Fisch als Nahrungsmittel

Hallo!

Mein Mittagessen hat mir sehr gut geschmeckt: Pangasius-Filet. Allerdings hinterlässt der Fisch einen etwas bedenklichen „Nachgeschmack“:

Erst als das Filet an der Fischtheke eingeschweißt war, stellte ich die Frage woher der Fisch denn käme. „Vietnam“ war die Antwort. Pangasius aus Vietnam, Victoria-Barsch aus Afrika, … geht da eigentlich alles mit rechten Dingen zu? Ich meine: Wie ist es möglich, dass ich ein vorzuügliches Fisch-Filet für 0,69 Euro / 100g kaufe, das eine Reise um den halben Globus antreten musste (vor allem wenn ich den Preis mit der gleichen Menge Salami vergleiche…)

Bei Milchprodukten und Fleisch achte ich beim Kauf darauf, dass die Produkte überwiegend aus der Region stammen. Auch bei Obst und Gemüse ist mir das nicht völlig egal. Bei Fisch ist es schwieriger, weil ich im Landesinneren lebe. Nun zu meinen Fragen:

  • Gibt es „Bio-Fisch“, wo ich als Verbraucher erkennen kann, dass bei der Produktion kein Raubbau an der Natur getrieben wurde? Wenn ja: Wo gibt es den und wie erkenne ich ihn?

  • Welche Fischarten (vor allem Seefisch) sollte ich bevorzugen, wenn ich auf Nachhaltigkeit wert lege? Macht es einen Unterschied, ob ich Frisch-Fisch an der Fisch-Theke kaufe, Tiefkühl-Fisch von Iglu oder (igitt!) Fisch-Konserven?

  • Forellen halte ich für unbedenklich, weil sie in Fischereien gezüchtet werden. Eine Zuchtforelle wird ungefähr genauso glücklich oder unglücklich leben und sterben wie ein Hausschwein - das kann ich also locker mit meinem Gewissen vereinbaren. Ich vermute auch, dass die Forellenzucht keinen Einfluss auf natürliche Bestände hat und dass die Abwässer halbwegs unbedenklich sind. Aber schon bei Lachs habe ich Schwierigkeiten: Lachse werden in „Freigehegen“ im Meer gezüchtet. Muss das z. B. in Norwegen nicht eine enorme Belastung für die Gewässergüte in einem Fjord sein, wenn da etliche dieser Zuchtbecken drin liegen? Wie verhält es sich mit anderen Süßwasserfischen (z. B. Victoriabarsch und Pangasius?)

  • Wie sieht es mit der Fischerei-Wirtschaft aus? Leiste ich durch den Kauf von Produkten aus Entwicklungsländern einen Beitrag zur Entwicklungshilfe oder zur Ausbeutung der lokalen Kleinfischer? Von Fair-Trade-Fisch habe ich bisher ebensowenig gehört wie von Bio-Fisch.

Ich bin gespannt auf die Antworten!

Michael

Hallo!

Mein Mittagessen hat mir sehr gut geschmeckt: Pangasius-Filet.
Allerdings hinterlässt der Fisch einen etwas bedenklichen
„Nachgeschmack“:

glaubt man dem Spiegel-Online vom 09.03.2009, dann „ja“.
(„Tod eines Fischstäbchens“)

Erst als das Filet an der Fischtheke eingeschweißt war,
stellte ich die Frage woher der Fisch denn käme. „Vietnam“ war
die Antwort. Pangasius aus Vietnam, Victoria-Barsch aus
Afrika, … geht da eigentlich alles mit rechten Dingen zu?

je nach persönlicher Einstellung lautet die antwort „ja, es geht mit rechten Dingen zu“ oder auch „nein, es geht nicht mit rechten Dingen zu“.
so wie der eine nichts gegen t-shirts für 3,- hat und der andere nur handgeklöppeltes Leinen aus heimischem Anbau trägt.

Ich meine: Wie ist es möglich, dass ich ein vorzuügliches
Fisch-Filet für 0,69 Euro / 100g kaufe, das eine Reise um den
halben Globus antreten musste (vor allem wenn ich den Preis
mit der gleichen Menge Salami vergleiche…)

Die Transportkosten sind in den letzten 100 Jahren so weit gesunken, dass das nur ct-Beträge sind bei einem Kg Fleisch. Hier in Hamburg landet man Erz aus Chile an. in anderen Überseehäfen in der Nähe wird Kohle aus Australien umgeschlagen…

Bei Milchprodukten und Fleisch achte ich beim Kauf darauf,
dass die Produkte überwiegend aus der Region stammen. Auch bei
Obst und Gemüse ist mir das nicht völlig egal. Bei Fisch ist
es schwieriger, weil ich im Landesinneren lebe.

