Present, Past and Future of the Musikindustrie
Hallo Jürgen!
Ehrlich gesagt empfinde ich den Diebstahl von geistigem
Eingentum nicht als Kavaliersdelikt. Ich würde kotzen, wenn
mir als Künstler das passieren würde, denn das einzige, mit
dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene, wäre genau dieses.
Ich erlaube mir jetzt, mit 40, mal eine sentimentale Reise zurück in meine Jugend. Seit der ersten Schallplatte „Wish you were here - Pink Floyd“, die ich mir 1977 zugelegt habe, sind noch einige hundert weitere Schallplatten bzw. CDs dazu gekommen. Einige dieser Platten habe ich mir sogar mehrmals gekauft, weil sie auf diversen Feten kaputt gegangen sind oder so verkratzt waren, daß eine Neuanschaffung notwenig wurde. Plattenindustrie und die Künstler sollten also recht zufrieden mit mir sein.
Zusätzlich zu den gekauften Schallplatten habe ich mir früher auch von Freunden bzw. deren Schallplatten die beliebten Cassetten aufgenommen. Das war damals (70er, 80er Jahre) so üblich. Du wirst es vielleicht auch noch kennen.
Heute nimmt man keine Cassetten mehr auf, sondern saugt sich MP3s aus dem Internet. Im Kern hat sich aber nichts geändert. Warum Jugendliche früher unbehelligt ihre Musik hören und archivieren konnten und heutige Jugendliche kriminalisiert werden, ist mir nicht ganz klar. Das Argument vom geistigen Eigentum muß doch auch früher gegolten haben, oder nicht?
Mir ist schon klar, daß der Schaden, der der Musikindustrie entsteht, heute größer als früher ist. Die Jugendlichen, die nun mal - heute wie früher - nicht viel Geld haben, sind aber dadurch heute nicht krimineller als sie das früher waren. Stell dir mal vor, Sondereinsatzkommandos der Polizei hätten in den 70er und 80er die Kinderzimmer der Nation gestürmt und illegale Raubkopien auf Cassetten, sowie Schallplattenspieler und Cassettenrekorder eingezogen!
Und ansonsten ist der unqualifizierte Vergleich zweier Urteile
ohne Details und Hintergründe über die jeweiligen Vorgänge
populistisch und in der Sache sinnlos.
Hier stimme ich dir grundsätzlich zu. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, daß Jugendliche in diesen Tagen und vor dem Hintergrund der jüngsten polizeilichen Aktionen einigermaßen besorgt reagieren.
Gruß,
Klaus