Hallo Anwar,
Das ist eine interessante Frage, die Du aufwirfst, aber ich
denke Du machst Dir die Antwort etwas zu einfach. Wann genau
geht es einem Tier denn gut?
Du machst die Antwort zu kompliziert. Man muß sich da gar nicht in hochphilosophische Überlegungen verstricken; sicher gibt es auch Ausnhamen, aber i.d. r. ist die Abtwort nun mal so simpel. ich erläutere das weiter unten noch mal genauer.
Wenn es ein natürliches Leben, in der freien Wildbahn führt,
den Gefahren und Härten des Alltags ausgesetzt? Wieso geht es
einem Tier in „Gefangenschaft“ schlechter? Weil es nicht in
seiner natürlichen Umgebung lebt?
Nein, sondern weil es gefangen ist. Es gibt Tierarten, die so von ihren Ursprüngen weggezüchtet sind, daß man überhaupt nicht mehr sagen kann, was denn eine „natürliche Umgebung“ wäre, darum geht es also gar nicht.
Nimm doch mal an du würdest einen Menschen „aus dem Busch“
holen und ihn hier nach Deutschland bringen. Du hättest ihn
auch aus seinem natürlichen Lebensraum entfernt. In der Tat
leben wir alle in gar keinem natürlichen Lebensraum, denn
dieser ist die Steppe. Vielleicht noch die Höhle.
Würde ich so nicht unterschreiben, aber das zu diskutieren, ginge hier auch zu weit.
Doch um da mal etwas aus der Praxis zu plaudern: Ich kenne viele Menschen, die zwar nicht „in der Höhle lebten“, aber z.B. in „Indianerreservaten“ (oder unter ähnlichen Bedingungen) und als junge Erwachsene nach Deutschland kamen, weil sie sich hier ein besseres Leben erhofft hatten. Keiner dieser Menschen würde heute behaupten sein jetziges Leben sei besser, der Luxus allein, sich nicht mehr ständig in Lebensgefahr zu beinden, nicht mehr nonstop auf Nahrungssuche zu sein. macht es also auch nicht. Und wenn ich alte oder behinderte Menschen sehe, die in Heimen mehr oder weniger eingesperrt leben (und dahinter steckt ja zumindest nicht die Motivation ihrer Betreuer, sich an ihnen „zu erfreuen“ sondern es geht darum, sie sicher unterzubringen und gut zu versorgen) dann sehe ich auch, daß Gefangenschaft nichts Schönes sein kann.
Für uns ist es eine Strafe, eigesperrt zu sein, Verbrecher werden in Gefängnisse gesperrt - und Menschen machen dasselbe mit anderen Tieren, die absolut nichts verbrochen haben, sondern nur, um sich an ihnen zu erfreuen, ein Tier zu „besitzen“.
Ich kenne Kaninchen, die 800qm Garten zur freien Verfügung haben, eigentlich ein „Traumplatz“ für Tiere, denen der Weg in die Freiheit für immer versperrt bleiben wird. Und trotzdem sitzen sie nach einigen Wochen irgendwo in einer Ecke und werden lethargisch, man muß enorme Anstrengungen unternehmen, um sie zu beschäftigen damit sie wneigstens halbwegs glücklich sind. Sie sind eben eingesperrt.
Oder Beispiel Wellensittiche: In Australien leben sie in riesigen Schwärmen und fliegen täglich kilometerweit, selbst wenn man ihnen hier eine Voliere zur Verfügung stellt oder, wie bei einer befreundeten Tierschützerin, ein ganzes Stockwerk eines Hauses: niemals kann man an das herankommen, was sie eigentlich brauchen.
Es werden Millionen von Leben zerstört nur durch den Egoismus der Menschen.
Weiter mit unserem Menschen Beispiel: Du würdest sagen: In der
Stadt hat er viel zu wenig Auslauf, in freier Natur laufen
Menschen das 10fache (wenn nicht noch mehr)!
Er lebt widernatürlich mit anderen Tieren zusammen, z.B.
Hunden und Katzen, obwohl das keine geeigneten Sozialpartner
sind!
Der Mensch hat sich das ausgesucht, dann ist es doch ok. Der mensch kann gehen, wohin er will, und wen er nicht will, dann tut er es eben nicht. „Haustiere“ und andere haben keine Wahl. Ich habe auch nichts dagegen, wenn Hunde sich dem Menschen anschließen (so wie bei einigen Naturvälkern noch heute), aber das tun sie freiwillig. Die bedauersnwerten Zuchtkrüppel, die in unserer Gesellschaft leben, hat dagegen niemand gefragt.
Merkst Du etwas? Wenn wir Menschen all diese „unnatürlichen“
Annehmlichkeiten wie Häuser statt Höhlen, Supermärkte statt
täglichem Kampf um Nahrung und ein bequemes, wenn auch
unereignisreiches Leben unseren eigentlichen artgerechten
Lebensumständen vorziehen, wieso denken wir die Tiere würden
lieber so leben?
Ich habe schon einige verletzte oder verwaiste Wildtiere bei mir aufgenommen und wenn sie durchgekommen sind, gab es kein einziges, welches lieber in seinem Käfig sitzengeblieben wäre als wegzufliegen/wegzulaufen.
Wenn man sich auch nur ansatzweise in die Lage solch eines Tieres hineinversetzt (soweit uns als Menschen das eben möglich ist, kann man das auch verstehen, man muß nicht denken, sondern es einfach nachfühlen.
Natürlich rede ich nicht von den vielen gequälten oder
schlecht gehaltenen Tieren, aber wenn ich mir unseren alten
Mäusebock so angeucke, wie er in seinem riesigen
(Kaninchen)Käfig herumläuft, jeden Tag sein Fressen bekommt
und sich um nichts wirklich kümmern muss, dann frage ich mich
ernsthaft, ob er sich nicht für dieses Leben entscheiden
würde.
Er kennt nichts anderes, drum würde er sich auch für nichts anderes entscheiden. Doch allein daß er nichts anderes kennt, finde ich sehr sehr traurig. Denn er hatte eben nie eine andere Wahl, indem er als „Haustier“ geboren wurde, hat man ihm diese genommen.
Ich lebe in einem alten Fachwerkhaus mit einem kleinen Heuboden nebenan, da leben einige Mäuse und da dort keine Katze hinkommt, leben sie dort sogar relativ sicher. Zu einer „Plage“ sind sie bisher noch nicht geworden (das Nahrungsangebot ist auch nicht sooo reichlich) und ich freue mich, wenn ich sie trappeln höre; ich freue mich, wenn mir im Wald mal ein Reh begegnet, ich habe schon Bekanntschaft mit freilebenden Waschbären, Füchsen und Wildschweinen gemacht und ich sehe keinen einzigen Grund, ein Tier zu meiner Freude einzusperren - nur Millionen dagegen.
Tanja