Flüchtlinge kommen wegen Merkels Einladung?

Hallo,

ich schreibe gerade einen Artikel und habe hierbei ein Problem mit der ständig vorgetragenen Ansicht, nur aufgrund von Merkels Einladungspolitik hätten wir das Flüchtlingsproblem.
Stellvertretend hierzu folgender Artikel: http://www.cicero.de/berliner-republik/fluechtlingspolitik-merkels-schwerster-fehler/59835#comments
In dieser Pressekonferenz hat Angela Merkel den katastrophalsten Fehler ihrer Amtszeit begangen, indem sie sagte, „wir schaffen das“ und damit all jene Flüchtlinge in Marsch setzte…

und damit all jene Flüchtlinge in Marsch setzte? Das ist die immer wieder vertretene Meinung: Nur wegen Merkels Willkommenspolitik kommen die Flüchtlinge überhaupt - doch trifft das zu?

Merkel hielt ihre Rede am 04.09.2015 - bis dahin waren bereits allein im Jahr 2015 meines Wissens nach rund 650.000 Flüchtlinge gekommen - nach ihrer Rede ist die Zahl der Flüchtlinge weder bemerkenswert gestiegen noch gefallen.
Sind meine Zahlen richtig?

Wenn ja, wie kommt man trotz dieses offensichtlichen Gegen-Beweises dann trotzdem zu der These: die brechen alle nur auf wegen Merkels Entscheidung vom 04.09.2015?

Vielen Dank für eure Meinungen oder gar Belehrungen :wink:

Gruß Eva

Hi,

„Merkels Einladung“ ist m.E. nur eine Metapher für ihren Alleingang in diesem Punkt. Statt die ganze Thematik dem Bundestag zur Abstimmung vorzulegen und sich dann an das Ergebnis zu halten hat sie völlig eigenmächtig entschieden und damit etwas ausgelöst was sie selbst wohl damals nicht so richtig überblicken konnte.

„Gleichzeitig stimulierte, laut Washington Post, Bundeskanzlerin Angela Merkels öffentliche Zusicherung, Deutschland werde Flüchtlingen aus Bürgerkriegsländern zumindest ein Bleiberecht
erteilen, in Verbindung mit den per Fernsehen international verbreiteten Videos, in denen Deutsche die Flüchtlinge willkommen heißen, zunehmend die Fluchtbewegung und bewirkte, dass Deutschland als Fluchtziel populär wurde.[68]“ https://de.wikipedia.org/wiki/Flüchtlingskrise_in_Europa_ab_2015#Ursachen_der_Versch.C3.A4rfung_im_Sommer_2015

Gruss
K

Hallo,

das Schlagwort „wir schaffen das“ war nicht der Auslöser, sondern ist nur das Symbol für die Politik Merkels (ohne richtigen Plan). Die zuvor getroffene Vereinbarung zwischen den Regierungschefs Ungarns, Österreichs und Deutschlands, auch die Flüchtlinge ungehindert durchzuwinken, die sich nicht vor Ort als Flüchtlinge registrieren lassen wollten (bereits vor dem 31.08.15), hat den ungehinderten Zustrom lediglich verschärft und wurde in den jetzt aktuellen Hauptherkunftsländern rasend schnell über soziale Medien verbreitet. Dies gerne von Schlepperorganisationen und Gerüchteküche unterfüttert mit den abstrusesten Behauptungen, denen man Glauben schenken wollte - wider jede Vernunft.

Einige Beispiele:

Außer dem Slogan hat Merkel aber ansonsten praktisch fast gar nichts getan, sondern die Arbeit den zuständigen Ländern, Kreisen und Kommunen überlassen. Führungspolitik bei solch einer extremen Herausforderung bedarf aber auch der Führung, die sich nicht auf Wiederholung eines Schlagwortes beschränken sollte.

