Hallo, für meine Schüler suchte ich Dolmetscher für Farsi und Dari, bis es von einem Perser hieß - das gäbe es so nicht. Genauso logisch sei es, Dolmetscher für Deutsch und Schwäbisch einzubestellen, die Unterscheidung nicht notwendig und falsch. Dass Dari als ein Dialekt von Farsi angesehen wird, ist mir klar. Allerdings ist die Unterscheidung Dialekt oder doch schon eigenständige Sprache oft keine linguistische, sondern eine politische z.B. Und wenn Dari-Sprecher nicht alles auf Farsi verstehen, ist diese Unterscheidung für mich eine Rechtfertigung genug, weiterhin von Dari zu sprechen… Herzlichen Dank für fundierte Antworten im Voraus!
Hallo Lili_Bella,
Deine Einstellung finde ich !
Vielleicht kann der Artikel - auf Englisch - das auch untermauern: https://www.quora.com/What-is-the-difference-between-Dari-and-Persian-Farsi-languages
Vergleicht man die beiden Materialien https://deutschewillkommenskultur.wordpress.com/materialien-auf-farsi-dari/ so gibt es offensichtlich - wenn auch kleine - Unterschiede, etwa auf Seite 4 bei Nase oder Pass.
Meine erwachsenen Lernenden haben sehr großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Dari und Farsi gelegt - weil politisch für sie von sehr großer Bedeutung, da sie aus Afghanistan kommend.
Dazu passt dieser Link: http://derstandard.at/1308680777512/Landessprache-als-Politikum-Keine-Unterschiede-zwischen-Farsi-und-Dari
Gruß
dafy
Servus
Verstehe ich das richtig, dass du einen Dolmetscher suchst, der Farsi <-> Dari übersetzt?
Lg,
Penegrin
Hallo dafy,
Das finde ich interessant. Weil ich bei meinen afghanischen Studenten immer gefragt habe: „Sprecht ihr Dari?“ und sie mich verbessert haben: „Nein, Farsi.“
Der einzige Grund, den ich dafür finden kann, ist dass sie fast alle kurze oder längere Zeit im Iran gelebt haben, bevor sie nach Deutschland kamen. Vielleicht ist es im Iran ein Abwertung von „Dari“ zu sprechen und sie haben sich das zu eigen gemacht?
Grüße
Siboniwe
Hallo Siboniwe,
ich vermute. - so wie du - dass es darauf ankommen könnte, wo die Lernenden zuletzt gelebt haben und sie daher unbewusst(?) Sprache und Idendität ver/gemischt haben
Gruß
dafy
Servus,
Sehr viele Afghanen sind im Iran zur Schule gegangen bzw. sind dort aufgewachsen und haben dann den lokalen Dialekt angenommen. Ich habe aber noch keinen Persischsprecher getroffen, der sich nicht mit einem anderen Persischsprecher problemlos unterhalten konnte. Wobei Tadschikisch schon etwas aus der Reihe tanzt.
Der größte Unterschied sind wohl arabische Lehnwörter, die es in Dari, aber nicht in Farsi gibt. Das hat aber politische Gründe.
Ein Bayer wird die Frage ‚sprichst du Pfälzisch‘ auch verneinen. Fragst du ihn aber ‚sprichst du Deutsch‘, wird er mit ‚ja‘ antworten. Naja, vielleicht nicht jeder Bayer
Lg,
Penegrin
Jain. Hin und wieder haben wir Dolmetsch-Bedarf, aufgrund fehlender Mittel organisieren wir es aber innerhalb der Schule (Schüler, die länger da sind, mittlerweile auch einige Mitarbeiter der Schule).
Ich habe wiederum eine leicht überhebliche Haltung der Perser gegenüber Afghanen festgestellt (Farsi = Bildung, Kultur; Dari = minderwertiger). Könnte auch ein Grund bei Agghanen sein, sich „besser“ verkaufen zu wollen, was ich schade finde. Jedes Land hat seine Geschichte und seine eigene Identität, die wertvoll ist.
Hallo Penegrin,
kann ja sein, dass
Alle Afghanen (männlich und weiblich) und deren waren es sehr viele, die bei mir in vielen Kursen Deutsch gelernt haben, sind definitiv vorher nie im Ausland, also auch nicht im Iran gewesen oder haben dort jemals eine Schule besucht!
Ich kann mich ja irren, bin allerdings der Meinung, dass die Entfernung zum Iran aus den meisten afghanischen Orten doch sehr groß ist…Beispiel: Bamiyan (Afghanistan) - Birdschand (Iran) entspricht mindestens einer Luftlinie von 800 km.
Oder sprichst du von hochgebildeten Afghanen, die sowieso im AUsland studieren wollten?
Gruß
dafy
Servus,
Nein, ich hatte soweit ich weiß noch nie mit wirklich hoch gebildeten Afghanen zu tun. Allerdings sind in den letzten Jahrzehnten sehr viele Afghanen in den Iran geflüchtet und dort waren die Bildungsmöglichkeiten ungleich größer als in Afghanistan.
Die meisten Afghanen die ich kenne, die nicht Dari als Muttersprache haben, konnten es zwar sprechen aber weder lesen noch schreiben. Und Schulbildung hatten die wenigsten.
Ein Kollege von mir lebte in den 80ern viele jahre im Iran und er mag die Unterscheidung Farsi/Dari überhaupt nicht. Er sprich konsequent von Persisch und den Sinn eines Dolmetschers der von Dari zu Farsi und umgekehrt übersetzt, sieht er überhaupt nicht. Da gäbe es zwischen Bairisch und Alemannisch deutlich größeren Bedarf.
Lg,
Penegrin