Finde ich nicht. zwar ist der Fisch-Speiseplan im Landesinneren etwas eingeschränkter, wenn man auf lokale Produkte zurückgreift, aber Karpfen, Zander, Hecht und Aal sowie weißfisch für Fischfrikadellen gibts ohne Probleme (vom Preis rede ich jetzt nicht :wink:

Nun zu meinen

Fragen:

  • Gibt es „Bio-Fisch“, wo ich als Verbraucher erkennen kann,
    dass bei der Produktion kein Raubbau an der Natur getrieben
    wurde? Wenn ja: Wo gibt es den und wie erkenne ich ihn?

meines Wissens nach nicht. Verbraucherzentrale Hamburg hat das Fischlineal herausgegeben.
bringt aber nur was bei ganzen Fischen.

ansonsten gibts das MSC-Siegel.

  • Welche Fischarten (vor allem Seefisch) sollte ich
    bevorzugen, wenn ich auf Nachhaltigkeit wert lege? Macht es
    einen Unterschied, ob ich Frisch-Fisch an der Fisch-Theke
    kaufe, Tiefkühl-Fisch von Iglu oder (igitt!) Fisch-Konserven?

ketzerische antwort: nein.
die gegenwärtigen Kennzeichnungen lassen wenig Rückschlüsse zu, wo genau der Fisch herkommt etc.
MSC bietet nämlich auch nur eine Richtlinie.

wenn du auf nachhaltigkeit wert legst, iss wenig fisch und klassische Zuchtfische wie Karpfen.

  • Forellen halte ich für unbedenklich, weil sie in Fischereien
    gezüchtet werden. Eine Zuchtforelle wird ungefähr genauso
    glücklich oder unglücklich leben und sterben wie ein
    Hausschwein - das kann ich also locker mit meinem Gewissen
    vereinbaren.

ööööh… naja. ok. aber Biofleisch kaufst du doch auch. warum ist massentierhaltung bei fisch dann in Ordnung für dich?

Ich vermute auch, dass die Forellenzucht keinen
Einfluss auf natürliche Bestände hat und dass die Abwässer
halbwegs unbedenklich sind. Aber schon bei Lachs habe ich
Schwierigkeiten: Lachse werden in „Freigehegen“ im Meer
gezüchtet. Muss das z. B. in Norwegen nicht eine enorme
Belastung für die Gewässergüte in einem Fjord sein, wenn da
etliche dieser Zuchtbecken drin liegen? Wie verhält es sich
mit anderen Süßwasserfischen (z. B. Victoriabarsch und
Pangasius?)

ja, Gewässerbelastung vorhanden. vor allem durch Nährstoffeintrag.

  • Wie sieht es mit der Fischerei-Wirtschaft aus? Leiste ich
    durch den Kauf von Produkten aus Entwicklungsländern einen
    Beitrag zur Entwicklungshilfe oder zur Ausbeutung der lokalen
    Kleinfischer? Von Fair-Trade-Fisch habe ich bisher ebensowenig
    gehört wie von Bio-Fisch.

meine meinung: nein, kaum nennenswerter Beitrag zur Entwicklungshilfe.
sieht man ja am Pangasius. das, was vor Ort hängen bleibt ist wenig. und schafft darüber hinaus eine Abhängigkeit vom Abnehmer.

Ich bin gespannt auf die Antworten!

meine waren nicht erschöpfend. wird bestimmt noch mehr kommen.

Gruß

Hi,
also wir essen genau aus diesen Gründen hauptsächlich Süsswasserfisch aus heimischen Zuchten und Seen (dort werden sie ja auch mehr oder weniger gezüchtet) und gelegentlich Seefisch.
Die von Dir zurecht angezweifelten beiden Süßwasserfische essen wir nach kurzer Nachforschung nicht, wobei der Viktoriaseebarsch, abgesehen vom eventuellen Grusel und der Unsinnigkeit, mir von guter Qualität erschien.
Es besteht einfach keine Notwendigkeit Süßwasserfische um die halbe Welt zu schicken.
Bei Meeresfisch gibts allerdings interessante Versuche, mit riesigen, den Meersströmungen folgenden Käfigen (die nur mit Solarenergie gesteuert),welche am Start mit Babys gefüllt werden und die am Ziel ausgewachsen sind.

