Entstehung und Motive des monotheistischen Fanatismus
Hi.
wann in der Geschicht unter dem Denkmantel
Glaube/Religion der Fanatismus zum Vorschein kam.
Bisher hat dieser Thread darauf nicht den Hauch einer sinnvollen Antwort geliefert. Der Grund dafür liegt sicher darin, dass entweder eine gewisse Angst oder Scheu vorherrscht, die Dinge beim Namen zu nennen, oder dass wegen ideologischer Verblendung die wahren Zusammenhänge verdrängt werden. In der einen oder anderen Weise ist das z.B. bei Tychiades der Fall.
Ich versuche das Versäumte also in groben Zügen nachzuholen.
Fanatismus und Religion gehören nicht zwangsläufig zusammen. Der vor-monotheistische Polytheismus hatte keine Züge, die mit Fug und Recht als „fanatisch“ bezeichnet werden können. Er kannte keine Missionierung, keine Rechthaberei und keinen Ausschließlichkeitsanspruch, wie er für monotheistische Religionen sehr typisch ist.
Das lässt sich bei der ersten monotheistischen Religion, dem Atonkult des Echnaton, bereits beobachten: Echnaton versuchte gewaltsam und geradezu besessen, die traditionelle polytheistische Götterwelt Ägyptens auszuradieren und seinen Sonnengott Aton als einzigen Gott durchzusetzen. Nach seinem Tod wurde die polytheistischen Kulte aber reaktiviert, der ägyptische Monotheismus blieb ein Zwischenspiel. Achthundert Jahre später konzipierten die Israeliten, aus ganz anderen Gründen als Echnaton, ebenfalls einen Monotheismus in Gestalt des Jahwe-Kultes. Die Gründe dafür sind weniger eindeutig bestimmbar als bei Echnaton, bei dem vermutlich eine spirituelle Einsicht gegeben war, die er allerdings materialistisch (Gott = Sonne) deutete.
Beim Jahwe-Kult dürften vorwiegend politische Motive ausschlaggebend gewesen sein, die über drei Jahrhunderte hinweg (vom 9. bis ins 6. Jh. BCE) den Kampf der Jahwe-Priester gegen innerisraelitischen Polytheismus (Baal- und Aschera-Kulte) und den Polytheismus fremder Staaten (Assyrien, Babylon) anheizten. Ohne die Auslöschung des israelitischen Staates zu Beginn des 6. Jh. BCE durch die Babylonier wäre es mit Sicherheit nie zur endgültigen Ausformung eines jüdischen Monotheismus gekommen, die erst im Babylonischen Exil Gestalt annahm. Die absolute Fokussierung und Konzentration auf den „Einen Gott“ des „Einen erwählten Volkes“ ist ein ideologisches Produkt der exilierten Priesterelite Israels, das dem polytheistisch orientierten Volk aufgezwungen werden musste.
Die Abschaffung weiblicher Gottheiten zugunsten eines patriarchalischen Mono-Gottes war ebenfalls eine Zwangsmaßnahme, die gegen viele Widerstände durchgeboxt wurde. Sinn dieses rigiden Konzepts war die Herstellung und Stabilisierung einer israelitischen Identität, die durch den Verlust des Staates und, fast noch wichtiger, des Jerusalemer Tempels höchst gefährdet war. Die Thora trat daher an die Stelle des Tempels und Jahwe, als himmlischer König, an die Stelle des verlorengegangenen Staats-Königs, der im Alten Orient ja immer die Einheit des Staates verkörperte (quasi im Sinne von L´état c´est moi), was ganz besonders, aber auch überall sonst, im pharaonischen Ägypten galt.
Da nun dieser neuartige Gott der Gott des „einen erwählten Volkes“ war und der Eine Gott für die ganze Welt, war eine fanatische Haltung gegenüber fremden religiösen Vorstellungen die zwangsläufige Folge. Denn wer anderen Göttern als Jahwe diente, diente ´falschen Götzen´ und versündigte sich gegen den wahren und einzigen Gott. Diese Obsession hatte es, wie gesagt, zuvor nur bei Echnaton gegeben. Im toleranten pluralistischen Polytheismus kannte man solche Denkmuster nicht, dort zweifelte man nie an der Existenz anderer Götter, man hielt sie schlimmstenfalls den eigenen Göttern für unterlegen.
Im Talmud finden sich zahlreiche Stellen, an denen Ungläubige (also Polytheisten) als Menschen niederen Ranges, manchmal sogar als Tiere, bezeichnet werden. Das hat es im Polytheismus nie gegeben. Also ist die Ursache religiösen Fanatismus im monotheistischen Denken zu suchen. Ein wenig bekanntes, aber äußerst krasses Beispiel für jüdischen Religionsfanatismus ist die Massentötung von 20.000 Christen durch den jüdischen König Dhu Nuwas im 6. Jh. CE im (heutigen) Jemen. Er ließ diese riesige Menschenmenge in eine Höhle treiben und darin bei lebendigem Leibe verbrennen. Grund: Sie hatten nicht ihrem christlichen Glauben abschwören wollen.
Im Christentum und Islam verhält es sich leider auch nicht anders, letzterer verschärft den fanatischen Impuls noch aufgrund der - anhand der Quellen unbezweifelbaren - extrem gewalttätigen Natur des Religionsgründers Mohammed , der keine Scheu davor hatte, männlichen Ungläubigen die Köpfe oder die Hände abschneiden oder ihnen die Augen auszustechen zu lassen und die hinterbliebenen Frauen getöteter Männer zu vergewaltigen und in die Sklaverei zu verkaufen, um aus dem Erlös seine Religion zu finanzieren. Dass diesem Fanatismus vermutlich eine geistige Störung zugrunde lag, ist eine Theorie, die ich kürzlich im Religionsboard zur Diskussion stellte.
Chan