Es ist natürlich schön, dass hier mehrere Beiträge das bestätigen, was der Fragesteller schon vermutete und was auch jedem des Deutschen nur halbwegs mächtigen klar vor Augen ist: un- ist hochproduktiv als Negationnspräfix.
Das ändert aber leider nichts daran, dass un- ebenfalls als Steigerungspräfix dient (drei Beispiele habe ich ja schon erwähnt).
Somit tritt hier mal wieder ein Problem der extrem produktiven deutschen Sprache auf, die durch die Fülle ihrer Wortbildungsmöglichkeiten oft Zweideutigkeiten produziert.
Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (DWDS) verzeichnet somit auch mehrere Treffer für die Beschreibung „nicht unweit“; es bleibt hier dem Rezipienten überlassen, eine Interpretation anzustellen resp. die beschriebenen Örtlichkeiten zu lokalisieren.
Daher sehe ich hier – wie schon erwähnt – eine Uneindeutigkeit in der deutschen Sprache. Als weiteres Beispiel zitiere ich aus dem „DUDEN – richtiges und gutes Deutsch“ (Was hier etwas weiter führt, als nur ein Orthographie-Wörterbuch zu Rate zu ziehen)
„Untiefe: Das Substantiv Untiefe hat zwei Bedeutungen: Als Ableitung von untief nicht tief (un- ist Verneinungsprfix wie in unhöflich, unecht, Unruhe) hat es die Bedeutung flache Stelle im Wasser. Als Zusammensetzung mit Tiefe (Un- ist Verstärkungsprfix wie in Unmenge, Unmasse, Unkosten) bezeichnet es eine sehr große Tiefe.“
© Dudenverlag 1998
q.e.d.