Fischsilberlackierung heute imitieren?

Hallo,

ich bin im Rahmen einer Recherche für den Nachbau eines Modells bei einem ehemaligen deutschen Omnibushersteller auf etwas gestoßen, bei dem ich nicht weiter komme.
In den Prospekten aus den 30er Jahren wird erklärt, dass alle Lackierungen als Fischsilberlackierungen ausgeführt werden.
Mit der Fischsilberlackierung bin ich noch weiter gekommen, dass ist mehrfach im Internet sehr ausführlich und gut erklärt.
Für die interessierten Mitleser Kurzerklärung: Schuppen von Sardine und Hering etc., zentrifugiert, gereinigt und entfettet. Die Partikel sind farblos und werden nach dem auftragen des eigentlichen
Grundlackes in zwei dünnen Schichten überlackiert, anschließend mit Klarlack versiegelt. Der Effekt entsteht dadurch, dass das Licht zum Grundlack durchdringt, dort reflektiert wird und dann beim zurückwerfen teilweise durch die Schuppen geht und als Komplementärfarbe erscheint. Ende der Kurzerklärung.

Alle diese Erklärungen enden mit dem Hinweis, dass man Fischsilberlackierungen heute nicht mehr macht, weil man den Lack heute synthetisch wesentlich einfacher und kostengünstiger imitieren kann.

Nur eine schlüssige Erklärung, welchem heutigen Lack bzw, Lacksystem das entspricht finde ich dann nirgendwo.
Es wird gleichermaßen behauptet, die damalige Fischsilberlackierung würde heute durch Metalliclack, Perleffektlack oder Perlmuttlack imitiert. Einen habe ich sogar gefunden, der behauptete man imitiert das heute mit einem Interferenzlack. Aber das halte ich für Mumpitz.
Beim Perleffektlack wurde es dann noch kurioser, denn ich habe nirgendwo eine schlüssige Erklärung gefunden, was das denn überhaupt konkret ist. Da wird zu Werbezwecken der Begriff offensichtlich massenhaft für völlig unterschiedliche Lacke verwendet.

Also, kann mir jemand erklären, wie man heutzutage mit modernen Lacken eine Fischsilberlackierung imitiert? Also, welche Farben werden benutzt und wie muss der Lack aufgebaut werden?

Martin

Ich werfe noch mal eine weitere Art/Bezeichnung ein: https://de.wikipedia.org/wiki/Metal-Flake-Lackierung

Die dürfte aufgrund der gegenüber einem normalen Metallic-Lack größeren Partikel den Fischschuppen vermutlich recht nahe kommen.

Tipp:
gehe in das Autohaus deines Vertrauens und lass Dir Original-Farbmuster, also nicht gedruckte Farbtafeln im Prospekt sondern richtige Blechtafeln mit Originallack zeigen. Hat jedes Autohaus bereitliegen.
Und die genannten Farbvarianten (Perleffekt etwa) sind ja heutzutage gängig und Du wirst also so eine Originalfarbe finden.
Und so könntest Du herausfinden, welcher moderne Lackeffekt deinem Fischsilber am nächsten kommt.

Du schreibst „Modell eines Busses aus den 30-Jahren“. Gut ein Modell wird sicher klein sein, 30 cm, halber Meter lang ?
Auf so kleinen Flächen wirken m.E. nach die Effekte anders.

Noch ein Tipp: Autolackierer fragen. Denn wer sonst müsste wissen, wie man jeden Kundenwunsch realisiert ?

das „Geheimnis“ solcher Effektlacke sind m.E. nach die der Farbe beigefügten Teilchen (Flakes), die metallisch( z.B. Alu, hauchdünn) oder mineralisch( z.B. Glimmer) sein können.

Das ist das was man früher durch Fischschuppen machte.

