FFF: Klimawandel als soziale Frage

Hallo!
(Vorsicht: wird a bissl lang)

Das große Verdienst des Friday-for-Futurismus ist es, a) den Klimawandel als Gesamtthematik in die Diskussion zurückzubringen (nicht nur als „zu erreichende Klimaziele“ und andere technokratische Einzelmaßnahmen), und b) den Klimawandel als „Soziale Frage“ bzw. „Verteilungsgerechtigkeit“ in die Diskussion zu bringen, wenn auch nur in Form der „Generationengerechtigkeit“.

Wenn wir alle ehrlich sind, wissen wir persönlich über den Klimawandel mehr oder minder gar nichts, und müssen uns allesamt entscheiden, welchen der vielen unterschiedlichen wissenschaftlichen Befunden, Modellen und Vorhersagen (mit ihren sehr großen Schwankungsbreiten!) wir Glauben schenken wollen.
Selbst innerhalb eines naturwissenschaftlichen Grundkonsens ist die Breite noch immens.

Über diesen Aspekt (der deshalb irgendwo zwischen Wissen, Vermuten und Glauben hängt) zu diskutieren, ist daher m.E. sinnlos.
Dementsprechend akzeptiere ich einfach solche offiziellen Aussagen des Umweltbundesamtes unhinterfragt, weil von mir gar nicht hinterfragbar:

Bis zum Jahr 2100 wird von einem mittleren globalen Temperaturanstieg zwischen 1,8 (mit einer Schwankungsbreite von 1,1-2,9) und 4,0 (mit einer Schwankungsbreite von 2,4-6,4) Grad Celsius ausgegangen

Werden die Treibhausgasemissionen nicht verringert, ist eine Erwärmung um 0,2 Grad Celsius pro Dekade für die nächsten 30 Jahre sehr wahrscheinlich.

Der Meeresspiegel reagiert wegen der großen Wärmeaufnahmekapazität langsamer auf den Klimawandel. Einmal eingetretene Veränderungen werden dann aber über viele Jahrhunderte anhalten.

Im Vergleich zum Zeitraum von 1980 bis 1999 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von einem Anstieg des Meeresspiegels für ein niedrigeres Szenario zwischen 18 und 59 Zentimetern und für ein höheres Szenario zwischen 26 und 59 Zentimetern ausgegangen

Nun zur Threadfrage: Auch wenn der Klimawandel erdgeschichtlich sehr schnell eintritt, zieht er sich peu à peu über mehrere Generationen hin, d.h. ist sozial- und wirtschaftsgeschtlich eher etwas sehr langsames, und wird schon deshalb eng verschränkt mit anderen Aspekten ökonomischen und sozialen Wandels auftreten, so dass natürlich Vorhersagen schwierig sind, und v.a. völlig sinnlos sind, wenn sie nur „naturwissenschaftlich“ bleiben.

Was könnten denn, global betrachtet, die sozialen Folgen des Klimawandels sein?
Welche Weltregionen würden profitieren, welche Schaden erleiden?
Oder alle?
Oder keine?
Bietet der Klimawandel auch Chancen?
Tangiert der Klimawandel die Ärmeren stärker als die Reichen, weil diese dann ihren Besitz einfach woanders hin verlagern?
Oder betrifft der Klimawandel einfach alle, ist quasi „demokratisch“ wie es oft heißt?
Oder kann der Klimawandel sogar eine Chance sein, quasi als „faktische Kraft für das Normative“, die (heute krass ungleiche) globale Verteilung positiv neu zu ordnen.
Oder oder oder?

Diese Frage sind nur Anregungen und sind z.T. auch gar nicht sinnvoll beantwortbar.
Ich möchte damit plädieren, die schrillen alarmistischen Töne und die nicht weniger schrillen „alles Hoax, alles Fake“ mal sein zu lassen, und die Thematik differenziert anzugehen.
Selbstverständlich kann man der Überzeugung sein, der Klimawandel betrifft alle Menschen und alle Teil der Welt ganz fürchterlich. Aber eine differenzierte Begründung macht dann eben den Unterschied zum schrillen Alarmismus.

Gruß
F.

Das Problem hat mehrere Ebenen:

Eine mögliche Folge ist der Anstieg des Meeresspiegels. Dies würde dazu führen, dass weite Teile des bewohnbaren Landes überflutet würden und die Leute müssen ja irgendwo hin. 80% der Weltbevölkerung lebt im zukünftigen Überflutungsgebiet. Die resultierenden Wanderungsbewegungen werden eine unglaubliche ökologische und ökonomische Herausforderung.

Darüber hinaus geht so auch Anbau-Fläche verloren, dass heißt eine gleich große Anzahl Menschen muss mit deutlich weniger Fläche versorgt werden. Darüber hinaus werden sich die Niederschlagsmuster ändern und Ackerbau in bestimmten Regionen, wo er heute möglich ist deutlich erschweren.

Aus diesen Gründen betrifft der Klimawandel vor allem die ärmeren Länder, weil die Herausforderungen von reichen gut organisierten Staaten einfacher zu bewältigen sind.

als Verdienst sehe ich hier nichts, ist nur Panikmache:
wenn man sich nur mal vorrechnet, wieviel CO2 in der Luft ist, und wieviel der Mensch bisher zugesteuert hat, kommt man auf 0,0**% CO2 die der Mensch beisteuert.
Mit allem anderen ist es ähnlich.

