Flow, ein neuer Mythos?

Guten Tag,

ein amerikanischer Psychologe behauptet, Flow sei das „Geheimnis des Glücks“. Wenn man sein Ich vergisst und nur noch mit dem, was man gerade tut, verschmilzt, entstünde Flow als Glückserfahrung.

Reinhold Messner, der Bergmann, hat behauptet, er hätte öfters bei seinem Extremsport den Flow erfahren, es sei ein „berauschendes Gefühl“.

Was lehrt Heraklit? Alles fließt und man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, und selbst der Krieg sei der Vater der ewigen Veränderung? Bloß als Außenwelt? Oder gibt es auch ein inneres „ewiges Fließen“, das in der bewussten Verschmelzung zum Ganzen Flow erzeugt?

Ein neuer Mythos???

Mit freudigen Grüßen
LadyCool

Volksverblödende Psycho-Masche
Hi.

ein amerikanischer Psychologe behauptet, Flow sei das
„Geheimnis des Glücks“. Wenn man sein Ich vergisst und nur
noch mit dem, was man gerade tut, verschmilzt, entstünde Flow
als Glückserfahrung.

Das ist natürlich keine Entdeckung des in den USA tätigen ungarischen Psychologen Mihaly Csíkszentmihaly (schon dieser Name scheint zu fließen…). Er hat nur als erster diesem Phänomen einen Namen gegeben und Tamtam darüber gemacht.

Was lehrt Heraklit? Alles fließt und man kann nicht zweimal in
denselben Fluss steigen, und selbst der Krieg sei der Vater
der ewigen Veränderung? Bloß als Außenwelt? Oder gibt es auch
ein inneres „ewiges Fließen“, das in der bewussten

Mit Heraklits Formel hat der Flow gar nichts zu tun. Bei Heraklit geht es um den Kosmos als Ganzes, der - seiner Meinung nach - in ständiger Bewegung ist, womit er den diametralen Gegensatz zu Parmenides´ Auffassung formuliert, dass das wahre Sein völlig unveränderlich ist und jeder Wandel nur eine Illusion.

Ein neuer Mythos???

Csíkszentmihaly brachte den Flow-Begriff 1975 auf, so neu ist´s also nicht.

Kritik:

Das Konzept der Motiviation durch Flow erinnert stark an den Kult um das „Positive Denken“, das von selbstauferlegter Verblödung kaum zu unterscheiden ist.

Csíkszentmihaly nennt eines seiner Bücher verdächtigerweise " Flow im Beruf - Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz". Aus der Warte der Bonzen und Capitalos ist Flow also eine willkommene Methode, Arbeitnehmer noch mehr auf Zack zu bringen, was die Ausbeute an Mehrwert steigert. Die Kühe werden profitabler gemolken, wenn sie im glücklichen Flow sind. Das nützt dem Kapital-Flow - um das es letztlich wirklich geht - mehr als der Lebensqualität der lohnabhängigen Menschen.

Fazit:

Das Flow-Konzept ist eine Masche, die das Volk „positiv“ verblödet und die Reichen noch reicher macht bzw. machen soll.

Chan

Ganz schön raffiniert

Das Flow-Konzept ist eine Masche, die das Volk „positiv“
verblödet und die Reichen noch reicher macht bzw. machen soll.

Ganz schön raffiniert, um die ganze Welt dem amerikanischen „Way of Life“ anzupassen? Und der Messner Reinhold ist auch drauf reingefallen?

Hihi…

Nachtrag zum Heraklit-Zitat
Zu Herklits missverständlicher Formulierung:

_ Polemos pantōn men patēr esti…_

Der Krieg ist der Vater aller Dinge… (und weiter) … und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.

Was lehrt Heraklit? Alles fließt und man kann nicht zweimal in
denselben Fluss steigen, und selbst der Krieg sei der Vater
der ewigen Veränderung?

Im griechischen Original steht „polemos“, was eigentlich „Streit“ bedeutet. Heraklit meint also keinen militarischen Krieg , sondern den Gegensatz widerstreitender Kräfte (Polaritäten) auf einer kosmologischen Ebene, beispielsweise zwischen warm und kalt, lebend und tot, jung und alt, wach und schlafend usw. Die Fortsetzung des Zitats (siehe oben) zeigt, dass es gar nicht um einen menschlichen militarischen Krieg gehen kann und auch nicht um einen Krieg der Götter, denn als erstes und oberstes Prinzip ist „polemos“ den Göttern wie den Menschen vorgeordnet.

Ich schlage also vor, die Formulierung „Krieg ist der Vater aller Dinge“ in die Tonne zu treten , da sie erstens die Heraklitische Aussage verfälscht und zweitens ethisch eine absolute Katastrophe darstellt, die darüber hinaus auch noch sachlich falsch ist… Leider bietet sich keine sprachlich griffige Alternativformulierung an, die dem philosophischen Gehalt wirklich nahe kommt. Gemeint ist jedenfalls kein militärischer Krieg.

Chan

Flow - die ultimative Verblödung
Hi.

