"fracking", was soll das jetzt schon wieder sein?

hi,
ich hab vor ein paar wochen ein artikel über das sogenannte „fracking“ gelesen. habe bis dahin noch nie was davon gehört.ich hab verstanden dass es da irgendwie um stromerzeugung geht und es aber nicht umweltfreundlich ist. daher hab ich mal paar fragen zum thema fracking.
1.was ist eigentlich fracking?
2.was wird da gemacht?
3.wer betreibt dieses fracking, sind das strom-/ölkonzerne oder unterliegt das dem staat? (wer is da mal wieder der der die große kohle macht?)
4.welche nachteile hat es für die umwelt? welche vorteile?
5.wie lange gibts das schon in Deutschland? gibt es viele orte wo „frackingstationen“ stehn oder gebaut werden könnten in Deutschland?

vielleicht kann mir ja einer von euch ein paar oder sogar alle fragen beantworten. danke im voraus

müllerman

Hallo,

hier eine kurze Erklärung zu fracking:

http://www.focus.de/finanzen/news/kurz-erklaert-was-…

Zum Thema Umwelt das:

http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/erdgasfoerderu…

Wer wird das betreiben? Natürlich nicht der Staat.

In Deutschland ist das noch nicht erlaubt, es gibt aber ernsthafte Überlegungen dazu.
Das wird vor allen Norddeutschland betreffen.

Wie groß die Mölgichkeiten bei uns landesweit sind, ist nicht bekannt oder wirklich erforscht.

Ich hoffe, geholfen zu haben…

Gruß

kokomiko50 hat es schon ganz gut beschrieben, wobei ich hier noch etwas einwerfen muss:

„In Deutschland ist das noch nicht erlaubt, es gibt aber ernsthafte Überlegungen dazu.__“
 
Es gibt keine ersthaften Überlegungen, sondern es wird schon demnächst darüber abgestimmt. Still und heimlich während der WM!!!

Wenn du etwas dagegen tun willst und mehr zum Thema wissen möchtest, empfehle ich dir die Seite https://www.campact.de/fracking/appell-2014/teilnehmen/.

Fracking ist in Deutschland sehr wohl erlaubt und wird seit den 70ern erfolgreich betrieben.

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1.was ist eigentlich fracking?

Fracking ist eine Methode zum Erzeugen von Rissen und Spalten in Gesteinen. Man nutzt das unter anderem für die Verbesserung von Wasserbrunnen, für die tiefe Geothermie und für die Förderung von unkonventionellen Erdöl und Erdgas-Lagerstätten.

Die jüngste Debatte in Deutschland dreht sich vor allem um letztere.

2.was wird da gemacht?

Unter hohem Druck wird Wasser in Gestein gepresst. Übersteigt der Wasserdruck das lokale Stressfeld wird ein Risssystem erzeugt.

3.wer betreibt dieses fracking, sind das strom-/ölkonzerne
oder unterliegt das dem staat? (wer is da mal wieder der der
die große kohle macht?)

Durchführende sind Fachfirmen. Diese werden von verschiedenen Firmen beauftragt. In Deutschland geht es derzeit vor allem um die großen Erdöl/Erdgasförderer. Aber auch andere Firmen im Bereich erneuerbare Energien sind natürlich interessiert.

4.welche nachteile hat es für die umwelt? welche vorteile?

Es gibt keine Vorteile für die Umwelt. Fracking stellt eine Technologie dar, die nicht durch andere Technologien ersetzt werden kann. Der Einsatz von Fracking ist für viele Anwendungen nicht die beste sondern die einzige Methode.

Es gibt drei Hauptprobleme für die Umwelt (Punkte 1 und 2 gelten vor allem für die Gas/Öl-Förderung, Punkt 3 generell):

  1. Dem Frackingfluid werden teilweise hochgiftige Stoffe zugesetzt. Je nach Aufgabenstellung und lokalen Verhältnissen können diese sehr stark variieren. Das ist fürsich kaum ein Problem, kann im Havariefall aber schlimme Folgen haben. Die Betrachtungen sind aber noch recht hypothetisch, denn die Wassermengen und die Mengen an Giftstoffen sind verhältnismäßig klein und es gibt auch noch keine praktischen Erfahrungen mit so einem Fall.

