Fermacellplatten behandeln

Hallo,

wir werden demnächst die Wände und Decken unseres neugebauten Hauses verspachteln und anschließend streichen.
Kann uns jemand eine Grundierung empfehlen, bzw mit welchem Material habt Ihr gearbeitet? Muß man überhaupt grundieren?
Die Wände und Decken bestehen aus Fermacellplatten, gespachtelt wird mit Knauf.
Wir hätten uns für die StoPrim Plex entschieden, können wir die nehmen?
Oder hat jemand einen besseren Tip für uns?
Wir haben auch gelesen, dass man die Grundierung mit Farbe anmischen kann, um nicht soviel Grundierung verwenden zu müssen. Hat jemand damit Erfahrung?

Vielen Dank für eine kurze Antwort!

Hallo, nicht benannter/benannte Fragesteller-/in.

Zunächst einmal etwas Grundsätzliches:
Gipsfaserplatten wie z.B. Fermacell-Systemplatten haben ein unkontrolliertes Saugverhalten gegenüber Feuchtigkeit. Manche Stellen saugen mehr, andere weniger. Das ist materialbedingt nun einmal so.
Würde man nun eine Spachtelmasse direkt auf die Oberfläche bringen, könnte es sein, dass die Feuchtigkeit in der Kontaktfläche (Gipsfaserplatte/Spachtelmasse) sofort augenommen wird, damit „wegschlägt“.
Das Ergebnis wäre, dass der Spachtelmasse in der Verbundzone, welche ja Kräfte/Spannungen auffangen muss, nicht die übliche Eigenfestigkeit erhält. Weil eben das Wasser zu früh durch die Platte aufgesaugt und damit der chemischen Umsetzung aus der Spachtelmasse entzogen wird.
Damit das nicht geschieht, eine „kontrollierte Saugfähigkeit“ gegeben ist, MUSS vor dem spachteln grundiert werden!

Nun ist es auch so, dass man bei den Folgeschichten „im System“ bleiben sollte. Nehme ich Hilfsstoffe von PCI, dann Grundierung + Spachtel. Oder halt alles von Knauf.
In den meisten Fällen wird es wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen geben. Aber wenn JA, geht das Gezerre los.
Selbst bei einer überalterten Spachtelmasse, die aufgrund eines Materialmangels direkt wieder von der Wand fällt, ggf. noch die Tapete mitsamt dem Bild von Oma auf ihrem Motorrad mit in die Tiefe reißt, dann ist die Frage nach dem Verschulden rechtlich nicht mehr zu lösen.
Deshalb: kein Risiko eingehen. Im System bleiben. Und grundieren!!

Wir haben auch gelesen, dass man die Grundierung mit Farbe anmischen kann, um nicht soviel Grundierung verwenden zu müssen.

Na, das lasst man lieber auch …

Hat jemand damit Erfahrung?

Ja. Ich (beruflich).
-.-.-.-.-.-
mfg Klaus Rauer, Sachverständigenbüro für Fußbodenkonstruktionen

Hallo,

Vielen Dank für eine kurze Antwort!

http://www.xella.de/html/deu/de/fermacell_downloads.php
Die PDF mit dem Titel:
„FERMACELL Gipsfaser-Platten. Verarbeitungsanleitung“
Ab Seite 28 zur Verspachtelung, ab Seite 37 zur Oberflächenbehandlung.
Kürzer gings nicht.

Gruß
Der Franke

Hallo Klaus,
bei Fermacell liegst du falsch.

Zunächst einmal etwas Grundsätzliches:
Gipsfaserplatten wie z.B. Fermacell-Systemplatten haben ein
unkontrolliertes Saugverhalten gegenüber Feuchtigkeit. Manche
Stellen saugen mehr, andere weniger. Das ist materialbedingt
nun einmal so.

Fermacell-Platten sind „werkseitig hydrophobiert“ (Verarbeitungsrichtlinien).

Würde man nun eine Spachtelmasse direkt auf die Oberfläche
bringen, könnte es sein, dass die Feuchtigkeit in der
Kontaktfläche (Gipsfaserplatte/Spachtelmasse) sofort
augenommen wird, damit „wegschlägt“.
Das Ergebnis wäre, dass der Spachtelmasse in der Verbundzone,
welche ja Kräfte/Spannungen auffangen muss, nicht die übliche
Eigenfestigkeit erhält. Weil eben das Wasser zu früh durch die
Platte aufgesaugt und damit der chemischen Umsetzung aus der
Spachtelmasse entzogen wird.

Was du hier beschreibst, trifft i.d.R. auf Gipskartonplatten zu, allerdings nur auf die Oberflächenbehandlung (Anstriche) nach dem Spachteln. Unterschiedliches Saugverhalten Spachtelmasse und Kartonoberfläche. Die Farbpigmente schlagen unterschiedlich stark weg, die gespachtelten Flächen sind gegenüber ungespachtelten Flächen nach Anstrich erkennbar. Für die Verspachtelung ist grundsätzlich Staubfreiheit gefordert, mehr eigentlich nicht.

Damit das nicht geschieht, eine „kontrollierte Saugfähigkeit“
gegeben ist, MUSS vor dem spachteln grundiert werden!

Nein.

Wir haben auch gelesen, dass man die Grundierung mit Farbe anmischen kann, um nicht soviel Grundierung verwenden zu müssen.

Na, das lasst man lieber auch …

Um nicht zu sagen, das wird bereits bei der „Grundierung“ zu später erkennbaren Farbunterschieden führen.

Gruß
Der Franke

Hallo Herr Rauer,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
D.h. man soll die Wände und Decken vor dem Spachteln grundieren, damit diese nicht die Spachtelmasse aufsaugen und dadurch evtl porös werden, richtig?
Das macht auf jeden Fall Sinn.
Wir haben es bisher nur umgekehrt gehört, d.h. erst spachteln, dann grundieren.

Wie lange muß man denn die Grundierung trocknen lassen, um anschließend drüberzuspachteln?

Und wie lange muß man nach dem Spachteln warten, um drüberzumalen, bzw müssen die verspachtelten Stellen auch nochmal grundiert werden?

Vielen Dank für eine Antwort,

Viele Grüße
Natalie Szabat

Hallo „Der Franke“,

vielen Dank für den Link und die Ausführungen.
Habe die Diskussion eben erst gesehen.

Soweit ich jetzt aus der Anleitung schlau geworden bin, muß man erst spachteln, dann malen.
Eine Grundierung ist nur notwendig, wenn es die Farbe, mit der ich malen will, erfordert.

Richtig?

Danke für eine kurze Antwort,

Mfg Natalie