Frage der Moral

Hallo!

Ein Mann wird getötet.
Es wird von der Masse eine lebenslange Haft für den Täter gefordert.

Ein Kind wird getötet.
Es wird von der Masse die Todesstrafe für den Täter gefordert.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass Gewalt gegen Kinder von vielen(?) immer als schrecklicher empfunden wird.
Aber ich kann mich dem irgendwie nicht anschließen.
Ist Gewalt nicht immer gleich streng zu verurteilen, völlig egal, ob es sich nun um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt?
Mensch ist Mensch, oder etwa nicht?

Wie ist eure Meinung dazu? Gibt es dazu vielleicht sogar eine Stellungnahme eines Philosophen?

Hoi,

Diese zwei Beispiele zeigen, dass Gewalt gegen Kinder von
vielen(?) immer als schrecklicher empfunden wird.
Aber ich kann mich dem irgendwie nicht anschließen.
Ist Gewalt nicht immer gleich streng zu verurteilen, völlig
egal, ob es sich nun um ein Kind oder einen Erwachsenen
handelt?
Mensch ist Mensch, oder etwa nicht?

Nunja, Kinder sind eben besondere Menschen. Sie genießen besonderen Schutz, da sie einfach zu jung, zu schwach und zu unerfahren sind in vielen Dingen im Leben. Deswegen sehen viele Menschen Kinder „wertvoller“ als „Menschen“.
Keine Angst, ich sehe die Frage der Moral(in dem Fall) sogar noch extremer, wo keiner für mich Verständnis hätte. Das ist aber ein anderer Thread. :wink:

mfg,

Hanzo

P.S. Alle Menschen sind Philosophen, ob sie es zugeben oder nicht.

Hallo,

ich denke, dass es hier darum geht, dass Kinder Gewaltverbrechen gegenüber wehrlos sind. Kinder sind daher insbesondere schützenswert und benötigen diese Schutz auch, da sie sich auch potentiell nicht zur Wehr setzen können.

Weiterhin kann ein Erwachsener mit negativen Dingen sehr wahrscheinlich besser umgehen, die ihm widerfahren oder angetan werden. Auch das steigert die Wut auf den Täter noch mehr.

Sicherlich ist Gewalt, die ausgeübt wird, egal ob einem Erwachsenem gegenüber oder einem Kind und auch ungeachtet der Ebene - ob physisch oder psychisch - nicht zu tolerieren.

Jedoch ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass die Strafforderung einem Gewaltverbrecher gegenüber Kindern durchaus höher ist.

Grüße
Thorsten

Ich hatte mit dem Argument Wehrlosigkeit schon gerechnet.
Aber nehmen wir mal an, es wird ein Mensch ermordet.
Wäre das Opfer ein Erwachsener, der im Schlaf erschlagen wird, denn im Stande sich zu wehren?

Wehrlosigkeit, Schutzlosigkeit…
Es klingt, als werde angenommen, dass bei Gewaltverbrechen immer Täter und Opfer sich zu einem Zweikampf gegenüberstehen und Kinder aus diesem Grunde keine faire Chance hätten, da sie „wehrlos“ sind.

Frauen sind Männern ja körperlich unterlegen.
Gibt es deswegen auch so viele Menschen, die bei Gewaltverbrechen gegenüber Frauen ähnlich reagieren wie bei Kindern?
Das würde bedeuten, wenn jemand eine erwachsene Frau umbringt, wäre es zwar nicht so schlimm wie eine Kindestötung, aber dafür schlimmer als wenn ein Mann ermordert worden wäre.

Und was ist mit den Alten?
Ist es da nicht so schlimm, da sie ihr Leben schon gelebt haben?

Und was ist mit Erwachsenen, die an den Rollstuhl gebunden sind?

Kann sich denn das Opfer wehren, wenn es einer Gruppe von potentiellen Mördern gegenübersteht?

Ist ein Verbrechen weniger schlimm, wenn die Chance bestanden hätte, dass sich das Opfer hätte wehren können?

Also irgendwie kann ich eine derartige Argumentation nicht nachvollziehen.
Bei einer Diskussion mit einem Familienmitglied habe ich mir übrigens auch schon erstaunte, mitleidsvolle Blicke eingefangen. :o
Sollte ich mir etwa Gedanken machen, wenn ich sowas einfach nicht verstehen kann?

Die Fragen sind übrigens in den Raum gestellt und nicht an dich persönlich gerichtet, da du deine eigene Meinung ja leider nur angedeutet hast.
Ich würde mich aber freuen, wenn du dies noch nachholen würdest, da ich neugierig bin. :smile:

Hallo Hanzo!
Jetzt hast du mich neugierig gemacht und ich möchte wirklich gerne deine Meinung dazu lesen. :smile:
Hast du deine Sicht der Dinge schon ein einem anderen Thread gepostet?
Wenn ja, welchen denn?
Ich kenne mich auf diesem Forum noch nicht so gut aus…

Ergänzung:

Wenn das Opfer im Stande gewesen wäre, sich zu wehren, wäre es dann ein Opfer geworden?

Hallo Daeumler,
ich glaube, du triffst da einen wichtigen Punkt. Seit der Aufklärung hat sich die „offizielle“ westlichen Moralvorstellung durchgesetzt, dass alle Menschen gleich wert sind. Und das ist ein sehr hohes und wichtiges Gut. Inoffiziell ist es aber dennoch so, dass wir Menschen emmotional Unterschiede machen, ein hübsches, intelligentes, freundliche Kind bewerten wir eben doch höher als einen häßlichen, dummen, bösen alten Mann!

Juristisch kommt allerdings noch etwas anderes hinzu: Die Höhe der Strafe soll nicht ein Ausdruck der Wertigkeit des menschlichen Opfers sein, sondern sie bewertet die Tat: Die Wehrlosigkeit des Opfers wird dem Täter dann unter Umständen als besondere Heimtücke ausgelegt, dies kann aber durchaus bei schlafenden Opfern oder Opfern in anderen wehrlosen Situationen auch so ausgelegt werden.

Allerding: Richter sind auch nur Menschen!
Gruß!
Karl

Ein Mann wird getötet.
Es wird von der Masse eine lebenslange Haft für den Täter
gefordert.

Ein Kind wird getötet.
Es wird von der Masse die Todesstrafe für den Täter gefordert.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass Gewalt gegen Kinder von
vielen(?) immer als schrecklicher empfunden wird.
Aber ich kann mich dem irgendwie nicht anschließen.
Ist Gewalt nicht immer gleich streng zu verurteilen, völlig
egal, ob es sich nun um ein Kind oder einen Erwachsenen
handelt?
Mensch ist Mensch, oder etwa nicht?

Wie ist eure Meinung dazu? Gibt es dazu vielleicht sogar eine
Stellungnahme eines Philosophen?

Servus,

^^ nein, ich denke, dass ich das nicht hatte.
Der Mensch hat sich die Moral gemacht, also kann er sie auch „überwinden“/„vernichten“.
Aus rein „wissenschaftlicher“ Sicht, ist der Mensch nichts anderes als ein Zellhaufen und in der Natur verurteilt auch keiner Tiere.
Der Mensch macht sich durch „Moral“ zu etwas besonderem, aber am Ende zählt es doch nur, wer überlebt.
Somit wäre es „egal“, ob ein Mensch stirbt oder nicht, denn die Welt würde auch ohne Menschen sich weiter drehen.

Nein, ich will jetzt keine Diskussion anfangen wie: „Warum springst du dann nicht gleich von der Brücke?“ oder „Dann bring doch einfach Leute um, wenn es so egal ist.“ … das ist sinnlos.

Es ist ein Gedanke, eine Theorie an der auch was dran ist und trotzdem fordere ich alle Menschen dazu auf, sich nach bestem Gewissen und Moral zu verhalten.

mfg,

Hanzo

1 Like

Hallo,

es gibt in der Evolutionstheorie eine Hypothese, wonach Menschen mit größerem reproduktivem Wert bevorzugt werden, und ihr Tod als der größere Verlust empfunden wird (Menschen, die eine größere Wahrscheinlichkeit für Nachkommen haben - und das sind junge Menschen und vor allem Kinder).

Dazu wurden Studien über Entscheidungen zu Hilfeleistungen durchgeführt (Eugene Burnstein). In Alltagssituationen wird kleinen Kindern und auch älteren Menschen eher geholfen als jüngeren Erwachsenen.

Anders bei Hilfe auf Leben und Tod (wenn unter mehreren Personen nur eine gerettet werden kann). Dann ist die Bereitschaft am größten, einem Kind zu helfen, und am geringsten, einem alten Menschen zu helfen.

Dies könnte verständlich machen, warum ein Verbrechen an einem Kind als schlimmer empfunden wird als dieselbe Tat an einem Erwachsenen.

Grüße,

I.

Hallo,
bei den Stellungnahmen der Philosophen kenne ich mich nicht so gut aus - aber dass Kinder eine Sonderstellung in der Gesellschaft einnehmen ist klar nachvollziehbar. Kinder sind nicht voll entwickelt - weder geistig noch körperlich und brauchen daher besonderen Schutz. Mit geistig ist gemeint, dass sie sich leicht beeinflussen lassen und Gefahren nicht so gut einschätzen können wie Erwachsene. Mit körperlich ist es klar: sie sind einfach physich schwächer als Erwachene.

Hinzu kommt das unbeschriebene Blatt ihrer Existenz, ihrer Psyche und ihrer Seele. Geht man davon aus, dass das Kind das ganze Leben noch vor sich hat und noch niemanden bewusst und beabsichtigt etwas Böses angetan hat, dann wiegt es vom Gefühl her anders als wenn ein erwachsener Mann ermordet wird.

Sätze wie „Kinder sind die Zukunft“ und „Frauen und Kinder zuerst“ haben ihren Ursprung in der Überlebensstrategie des Menschen.

Es hat, zumindest für mich, nichts mit einer Wertung der Menschen zu tun. Anders als beispielsweise die Nachrichtenagenda, die darauf aufgebaut ist, was die Menschen berühren (Selbsbetroffenheit durch z.B. Nationalität).

Viele Grüße

Moin
Ich frag mich, ob ich nicht lieber die Todesstrafe „nehmen“ würde, wenn ichs mir aussuchen könnte, als lebenslänglich im Knast von den Anderen als Kindermörder die Treppe runtergeschubst und ständig in den Arsch gef… zu werden.
Insofern ist die Todesstrafe manchmal das geringere Übel.
Gruß,
B.

Hallo Karl2,
das ist ein ganz wesentlicher Punkt: Die Tat muss bewertet werden.
Aber sie ist nicht ungeschehen zu machen, auch nicht mit strengster Bestrafung.
Daher dient die Bestrafung in erster Linie der Abschreckung und der Genugtuung der Betroffenen.
Rache sollte es aber nicht sein, denn „mein ist die Rache, spricht der Herr“ - das steht in der Bibel.
cu
whisper

Juristisch kommt allerdings noch etwas anderes hinzu: Die Höhe
der Strafe soll nicht ein Ausdruck der Wertigkeit des
menschlichen Opfers sein, sondern sie bewertet die Tat: Die
Wehrlosigkeit des Opfers wird dem Täter dann unter Umständen
als besondere Heimtücke ausgelegt, dies kann aber durchaus bei
schlafenden Opfern oder Opfern in anderen wehrlosen
Situationen auch so ausgelegt werden.:

Ein Mann wird getötet.
Es wird von der Masse eine lebenslange Haft für den Täter
gefordert.

Ein Kind wird getötet.
Es wird von der Masse die Todesstrafe für den Täter gefordert.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass Gewalt gegen Kinder von
vielen(?) immer als schrecklicher empfunden wird.
Aber ich kann mich dem irgendwie nicht anschließen.
Ist Gewalt nicht immer gleich streng zu verurteilen, völlig
egal, ob es sich nun um ein Kind oder einen Erwachsenen
handelt?
Mensch ist Mensch, oder etwa nicht?

Wie ist eure Meinung dazu? Gibt es dazu vielleicht sogar eine
Stellungnahme eines Philosophen?

Mord ist Mord. Recht hast Du.
Bei einem Kind als Opfer ist die Schuldfrage aber eindeutig die des Täters und niemals beiderseits gleich, wie zwischen mündigen Erwachsenen, - und sollte härter bestraft werden.

Lebenslänglich ist humaner, weil zeitlich begrenzt und zudem mit der Möglichkeit der Begnadigung, wenn sich z.B. später die Unschuld erweist. Todesstrafe in beiden Fällen inhuman.

ganz hzerzlich
Friedhelm