Hallo, ich bin 15 Jahre alt und interessiere mich seit einiger Zeit für Gesang. Viele Leute loben mich für eine ausdrucksstarke, tiefe Stimme, die sehr angenehm und warm klingt. Meine Redestimme ist im mittleren, wenn nicht eher tieferen Bereich, wenn ich mich auf die Einschätzung meines Umfelds verlasse. Ich habe nun ein paar Mal Gesangsunttericht genommen, gleich in der ersten Stunde der Schock: ich bin ein Tenor. Nicht das ich Tenöre nicht mögen würde, bis vor kurzem habe ich so oft es geht versucht hoch zu singen nur war das sehr unangenehm für mich und ich war oft heiser danach. Ich nutze zum hochsingen in der Regel Kopfstimme, soweit ich mich recht informiert habe, beginnt da die Kopfstimme wo der Adamsapfel beginnt sich nach oben zu schieben das wäre bei mir etwa beim E oder F über dem mittleren C. Mein tiefster Ton, den ich glatt singen kann, wäre das tiefe F oder E. Viel weiter komm ich nicht runter, mit der Kopfstimme kann ich bei hoher Anstrengung vllt. eine halbe Oktave mehr singen, so fiepsige, gebrochene Töne sind noch eine ganze Oktave hinter dem mittleren C erzeugbar. Ich finde tief zu singen angenehmer und ich kann dort die Töne länger halten, besser hoch und runter gehen, und einen mMn schöneren, weichen Klang erzeugen, hoch singen wird manchmal sehr schmerzhaft und ich fühle mich nach dem Unterricht oft unwohl und stickig, sowie habe das Gefühl einen Kloss im Hals zu haben. Meine Lehrerin sagt ich muss lernen, diese hohen Töne zu halten, da die Stimmbänder nicht ausgebildet sind. Grad kann ich aber nicht mehr und bin seit einer Weile ziemlich heiser. Kann sie sich geirrt haben?
Hallo,
das ist ganz schwierig zu beantworten, ohne Dich selbst zu erleben - Ferndiagnose geht eigentlich nicht beim Singen. Eins ist aber sicher: wenn Du heiser wirst, machst Du - egal ob hoch oder tief - etwas grundlegend falsch. Und ein Singen, dass Sänger UND Hörer bewegen soll, ist bestimmt nicht mit Widerwillen zu erreichen. Du solltest auf jeden Fall auf Deine innere Stimme hören - vielleicht ist es möglich, eine zweite fachliche Meinung einzuholen?
Auf jeden Fall wünsche ich Dir, dass Du die Freude am Singen nicht verlierst - es ist etwas Wunderbares!
Alles Gute für Dich…
Max
Danke
für die ausführliche Antwort. Eine andere ,fachliche" Meinung gibt es leider nicht. Nur mein etwas älterer Kumpel, dessen Mutter Gesangsunttericht gibt und 5 Jahre untterichtet hat schätz mich im unteren Baritonbereich ein, ebenso meine Musiklehrerin in der Schule. Allerdings sind beide natürlich keine ausgebildeten Gesangslehrer, so das die Einschätzung meiner Gesangslehrerin wohl die professionellste ist. Also ich mag meine Stimme eigentlich sehr gerne, auch die höheren Bereiche, nur sind die manchmal schmerzhaft. Und die Freude am Singen wird mir keiner nehmen. Zur Heiserkeit: die tritt sehr schnell auf nach höheren Tönen, bei tiefen Tönen ist es bisher eher selten vorgekommen, das ich danch heiser war, aber sicher auch schon mal.
Hallo,
Sprech- und Gesangsstimme müssen nicht übereinstimmen, können unterschiedlich sein. Dann hängt es von der Gesangstechnik ab, die ihr im Unterricht macht. Es ist etwas Anderes, ob man Sprechgesang macht oder klassische Bell Canto Technik. Willst du deine Naturstimme behalten, willst du rocken oder Arien singen?
