Grenzüberschreitung geprägt, in denen eine Erweiterung der Normalität stattfindet, die ja auch oft von den Tätern dahingehend angeführt wird, dass das Unrechtsbewusstsein für immer massivere Übergriffe gesunken sei, weil eben immer mehr „normal“ geworden sei. Hinzu kommen dann oft Dinge im Sinne einer „Vertrauensbildung“, Belohnung, Anerkennung als Partner, … Der hier angegebene brutal schon bei der Erstbegehung vorgehende Täter, würde es eher nicht bei der Einzeltat belassen, sondern aufgrund des Erfolges, straflos davon gekommen zu sein, erwartbar zum Wiederholungstäter werden.

Auch hier gilt natürlich: Alles nur Annahmen, und statistische Aussagen, die einen abweichenden Einzelfall nicht ausschließen, aber zusammengenommen mit der „sicheren“ Aussage eines so lange zurückliegenden Falls, dass man rechtsmedizinisch nichts mehr feststellen kann, und der Androhung durch die andere Schwester schon eine mit äußerster Vorsicht zu genießende Geschichte (die übrigens durchaus nicht ohne Beispiele ist, und perfekt geeignet ist, jemand vollständig zu vernichten).

Hör Dir die andere Seite an, und dann ziehe deine Schlüsse. Eine exakt richtige Entscheidung wirst Du ohne ein Geständnis der ein oder anderen Seite nicht treffen können, und für die Seite, gegen deren Darstellung Du Dich entscheidest, wirst Du immer der Buhmann sein und bleiben. Daran wirst Du in so einer Situation nichts ändern können.

Gruß vom Wiz

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Ahem…

das ist eine juristische Sache.

Ich kann das nicht beantworten.
,
Wer ausserhalb des Forums Fachkenntnisse hat, kann Dir besser helfen.

MfG

Ahem…

das ist eine juristische Sache.

Ähh, noch ist es nichts und alles!

Ich kann das nicht beantworten.
,
Wer ausserhalb des Forums Fachkenntnisse hat, kann Dir besser
helfen.

Wo ich Hilfe finde „außerhalb des Forums“ weiß ich genau.
Aber hier geht es um Hilfe für mich und nicht für die Opfer

Inwieweit hat mir jetzt dein Betrag geholfen?

MfG

ebenso!

Hi,

das war wahrscheinlich einer der ungewollt aber automatisch mit angeschriebenen Experten.

Barbara

1 Like

Hallo, Wiz,

bei Missbrauch von Kindern/Jugendlichem im persönlichen Umfeld
wäre es eher ungewöhnlich, wenn eine unentdeckte und vom Opfer
nicht sofort mitgeteilte Tat eine Einzeltat bleiben würde.
Auch die Angabe einer vollendeten Vergewaltigung mit
vollzogenem Geschlechtsverkehr als isolierte Einzeltat wäre in
diesem Zusammenhang eher ungewöhnlich. Die Begehungsmuster
sind dann eher von einer langsamen, aber zunehmenden
Grenzüberschreitung geprägt, in denen eine Erweiterung der
Normalität stattfindet, die ja auch oft von den Tätern
dahingehend angeführt wird, dass das Unrechtsbewusstsein für
immer massivere Übergriffe gesunken sei, weil eben immer mehr
„normal“ geworden sei. Hinzu kommen dann oft Dinge im Sinne
einer „Vertrauensbildung“, Belohnung, Anerkennung als Partner,

So kenne ich das leider auch.

… Der hier angegebene brutal schon bei der Erstbegehung
vorgehende Täter, würde es eher nicht bei der Einzeltat
belassen, sondern aufgrund des Erfolges, straflos davon
gekommen zu sein, erwartbar zum Wiederholungstäter werden.