OL

Hi,

Diese Zuchtbecken sind eher bedenklich, wegen den Mengen organischen Materials, die auf zu kleinem Raum absinken. Außerdem müssen diese Fische ja auch wieder gefüttert werden (mit Fisch der gefangen werden muss).
Außer die schon genannten Becken, die mit den Strömungen treiben, die sind aber meines Wissens nach noch nicht umfangreich genutzt.

WWF hat eine Liste, die die Fische in annehmnbar, bedenklich und bedroht einteilt. Mit Gesichtspunkten wie: sind es bedrohte Arten und wie werden sie gefischt…

In den bayerischen Landkreisen gibt es ökologische Produkte von „unser Land“, die bieten mittlerweile auch Fisch an, die in Supermärkten gekauft werden können (so dass man nicht für die Beschaffung der Lebensmittel in etliche verschiedene Läden rennen muss).

Oft bedenklich ist Sushi, da der Thunfisch hierfür oft aus dem Mittelmeer kommt, die Bestände dort aber schon sehr reduziert sind. Zumal sie oft dann gefischt werden, wenn die Weibchen leichen, dazu kommen sie an die Wasseroberfläche und sind besonders gut zu Orten. Ist egtl. verboten, aber die Strafen sind so gering, dass es den Konzernen eh egal ist…

Vielleicht konnt ich a bisserl helfen

Grüße Karamell

Hallo!

  • Forellen halte ich für unbedenklich, weil sie in Fischereien
    gezüchtet werden. Eine Zuchtforelle wird ungefähr genauso
    glücklich oder unglücklich leben und sterben wie ein
    Hausschwein - das kann ich also locker mit meinem Gewissen
    vereinbaren.

ööööh… naja. ok. aber Biofleisch kaufst du doch auch. warum
ist massentierhaltung bei fisch dann in Ordnung für dich?

Missverständnis: Ich kaufe nicht bewusst ausgewiesenes Biofleisch. Ich sagte nur, dass ich bei Fleisch und Milchprodukten darauf achte, dass ich Produkte aus der Region kaufe. Dass eine Sau auf einem schwäbischen Bauernhof nicht im Paradies lebt, ist mir auch klar, aber es ist auch nicht die Hölle… wenn Du verstehst, was ich meine.

Außerdem ist mir Ökologie wichtiger als Tierschutz.

Danke erstmal bis hierher - auch wenn Deine Antworten eher ernüchternd waren (aber dafür kannst Du ja nichts.)

Michael

Hallo,

willst du lieber

Pangasiusfisch essen, dessen Zucht ökologisch bedenklich ist

oder

Turnschuhe tragen, die in Kinderarbeit hergestellt werden

oder

die Vietnamesen mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ganz im Regen stehen lassen?

Es ist eben nicht einfach, ein guter Mensch zu sein. Übrigens muss ich feststellen, dass auch unsere Exportartikel nicht durchgehend ökologisch sauber sind - u.a. sind wir der weltführende Lieferant für Luxuslimousinen für Millardäre, da leben bei uns Hunderttausende davon.

Gruss Reinhard

Bei Meeresfisch gibts allerdings interessante Versuche, mit
riesigen, den Meersströmungen folgenden Käfigen (die nur mit
Solarenergie gesteuert),welche am Start mit Babys gefüllt
werden und die am Ziel ausgewachsen sind.

Und die Babys werden z.T. den noch vorhandenen natürlichen Beständen entnommen. Da ist der Nachhaltigkeitseffekt nicht groß.
Was weltweit mit den Ressourcen der Meere passiert ist skandalös. Ich angle meine Fische aus dem Süßwasser und verwerte alles was dem Gesetz entspricht (Schonmass, Schonzeit). Wenn man filetiert, sind die Gräten kein Problem und der Geschmack ist meist sehr gut.
Udo Becker

Hallo,

WWF hat eine Liste, die die Fische in annehmnbar, bedenklich
und bedroht einteilt. Mit Gesichtspunkten wie: sind es
bedrohte Arten und wie werden sie gefischt…

Weil ich den Link gerade noch da hatte: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/Fischratg…

Viele Grüße
Kati

1 Like

Danke! (owt)
.

Hallo Michael,

ein recht guter Anhaltspunkte welche Fische, aus ökologischer Sicht, bedenkenlos gegessen werden können und welche man eher meiden sollte liefert nach Meinung vieler Experten das MSC (Marine Stewardship Council) Zertifikat.

Siehe auch http://www.msc.org/de

Gruß
Werner

Servus,

Du weißt aber schon, daß Pangasius - von dem hier die Rede war - nicht mit Fischmehl gefüttert wird, sondern mit Abfällen aus Reismühlen - von der Fütterung her also einer hiesigen Forelle zichfach überlegen ist?

Schöne Grüße

MM