Hallo,
Es gäbe andere Möglichkeiten, unheilvolle Entwicklungen zu
verhindern, als ausgerechnet eine leicht umgehbare und
letztlich wirkungslose Steuer einzuführen.
Welche wären das?
das kommt darauf an, welche Zustände man abstellen möchte. Wenn man den Kreditinstituten den Eigenhandel verbietet (wofür ich schon seit längerem bin), nimmt man damit die Markteilnehmer vom Markt, die auf diesen mit praktisch kostenloser und unbegrenzt verfügbarer Liquidität einen zumindest nennenswerten Einfluß ausüben.
Das Problem des schnellen Handels ist im Grunde kein Problem, auch wenn es in Diskussionen immer wieder so geschildert wird. Zu Unterscheiden sind dabei die reine Arbitrage und die kurzfristige Spekulation (Schlagwort Hedgefonds).
Zur Arbitrage: dabei handelt es sich um Kursdiffernzen, die zwischen den verschiedenen Börsenplätzen bei einem Wertpapier (oder Währung, Derivat usw.) bestehen. Erkennt man eine solche Differenz, kauft man das Wertpapier an Börse A und verkauft es an Börse B. Dadurch steigt der Kurs an Börse A und er fällt an Börse B. Die Kursdifferenz wird damit (teilweise) ausgeglichen. Ein Nachteil ist damit nicht verbunden, sondern nur ein Vorteil: ein (privater) Käufer zahlt an Börse B nicht mehr zu viel und ein Verkäufer bekommt an Börse A nicht zu wenig.
Das gleiche gilt für die Spekulation: ein Großanleger kommt zu der begründeten Einschätzung, daß die Risiken für deutsche Staatsanleihen von den Märkten nicht richtig, sondern zu niedrig eingeschätzt werden. Das führt dazu, daß deutsche Staatsanleihen zu teuer sind und die Absicherung deutsche Staatsanleihen zu billig. Wenn nun dagegen spekuliert wird, werden diese falschen Bewertungen früher ausgeglichen, d.h. Anleihen und Derivate gehen zum richtigen Preis über den Tisch.
Bleibt der Fall, daß der Spekulant falsch liegt. Dann wird der Spekulant im Regelfall viel Geld verlieren, weil praktisch kein Anleger groß genug ist, um gegen einen funktionierenden Markt anzuspekulieren. Bei engen Märkten kann es passieren, daß ein einzelner Spekulant eine Kursbewegung auslöst aber die löst er auch aus, wenn er sich von der Position wieder trennen will und wenn bis dahin die erwartete Entwicklung nicht eingetreten ist, wird er am Ende auch in diesem Fall Geld verlieren.
Und noch eines wird in der öffentlichen Debatte oft übersehen: es besteht objektiv kein Unterschied darin, ob jemand eine Aktie kauft und diese in zwei Minuten, zwei Tagen oder zwei Jahren wieder verkauft und aus welchen Motiven heraus er dies tut. Und vor allem: bis zum Zeitpunkt des Verkaufes merkt der Markt auch nicht, ob jemand die Aktie im Bestand hat, weil er langfrister Anleger ist oder ob er kurzfristig spekuliert.
Die öffentliche Meinung stützt sich also insgesamt im wesentlichen auf Gefühle: Neid und Angst. Neid, daß da jemand den schnellen Euro macht, und Angst, daß da irgendetwas passiert, das man nicht richtig versteht und irgendeinen diffusen Schaden anrichtet.
Gruß
C.
P.S.
Natürlich gibt es auch schädliche Spekulation. Nur ist die in den meisten Fällen sowieso schon verboten (Schlagwort: Marktmanipulation).