Zumal er nach der angeblichen Tat von der 22 Jährigen genug neue Möglichkeiten bekommen hat.
Sie ist mit 18, während einer der Trennungsphasen der Mutter, zu ihm gezogen, weil sie in seiner Nähe einen Ausbildungsplatz bekommen hatte…
Aber von dieser Zeit ist nicht die Rede, was mich in meinem Gefühl bestärkt, dass die Mädels ihre Mutter als Koch- und Putzkraft wieder haben wollen und nun diese ungeheuerliche Behauptung in Umlauf gebracht haben.

Auch hier gilt natürlich: Alles nur Annahmen, und statistische
Aussagen, die einen abweichenden Einzelfall nicht
ausschließen, aber zusammengenommen mit der „sicheren“ Aussage
eines so lange zurückliegenden Falls, dass man
rechtsmedizinisch nichts mehr feststellen kann, und der
Androhung durch die andere Schwester schon eine mit äußerster
Vorsicht zu genießende Geschichte (die übrigens durchaus nicht
ohne Beispiele ist, und perfekt geeignet ist, jemand
vollständig zu vernichten).

Oft genug, gab es eben den Fall, dass solche Geschichten erfunden wurden, um andere Ziele zu erreichen.

Andere Menschen, die tatsächlich vergewaltigt wurden, werden ihrer Glaubwürdigkeit beraubt!

Hör Dir die andere Seite an, und dann ziehe deine Schlüsse.
Eine exakt richtige Entscheidung wirst Du ohne ein Geständnis
der ein oder anderen Seite nicht treffen können, und für die
Seite, gegen deren Darstellung Du Dich entscheidest, wirst Du
immer der Buhmann sein und bleiben. Daran wirst Du in so einer
Situation nichts ändern können.

Das ist mir durchaus bewusst.
Aber ich kann nur meinem Gewissen folgen und meinem Gefühl, dem ich bisher immer vertrauen konnte. Wer mich dann als Buhmann sieht, soll mir gleich sein.

Vielen Dank für die Denkanstöße!

Gruß vom Wiz

Grüße
Ayse

Hallo,

Aha,

dann wird man gezwungen zu antworten?
Das ist doch blöd! Das hilft doch keinem weiter!
Aber danke für den Hinweis.

Grüße Ayse

Hallo Ayse,

meine Erfahrungen mit Lügnern haben gezeigt, dass deren Lügengeschichten nur dann aufgedeckt werden können, wenn wenigstens ein Mensch an der Wahrheit interessiert ist.

Selbst Richter sind dabei überfordert, weil das Rechtssystem immer einen Kläger und einen Beklagten hat und es keinen einzigen Menschen gibt, der nicht korrupt = fragmentiert, ist.

Auch alle Therapeuten werden nur vom Falschgeld verdienen beeinflusst.

Ich selbst habe mir inzwischen eine Intelligenz = Einsicht angeeignet, die mich immer zum Ziel der Wahrheit führt. Häufig mußte ich dafür die Ware Geld tauschen, obwohl die Lügner eindeutig aufgedeckt wurden.

Stelle an die Lügner korrekte = gleichbleibende Fragen, dann wirst Du sehr schnell herausfinden, was tatsächlich passierte.

Gruß
24h-trend

Liebe Ayse,

das ist ja echt eine total miserable Situation!

So richtig hab ich keinen Rat parat, was du da jetzt tun könntest. Aber eines ist mir bei deiner Schilderung gleich aufgefallen und scheint mir wichtig zu sein:

Denn, wenn die Geschichte nicht stimmt, ist das Verhalten der
Mädels einfach ein Schlag ins Gesicht all derer, die einen
Missbrauch erlebt und überlebt haben.