Lies mal in diesen Buchauszug rein. Es werden die Effekte beschrieben und was sie hervorruft.

https://books.google.de/books?id=yxHoDQAAQBAJ&pg=PA163&lpg=PA163&dq=Fischsilber+Lackierung+früher&source=bl&ots=54F-qaG3ok&sig=Hrw6-04Tzpy_wvW530CdfkYjlFI&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiXiZiVlb3dAhWtpIsKHaQoBtkQ6AEwCnoECAQQAQ#v=onepage&q=Fischsilber%20Lackierung%20früher&f=false

MfG
duck313

Hallo Martin,

Der gesuchte Effekt verbirgt sich sowohl hinter dem Begriff „Perlglanz“ als auch „Interferenz(-lack,-pigment)“. Die effektgebenden Pigmente sind plättchenförmige Glimmerteilchen, die mit Metalloxiden in verschieden dicken Schichten ummantelt werden. Der Effekt ist ein vom Blickwinkel abhängiger Farbton, wie bei Perlmutt oder Käfern.
Je nach gewünschtem Effekt gibt es größere oder kleinere Teilchen, die mehr einzeln herausblitzen oder homogener wirken. Darauf hat auch die Applikation einen Einfluss, mit entsprechender Kunstfertigkeit an der Lackierpistole und bei der Formulierung des Lackes legen sich die Teilchen sehr parallel und bilden einen homogenen Effekt oder liegen durcheinander und haben eine eher wolkige Optik.
Für den Effekt von Fischschuppen (die ja durchscheinend sind) kann einfach Perlglanzpigment in Klarlack nahezu jeder Art eingerührt werden und als eine Schicht aufgebracht werden. Ein effektfreier Klarlack darüber verbessert Glanz und Glätte der Oberfläche - ist aber oft nicht nötig. Der zu lackierende Untergrund sollte davor absolut glatt sein (z.B. mit einer transparenten Grundierung lackiert und fein abgeschliffen).
Ein Beispiel für „neutrale“ Perlglanzpigmente sind die Iriodin-Typen der Firma Merck (z.B. Icy-, Silver- und Polar White). Auf im Internet zu findenden Fotos lässt sich das blickwinkelabhängige Schimmern natürlich schlecht wiedergeben.
Hier (https://www.kremer-pigmente.com/de/fischsilber-in-pulver-53501.html) gibt es sowohl echtes Fischsilber-Pigment zu kaufen, als auch den Hinweis, dass „Perlglanzpigment auf Glimmerbasis“ ähnlich aussieht.

Bei weiteren Fragen oder Details zur konkreten Ausführung (welcher Untergrund etc.) gerne zurückfragen!

Schönen Dank für die Antwort mit der ich echt was anfangen kann.
Als ich den Auftrag für das Modell übernommen habe habe ich schon wohlweislich jeden Ablieferungstermin abgelehnt.
Ich war schon irritiert das es außer zwei Handvoll Bildern von dem Fahrzeugtyp nichts gab, die Maßzeichnung habe ich selber erstellen müssen, die beste Unterlage dafür war ein sehr ausführlicher aber unbebildeter Bericht von der Internationalen Automobilausstellung in Berlin im englischen Commercial Motor Magazine.
Die zwei Handvoll Bilder zeigen die Fahrzeuge in bereits von der Wehrmacht requirierten Zustand, also in Tarnsand oder Tarngrün, selbstverständlich als s/w Aufnahme.
In Anbetracht der Qualität damaliger Nutzfahrzeuglackierungen war ich dann etwas irritiert, dass ich in einem Prospekt, das ich auftreiben konnte, lesen musste, das alle Lackierungen als Fischsilberlackierungen ausgeführt wurden. Zumal ich mit dem Begriff nichts anfangen konnte.

Mittlerweile habe ich noch ein paar s/w Bilder auftreiben können, die die Fahrzeuge in einem Zustand ohne Tarnlackierung zeigen. Dabei stellte sich heraus, dass es grundsätzlich auch noch Zweifarblackierungen sind. Eventuell sogar drei Farben, denn bei einigen Bildern sieht es so aus, dass die sehr breite Trennleiste die die oberen und unteren Farbpartien voneinander trennen nicht in Chrom sondern lackiert ausgeführt sind. Außerdem kann man am Dach erkennen, das es dort auch eine Farbänderung gibt. Ich glaube aber, dass das eine Dachbespannung ist. Zum einen war das Dach wegen des Dachgepäckträgers begehbar, zum anderen waren die Fahrzeuge in Stahlspantenbauweise mit Alubeplankung ausgeführt, was sich nur nieten lies. Zum abdichten gegen Wassereinbrüche hat man damals gerne mit Kunstleder bespannt.

Auf das weitere Hilfeangebot komme ich gerne zurück, da ich an dem Modell aber wirklich alles selber konstruieren und bauen muss wird das sicher noch an die zwei Jahre dauern.

Martin