Finanzamt in der Europäischen Union?

Warum gibt es kein einheitliches Finanzamt in der Europäischen Union?
Wenn man alle Staatseinkommen und Staatsauskommen addiert würde im Endeffekt doch ein weitaus geringeres Staatsdefizit stehen als wenn jedes Land seine Finanzen selbst übernimmt.

Der Haushalt ist immer noch das Hoheitsrecht des jeweiligen Staates; dass es solch einen gesamteuropäischen Haushalt in der Zukunft geben wird, ist jedoch durchaus anzunehmen. Dazu muss gesagt werden, dass die EU ursprünglich und in ihrem Wesen immer noch ein Wirtschaftsverbund europäischer Länder ist; dass dieses Konzept des Zusammenlegens grundverschiedener Märkte grundverschiedener Länder aufgrund der eben vorhandenen (Struktur-)Unterschiede nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellte („Gemeinschaftswährung als Deckel und alles wird wunderbar“) dürfte mittlerweile allen Beteiligten klar sein.
Es war eine schöne Utopie der „Wirtschaftsexperten“, die Warnungen anderer, wahrscheinlich kompetenterer Leute, die vorhersahen, dass die europäischen Märkte nicht unter einen Deckel zu bringen sind, bevor man sich nicht an einen Strukturwandel macht, wurden geflissentlich in den Wind geschlagen; das Debakel haben wir nun.
Es gibt zwei sinnvolle und auch verantwortungsvolle Möglichkeiten: man bleibt bei dem altbewährten System der nationalen Märkte; diese sind jeweils gleichen Bedingungen (Steuern, Wirtschaftsrecht etc. des jeweiligen Landes) unterworfen und konkurrieren untereinander; Profite werden durch vorteilhaftere Bedingungen, die der jeweilige Staat schafft, Währungsspekulation, Devisenhandel, etc. erzielt.
Der Nachteil dieses durchaus bewährten Systems ist die relative Winzigkeit der europäischen nationalen Märkte im Vergleich zum US-amerikanischen und neuerdings chinesischen/indischen, gepaart mit in diesem Sinne vorteilhafteren Bedingungen gerade in den Schwellenländern, die billiger produzieren etc.
Aus diesem Dilemma heraus entstand überhaupt erst die Idee der Vereinigung der europäischen Märkte; dies zog man allerdings zu radikal und zu unweitsichtig durch und beachtete nicht die lokalen Unterschiede, die einfach nicht unter einen Hut zu bringen waren und sind.
Um einen wahren, effizienten und wahrlich konkurrenzfähigen gesamteuropäischen Markt zu schaffen, müsste man aus der EU einen Bundesstaat machen, mit einer Regierung, einem einheitlichen Steuersystem, Finanzsystem etc.

Abseits der Theorie, Europa unter dem Dache eines Staates zu vereinigen und damit wirtschaftliche Effizienz zu erreichen, steht aber noch das Interesse der europäischen Völker, das zu vernachlässigen fatal wäre; schließlich besteht die Wirtschaft nur, um dem Volk zu dienen (was von einigen Leuten gern vergessen wird, die es eher umgekehrt zu sehen scheinen) und dessen Wohlstand zu erhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob man gerade die Völker Europas, die die Höchstzahl an kulturellen Gruppen auf kleinstem Territorium aufbringen, wirklich in einen Staat zwingen sollte; ich z.B. hänge sehr an meinem Land und würde es ungern in einem europäischen Staat aufgehen sehen.

Aber diese Theorien pendeln zwischen wirtschafts- und staatstheoretischen Überlegungen, gepaart mit einem Schuss Patriotismus und Sentimentalität.

Gute Nacht, allerseits!