Ich glaube, dass diese Bewertung für ein Gespräch mit dieser Tocher (wie du es offensichtlich vorhast), alles andere als förderlich ist. Grade wenn man deine Geschichte ein wenig kennt, ist es natürlich absolut verständlich, dass du so denkst und fühlst. Aber ich glaube, um in diesem Fall überhaupt Chancen zu haben, da zu vermitteln und zu helfen, damit alle Beteiligten wieder irgendwie einen sinnvollen Umgang miteinander finden, wäre es unbedingt nötig, dass die Person, die zu vermitteln versucht und mit dem Mädchen redet, da nicht so persönlich emotional betroffen ist und diese Lüge (so es denn eine ist) nicht auch noch in einem übergeordneten, abstrakteren Sinn verwerflich findet. Im Gegenteil fände ich es wichtig, auch Verständnis dafür zu haben, dass sie zu solchen Mitteln greift und sich (und ihrer Mutter) nicht mehr anders zu helfen weiß und ihr trotzdem (mit diesem Verständnis für ihr Handeln), klar zu machen, dass es nicht okay ist und auch nicht „hilft“.

So tun, als ob die Geschichte wahr ist und das Mädchen fragen
und vorsichtig versuchen herauszufinden, was wirklich passiert
ist?

So tun, als ob die Geschichte unwahr ist und dem Mädchen klar
machen, was sie mit solch einer ungeheuerlichen Anschuldigung
angestellt hat?

Wie bekomme ich beides hin?

Wenn du dieses Gespräch tatsächlich suchst, kann ich dir nur zu Ehrlichkeit raten. Ich weiß ja nicht, ob das Mädchen deine Geschichte kennt (ch denke es wäre nicht unbedingt nötig aber vielleicht hilfreich), aber mir scheint es wichtig, dass ganz offen mit deiner Hilflosigkeit und Ratlosigkeit auf sie zugehst. Sag ihr einfach, dass es dir schwer fällt, ihre Geschichte zu glauben, aber dass du Angst hast, sie mit deinem Misstrauen zu verletzen, falls doch was dran ist. Und dann schau einfach, wie sie reagiert und was du daraus schließt. Aber bleibt ehrlich und versuche, soweit es dir möglich ist, sie auch dann zu verstehen, wenn sie lügt.

Liebe Grüße
M.

Hi,
nein, antworten muss man nicht. Aber manche angeschriebenen Experten sind höflich und melden sich auch dann, wenn sie nicht helfen können. Leider landen diese Antworten nun im Forum und nicht wie früher privat in deinem Mailordner. Schöne neue Welt.

Barbara

2 Like

Liebe M.,

das ist ja echt eine total miserable Situation!

Wie wahr!

So richtig hab ich keinen Rat parat, was du da jetzt tun
könntest. Aber eines ist mir bei deiner Schilderung gleich
aufgefallen und scheint mir wichtig zu sein:

Denn, wenn die Geschichte nicht stimmt, ist das Verhalten der
Mädels einfach ein Schlag ins Gesicht all derer, die einen
Missbrauch erlebt und überlebt haben.

Ich glaube, dass diese Bewertung für ein Gespräch mit dieser
Tocher (wie du es offensichtlich vorhast), alles andere als
förderlich ist. Grade wenn man deine Geschichte ein wenig
kennt, ist es natürlich absolut verständlich, dass du so
denkst und fühlst.

Eigentlich bin ich immer erst auf der Seite der/des Missbrauchten!
Bei einem Gspräch würde ich versuchen so neutral wie möglich zu bleiben.
Das ist ja mein Anliegen, warum ich hier schreibe.

Aber ich glaube, um in diesem Fall
überhaupt Chancen zu haben, da zu vermitteln und zu helfen,
damit alle Beteiligten wieder irgendwie einen sinnvollen
Umgang miteinander finden, wäre es unbedingt nötig, dass die
Person, die zu vermitteln versucht und mit dem Mädchen redet,
da nicht so persönlich emotional betroffen ist und diese Lüge
(so es denn eine ist) nicht auch noch in einem übergeordneten,
abstrakteren Sinn verwerflich findet.