Ohne deine Stimme zu hören, kann ich das nicht beantworten. Du bist noch sehr jung für eine Gesangsausbildung. Es kann sein, dass sie sich geirrt hat, es kann sein, dass du die Übungen mit zu viel Druck ausübst oder dass deine Muskulatur noch sehr untrainiert ist. In jedem Fall würde ich auf den Bauch hören. Wenn du dich unwohl fühlst, sogar Schmerzen hast, dann ist sie vielleicht nicht die Richtige für dich. Ich rate dir dringend auf jeden Fall, um die Stimme nicht zu schädigen, eine andere Lehrerin aufzusuchen, auch wenn es nur für ein Stunde ist, zu fragen nach welcher Methode sie arbeitet und einen Vergleich einzuholen,
Gruß Karin
Danke
für deine Antworten. Ich will in einer Band singen die eher in eine Rockrichtung geht, allerdings langsamer und mit ruhigem Gesang, schwer zu beschreiben. Jedoch wollten die mich haben wegen meiner warmen, dunklen Stimme. Ich kann auch hoch singen, nur meiner Meinung klingt das unsauber und gepresst. Am liebsten würde ich eine warme, etwas tiefere Stimme haben, die eben gleichgesetzt zu meiner Redestimme ist, welche ich eben auch, MmN besitze. Heisst ich bin mit meiner Stimme, so wie sie ist, von Klang und Lage, zufrieden.
Hi,
Also das ist alles ein bischen viel und das lässt sich in dieser Kürze hier gar nicht besprechen. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen. Wechseln Sie zuerst einmal die Lehrerin. Das wird Ihnen jeder gute Sänger hier bestätigen.
Denn die hohe Lage tut bei richtiger Ausführung niemals weh, sie klemmt auch nicht und erzeugt auch keinen unangenehmen Druck. Der Bereich hinter dem Passagio baut funktional auf der Falsettfunktion auf. Dh. für den lernenden Sänger aber, dieses Register erst einmal als vollwertig zu akzeptieren. Entscheidend für den offenen Klang in der Höhe ist eine spezielle Technik die vorwiegend mit gutem Stimmbandschluss zu tun hat - und einem aerodynamischen Effekt namens „Bernouli“.
Dichte und klangvolle Töne entstehen also niemals durch falschen Druck oder übermässigen Aufwand.
Jeder gute Sänger ist in der Lage diesen Lagenwechsel so elegant zu vollziehen, das er nicht mehr wahrnehmbar ist. Wir sprechen dann von der so genannten „Einregisterstimme“. Man startet das Training der hohen Lage immer mit einer gewissen Weichheit und sehr lyrischem Ansatz. Jedenfalls ist niemals unangebrachte Kraft, Druck oder Lautstärke dabei.
Wie man das Falsettregister so zum klingen bringt, das die Stimme auch in den höchsten Lagen offen und tragfähig klingt, kann Ihnen nur ein erfahrener Gesangspädagoge mit viel Gedult beibringen. Sehen Sie sich doch bei Youtube mal den Sänger Ian Bostridge und /oder Peter Schreier an. Beides hervorragende Tenöre aus dem lyrischen Fach. Sehr interessant auch mal in die „Mattäus Passion“ hineinzuhören oder sich mal mit Lied(zbsp. Schubert)-Interpreten zu befassen.
Viele beginnenden Laien denken, dass auch die hohe Lage funktional gleich ist wie die Untere. Doch wenn sie besonders bei klassischen Sängern hinhören, werden Sie immer noch einen leichten aber kaum wahrnehmbaren Umschlag in eine neue Lage vernehmen.
Übrigens hören Sie das auch bei vielen anderen guten Sängern (zbsp. Stevie Wonder etc.)
In welcher Stadt wohnen Sie denn? Können Sie sich einen Mann als Lehrer suchen? Möglichst einen klassischen Sänger - am besten jemanden der sich mit Liedgesang auskennt?!
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es spielt keine Rolle welches musikalische Genre Sie später bedienen wollen. Lernen Sie auf jeden Fall die sängerischen Grundlagen bei einem klassischen Sänger.
Nur aus Ihren Schilderungen allein und der Angabe Ihres derzeitigen Stimmumfanges lassen sich leider keine treffsicheren Aussagen über Ihr mögliches Stimmfach machen. Dazu bedarf es einer analytischen Stimmprobe bei einem echten Stimmphysiologisch geschulten Gesanglehrer.