Alle eingesetzten Giftstoffe könnten gegebenenfalls durch ungiftige Stoffe ersetzt werden. Dies müsste von den entsprechenden Genehigungsbehörden durchgesetzt werden.

  1. Risse können zu hydraulischen Kurzschlüssen führen. Bei schlechter Vorbereitung kann es passieren, dass die Rissausbreitung weiter ist als geplant und Grundwasserleiter mit angerissen werden. In so einem Fall kann es zu einer Kontamination des GWL mit Frackingfluiden (eher unproblematisch) oder ggfs. des Erdöls/Erdgases kommen (sehr problematisch).

Mit sauberer Planung läßt sich dieses Risiko allerdings minimieren. Auch hier sind die genehmigenden Fachbehörden gefragt.

  1. Induzierte Seismizität. Wenn so ein Riss erzeugt wird, wird immer Spannung im Gestein abgebaut. Dieser Spannungsabbau kann Erdbeben erzeugen. Ob es dazu kommen kann ist mit der heutigen Technik kaum ohne ein gewisses Restrisiko vorherzusehen. Glücklicherweise ist kaum vorstellbar, dass dabei wirklich starke Beben erzeugt werden. Das Beispiel Landau hat aber gezeigt, dass man das durchaus ernst nehmen muss. Meines Erachtens das einzige echte Problem beim Fracking.

5.wie lange gibts das schon in Deutschland? gibt es viele orte
wo „frackingstationen“ stehn oder gebaut werden könnten in
Deutschland?

In Deutschland wird seit Anfang der 70er Jahre gefrackt. Meines Wissens gab es einige hundert Fracks vor allem im norddeutschen Becken. Mit genauen Orten kann ich nicht dienen :smiley: Aber ich kann dir sagen, dass die Branche von dem Shitstorm recht überrascht ist.

Die Diskussion ist vor allem eine Angstdebatte, die von Nicht-Fachleuten und falschen Vorzeichen geführt wird. Für jemanden der aus den Geowissenschaften kommt eine ebenso faszinierende wie frustrierende Diskussion.

Hallo,

Problem, kann im Havariefall aber schlimme Folgen haben. Die
Betrachtungen sind aber noch recht hypothetisch, denn die
Wassermengen und die Mengen an Giftstoffen sind
verhältnismäßig klein und es gibt auch noch keine praktischen
Erfahrungen mit so einem Fall.

was ist denn von diesen Berichten zu halten (bewußt als Frage formuliert):
http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-06/studie-frackin…
http://investigations.nbcnews.com/_news/2012/11/29/1…

Gruß
C.

was ist denn von diesen Berichten zu halten (bewußt als Frage
formuliert):
http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-06/studie-frackin…

Das ist ein schönes Beispiel über das mich damals ein wenig aufgeregt habe. Ich habe die Studie gelesen, weil ich damals für das Umweltbundesamt unter anderem die möglichen Risisos des Frackings untersuchte.

Die Autoren haben in der Umgebung einer gefrackten Gaslagerstätte deutlich erhöhte Mengen an Kohlenwasserstoffen im Brunnenwasser gefunden. Sie haben nachgewiesen, dass diese Kohlenwasserstoffe auch mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Gaslagerstätte stammen.

Sie haben weiterhin zeigen können, dass die Gehalte rund um die Bohrung (nicht rund um die Lagerstätte!) höher wurden, je näher man der Bohrung kam. Daraus (und ein paar anderen Dingen) haben die Autoren der Studie in der Diskussion ganz deutlich abgeleitet, dass die Kohlenwasserstoffe im Grundwasser auf eine schlecht ausgeführte Verrohrung der Bohrung zurückzuführen sind.