Klimawandel hat und wird es immer geben (an der letzten Eiszeit war meines Wissen kein Mensch beteiligt) das kann keiner verhindern, eher wird es möglich sein, das Wetter gezielt zu beeinflussen. (ich meine jetzt nicht das, was schon geht, sondern global gesehen über längere Zeiträume)

Trotzdem finde ich es gut, das etwas für die Umwelt getan wird und jeder da auch in der Pflicht liegt. Allerdings in letzter Zeit wird es wirklich etwas stark übertrieben. Und die etwas weniger gebildeten schreien es alle nach. Man brauch sich nur die teilweise erschreckenden Kommentare bei Facebook durchlesen. Nagut, in FB scheinen hauptsächlich nur „schwachgestrickte“ zu äußern… sollte wohl nicht als Überblick der Menschheit gelten

Das der Klimawandel kommt, steht außer Frage, aber das die Menschheit den verursacht, halte ich für Panikmache.
Nichtdestotrotz (zur Beantwortung deiner Frage) Es wird alle betreffen, natürlich die Leute, die genügend Geld haben weniger, aber auch ein Umzug wie du schreibst ist für manche schon eine Torture.
Es werden alle mehr zusammenrücken müssen (Polschmelze) bzw. man baut mehr Deiche wie in Holland…

Was du da geschrieben hast ist ein Denkfehler, der grade unter Klimaskeptikern weit verbreitet ist. Es gibt einen sogenannten Kohlenstoffkreislauf, der über zehntausende Jahre bewirkte, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre sich nicht großartig verändert hat. Seit ca. 150 Jahren produziert der Mensch allerdings in großem Stil zusätzliches CO2 - in absoluten Zahlen sind das nur ca. 2% des globalen CO2-Kreislaufs, aber da diese zusätzlich zum natürlichen Kohlenstoffkreislauf sind, akkumuliert das das zusätzliche CO2. In der Folge hat sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre in den letzten Jahren um 40% erhöht - und das ist leicht meßbar.

Das es schon immer Wandel im Klima gegeben hat, ist natürlich richtig, stellt aber keinerlei Argument dar. Der derzeitige Klimawandel ist eine Folge des Anstiegs vom CO2-Gehalt der Atmosphäre und dieser ist ohne Frage anthropogenen Ursprungs. Das mehr CO2 in der Atmosphäre diese erwärmt ist nämlich eine physikalische Notwendigkeit. Unglücklicherweise ist das reale Klima eine extrem komplexes Gebilde aus verschiedenen Reaktionen und Gegenreaktionen - deswegen gelingt es den Klimaforschern nur begrenzt, die tatsächlichen Veränderungen genau vorher zu sagen. An der grundsätzlichen physikalischen Basis ist aber nicht zu rütteln: Es wird, global gesehen, wärmer werden müssen!

5 Like

Von welchem Meeresspiegel-Anstieg gehst du aus?
Das Umweltbundesamt oben von deutlich unter 80cm innerhalb der nächsten drei Generationen.
Die hab ich hier
http://globalfloodmap.org/
eingegeben, und erhalte dieses Bild:

Versteht ich da etwas falsch?

Stimmt sicherlich, aber mit enormen Wanderungsbewegungen wäre in den nächsten hundert Jahren auch ohne Klimawandel zu rechnen. Vielleicht sind die auch sehr positiv, weil dann die globale Reichtumsverteilung nicht mehr so stark geographisch segregiert ist.
Ich will den Klimawandel mit diesem Argument nicht kleinreden, aber in diese Verschränktheit mit anderen Faktoren sozialen und ökonomischen Wandels über die nächsten Generationen bringen, in die er gehört.
Die ökonomischen und sozialen Folgen des Klimawandels isoliert zu betrachten, erscheint mir falsch.

Ist jetzt vermutlich kein sehr seriöser Artikel, soll aber nur die Grundidee veranschaulichen.

Meine „abers“ sollen deine Argument nicht schmälern, ich will damit nur die Diskussion vertiefen!

Gruß
F.

Hallo,
ueber mehrere Generationen

  • denk - die kleinen Kinder, die heute hier rumlaufen, leben noch 2100.
    .
    Anstieg Meeresspiegel
  • wenn man keine Deiche bauen mag, werden Laendereien ueberflutet. Bei den Hollaendern lernen geht irgendwie wohl nicht, die haben jetzt schon Land unter dem Meeresspiegel, machen Ackerbau wie wild (hollaendische Gemueseexporte) und pumpen das Regenwasser notfalls ueber den Deich.
    .
    Unabhaengig von den teuren Moeglichkeiten koennte man versuchen, die Klimaerwaermung zu bremsen. Nur einfach CO2 frei Leben heisst weniger Luxus, weniger Produktion, und - wer beginnt, hat verloren - im wirtschaftlichen Wettbewerb, dann machen die anderen das Geschaeft. Wenn BMW aufhoert, Benzinmotoren zu verkaufen, dann … Daimler … Mit dem Gleichschritt / internationale Absprachen klappts noch nicht so richtig.

Ich hab ja „Generationen“ geschrieben und nicht „Menschenalter“.
Aber klar hast du recht damit, andererseits sind die heutigen Greise noch fast in der Kaiserzeit geboren. Wenn man bedenkt, wie enorm viel ökonomischer und sozialer Wandel/Umbruch/Katastrophe in deren Lebensspanne stattgefunden hat, kann man sich ausmalen, wieviel da alles synchron mit dem Klimawandel so an Umwälzendem geschehen wird.

Gruß
F.

1 Like

Hallo,

erinnerst du dich an den letzten heissen Sommer?
Erinnerst du dich daran, wie wenig Wasser der Rhein und andere Flüsse führten?
Erinnerst du dich daran, dass den Bauern die Ernte auf den Feldern verdorrte?

Und da meinst du, dass wir es mit dem Umweltschutz übertreiben???

kopfschüttel

Gabi