Das Flow-Konzept ist eine Masche, die das Volk „positiv“
verblödet und die Reichen noch reicher macht bzw. machen soll.

Ganz schön raffiniert, um die ganze Welt dem amerikanischen
„Way of Life“ anzupassen? Und der Messner Reinhold ist auch
drauf reingefallen?

Der Messner Reinhold hat seinen Flow erlebt, ohne vorher entsprechend therapiert worden zu sein, das ist dir hoffentlich doch klar. Das Flow-Konzept von Csikszentmihalyi dient faktisch in erster Linie für die Zwecke der Arbeitsmotivation , also für die Konditionierung der Lohnabhängigen zu optimaler Effizienz. Das hat mit Messner null zu tun, sein Name muss nur herhalten, um das Image der Flow-Masche kommerziell aufzupeppen.

Zitat aus der Verlagswerbung (Klett-Cotta) des Buchs " Flow im Beruf - Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz" von Mihaly Csikszentmihalyi::

_Es gibt sie: Leute wie die Alpenbäuerin Serafina oder den Schweißer Joe in der Eisenbahnwaggonfabrik, der seit 30 Jahren eine Beförderung ablehnt, weil er an seiner jetzigen Stelle glücklich ist. Für Joe ist sein ganzer Beruf ein Flow-Erlebnis, für die Alpenbäuerin sogar ihr ganzes Leben. Gefragt, was ihr in ihrem Leben am meisten behage, antwortet sie, Kühe melken und Heu wenden. Wie ist das zu erklären?

Wir alle möchten ein sinnerfülltes Leben führen, nicht nur in Freizeit und Familie, sondern auch da, wo wir einen großen Teil unseres Lebens verbringen: an der Arbeitsstelle. Doch nichts ist so schwierig, wie den richtigen Weg zu Glück und Zufriedenheit gerade dort zu finden. Viele Arbeitnehmer denken, sie wären zufriedener, könnten sie weniger arbeiten oder hätten sie nur mehr Ablenkung, etwa Radio hören. Doch was wirklich glücklich macht, ist, die eigene Arbeit richtig gut zu tun. _

Jetzt im Ernst - wie verblödend ist das denn?

Es geht auch nicht um den „American Way of Life“, sondern - ich wiederhole es noch einmal - um die optimale Anpassung von Menschen an ihre Arbeitsbedingungen („Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz“), egal in welchem Land.

Chan

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Bitte nicht

Ich schlage also vor, die Formulierung „Krieg ist der Vater
aller Dinge“ in die Tonne zu treten ,

in die Tonne treten!

Stell dir vor, es hätte keinen Krieg gegeben, den größten, schrecklichsten aller Kriege bisher, der Zweite Weltkrieg. Wir könnten hier nicht uns frei äußern, würden von den Nazis zensiert.

Außerdem habe ich nicht zitiert, sondern interpretiert, das ist ein Unterschied. Ich finde, es ist wahr, was du sagst, ich glaube aber, dass auch meine Interpretation Heraklits wahr ist, dass also nicht nur entweder oder wahr ist, sondern ein Sowohl-Als-Auch, der Krieg ist immer das „letzte“ Mittel der Natur, der Kultur oder im Sinne Hegels der Weltgeschichte zur mehr Vernunft, um starre Unrechtssysteme zu verändern. Das kann auch (wiederum im Sinne Hegels) auch gelegentlich wieder Rückschritt bedeuten, wenn ein Unrechtssystem durch ein anderes abgelöst wird und die Vernunft der Menschheit wieder hinter schon erreichten Vernunftssystemen zurückfällt. Aber auf die ganze geschichtliche Evolution gesehen, glaube ich, haben Heraklit und Hegel (bzw. nur Hegel) Recht, dass es scheinbar einen evolutionären Fortschritt zu mehr Vernunft gibt in der Weltgeschichte.

Messner als Propagandist?

Es geht auch nicht um den „American Way of Life“, sondern -
ich wiederhole es noch einmal - um die optimale Anpassung von
Menschen an ihre Arbeitsbedingungen („Das Geheimnis des Glücks
am Arbeitsplatz“), egal in welchem Land.

Okay, ich bin davon nicht betroffen, tut mir leid, wenn es so ist. Aber zu deiner Interpretation des Bergmanns Messner Reinhold: der hat sich im TV hinsichtlich seiner Flow-Erlebnisse explizit geäußert, ohne sich auf diese betreffende Psycho-Methode zu beziehen, das ist ein Fakt. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, sorry, so wie ich den Messner in seinem außergewöhnlichen Enthusiasmus einschätze, dass er als Propagandist für das Buch „Flow, das Geheimnis des Glücks“ auftrat und evtl. dafür Geld kassierte.

Hallo

Ich schlage also vor, die Formulierung „Krieg ist der Vater aller Dinge“ in die Tonne zu treten ,

in die Tonne treten!

Stell dir vor, es hätte keinen Krieg gegeben, den größten, schrecklichsten aller Kriege bisher, der Zweite Weltkrieg. Wir könnten hier nicht uns frei äußern, würden von den Nazis zensiert.