In kurz: Es gibt einen Schaden. Dieser Schaden kann bei jeder Bohrung auftreten, die schlecht gemacht und ist auf jeden Fall ein Grund die gesamte Förderung von Öl und Gas kritisch zu sehen. Der Schaden hat aber mit Fracking nichts zu tun.

http://investigations.nbcnews.com/_news/2012/11/29/1…

Diesen Artikel kannte ich nicht und der Volltext scheint auch nicht frei verfügbar zu sein. Der abstract ist aber zumindest interessant:

„This study involved interviews with animal owners who live near gas drilling operations.“

Keine Rede ist von wirklichen statistischen Daten, Messungen oder Analysen und

„Without rigorous scientific studies, the gas drilling boom sweeping the world will remain an uncontrolled health experiment on an enormous scale.“

zeigt auch ein bisserl woher der Wind weht. Ohne harte Daten kann ich dazu wenig sagen. Und ich weiss, das Argument ist eigentlich nicht gut, aber NBC ist sowas wie Pro7 - nicht unbedingt der verläßlichste mögliche Berichterstatter.

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Hab den Volltext des Zweiten Artikels doch.

Im Großen und Ganzen besser als erwartet. Zumal deren Schlussfolgerung auch ganz klar ist: Es könnte am Fracking liegen, aber ohne genaue Analysen kann man das nicht einfach so behaupten.

Inhaltlich ist es so, dass sie neben Fracking-Bohrungen auch ein paar „normale“ Bohrungen dabei haben, wo allerdings die gleichen Probleme aufgetreten sind.

Und sie gehen davon aus, dass die schweren Vorfälle auf illegale Verklappung von Chemikalien an der Oberfläche zurückzuführen sind.

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Das ist gemeint, denke ich…

http://www.zeit.de/2014/26/fracking-deutschland-ener…

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Fracking ist in Deutschland sehr wohl erlaubt und wird seit
den 70ern erfolgreich betrieben.

Könntest du uns einige Orte nennen, wo in Deutschland das Fracking betrieben wird?

Vielen Dank

Tankred.

Wie so oft ist die Wikipedia dein Freund. Schau dort unter ‚Geschichtliche Entwicklung‘.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing

Hallo Zerschmetterling,

Wie so oft ist die Wikipedia dein Freund. Schau dort unter
‚Geschichtliche Entwicklung‘.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing

meine Freundin braucht „die“ Wiki gar nicht unbedingt zu sein. Deine ist sie in diesem Fall nicht.
Auf dein: „Fracking ist in Deutschland sehr wohl erlaubt und wird seit den 70ern erfolgreich betrieben“
fragte ich: „Könntest du uns einige Orte nennen, wo in Deutschland das Fracking betrieben wird?“
Darauf antwortet die Wiki für dich:
„Seit 2011 wurden, trotz laufender Anträge, aufgrund der anhaltenden, kontrovers geführten Debatte keine Fracmaßnahmen mehr genehmigt. Zum bisher letzten Mal wurde in der Bohrung „Buchhorst T12“ gefract.[46]“

Geht man diesem: „Buchhorst T12“nach, stößt man u.a. auf:

http://newsroom.erdgassuche-in-deutschland.de/presse…

vom 29.07.2011. Darin z.B.:
„ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) hat am 27. Juli 2011 an der Erdgasbohrung Buchhorst T12 planmäßig Frac-Arbeiten durchgeführt. …. Bei dem Frac wurden über einen Zeitraum von ca. 50 Minuten 236 m³; Flüssigkeit in die Lagerstätte verpumpt.“

Was wird denn da nach deinen Worten: „seit den 70ern erfolgreich betrieben“?
Laut deiner Freundin Wikipedia seit dem 27. Juli 2011 nichts, nicht einmal mehr 50 Minuten lang :smile:

Gruß

Tankred

Ich hab dir gesagt du sollst unter „Geschichtliche Entwicklung“ lesen. Dort findet sich auf der von mir verlinkten Wikipedia-Seite folgender Text:

Seit 1961 wird in Deutschland auch in Erdgaslagerstätten das hydraulische Fracverfahren angewendet. Die erste Bohrung, die einer solchen Maßnahme unterzogen wurde, war die Bohrung „Rehden 15“.[43] Zunächst wurden bis Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre nur vereinzelt Fracmaßnahmen in Erdgasbohrungen in Deutschland durchgeführt. Von da an war ein positiver Trend zu verzeichnen, bis 2008 der Höhepunkt mit fast 30 durchgeführten hydraulischen Bohrlochbehandlungen erreicht wurde.[44][45] Seit 2011 wurden, trotz laufender Anträge, aufgrund der anhaltenden, kontrovers geführten Debatte keine Fracmaßnahmen mehr genehmigt. Zum bisher letzten Mal wurde in der Bohrung „Buchhorst T12“ gefract.[46]

Da sind auch 2 Bohrungen konkret genannt, aus denen du mindestens 2 Orte ablesen kannst. Genauere Daten für die anderen Fracks müsste man halt recherchieren. Wenn es dich sehr interessiert, wäre vielleicht die BGR bzw. das LBEG ein geeigneter Ansprechpartner.