Leider pfuschen viele „Sänger“ in diesem Bereich herum, um sich ein paar Euro zusätzlich zu verdienen. Und leider wissen Diese selbst nicht viel über die physiologischen Zusammenhänge und „fischen“ mit mehr oder weniger sinnvollen Übungen irgendwie „im Trüben“ ohne einer nachprüfbaren Ordnung zu folgen.
Die neuen Studenten merkens eh nicht - wie denn auch, sie kommen ja schon ahnungslos zur ersten Stunde.
Wenn Sie wirklich mehr wissen wollen können Sie gerne über meine Website mit mir Kontakt aufnehmen.
Vielleicht können wir ja auch mal kurz zu einem beratenden Gespräch telefonieren. Meine Möglichkeiten in diesem Forum hier sind da eher begrenzt.
Ich hoffe trotzdem, das ich ein wenig helfen konnte und wünsche noch viel Erfolg weiterhin…
Grüße
Guido Bernard
www.AbenteuerSingen.de
Die Sprechstimmlage und die Singstimmlage können durchaus ganz unterschiedlich sein, aber ich würde mir auf jeden Fall eine zweite fachkundige Meinung einholen. Ich habe sogar schon bei berühmten Sängern erlebt, dass sie ihre Schüler im falschen Fach unterrichteten und die Schüler dadurch ihre Stimme kaputt machten. Heiserkeit ist definitiv ein Alarmsignal, dazu darf es beim Gesangsunterricht nicht kommen!! Zudem höre ich aus Ihren Zeilen, dass Ihnen das Singen so keinen Spaß macht und dann sind Sie sowieso nicht auf dem richtigen Weg. Ich möchte Ihrer Lehrerin nicht zu Nahe treten, aber das ganze macht keinen sehr guten Eindruck. MfG. Ariane Willikonsky
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Lieber Irgendwer,
leider habe ich auf dem Gebiet der Gesangsstimmen wenig Erfahrung, dennoch klingen bei mir sämtliche Alarmglöckchen, wenn ich höre, wie Du Dich nach dem Gesangsunterricht fühlst: Irgend etwas läuft da grandios falsch.
Ich möchte hier nicht wild drauf los spekulieren, ob Du möglicherweise eine innere Abwehr gegen die hohen Töne hast, ob in irgend einer Weise zu viel Druck ausgeübt wird oder ob Du einfach Recht haben könntest mit der falschen Stimmlage. In jedem Fall muss etwas geändert werden! Dein Körper gibt Dir deutliche Signale. Sprich mit Deiner Lehrerin. Sollte sie Deine Symptome und Einwände nicht ernst nehmen, müsstest Du Dir einen anderen Gesangslehrer suchen.
Ich drücke Dir die Daumen!
Lieben Gruß
Irena
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Hallo,
Singen ist die natürlichste Sache der Welt und so natürlich soll es sich auch anfühlen - für die/den Singenden, wie für die/den Zuhörer. Das macht auch ungeheuer Freude, erzeugt Leichtigkeit und gibt viele innere Energie. Ich weiß, wie es anders sein kann. Selbst ursprünglich falsch „einsortiert“ habe ich meine diversen Erfahrungen und dass wohl viele Lehrer mit unklarer Lage nicht umzugehen wissen. Deine Tiefe zeigt mehr, als die (trainierbare) Höhe. Ich gehe nie vom Stimmklang aus, der überhaupt nichts besagt. Fakt ist, dass man in den jeweiligen Stimmfächern bestimmte Umfänge benötigt, alles andere ist nur der persönliche Klang. Wenn ein Lehrer das nicht richtig einordnen kann, dann ist er zumindest für mich der/die Falsche. Wie das bei Dir ist, musst Du selbst entscheiden.
Die Kunst des Singens ist in meinen Augen, zu erfahren wie wenig es braucht, um richtig zu Singen - schau Dir die Vögel an - und am wenigsten haben mir die intellektuellen Hinweise weiter geholfen. Zu wissen, wie die Stimme (möglicherweise) funktioniert, verbessert nicht das Singen. Kein Vogel weiß, WIE Singen geht, er singt einfach.
Viel Freude an der Musik und lass Dir keinen Stress machen, Du willst ja noch mindestens 70 Jahre und mehr Singen,
Roland Kauke