Hallo!
Syrien und etlichen anderen Ländern zwischen Nordafrika und Pakistan mangelt es nicht an Leuten, die für irgendwelche Gruppen kämpfen, sei es, um gewaltsam zur Macht zu kommen oder sich gewaltsam an der Macht zu halten. Weitere Kämpfer sind nicht die Lösung, sie wären Verschärfung des Problems.
Von wem sollten Kämpfer ihr Land befreien? Vielleicht von Sympathisanten Waffen liefernder und Bomben werfender Nato-Staaten? Nach hiesigem Verständnis (wo wenig verstanden wird) muss das Assad-Regime bekämpft werden. Dabei wird aber auch eine funktionierende, wenn auch korrupte staatliche Verwaltung und eine sie unterstützende Bevölkerungsschicht bekämpft. Dann kommt eine andere Gruppe an die Macht, die zwecks Machterhalt genau die gleichen Mittel wie das Assad-Regime einsetzen und politische Gegner gewaltsam unterdrücken wird. Bei Abwesenheit demokratischer Traditionen und Abwesenheit von Demokraten in der Breite der Bevölkerung sind Gewalt und Unterdrückung die gewöhnliche Methode der Auseinandersetzung. Zur Überraschung des westlichen Militärs wird keine einzige der abgeworfenen Bomben einen Beitrag zu einem friedlichen, womöglich demokratischen Gemeinwesen liefern. Ziel war aber schon seit Kreuzzügen und Kolonialzeiten noch nie, den betroffenen Menschen etwas Gutes zu tun. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Das Pikante an der derzeitigen Situation ist, dass Flüchtende ausgerechnet bei Kumpanen einer Kriegspartei Schutz suchen. Die Kriegspartei und ihre Kumpane erkennen in den Flüchtlingen Syrer und verdrängen wie schon so oft, dass es sich bei Syrien wie auch beim Irak um Staatsgebilde mit von Besatzungsmächten willkürlich gezogenen Grenzen handelt. Ethnien und Glaubensgruppen wurden dabei ignoriert.
Syrer sind mehrheitlich Sunniten, die derzeit herrschende Schicht mitsamt Assad-Clan besteht hauptsächlich aus Alawiten und daneben gibt es eine schiitische Minderheit sowie Drusen u. v. m. Wird Assad gestürzt, geht es vorhersehbar den Alawiten an den Kragen, die dann einen größeren Anteil unter den nach Europa und vorzugsweise Deutschland strebenden Flüchtlingen ausmachen werden.
Wir verdrängen, dass die Nato in Nahost strategische Interessen vertritt. Um Ursachen des Bürgerkriegs schert sich keiner und kapiert auch nicht, wie das Land mit seinen Ethnien und Glaubensgruppen tickt. Der Öffentlichkeit wird verkauft, dass Assad weg muss und sogar hier im Forum schrieb doch tatsächlich kürzlich jemand, amerikanische Bomben hätten mit den Flüchtlingen nichts zu tun. Wir sind so an den Irrglauben gewöhnt, grundsätzlich zu den Guten zu gehören, dass kaum noch jemand mitbekommt, dass jede Unterstützung egal welcher Konfliktpartei den Bürgerkrieg befeuert und das Land in Richtung Anarchie treibt.
Im Moment werden es mehrheitlich sunnitische Muslime sein, die an Bahnhöfen mit Wellcome-Schildern begrüßt werden. Bei andauerndem Konflikt, spätestens bei einem „Erfolg“ in Form des Assad-Sturzes, werden mehr Alawiten unter den Flüchtlingen sein. Solche Unterscheidungen sind uns weitgehend fremd und so ist nicht auszuschließen, dass gerade ein Teil des Konflikts importiert wird.
Und Du schlägst militärische Ausbildung vor. Dann mal los und schön getrennt nach Bürgerkriegsparteien.
Gruß
Wolfgang