Es ist angesichts ungebrochener Flüchtlingszahlen (minimale winterbedingte Rückgänge ausgenommen) davon auszugehen, dass D es keinesfalls so schaffen wird. Denn bereits jetzt knirscht es an allen Ecken und Enden. Das Schlagwort wird an Merkel kleben bleiben. Es wundert auch nicht, da ihre gesamte Politik der letzten Jahre aus genau diesem Schlagwort bestand und sie wurde schon lange vorher für die innere Konzeptlosigkeit und diesen Regierungsstil kritisiert. Natürlich nicht von der eigenen Partei :wink:.

Mich würde interessieren, woher Du Deine Zahl von 650.000 für Anfang September (also 01/15-08/15) hast.

Gruß
vdmaster

Hallo,
Deine Zahlen sind vermutlich nicht richtig, aber so genau weiß das keiner mehr. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 waren es lt. Wikipedia „nur“ rd. 170.000, die in Deutschland Asyl suchten. Im August hat das BAMF dann auf Anweisung der Bundesregierung das Dublin-Verfahren für Syrer ausgesetzt. Unterstützt von Merkels spontaner Zusage, mehrere hundert in Ungarn festsetzende Flüchtlinge aufzunehmen, hat dies die Lawine in Gang gesetzt und nicht das „Wir schaffen das“.

Beides führte zu einer massiven Medienkampagne in den arabischen Ländern, die offen zur „Flucht“ nach Deutschland aufrief:

Von da an haben nach sehr vorsichtigen Angaben täglich etwa 4000 Menschen die Deutsch-Östereichische Grenze überquert. Das sind in vier Monaten rd. 480.000. die genaue Zahl ist unbekannt. Da man gegen Jahresende von 1 Mio „echten“ Flüchtlingen in Deutschland ausging, kann ersteres nicht so ganz gestimmt haben, da dazu in sechs Monaten rd. 830.000 Menschen gekommen sein müssen.

Von daher fiel am 04.09. keine „Entscheidung“. In der Rede versuchte sie nur eine Rechtfertigung ihres m.E. katastrophalen Fehlers.

Gruß vom
Schnabel

Guter Beitrag. Nur eine Anmerkung:

Das ist nicht ganz unrealistisch. Vor kurzem hat Hamburgs erster Bürgermeister Scholz für dieses Jahr eine Zahl von 1,5 bis 1,6 Millionen prophezeit.

Es scheint sich daher vermutlich um eine Art technisch möglich Obergrenze zu handeln, also das Maximum, das die Flüchtlingsrouten hergeben. Daran erkennt man das Totalversagen der Regierung. Das ist ungefähr so, als machte man eine so katastrophale Verkehrspolitik, dass man das technisch mögliche Maximum an Verkehrstoten erreicht.

Leider behaupten einige Politiker oder Medienvertreter immer noch, es gebe keine ungesteuerte Zuwanderung. Dabei sind wir nachweislich in genau diesem Zustand. Merkel wird dies nicht mehr ändern können. Deswegen: In 2,5 Wochen sind Landtagswahlen. Es gibt eine Alternative zu dieser Politik, doch wenn wir diese nicht wahrnehmen, werden wir bald keine Wahl mehr haben.

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Ich denke erstens, Zahlen helfen nicht groß weiter, weil sie, abgesehen davon dass sie selbst umstritten sind, sowieso bestenfalls Korrelationen zeigen können, aber keine Kausalitäten.

Zweitens, dass man sauber differenzieren muss, wenn man sich der Frage nähern will.
In Syrien war schon 2014 quasi das halbe Land irgendwo auf der Flucht. Da zu sagen, Merkel habe die „in Marsch gesetzt“ ist völlig absurd. Das trifft teilweise auch auf die Iraker zu. Dass sich Iraner, Afghanen usw. angeschlossen haben, hat wohl schon mehr mit einer Sog-Wirkung zu tun.
Der andere Aspekt ist der, dass die Marschroute schließlich nach Deutschland geführt hat. Das hat natürlich auch mit politischen Entscheidungen der Merkel-Regierung zu tun. Da stellt sich aber die Frage, wie die Alternativen dazu ausgesehen hätten.

Gruß
F.

