Fasching & Kinder-Straßen-Sperre (Maut)

Servus EpertInnen,

es ist im Südwesten Tradition und traf auch mich heute nachmittag: an Fasching sperren Kinder die Straßen (in Wohngebieten) mit rübergezogenen Luftschlangen und lassen AutofahrerInnen erst nach Zahlung eines Wegegelds vorbei. Ich habe meinen Wegezoll ordnungsgmäß mit Schoko-Minis bezahlt, war aber auch verärgert, weil die kleinen Weglagerer noch nicht mal geschminkt, geschweige denn verkleidet waren. Irgendwie war früher alles anders… — oder?

Daher meine Fragen:

a) Woher rührt diese Tradition?

b) Welche „Auflagen“ gibt es für die Kinder? (sprich: dürfen die das einfach so, müssen sie verkleidet sein oder was)

c) Welche Vorgaben gibt es für die Angehaltenen? Müssen sie anhalten? Was müssen / dürfen sie von den Kindern fordern — was ihnen geben?

d) Wo werden derlei Bräuche festgehalten? Wer stellt ihre ordentliche Weitergabe an die Jungen sicher?

Närrische Grüße
Anne aus dem Wilden Süden

Hallo, Anne,
aus Anlass des St. Matrtinsfestes habben wir uns schon einmal über „Heische-Bräuche“ (am Besten suchst du mal mit diesem Begriff) unterhalten http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß
Eckard

Na denn - mach Dir doch mal umgekehrt den Spass, sofern Du die Eltern der Kinder kennst, und klage Deinen Wegzoll zurück, weil die Kinder nicht geschminkt waren ;o)

Die Zeiten ändern sich halt *g*

Servus, Anne,

als ich aus dem damals noch weithin afasnetschen Württemberg an den Bodensee kam, war ich schlicht entsetzt über diese Weglagerei und fuhr einfach durch; vorsichtig freilich und ärgerte mich, als man mir durch die entsprechenden Gesten zu verstehen gab, dass ich …

Als ich nachgefragt hatte bei einheimischen Nachbarn, fiel mir ein, dass wir als Kinder auch am Faschingsdienstag hordenweise durchs Dorf zogen vor die Läden und dort im Chor riefen:

„Beim Bender/Pfüger/Reiner/etc. gôt a Bombagschäft, bommbommbomm!“

Und dies solange, bis wir mit Bommbomms ruhig gestellt wurden. Typische „Heische-Bräuche“, wie sie Eckard ansprach.
Mehr als dreimal gab aber kein Laden was raus.

Also besorgte ich mir Bommbomms und bei der nächsten Fahrt entrichtete ich brav meinen Zoll.

Als ich aber aufgrund eines Umzugs täglich von Sockach nach Konstanz fahren musste und in jedem der etwa ein Dutzend Dörfer dazwischen mehrmals abkassiert wurde, gab ich das Zollzahlen auf und fuhr wieder durch.

Die Wegelagerer, die ich antraf, waren stets maskiert, zumindest geschminkt.

Gruß Fritz

Hallo Anne,
ich erinnere mich, selbst als Dreikäsehoch an solchen Mautstationen abkassiert zu haben. Solche Heischebräuche wurden zumindest damals durch die Kinder selbst tradiert, ebenso wie gewisse Spiele, Lieder usw. bevor wohlmeinde Pädagogen das professionalisierten und Kindergartenkurse in korrekter Folklore abhielten. Aber da war die „Gass“ mit ihrer Peer-Group von Nachbarschaftskindern (deren altersbedingte Abgänge kontinuierlich ersetzt wurden) auch noch normales Umfeld eines Kindes, ein weitgehend von aufsichtspflichtigen Erwachsenen unbehelligter Freiraum.

Leider ist in meiner Gegend dieser Brauch weitgehend in Vergessenheit geraten und durch das importierte Halloween - ‚trick or treat‘ ersetzt worden. Auch bei letzterem beobachte ich, dass zunehmend auf so lästigen Aufwand wie Kostümierung einfach verzichtet wird. Nach meinem Empfinden wird damit aus einem ‚Heischebrauch‘ ordinäre Bettelei. Ich für meinen Teil halte dann meine Taschen zugeknöpft - nicht ohne den Kleinen kurz zu erklären, dass das ein Brauch sei, bei dem auch sie ihren Teil der Regeln einzuhalten haben, damit er funktioniert.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi,

es ist im Südwesten Tradition und traf auch mich heute
nachmittag: an Fasching sperren Kinder die Straßen (in
Wohngebieten) mit rübergezogenen Luftschlangen und lassen
AutofahrerInnen erst nach Zahlung eines Wegegelds vorbei.

Nicht nur im Südwesten - hier (Frankfurt) auch.

Ich habe meinen Wegezoll ordnungsgmäß mit Schoko-Minis bezahlt,

Schoko-Minis? Die halten dir hier ihre Cowboy-Knarre an die Schläfe, wenn Du kein Bargeld rausrückst (überspitzt gesagt).

war aber auch verärgert, weil die kleinen Weglagerer noch
nicht mal geschminkt, geschweige denn verkleidet waren.

Mich kotzt das offengestanden an - diese kühne Forderung, einfach abkassieren zu wollen - mir welchem Recht?

Wenn ich mal frech sein soll: Erfüllt das nicht den Tatbestand der Nötigung?

Und am meisten ärgere ich über mich: dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich entsprechend meiner Überzeugung nix gebe …

Irgendwie war früher alles anders… — oder?

Früher war alles anders :wink:

Aschermittwöchliche, ungezollte Grüße,

Anja

Bei uns (Lausitz) heißt das Zampern …
…ansonsten das selbe in grün.
Auch ich halte es für Wegelagerei und „überfahre“ diese Sperranlagen.
Gruß m.c.n.