Dann hätte es aber auch den Ersten Weltkrieg nicht gegeben, und dann hätte es wohl gar keine Nazis gegeben. Außerdem hätte es davor nicht ständig diese deutsch-französischen Kriege gegeben, und keinen Napoleon.

Es hätte doch ohne Kriege auch keine großen Nationalstaaten und keine Kolonien gegeben. Auch nicht das Römische Reich, das Reich von Karl dem Großen usw. usw., also kurz und gut, dann wäre sehr vieles sehr viel anders.

Viele Grüße

Hallo,

Stell dir vor, es hätte keinen Krieg gegeben, den größten,
schrecklichsten aller Kriege bisher, der Zweite Weltkrieg. Wir
könnten hier nicht uns frei äußern, würden von den Nazis
zensiert.

Wenn es keinen Krieg gegeben hätte, heißt das ja zuerst einmal das schon die Nazis keinen Krieg geführt hätten. Es wären also zwangsläufig andere „Nazis“ gewesen als die tatsächlich historischen … Ob wir von solchen dann hätten befreit werden müssen bleibt die Frage.

Sowohl-Als-Auch, der Krieg ist immer das „letzte“ Mittel der
Natur, der Kultur oder im Sinne Hegels der Weltgeschichte zur
mehr Vernunft, um starre Unrechtssysteme zu verändern.

Krieg ist kein „Mittel der Natur“ oder der „Kultur“ oder der „Weltgeschichte“.
Krieg wird von Menschen geplant und geführt die Interessen verfolgen.
Man sollte das nicht verklären oder romantisieren oder die Verantwortung an diesen Dingen an eine „göttliche“ Natur abgeben.
Es geht in der Regel auch nicht darum „starre Unrechtssysteme“ zu verändern. Oder wie erkennst Du diese Dinge im Polenfeldzug 39?
Es geht eigentlich IMMER um ganz simple Dinge wie Rohstoffe, Energiereserven, Land. Auch wenn natürlich heute immer hehre Ziele vorgetäuscht werden.

Wie System alternativ verändert werden können hat Gandhi gezeigt.

Aber
auf die ganze geschichtliche Evolution gesehen, glaube ich,
haben Heraklit und Hegel (bzw. nur Hegel) Recht, dass es
scheinbar einen evolutionären Fortschritt zu mehr Vernunft
gibt in der Weltgeschichte.

Wie mißt Du denn Vernunft damit Du sie skalieren kannst?
Und woran machst Du fest das es „Fortschritte zu mehr Vernunft in der Weltgeschichte“ gibt?

Grüße
K.

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American ?? Way of Life ??

CASH FLOW !

Werte Lady Cool,

Ich schlage also vor, die Formulierung „Krieg ist der Vater
aller Dinge“ in die Tonne zu treten ,

Gute Idee!

Stell dir vor, es hätte keinen Krieg gegeben, den größten,
schrecklichsten aller Kriege bisher, der Zweite Weltkrieg. Wir
könnten hier nicht uns frei äußern, würden von den Nazis
zensiert.

Diese Meinung teile ich nicht. Das Leben ist sowieso eine ständige Änderung denen auch die NAZI unterworfen gewesen wären. Möglicherweise hätte die Dekadenz die NAZIS getötet. Oder nach Hitler’s Tod hätten Vereinsmitglieder durch innere Machtkämpfe diesen Verein selbst den Dolchstoss gegeben. Krieg zwingt Änderungen auf. Was Wut und heftige Protesten auslösen kann. Zudem erstickt ein Krieg oft genug gute Änderungen die bereits im Kommen sind. Kriege braucht die Bevölkerung nicht und sind nur die selbsternannte „Elite“ nützlich. Daher finde ich es gut der Begriff „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ tatsächlich in die Mülltonne zu kippen.
NB: Der Ostblock Kommunismus verschwand auch ohne Krieg.

Gruss Gerrit

Wenn das Ich „vergessen“ ( :smiley:) wurde, wer ist dann da, um einen flow zu erfahren?
Mit dem Thema an sich haben sich schon vor ihm andere und viele beschäftigt, unter anderem Ramana Maharshi und seine Schüler.
Da geht es aber darum, das Ich als Illusion zu erkennen und das hat eine Weile ganz unangenehme Phasen zur Folge.
Flow light funktioniert meiner Erfahrung nach mitnichten.
Auch beim Zitieren von Reinholf Messner werden die härtesten Grenzerfahrungen des vermeintlichen Ich´s nicht mit erwähnt, wenn nur von beglücklichem „Flow“ die Rede ist.
Es geht um Erfahrungen des Todes des eingebildeten Ich´s.
Auch bei kurzen und vorrübergehenden Satoris, Bliss´s oder wie sie sonst noch genannt wird, die Erfahrung geht eine sehr unangenehme Grenzerfahrung vorraus.
Man muss schon nach dem Aufwachen brennen, um alles zu riskieren.

Grüße,
Zahira