Da hast du recht…

Im Gegenteil fände ich
es wichtig, auch Verständnis dafür zu haben, dass sie zu
solchen Mitteln greift und sich (und ihrer Mutter) nicht mehr
anders zu helfen weiß und ihr trotzdem (mit diesem Verständnis
für ihr Handeln), klar zu machen, dass es nicht okay ist und
auch nicht „hilft“.

Ich verstehe, warum sie (wenn sie denn wirklich lügt) so eine ungeheuerliche Anschuldigung in die Welt gesetzt hat. Sie will einfach ihre Mutter zurück!
Das ist ja zunächst nicht verwerflich.
Nur der Zweck heiligt ja nicht die Mittel.

So tun, als ob die Geschichte wahr ist und das Mädchen fragen
und vorsichtig versuchen herauszufinden, was wirklich passiert
ist?

So tun, als ob die Geschichte unwahr ist und dem Mädchen klar
machen, was sie mit solch einer ungeheuerlichen Anschuldigung
angestellt hat?

Wie bekomme ich beides hin?

Wenn du dieses Gespräch tatsächlich suchst, kann ich dir nur
zu Ehrlichkeit raten. Ich weiß ja nicht, ob das Mädchen deine
Geschichte kennt (ch denke es wäre nicht unbedingt nötig aber
vielleicht hilfreich), aber mir scheint es wichtig, dass ganz
offen mit deiner Hilflosigkeit und Ratlosigkeit auf sie
zugehst.

Sie kennen meine Vergangenheit, da ihre Mutter eine ähnliche hat und wir oft darüber gesprochen haben.
Sie wissen, dass auch ihre Mutter auf so ein Thema absolut sensibel reagiert und das ihr wundester Punkt ist…

Sag ihr einfach, dass es dir schwer fällt, ihre
Geschichte zu glauben, aber dass du Angst hast, sie mit deinem
Misstrauen zu verletzen, falls doch was dran ist. Und dann
schau einfach, wie sie reagiert und was du daraus schließt.
Aber bleibt ehrlich und versuche, soweit es dir möglich ist,
sie auch dann zu verstehen, wenn sie lügt.

Wie gesagt, möchte ich natürlich nicht mit " wie konntest du nur so eine Lüge in die Welt setzen?" das Mädchen noch weiter verunsichern, die Geschichte könnte ja wahr sein!

Ich kann sie verstehen.
Das habe ich gestern dem Mann auch gesagt.
Die Kinder wollen nur ihre Mutter zurück! Das ist ja ein berechtigtes Interesse.
Nur muss man ihnen auch klar machen, dass man bei der Verfolgung seiner Ziele nicht anderen Menschen das Leben zerstört!

Liebe Grüße
M.

Danke dir! Deine Gedanken helfen mir ein Stück weiter.

Grüße
Ayse

Hallo,

vielen Dank erstmal für deine Antwort.

Ich bin natürlich an der Wahrheit interessiert, weil ich natürlich mein zukünftiges Verhältnis zu beiden Seiten davon abhängig mache.

Ich will nicht mit einem Vergewaltiger befreundet sein!
Stimmt die Geschichte und der Mann hat das wirklich getan, ist schluss mit lustig!

Ich will aber auch nicht mit skurpellosen Menschen befreundet sein!
Wenn die Mädels zu solch drastischen Maßnahmen greifen, sind sie kein Umgang für mich.
Ich hatte in meinem Leben mehr als nur eine schreckliche Situation und oft genug hätte mich ein rücksichtsloses Verhalten meinerseits zum Ziel geführt, aber selbst mit 10 Jahren hätte ich mich gehütet, das Leben eines Menschen so zu zerstören!

Vielen Dank.

Liebe GRüße
Ayse

Hallo nochmal,

Bei einem Gspräch würde ich versuchen so neutral wie möglich
zu bleiben.
Das ist ja mein Anliegen, warum ich hier schreibe.

