Hallo Jürgen,
Du hast Günters Posting gelesen, auf das ich antwortete? Ich
habe hier viel von 68, von versuchtem Totschlag u.ä. gelesen,
aber wenig erhellendes zum eigentlichen Aufhänger. Und diese
absurde Argumentationskette zieht sich doch durch das ganze
Forum…
Die Geschichte von Fischer und seinem heutigen Wirken ist nicht von seinen Handeln und seinen Taten der 68er zu trennen. Und die Geschichte von Fischer ist auch nicht von der heutigen Politik zu trennen. Und seine Kritik an anderen ist auch an dem zu messen, was er gegen sich selbst zulässt. Und das ist mehr als weniger.
Richtig ist, dazu zähle ich mich. Ich gehöre zu jener Gruppe in unserem Land, die Fischer und Schily kein Umdenken aus den 68ern abnimmt. Zu jenen, die nicht glauben, dass die einstigen Flügel der Linken, die nicht zur RAF gewandert sind, jemals ihr Denken und Handeln im Sinne des Sturzes dieser Verfassung und der Zerstörung dieses Landes verändert haben. Die die heutige Politik genau so erkennen, wie diese Fischer und früher auch Schily ( seinerzeit noch Grüner ) proklamiert haben.
Lt. Schily muss man den Staat soweit treiben, dass er zu Mitteln der Kontrolle greift, umfassende Überwachungen vornimmt, den freien Umgang mit Anwälten verweigert, um das Volk gegen den Staat und seine Institutionen aufzubringen. Und die Richtung Fischer ist angetreten, die gewaltsamen Ziele der RAF auf friedlichem Wege im Marsch durch die Institutionen zu erreichen. Das Ziel der RAF ist grundsätzlich der Sturz unserer Verfassung und die Zerstörung der Demokratie gewesen.
Du kannst es aus einem völlig anderen Blickwinkel sehen. Akzeptiere ich umfassend. Meine Generation - und viele von uns direkt - mussten sich mit den Gewalttäern jener Zeit auseinandersetzen.
Viele von uns - ich zähle dazu - die sich in bestimmten Umgebungen befunden haben, bestimmte Behörden in gewissen zeitlichen Abständen aufgesucht haben - die im Umfeld von Landes- und Bundespolitikern waren oder selbst in bestimmten Tätigkeiten unterwegs gewesen sind, wussten nie, wann sie oder jemand in der Umgebung von linken Gewalttätern umgebracht, zumindest aber zusammengeprügelt werden.
Wer Fischer in seiner weiteren Zukunft beobachtet hat, der weiss, dass der Joschka von 1968 sich nicht wesentlich geändert hat, auch wenn er heute auf Staatsmann spielt. Ob sich jemand hinter dem Motorradhelm versteckt oder dem biederen Gesicht eines Aussenministers, ist kein Beweis, dass er sich geändert hat.
Da Fischer davon ausgeht, dass grundsätzlich einstige „Antidemokraten“ nie sich in die Demokratie einordnen, gilt eben auch für ihn, was er anderen unterstellt. Und wer, als jemand, der gegen die Demokratie in den Strassen-Kampf gezogen ist, kann es besser als Fischer beurteilen.
Im Übrigen, ein ähnlicher Spruch über Sozialisten/Kommunisten kommt von Kohl. Kohl meinte auch, dass ein Kommunist sich nie in die Demokratie eingliedern wird. Ich bin und war damit nie einverstanden. Trotzdem nehem ich Kohl diese Meinung als Irrtum ab, weil er in seinem Leben eben nie die Demokratie bekämpft hat. Kohl bekämpfte gegen eine politische Weltanschauung, die er für falsch hält. Er war jedoch in seinem Leben stets ein Demokrat und kein politischer Gewalttäter.
Fischer kämpfte gegen diesen Staat, den er vernichten wollte. Fischer nahm Polizisten als Vertreter dieses Landes zum Angriffsziel. Fischer hat durch sein Verhalten weder Mitleid, weder Bedauern noch Rücksichtnahme verdient. Fischer bekommt, was er verdient. Und er wird nicht der einzige Politker bleiben, dem seine arrogante Norm zum eigenen Fall wird.
Gruss Günter