First-Pass-Effekt

Liebe/-r Experte/-in,
meine Nachbarin, die Altenpflegerin ist, hat mich gefragt, was ein first-pass-effekt ist. Sie ist der Meinung, dass durch den first-pass-effekt immer nur 25mg der Medikamente zu ihren Bestimmungsort gelangen und der Rest ausgeschieden wird. Das kann ich mir nicht vorstellen, weil es dann ja unnsinnig währe verschiedene Medikamentenstärken herzustellen. Ich habe schon bei wickipedia nachgeschaut, aber damit kann ich nichts anfangen. Können Sie mir bitte in einfachen, kurzen Worten erklären, was der first-pass-effekt ist?
L.G. Diana

Hallo Diana!
Ja doch, da hat deine Nachbarin schon recht. Der First-Pass-Effekt kann erwünscht sein, wenn die Abbauprodukte des Medikaments sinnvoll wirken, kann aber meist unerwünscht sein. Das wird dann durch eine höhere Dosoierung (ist im Medikament schon berücksichtigt) oder durch eine andere Form der Gabe umgangen. (Spritze etc…)
Der First-Pass-Effekt passiert im Darm bzw, in der Leber wo das Mittel eben teilweise abgebaut bzw. umgewandelt wird. (Weg: Magen, Darm, Pfortader, Leber untere Hohlvene)

Liebe Grüße
Andy

Liebe Diana,

herzlichen Dank für Ihre Frage und Ihr Vertrauen.Die Aussage Ihrer Nachbarin ist zum Teil richtig. (Immer nur 25 mg… diese Aussage ist falsch)

  1. Der First Pass Effekt tritt nur bei Medikamenten ein, die über den Magen-Darm-Trakt (also Oral) eingenommen werden und dann via Pfortader in die Leber gelangen.
  2. Oral eingenommene Medikamente: die Wirkstoffe werden im Darm und Leber „verändert“, heißt sie werden z.B. aufgespalten…
  3. … der Körper hat das Ziel Fremdstoffe so gut wie möglich auszuscheiden. (Schutzfunktion)
  4. Ist diese natürliche Reakton des Körpers auf einen (Fremd-)Stoff sehr ausgeprägt, kann es dazu kommen, dass der Wirkstoff nicht oder in stark herabgesetzter Konzentration seinen Wirkort erreicht.
  5. Bei manchen Medikamenten tritt dieser Effekt erst nach langfristiger Einnahme auf.
  6. Ob diesem Effekt entgegen gewirkt werden muss, entscheidet der Arzt nach Diagnose/Untersuchung/Blutentnahme.

Die Aussage Ihrer Nachbarin ist somit ein guter Hinweis, Ihren Arzt zu besuchen, wenn sich ein erwarteter Wirkeffekt auf ein Medikament bei Ihnen sich nicht eingestellt hat.
Bei einem völlig gesunden Körper kann man sicher biochemische Reaktionen auf Medikamente gut voraussagen (das hat ihre Nachbarin versucht). Sind die Köperfunktionen nicht ganz „intakt“, muss die Art der Erkrankung mit in die Wahl des Medikamentes einbezogen werden.

Wie kann dem entgegen gewirkt werden?
Manchmal hilft eine Erhöhung der Dosierung oder ein anders zusammengesetztes Medikament. Dies ist mit dem Arzt abzuklären.
Muss ein Wirkstoff dem Körper unbedingt zugefügt werden, ist es dann auch denkbar eine Zuführungsform zu wählen, die den Magen-Darm-Trakt umgeht. (Dann tritt der First-Pass-Effekt nicht ein)

Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit helfen und bitte Sie, Ihren Arzt zu besuchen (oder den betreffenden Patienten zum Arzt zu bringen), falls Sie eine Wirkverminderung wahrgenommen haben.

Herzlichen Gruß, Ihre Sabine Rothländer