Ja, mir ist klar, dass du das versuchen möchtest, nur ist das verdammt schwer, wenn man selber emotional so betroffen ist. Und auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass dir das für den Gesprächseinstieg ganz gut gelingen kann, bezweifle ich, dass du das durchhältst. Du versuchst (so scheint mir), deine Gefühle für das Gespräch zurückzustellen, damit du sachlich und neutral bleiben kannst. Aber diese Gefühle sind trotzdem da und es kann leicht sein, dass sie sich im Laufe des Gesprächs einfach ihren Weg bahnen.

Ich verstehe, warum sie (wenn sie denn wirklich lügt) so eine
ungeheuerliche Anschuldigung in die Welt gesetzt hat. Sie will
einfach ihre Mutter zurück!
Das ist ja zunächst nicht verwerflich.
Nur der Zweck heiligt ja nicht die Mittel.

Na ja, ich weiß nicht… Bist du sicher, dass es nur dieses „Mutter zurückhaben wollen“ ist? Als volljährige junge Frau, hat man normalerweise seine Mutter nicht mehr so dringend nötig, dass man zu solchen Mitteln greift. Eigentlich muss ich es umgekehrt sagen: Dass sie zu solchen Mitteln greift, lässt mich vermuten, dass da mehr dahinter steckt. Bzw. selbst wenn es so ist, dass sie mit aller Gewalt ihre Mutter zurück will, wird durch so eine Tat ihre große Not deutlich. Warum hat sie ihre Mutter so dringend nötig, dass sie dafür bereit ist, jemand anderem solchen Schaden zuzufügen. Und jetzt sag nicht, sie kann ihn eben nicht leiden und findet es drum nicht schlimm, ihm so zu schaden. Genau solche „einfachen“, „logischen“ Erklärungen für ihr Verhalten, sind es, die auf (in meinen Augen) zu wenig Offenheit und Verständnis für sie in dieser Situation schließen lässt. Du sagst, du verstehst sie, aber ehrlich gesagt, glaube ich dir das nicht. Du verstehst vielleicht (oder glaubst zu verstehen), was sie mit dieser Lüge bezweckt, aber verstehst du auch, warum sie dafür zu solch drastischen Mitteln greift? Bist du bereit, anzuerkennen, dass sie sich in einer solchen Notlage wähnt, aus der sie meint, keinen anderen Ausweg zu haben?

Ich kann sie verstehen.
Das habe ich gestern dem Mann auch gesagt.
Die Kinder wollen nur ihre Mutter zurück! Das ist ja ein
berechtigtes Interesse.
Nur muss man ihnen auch klar machen, dass man bei der
Verfolgung seiner Ziele nicht anderen Menschen das Leben
zerstört!

Mir macht deine Antwort an Stiefelkatzi Sorgen. Du schreibst, dass du mit den Mädels nichts mehr zu tun haben möchtest, wenn es tatsächlich eine Lüge sein sollte. Das macht deine eigene Betroffenheit sehr deutlich. Aber ich halte es dadurch leider für fast ausgeschlossen, dass du den Mädels klar machen kannst, wie falsch ihr Verhalten ist. Du weißt jetzt schon, obwohl du noch nicht mit ihr gesprochen hast, dass du nichts mehr mit ihr zu tun haben willst, wenn sie lügt. Du kennst aber ihre Verzweiflung, ihre Beweggründe, ihre Not noch gar nicht. Schließe doch bitte wenigstens nicht schon von vornherein aus, dass du vielleicht doch Verständnis dafür haben könntest, warum sie sowas Extremes macht. Also nicht nur Verständnis für das, was sie möchte, sondern sogar auch ein wenig Verständnis für die Wahl dieses Mittels, selbst wenn du es logischerweise immer noch für falsch hältst.

Alles Gute
M.

1 Like

Hallo

Stelle an die Lügner korrekte = gleichbleibende Fragen, dann wirst Du sehr schnell herausfinden, was tatsächlich passierte.

