Hallo,
also, am Beispiel, von ganz, ganz vorne und Schritt für Schritt:
Du misst die Seitenlängen von Rechtecken und willst etwas über den Streuung bzw. den Fehler der Rechteckfläche aussagen.
Die Seitenlängen haben eine gewisse Standardabweichung (s). Die sagt dir was über die Varianz der Seitenlängen.
Nun kannst Du aus all den Seitenlängen viele Rechteckflächen berechnen und kannst dann zB. den Mittelwert (m) und auch die s der Rechteckflächen ausrechnen.
Manchmal ist man aber nicht interessiert, wie stark die einzelnen Flächen so streuen, sondern wie genau man den Mittelwert bestimmt hat (also wie sehr sich Mittelwerte aus gleichartigen Experimenten unterscheiden würden). Dazu kann man aus s und der Anzahl der Rechtecke (n) den Standardfehler des Mittelwertes (sm) ausrechnen (was gleich der erwarteten Standardabweichung von Mittelwerten in gleichartigen Experimenten entspricht). Während s ein Mass für die Datenstreuung ist und unabhängig von n ist, so ist sm ein Mass für die Streuung der Mittelwerte, und das ist abhängig von n.
Auch sm für den Mittelwert der Rechteckflächen kannst Du natürlich aus den vielen einzelnen Rechteckflächen berechnen.
So, nun kommt es vor, dass die Einzelwerte gar nicht vorliegen, sondern statt dessen nur Mittelwerte und ein Streumass (wobei das s als auch sm sein kann). Die mittlere Rechteckfläche läßt sich sehr leicht daraus ausrechnen: es ist einfach das Produkt der Mittelwerte. Weiterhin kann man sich fragen, welche Streuung diese Rechteckflächen denn nun haben, man kann auch fragen, welche Streuung für diese mittlere Rechteckfläche bei gleichartigen Experimentem zu erwarten ist. Im ersteren Falle bist Du an s der Rechteckflächen interessiert, im zweiteren Falle an sm. Beide Größen kannst Du mittels der Gauß’schen Fehlerfortpflanzung berechnen, indem du als Streumaße entweder die s oder die sm der Seitenlängen einsetzt.
Das ist es schon.
Am Zahlenbeispiel:
Es wurden die Seitenlängen von n = 10 Rechtecken bestimmt.
Die Seitenlängen a haben m = 10cm und s = 1cm.
Die Seitenlängen b haben m = 50cm und s = 2cm.
a) uns interessieren m und s der Rechteckflächen F = a*b
mF = ma * mb = 10*50 cm² = 500cm²
sF = Wurzel( (sa*mb)² + (sb*ma)² ) = Wurzel( (1*50)² + (2*10)² ) = Wurzel( 2500 + 400 ) = 53.9cm
Die Standardabweichung der Rechteckflächen ist also ca. 54cm.
b) uns interessieren m und sm der Rechteckflächen F = a*b
mF = wie vorher = ma * mb = 10*50 cm² = 500cm²
Um den sm der Rechteckflächen zu bekommen, müssen wir auch die sm der Seitenlängen in die Formel einsetzen. In der Aufgabe waren s gegeben und zum Glück auch n, so dass wir das ausrechnen können:
sma = sa/Wurzel(n) = 1/Wurzel(10) = 0.32cm
smb = sb/Wurzel(n) = 2/Wurzel(10) = 0.63cm
Also, Mittelwerte aus 10 Seitenlängen der Seite a zB. streuen mit einer Standardabweichung von 0.32cm.
smF = Wurzel( (sma*mb)² + (smb*ma)² ) = Wurzel( (0.32*50)² + (0.63*10)² ) = 17.2 cm.
Also, Mittelwerte aus 10 Rechteckflächen streuen mit einer Standardabweichung von 17.2cm.
Wären die Resultate einfach anderes zu interpretieren? Wenn
ja, inwiefern?
Ich hoffe, diese Frage ist damit beantwortet.
LG
Jochen