Hallo,
das uebliche Mistverstaendnis
Asylanten sind keine Asylsuchenden sind keine Fluechtlinge.
Hier werden Mengen (mathematisch) mit Teilmengen vermischt (manchmal auch um Nachrichten zu faelschen oder Meinungen zu bestaetigen)
Fluechtlinge sind die groessere Zahl, eine Teilmenge davon sind Asylsuchende. Ein Teil der Asylsuchenden stellen einen Asylantrag. Hier sind viele einfach wegen der Vielzahl in einer Zeitverzoegerung, noch Fluechtling und Absicht Asylsuchender. Eine Teilmenge der Asylsuchenden werden Asylanten, nach der Bearbeitung und Genehmigung.
Gruss Helmut

Hallo,

die sind natürlich nicht alle wegen dieser Rede aufgebrochen. Die Masse war längst unterwegs. Merkel hat auch nie gesagt, dass nur alle herkommen mögen. Das wird ihr jetzt hinterher unterstellt. Gerne auch in Presseorganen, die vielleicht geanua das vor Monate falsch in die Welt geblasen haben. Erinnert sei auch nur an die Medien, die Merkel noch kurz vorher durch den Kakao gezogen hatten, weil sie einem Flüchtlingsmädchen gesagt hatte, dass Deutschland nicht jeden aufnehmen könne.
Dann noch die ganzen Bahnhofsklatscher mit Pipi in der Augen ob der Rührung über ihre eigene Hilfsbereitschaft. Die haben dann sicher einen ganz erheblichen Beitrag dazu geleistet, dass nun alle dachten, sie könnten herkommen.
Nun will es natürlich niemand gewesen sein. Also muss ein Sündenbock her. Nur, wenn die Merkel abtritt, wird sich nichts ändern.
Ist ja jetzt schon schwierig. SPD, Linke und Grüne (zwei, drei Ausnahmen dort vielleicht) stemmen sich ja ständig gegen Änderungen. Gabi meint wohl da seinem Ziehvater nacheifern zu müssen, vergißt aber, dass der damals in der Opposition war, als er die Regierung über die Länder/den Bundesrat blockierte um ihr Handlungsunfähigkeit vorhalten zu können.
Und das wird auch nichts an der Unfähigkeit/Unwilligkeit Griechenlands ändern.
Viele denken, offenbar, dass sich das Problem durch Wegschauen in Luft auflösen würde. Merkel hat eben erkannt, dass es unser Problem ist. Nicht weil wir es als Problem haben wollen, sondern einfach weil es da ist. Probleme kann man angehen oder man kann den Kopf in den Sand stecken. Meckern werden immer welche. Natürlich wirkt die Flüchtlingskrise wie ein Brennglas auf unsere ungeklärten Probleme, die wir ohnehin schon haben. Will vielleicht der eine oder andere auch nicht wahr haben. Umso besser, wenn man mit dem Finger auf andere zeigen kann.

Grüße

Hallo und vielen Dank für eure Meinungen,

mir geht es hier jetzt aber weniger um die Bewertung der Merkelschen Politik oder deren Fehlerhaftigkeit als vielmehr ganz konkret um die weitverbreitete Ansicht: Die Flüchtlinge sind wegen dieser Willkommenspolitik hier, die hat man ja schließlich eingeladen zu kommen, sonst wären die gar nicht hier.

Mir stellt sich die Situation im Jahr 2015 so dar:

  • ein steter Strom von Flüchtlingen erreicht Europa
  • ab Juli steigt dieser drastisch an
  • daraufhin entstehen die chaotischen Zustände hauptsächlich in Ungarn
  • und jetzt erst kommt Merkel Ende August/Anfang September mit ihrer Willkommenspolitik

Um nun die allenthalben vorgetragene Ansicht aufzubauen, die Merkelsche Politik sei Schuld an der Menge der Flüchtlinge, müßte man doch den Nachweis erbringen, daß der Flüchtingsstrom nach Europa ab September drastisch anstieg - meines Wissens stieg der aber bereits im Juli massiv an, oder liege ich da falsch?
Ist das dann aber nicht eine völlige Verkehrung von Ursache und Wirkung?

@vdmaster
Nunja, muß zugeben, das mit den 650.000 habe ich mal irgendwo aufgeschnappt - nicht gerade solide ;-). Habe gehofft, daß hier vielleicht jemand handfestere Zahlen aufweisen kann.
Wobei die Schwierigkeit auch darin liegt, daß es richtig verlässliche Zahlen wohl überhaupt nicht gibt.

Eva,
mit Grüßen

So absurd ist das nicht. Natürlich waren vorher schon Syrer auf der Flucht, aber die wurden in Lagern in der Türkei, in Jordanien und im Libanon „verwahrt“. Im letzten Jahr kam dann einiges zusammen: den Hilfsorganisationen ging das Geld genauso aus wie den Flüchtlingen (http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_75983774/un-kommissar-enthuellt-darum-kommen-fluechtlinge-gerade-jetzt.html), die Syrer entdeckten die Balkanroute (http://kurier.at/politik/ausland/warum-jetzt-so-viele-fluechtlinge-nach-europa-kommen/151.985.754), der IS breitete sich genauso aus wie die Berichte über dessen Umgang mit Gefangenen und Ungläubigen und ganz allgemein verschärfte sich der Bürgerkrieg in Syrien weiter (nicht zuletzt auch durch Rußlands Eingreifen).

Daß Deutschland (zumindest in der Wahrnehmung (u.a.) der Syrer) das Paradies ist, hatte sich wohl zu der Zeit schon rumgesprochen. Die Aussage von Frau Merkel hat insofern „nur“ zwei Dinge geändert: erstens wußten die Flüchtlinge ab dann, daß sich der Weg nach Deutschland auch lohnt und zweitens wußten die Anrainer der Balkanroute ab dem Zeitpunkt, daß sie die Flüchtlinge einfach so durchwinken können, ohne die lästige Registrierung durchzuführen bzw. befürchten zu müssen, daß die an der nächsten Grenze hängenbleiben und der eigenen Staatskasse und dem eigenen Gemeinwesen zur Last fallen.

Gruß
C.

Hallo,

Merkels „wir schaffen das“ war ein Statement an die dt. Bevölkerung und die Quintessenz der bisherigen Merkelschen PR seit Jahren. Gerne mit „gemeinsam“ verbunden. Es war keinesfalls die Ursache für die stetige Zunahme der Flüchtlingszahlen. Aber ihre Botschaft - ein paar andere Phrasen hat sie ja auf dieser Rede auch noch abgelassen - wirkte wie Amphetamin auf die Bewegung und ließ weitere nachrücken, wöhrend der Balkan fast restlos mit Spitzenwerten geleert wurde.

Anfangs (07/15) funktionierte auch das System EASY noch. http://www.welt.de/politik/deutschland/article144701952/So-viele-Asylsuchende-in-Deutschland-wie-noch-nie.html Nach der Aussetzung von Schengen gab es wochenlang nicht mehr die geringste Kontrolle und auch EASY Zahlen hinkten extremst hinterher. Wo zuvor 2000 oder 3000 Personen kamen, stieg die Zahl schlagartig auf zeitweise bis 10000/Tag und gingen dann auf Werte von 5000-6000/Tag zurück. Erst nach einigen Wochen wurden überhaupt wieder erste Personenkontrollen durchgeführt, deren zahlenmäßige Kapazität aber IMHO nach wie vor nicht deutlich über 3000 geht.

Merkel ist explizit für diesen Verlust der Kontrolle verantwortlich. Und das „wir schaffen das“ war nur die nachgelagerte Durchhalteparole/-phrase für die Aufnahmepolitik mit dem der Kontrollverlust sofort einherging.

Gruß
vdmaster

Eben, „verwahrt“.
Das war nicht das Ende der begonnenen Flucht, denn die endet nicht mir „Verwahrung“, sondern mit Rückkehr in die Heimat oder dauerhafter Anerkennung woanders.

Genau!
Das habe ich gemeint als ich sagte, dass Zahlenvergleiche angesichts solcher vieler Kausalfaktoren wenig zur „Einladung“ aussagen können.

Stimme zu.

Gruß
F.

Hallo,
bis zur Jahresmitte 2015 war das Dublin-III-Abkommen noch in Kraft, das heisst, dass zu dieser Zeit niemand eine Deutsche oder EU-Außengrenze passieren konnte, ohne sofort registriert und zur Antragstellung aufgefordert zu werden. Zu dieser Zeit bestand der Hauptstrom von Asylsuchenden neben den Balkanstaaten vorallem aus Flüchtlingen, die aus dem Mittelmeerraum über Italien herkamen. Aber Du hast sicher recht, wenn Du davon ausgehst, dass sich zu diesem Zeitpunkt bereits hunderttausende illegal in Deutschland aufgehalten haben, falls Du das meinst. Nur kann man die nicht zählen.

Und mal abgesehen davon, dass an Deinem Artikel schon was wahres dran ist: letzenendes ist es mathematische Haarspalterei! Es ist schlichtweg „krank“, Menschen in derart großer Zahl unregistriert einreisen zu lassen, ohne auch nur eine Idee zu haben, was man eigentlich damit erreichen will. Denn wie Du schon schriebst, werden hier eine Menge Teilmengen zusammengewürfelt, die nicht zusammen gehören, zB die „Teilmenge“ der angeblichen „Einwanderer und Fachkräfte“, die unser Sozialsystem so toll entlasten sollen. Ziemlich doof nur, dass 90 % der Ankommenden kein Deutsch und ein nennenswerter Teil noch nicht mal lesen und schreiben kann, geschweige denn eine hier zu gebrauchende Ausbildung hat! Dadurch ist es letztenendes egal, ob es ein Flüchtling oder Asylsuchender oder illegal Eingewanderter oder weiß der Kuckuck was ist. Das ist die eigentliche große Heuchelei des Ganzen.

Gruß vom
Schnabel

Hallo,
mal leicht abweichend vom Thema,
Die Aussage „alle muessen deutsch koennen sonst geht gar nichts“ ist weiter oben auf der Firmenhierarchie zu relativieren.
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Wenn man neueste wissenschaftliche Artikel in Deutschland verfasst, an einer deutschen Forschungsstelle oder Hochschule, dann werden diese Artikel nicht in deutsch verfasst. Sie werden in Englisch verfasst, damit sie jeder lesen kann.
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Auch leicht unter der Spitze, in Konstruktionsbueros beispielsweise, muss jeder Englisch koennen, sonst kann er manche CAD Software oder finite-elemente-Software bei der Arbeit nicht bedienen und fast alle Datenblaetter der Zulieferer nicht lesen.
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Viele Bedienungsanleitungen der Messgeraete, die Bediensoftware und die Tastenbeschriftungen sind durchgehend in Englisch gehalten, sogar von manchen deutschen Herstellern.
Gruss Helmut

Hallo,

die Erst-Registrierung ( GR+I ) bestand im „Hallo“ eines Polizisten, der in knapp 100% der Fälle die mündliche Aufforderung gab, sich in einer größeren Stadt an einer bestimmten Stelle anzumelden und einen Zettel in die Hand drückte, der den Aufenthalt für x Tage auf dem Staatsgebiet gestattete. Falls er sich diese Mühe überhaupt gemacht hat. Er hatte damit die Flüchtlinge „registriert“, also zur Kenntnis genommen.

Durch Frankreich transitreisenden Flüchtlingen aus Italien wünschten die franz. Polizisten eine Gute Weiterfahrt nach D, wenn der Aufgriff nicht zufällig im Grenzbereich durch eine gemischt dt.-franz. Streife stattfand :wink:. Tatsächlich registrierte Flüchtlinge, also solche, die noch keine Ahnung hatten, meldeten sich gar nicht in einer Aufnahmeunterkunft oder zogen nach kürzerer Pause weiter. Es kommt nicht von ungefähr, dass bereits im Jahr 2014 50% aller Flüchtlinge in der EU letztlich in D landeten. Wo doch Dublin 3 bestand … auf dem geduldigen Papier.

Lies mal hier: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/italien-sieht-sich-als-vorbild-in-der-fluechtlingspolitik-14077938.html

Offiziell und tatsächlich sind zwei Paar Schuhe :wink:.

Gruß
vdmaster

keinesfalls die Ursache aber verantwortlich? Sicher ist sie verantwortlich aber hat sie auch die Schuld an der Situation?

Allenthalben muß ich hören, Merkel habe die Grenze aufgemacht - das ist natürlich Unsinn, da die Grenze auf ist und das schon seit etlichen Jahren. Sie hat sie nur nicht hermetisch abgeriegelt, was wohl auch gar nicht möglich wäre, selbst wenn man es wollte (ich wüßte da auch mal gerne, was denn Polen sagen würde, wenn wir Oder-Neisse abriegelten).

Und wenn „die Jungs aus Syrien“ nun eh schon unaufhaltbar kommen, dann sage ich doch lieber „Daumen hoch - wir schaffen das“, als „wir saufen alle ab“ :wink: (zumindest als Kanzler/in)

Gruß

Da es sich aber nicht um eine Gartenparty mit Zulauf handelt, solltest Du mehr zu bieten haben als nur „Daumen hoch“, weil sonst die anderen Bewohner irgendwann sauer auf Dich werden, je chaotischer die Lage wird.

Denn Deine Aufgabe ist es, u.a. Sorge für Sicherheit, Ordnung und leidlich allg. Wohlstand der bisherigen Bewohner zu tragen bzw. die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu gewährleisten.

vdmaster

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Gartenparty mit Zulauf :smile: :smile: :smile: - der war gut

Da gebe ich dir allerdings recht. Merkels großes Versäumnis liegt in der Kommunikation. Sie, als unsere Kanzlerin, hätte alle mitnehmen müssen auf ihrem alternativlosen Kurs.

Das hat sie nicht getan, das liegt ihr nicht - sie ist kein Gerhard Schröder; sondern halt eine rational analysierende Physikerin.

Eva,
mit Grüßen

Falls das in diesem Punkt auch so wäre, dann hätte sie sofort eine regelmäßig tagende Runde aller Minipräsidenten samt einiger Bundesminister ins Leben gerufen. Um alles weitestgehend ergebnisoffen aber vor allem zielorientiert zur Diskussion zu stellen. Angefangen von erforderlichen Sofortmaßnahmen zwecks Registrierung bis hin zur Außerkraftsetzung/Reformierung des Königssteiner Schlüssels und auch einer jährlichen Obergrenze. Ebenso den Auftrag, alle Haushalte erneut auf Sparpotential zu prüfen und einen Kassensturz zu machen. Zeitgleich ohne wenn und aber einen EU-Gipfel gefordert, die NATO schon zu Beginn eingeschaltet, Transferstaaten zusammengerufen, sofort Druck auf alle Staaten, die sich der Rücknahme Abzuschiebender entgegenstellen, gemacht usw. usf.

Aber sie ist eben absolut keine Krisenmanagerin und vielleicht mangelt es ihr für so etwas auch am durchaus hilfreichen Charisma. Letzeres kann nämlich dazu führen, dass sich andere voller Elan mitreißen lassen.

Übrigens wäre eine sofortige Wiederaufstockung der Mittel an den UNHCR als Erstmaßnahme nötig gewesen. Ebenso wie die Erstellung einiger Containerstädte im vorgelagerten Ausland.

Aber in D ist alles viel zu lahmarschig gewesen und zuviele haben sich anfangs zu lange und willig an ihrer eigenen Rührung besoffen.

vdmaster


Da Merkel Zeit für überflüssige Festreden hat, scheint sie den gesellschaftl. Ernst der Lage überhaupt noch nicht begriffen zu haben oder gaukelt ganz gezielt Normalität vor. So tun als ob, kann aber keine Lösung sein und brachte auf längere Sicht schon so manchen zu Fall.

vdmaster