Aber um die Lügner Fragen zu stellen, müsste man doch erstmal wissen, wer der Lügner ist.

Fragen kann man doch eigentlich nur dem Mädel stellen, da sie ja sagt, es sei etwas passiert, während der Mann sagt, es sei nichts passiert. Über etwas, was nicht passiert ist, kann man jemanden ja schlecht ausfragen.

Viele Grüße

1 Like

Hallo,

Ja, mir ist klar, dass du das versuchen möchtest, nur ist das
verdammt schwer, wenn man selber emotional so betroffen ist.
Und auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass dir das für
den Gesprächseinstieg ganz gut gelingen kann, bezweifle ich,
dass du das durchhältst. Du versuchst (so scheint mir), deine
Gefühle für das Gespräch zurückzustellen, damit du sachlich
und neutral bleiben kannst. Aber diese Gefühle sind trotzdem
da und es kann leicht sein, dass sie sich im Laufe des
Gesprächs einfach ihren Weg bahnen.

Ich musste lernen, Gefühle immer dann aussen vor zu lassen, wenn es um den nackten Verstand (teilweise auch nur ums nackte Überleben) ging.

Ich verstehe, warum sie (wenn sie denn wirklich lügt) so eine
ungeheuerliche Anschuldigung in die Welt gesetzt hat. Sie will
einfach ihre Mutter zurück!
Das ist ja zunächst nicht verwerflich.
Nur der Zweck heiligt ja nicht die Mittel.

Na ja, ich weiß nicht… Bist du sicher, dass es nur dieses
„Mutter zurückhaben wollen“ ist?

Sicher bin ich nicht, warum ich auch so unentschieden bin!

Als volljährige junge Frau,
hat man normalerweise seine Mutter nicht mehr so dringend
nötig, dass man zu solchen Mitteln greift.

Hier hast du eigentlich auch recht.
Nur sind beide Mädels von ihrer Reife her nicht als „erwachsen“ zu bezeichnen.
Ich kenne sie seit ihrer Kindheit.

Eigentlich muss ich
es umgekehrt sagen: Dass sie zu solchen Mitteln greift, lässt
mich vermuten, dass da mehr dahinter steckt. Bzw. selbst wenn
es so ist, dass sie mit aller Gewalt ihre Mutter zurück will,
wird durch so eine Tat ihre große Not deutlich. Warum hat sie
ihre Mutter so dringend nötig, dass sie dafür bereit ist,
jemand anderem solchen Schaden zuzufügen.

Dass da etwas nicht stimmt, ist mir klar. Ich wette auch, dass da etwas nicht stimmt!
Ich bin mir nur nicht sicher, dass sie weiß, dass sie dem Mann solch einen Schaden zufügt! Wie gesagt, sie sind nicht wirklich reif und tragen ungerne die Verantwortung für ihr eigenes Leben!

Und jetzt sag nicht,
sie kann ihn eben nicht leiden und findet es drum nicht
schlimm, ihm so zu schaden. Genau solche „einfachen“,
„logischen“ Erklärungen für ihr Verhalten, sind es, die auf
(in meinen Augen) zu wenig Offenheit und Verständnis für sie
in dieser Situation schließen lässt.

Ob sie ihn leiden kann oder nicht, ich denke da ist was ganz anderes im Busch,
aber das sind nur Mutmaßungen meinerseits, weswegen ich das folgende nicht erwähnt habe in meinem UP:
Ich glaube, dass sie Gefühle für ihn hat und das nicht seit gestern…

Du sagst, du verstehst
sie, aber ehrlich gesagt, glaube ich dir das nicht. Du
verstehst vielleicht (oder glaubst zu verstehen), was sie mit
dieser Lüge bezweckt, aber verstehst du auch, warum sie dafür
zu solch drastischen Mitteln greift? Bist du bereit,
anzuerkennen, dass sie sich in einer solchen Notlage wähnt,
aus der sie meint, keinen anderen Ausweg zu haben?

Klar, kann ich sie verstehen, wenn sie zu drastischen Mitteln greift.
Sie hätten aber auch einfach behaupten können, dass der Mann betrogen hat. Sie ihn mit einer anderen Frau gesehen haben…
Wäre auch eine drastische Lüge, aber sie würde nicht jemanden ins Gefängnis bringen, der nichts verbrochen hat.
Ich hätte niemals in noch viel schlimmeren Situationen einen anderen Menschen gefährdet.
Soweit kann ich es also nicht nachvollziehen, nein! (Wobei immer noch unter Vorbehalt, dass sie nicht lügt!)

Ich kann sie verstehen.
Das habe ich gestern dem Mann auch gesagt.
Die Kinder wollen nur ihre Mutter zurück! Das ist ja ein
berechtigtes Interesse.
Nur muss man ihnen auch klar machen, dass man bei der
Verfolgung seiner Ziele nicht anderen Menschen das Leben
zerstört!

Das macht deine eigene
Betroffenheit sehr deutlich. Aber ich halte es dadurch leider
für fast ausgeschlossen, dass du den Mädels klar machen
kannst, wie falsch ihr Verhalten ist. Du weißt jetzt schon,
obwohl du noch nicht mit ihr gesprochen hast, dass du nichts
mehr mit ihr zu tun haben willst, wenn sie lügt. Du kennst
aber ihre Verzweiflung, ihre Beweggründe, ihre Not noch gar
nicht. Schließe doch bitte wenigstens nicht schon von
vornherein aus, dass du vielleicht doch Verständnis dafür
haben könntest, warum sie sowas Extremes macht. Also nicht nur
Verständnis für das, was sie möchte, sondern sogar auch ein
wenig Verständnis für die Wahl dieses Mittels, selbst wenn du
es logischerweise immer noch für falsch hältst.

Ich kann für jeden Verständnis aufbringen.
Verstehen, warum jemand etwas tut.
Ich kann aber nicht verstehen, warum man für seine eigenen Ziele anderen Menschen Schaden zufügt.
Wir reden hier von Gefängnis!
Sie zerstören damit ja die Beziehung ihrer Mutter, was ich akzeptieren kann, aber warum muss man dann das Leben des Mannes zerstören?

Es hätte genug andere Möglichkeiten gegeben, die Mutter dazu zu bewegen sich zu ihren Kindern zu begeben.

Daher bin ich mir wie gesagt schlicht und ergreifend unsicher, wem ich wirklich glauben soll.
Ich fahre heute abend zu ihnen, mal sehen, was dabei raus kommt!
Ich kann, wenn das Gespräch so verläuft, dass mein Gefühl mir sagt, das Mädchen hat was, auch durchaus andere Konsequenzen daraus ziehen.

Wie gesagt, sie sind sehr unreif! Das macht es schwieriger einen echten Kontaktabbruch durch zu ziehen.

Ich möchte noch einmal betonen, dass all das, was ich in den Antworten schreibe Gedanken sind, die durcheinander fliegen, wieder verworfen werden und wieder aufgenommen werden, wieder verneint werden usw usw.

Ich weiß nur:
Ich muss erst sie fragen, bevor ich mir eine Meinung bilden kann.

Alles Gute
M.

Danke

Ayse

p.s. es ist übrigens nicht wirklich schwer Gefühle auch jahrelang zu verbergen und zu unterdrücken. Ob sie sich dennoch in unseren Handlungsweisen widerspiegeln kann ich nicht sagen. Aber spüren/fühlen muss ich nichts, wenn ich es nicht zulasse.
Vielleicht ein Vorteil, dass ich erlebt habe, was ich erlebt habe! Oft werde ich gerade in Situationen, wo andere komplett durchdrehen als (beängstigend!) kaltblütig bezeichnet.
Soweit, dass man mir „Gefühlslosigkeit“ unterstellte.