Servus,
Ans Hohenlohische habe ich als erstes gedacht.
ja, ich auch - aber es kam mir dann doch irgendwie nicht passend vor.
Heute Nachmittag habe ich jetzt die Bestätigung von einem aus Künzelsau gebürtigen Bsüchle bekommen: In dem Viereck Öhringen - Boxberg - Weikersheim - Kirchberg/Jagst ist „Du frägst“ und „er/sie frägt“ nicht bloß gemäßigte, sondern die ganz reguläre Mundart. Sigrun ist sich nicht sicher, wie das nordöstlich im „katholischen“ Fränkisch weiter geht, sie glaubt aber, aus Richtung Rothenburg o.T. auch „Du froochsch“ zu kennen.
Ja, das Hohenlohische gehört zu den ostfränkischen Mundarten; es gibt Ähnlichkeiten mit dem Schwäbischen, aber die Vokale sind klar zu unterscheiden („Wo e Has’ e Hôs’ is, un e Hos’ is e Haus’, un e Haus is e Has…“). Westlich davon, den Stromberg entlang und vor allem südlich Pforzheim im Enztal gibt es ziemlich aparte Mischungen aus Schwäbisch und Fränkisch - die Enztäler Mundart wird je nach Standpunkt des Autors sowohl „Enztalschwäbisch“ als auch „Enztalfränkisch“ genannt.
Das sagt uns, daß in Sachen Dialekt die Sprachgrenzen
wichtiger als die Ländergrenzen sind.
In der Tat. Wobei die politischen Grenzen die Sprachgrenzen ein wenig beeinflussen, wenn sie lang genug bleiben: So kann man im Südschwäbischen die Mundarten der ehedem freien Reichsstädte Ulm, Biberach, Ravensburg von denen des jeweiligen Umlandes unterscheiden; besonders deutlich in Ravensburg, wo in alemannischsprachiger Umgebung in der Stadt selber eine Mischung mit schwäbischem Übergewicht gesprochen wird.
In der gleichen Gegend kann man die von Napoleon entworfenen Grenzen Bayerns entlang der Iller und vor allem in Lindau an der Mundart erkennen: Das Schwäbische und das Alemannische dort sind heute deutlich bairisch beeinflusst, die Vektoren dafür waren Verwaltungs- und Polizeibeamte, Lehrer, Postler und Eisenbahner, die systematisch aus wittelsbacher Stammland in die Grenzgebiete gesetzt wurden.
Und mir kommt es vor, als sei im „Neuwürttembergischen“ südlich der Donau die Grenze vom Schwäbischen zum Alemannischen in ziemlich zügiger Bewegung Richtung Süden; auch das wahrscheinlich auch durch die Einwanderung von Beamten, Eisenbahnern etc. aus Altwürttemberg beeinflusst, vielleicht auch durch Radio und Fernsehen. Soviel ich weiß, sind die letzten detaillierten Kartierungen dieser Grenze (die eigentlich ein Streifen ist) in den 1930er Jahren gemacht worden. Es wäre spannend, die Kartierung heute mit den gleichen Wörtern zu wiederholen: Ich glaube, es ergäbe sich etwa für „gwäsa - gwäa - gsei - gsî“ heute ein ganz anderes Bild.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder