Hallo Herr Scheidemann,
Die von Ihnen gegebene Namenserklärung ist nur eine Möglichkeit von mehreren. Obendrein ist sie noch nicht mal die wahrscheinlichste, wenngleich sie tatsächlich in den meisten Namenkundebüchern genannt wird.
Schaut man auf die Namensverteilung http://www.verwandt.de/karten/relativ/demmer.html
so er gibt sich eine ziemlich breite Streuung des Namens über Deutschland. Allerdings fällt dabei auf, dass das Gebiet der ehemaligen DDR fast frei von diesem Namen ist. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die Bedeutung des Namens NICHT auf ein slawisches Wort zurückgehen dürfte. , denn wenn dem so wäre, müsste das Hauptnamensvorkommen dort liegen.
Gleichzeitig geben Sie für Ihre Deutung das mhd. Wort „demmen“ (schwelgen, prassen, verschwenden) an. Die Sprachgrenze zwischen dem mittelhochdeutschen und dem mittelniederdeutschen Sprachgebiet (die sog. „Benrather Linie“) verläuft (grob gesprochen) von Aachen über Düsseldorf-Benrath (dort wird der Rhein gekreuzt, daher auch der Name Benrather Linie), Hagen/Westf., Kassel, Wittenberg, Frankfurt/Oder. Nördlich dieser Linie wurde die Sprache „Mittelhochdeutsch“ nicht gesprochen. Wenn also ein mhd. Wort Grundlage dieses Namens hauptsächlich wäre, dann dürfte nördlich der Benrather Linie der Name so gut wie nicht mehr vorkommen. Was er aber definitiv tut, und das sogar großflächig.
Somit ist es viel wahrscheinlicher, dass eine sprachunabhängige Namensursache vorliegt. Es gibt nur eine Hauptgruppe von Familiennamen, die (mehr oder weniger) sprachunabhängig ist. Das sind die Rufnamen, die zu Familiennamen geworden sind. Natürlich gibt es auch hier regionale Ausprägungen: Hans in Süddeutschland ist ein Jan in Norddeutschland/Skandinavien und ein Henkes im Rheinland. Ferner werden germanische Rufnamen wohl kaum im slawischen Sprachgebiet zu Familiennamen werden etc.
Durch Verdunkelungen (Verschleifungen, ungenaue Aussprache, dialektale Abweichungen) erkennen wir heute bei vielen Familiennamen nicht mehr den ursprünglich namensgebenden Kern. So auch hier. Ein alter germanischer Rufname wurde regional so verschliffen, dass er in Form des Familiennamens nicht mehr als alter Rufname zu erkennen ist.
Bei Demmer habe ich zwei ähnlich wahrscheinliche germanische Rufnamen ermittelt.
Theganbert (-> Tenbert -> Tembert -> Tember -> Dember -> Demmer)
Theudemar (heutige Rufnamensform: Dietmar; -> Tedmar -> Temar -> Temer -> Demer -> Demmer).
Ich persönlich halte den Theudemar (Dietmar) für etwas wahrscheinlicher als den Theganbert (Degenbert), aber das besagt nichts. Jedenfalls glaube ich NICHT, dass der Name in der Mehrheit seine Wurzel im Übernamen des „Verschwenders“ hat. Einzelfälle, mag sein, aber nicht die Mehrheit.
Viele Grüße aus Oberbayern
Alexander Peren