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danke für Deine Einschätzung owT
.

  1. Woraus erschließt Du in diesem Zusammenhang Dein Adjektiv „erfolgreich“? In gleichem Artikel steht, dass es sich erst seit wenigen Jahren wirtschaftlich (wohl der Hauptindikator für „Erfolg“ in dieser Industrie) betreiben lässt.

  2. In gleichem Artikel wird darauf hingewiesen, dass Fracking erst in den letzten Jahren wegen neuer Techniken wirtschaftlich wurde. Im gleichen Artikel wird darauf hingewiesen, dass ausgerechnet diese Techniken das höchste Gefahrenpotential beinhalten. Wie kommst Du deshalb darauf, dass es sich um eine „Angstdebatte“ handelt?

  3. Bist Du Lobbyist bzw. wer ist Dein Arbeitgeber?

Gruß vom
Schnabel

  1. Woraus erschließt Du in diesem Zusammenhang Dein Adjektiv
    „erfolgreich“? In gleichem Artikel steht, dass es sich erst
    seit wenigen Jahren wirtschaftlich (wohl der Hauptindikator
    für „Erfolg“ in dieser Industrie) betreiben lässt.

Das liegt daran, dass in der Debatte nicht zwischen den verschiedenen Frackingzielen differenziert wird. Was erst in den letzten Jahren interessanter wurde ist die Förderung von unkonventionellen Lagerstätten. Was dabei vergessen wird ist das es in den meisten Öl- und Gaslagerstätten sinnvoll bzw. notwendig sein kann die hydraulischen Eigenschaften des Gesteins zu verbessern. Aus diesem Grund wird seit Jahrzehnten „hydraulisch stimuliert“ wie es in der Fachsprache heißt.

  1. In gleichem Artikel wird darauf hingewiesen, dass Fracking
    erst in den letzten Jahren wegen neuer Techniken
    wirtschaftlich wurde. Im gleichen Artikel wird darauf
    hingewiesen, dass ausgerechnet diese Techniken das höchste
    Gefahrenpotential beinhalten. Wie kommst Du deshalb darauf,
    dass es sich um eine „Angstdebatte“ handelt?

Das liegt daran, dass sich die möglichen Risiken nur schwer abschätzen lassen. Die Nachrichten aus den USA haben sich großteils als zumindest fragwürdig erwiesen (Stichwort: Gasland). Zum anderen, und das finde ich wichtig, kann man eigentlich allen Befürchtungen mit guten Argumenten begegnen. Es gibt natürlich keine 100% Sicherheit - die gibt es nirgendwo, aber wenn den Umweltbehörden und Bergämtern die entsprechenden Befugnisse eingeräumt werden, lassen sich die Risiken beträchtlich senken.

  1. Bist Du Lobbyist bzw. wer ist Dein Arbeitgeber?

Bemerkenswert. Kaum versucht man rational an eine Problemstellung heranzugehen und die andere Seite aufzuzeigen, wird ein Lobbyist vermutet. Tatsächlich habe ich ein berufliches Interesse an der Problematik, weil wir viel im Bereich der Geothermie arbeiten. Auf lange Sicht gesehen liegt die Zukunft der Geothermie in der Hot-Dry-Rock-Technik… und die kommt ohne Fracking nicht aus. Wobei das sächsische Landesamt grad einen interessanten Versuch gestartet hat, dass Ganze auf einem preexistierenden Störungssystem durchzuziehen - man darf gespannt sein.

Mein Arbeitgeber ist übrigens die G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft in Freiberg. Also wenn du mal ein geowissenschaftliches Problem von der Erkundung, bis zu Erschließung, von Altlasten bis zu Genehmigungsverfahren, von Geothermie bis Renaturierung hast - wir haben die Leute :wink: