Formulierung: Nicht unweit

Mir ist aus der Erinnerung (und google liefert da auch einige Ergebnisse) die Redwendung „Nicht unweit von…“ bekannt. Z.B.: „Nicht unweit der deutschen Grenze.“ Damit will der Schreiber sagen: „Nicht weit entfernt“.

Duden gibt allerdings an, dass unweit bedeutet: „nicht weit [entfernt]“.

Somit müsste „nicht unweit“ also eigentlich das Gegenteil des Intendierten ausdrücken, nämlich weit entfernt.

Ist die Verwndung der Phrase „nicht unweit von…“ für „in der Nähe von…“ also falsch?

Leider bin ich nicht ganz sicher, ob meine Antwort auf Ihre Frage richtig ist. Trotzdem werde ich Ihnen sagen, was ich meine.

Seit langer Zeit beschäftige ich mich mit der deutschen Sprache und ich habe mehrmals bemerkt, dass es im Internet zu viele Fehler gibt. Im Duden habe ich noch keinen Fehler gufunden und deswegen bin ich sicher, dass Duden immer Recht hat.

Sie wissen was eigentlich WEIT bedeutet. Wenn man aber UNWEIT sagt, meint man das Gegenteil von weit. Wenn man aber NICHT UNWEIT benutzt, meint man das Gegenteil von UNWEIT (das Gegenteil von Unweit ist aber weit). Vielleicht irre ich mich, aber hoffe, dass das die richtige Logik ist.

Wenn ich aber „nicht unweit“ höre, meine ich „nicht weit entfernt“, was vielleicht falsch ist.

Hallo ,

ich habe im Duden auch nicht die Formulierung nicht unweit von - gefunden.
Das Adverb Unweit wird mit dem Genitiv verwendet:
Beispiele: Das Einkaufszentrum liegt unweit des Bahnhofs.
Deine Vermutung, dass - nicht unweit von - falsch ist, stimmt: Die Vorsilbe un- kennzeichnet ja schon, das Wort „nicht“:
Vergleiche auch: unbekannt = nicht bekannt, unbeliebt = nicht beliebt, usw, weshalb es unnötig ist, das Adverb unweit mit einem nicht zu verbindne.

Das mit dem „un-“ ist so eine Sache…
Es ist eigentlich ein Negationspräfix und entsprechend unserer Regeln zu doppelten Negation ist eine nicht unschöne Person dann doch ganz ansehnlich.
Gleichzeitig ist „un-“ aber auch eine Steigerung: Wenn ich Unmengen esse wird mir sehr übel und wer Unsummen ausgibt, hat davor vielleicht im Lotto gewonnen.

Somit wäre ein Ort unweit der Grenze recht nah dran; ein Ort nicht unweit der Grenze nur nicht extrem weit entfernt, aber wohl doch weiter als der erste Ort.

Hier liegt übrigens auch der Grund, warum es den Ausdruck „Unkosten“ sehr wohl gibt. Einige sagen ja, negative Kosten, seien unsinnig und es könne nur Kosten geben; Unkosten sind aber halt einfach nur extrem hohe Kosten.

Hoffe geholfen haben zu können :wink:

Hallo MMM123a,

„nicht unweit“ ist mir persönlich als Formulierung nicht so geläufig. Rein logisch würde ich aber der Interpretation des Duden folgen. „Unweit“ bedeutet „nicht weit“, also nah. „Nicht unweit“ wäre demzufolge eine doppelte Verneinung und würde wiederum „weit“ bedeuten. Auf google verlasse ich mich zwar hin und wieder auch ganz gern, jedoch nicht, wenn es jeglicher Logik zuwider läuft… :wink:

Viele Grüße
celania

Hallo,
meines Erachtens sind deine Ausführungen völlig korrekt:
die Vorsilbe un- drückt immer eine Verneinung oder etwas Negatives aus. „Unweit“ bedeutet also „nah“ oder besser „in der Nähe von“. Mit der Verneinung „nicht unweit“ bedeutet es also „nicht in der Nähe von“ also „weit entfernt“! Somit ist die Verwendung der Phrase „nicht unweit von…“ für "in der

Nähe von…" falsch!

LG
Buggyburg

Es ist natürlich schön, dass hier mehrere Beiträge das bestätigen, was der Fragesteller schon vermutete und was auch jedem des Deutschen nur halbwegs mächtigen klar vor Augen ist: un- ist hochproduktiv als Negationnspräfix.

Das ändert aber leider nichts daran, dass un- ebenfalls als Steigerungspräfix dient (drei Beispiele habe ich ja schon erwähnt).
Somit tritt hier mal wieder ein Problem der extrem produktiven deutschen Sprache auf, die durch die Fülle ihrer Wortbildungsmöglichkeiten oft Zweideutigkeiten produziert.

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (DWDS) verzeichnet somit auch mehrere Treffer für die Beschreibung „nicht unweit“; es bleibt hier dem Rezipienten überlassen, eine Interpretation anzustellen resp. die beschriebenen Örtlichkeiten zu lokalisieren.

Daher sehe ich hier – wie schon erwähnt – eine Uneindeutigkeit in der deutschen Sprache. Als weiteres Beispiel zitiere ich aus dem „DUDEN – richtiges und gutes Deutsch“ (Was hier etwas weiter führt, als nur ein Orthographie-Wörterbuch zu Rate zu ziehen)

„Untiefe: Das Substantiv Untiefe hat zwei Bedeutungen: Als Ableitung von untief nicht tief (un- ist VerneinungsprŠfix wie in unhöšflich, unecht, Unruhe) hat es die Bedeutung flache Stelle im Wasser. Als Zusammensetzung mit Tiefe (Un- ist VerstŠärkungsprŠfix wie in Unmenge, Unmasse, Unkosten) bezeichnet es eine sehr große Tiefe.“
© Dudenverlag 1998

q.e.d.

ja, die Verwendung von „nicht unweit“ im sinne von „nahe bei“
ist tatsächlich falsch! aus dem mhd. stammend wird das Wort
zunächst nur als Adjektiv verwendet, erst im 15. Jhd. kommt
die Verwendung als Adverb hinzu. Es bedeutet aber immer
„nahe bei“, „nicht weit entfernt von“. Das Voransetzen des Negationspartikels
„nicht“ verändert den Sinn ins Gegenteil wie von dir beschrieben.
Quelle: Grimmsches Wörterbuch

Nicht außer Acht zu lassen ist aber meiner Meinung nach der
momentane Gebrauch der Phrase. Gerade weil es viele Beispiele
gibt, die „nicht unweit“ mit „nahe bei“ übersetzen, zeigt dies,
dass es auch so verstanden wird. Hier ändert sich wohl gerade die Bedeutung ins Gegenteil.
Es bleibt also hochsprachlich falsch, umgangssprachlich
dagegen gebräuchlich.

Hallo,

eine kluge Frage, die ich mir noch nicht gestellt hatte, auf die ich aber keine grundlegende Antwort weiß.

Das Problem der doppelten Verneinung gibt es in vielen Sprachen, im Deutschen ist das Bairische dafür bekannt. Möglicherweise ist es aber einfach eine umgangssprachliche Falsch-Wendung.

Gruß
Andreas