Ah, ok. Diese Edition von Medicus (zuerst. glaube ich, 1944) ist ja nur eine Neuedition von Fichtes „Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre“ (und dazu wiederum die Einleitung) aus der ersten großen Fichte-Ausgabe 1845ff.
Und es ist der Versuch Fichtes von 1797, nocheinmal klarer zu rekapitulieren, was in seiner „Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre“ (was wiederum ursprünglich nur ein Begleittext zu seiner Vorlesung war) von 1794 seinen Lesern unklar geblieben war. Auch dies war aber nur ein Versuch und die Bemühung Fichtes kulminiert dann in der kompletten Neufassung 1804 seiner „Wissenschaftslehre“, d.h. der Grundlegung der auf dem Prinzip „Ich“ (das nicht Gegenstand des Bewußtsein sein kann und aus dem sein Begriff der Freiheit rekurriert) basierenden Philosophie des „subjektiven Idealismus“. Darauf aufbauend dann später Hegels und Schellings „objektiver Idealismus“.
Auf der „Grundlage …“ und dem „Versuch …“ basiert dann auch die erwähnte Differenzschrift Hegels, die ja 1801 verfaßt wurde, also vor der 1804-Neufassung der Wissenschaftslehre. Ok, die Differenzschrift durchzuackern, also die erste große kritische Analyse Fichtes, dürfte dich überfordern, zumal dafür die Zeit fehlt. Und es scheint mir für deine Hausarbeit auch nicht unbedingt nötig zu sein. Es dürfte dir aber nützlich sein, die Darstellung Fichtes in der erwähnten Philosophiegeschichte Hegels zu lesen. Die ist ja nicht sehr umfangreich, aber fundamental, und daher nützlich für deine Zwecke.
Im Kontext von Seminaren und Vorlesungen über diese Epoche der Philosophie ist genau das, nämlich die stringente Wiedergabe und Zusammenfassung der komplexen Argumentation eines Originaltextes, Sinn und Zweck einer ersten Hausarbeit. Das ist noch keine wissenschaftliche Arbeit, aber es ist eine unabdingbare Vorübung für eine solche, die eigentlich erst mit der Dissertation, ggf. auch schon der Bachelorarbeit, gefordert ist.
Es kommt nun darauf an, wie umfangreich deine Hausarbeit sein muß und vor allem, wie das Thema genau lautet. Ohne Kenntnis davon möchte ich meinen, dass du völlig richtig liegst, wenn du aus der „Einleitung“ die Gegenüberstellung von Dogmatismus und Idealismus rekapitulierst und begründest, warum sie sich gegenseitig weder begründen noch widerlegen können. Dies geht natürlich über die Stellung der Grundbegriffe des „Ich“ im Kontext des „Bewußtseins“ und dies wiederum vor dem Hintergrund (bzw eigentlich Vordergrund) der „Erfahrung“, welche ja in beiden Ismen eine unterschiedliche Rolle spielt.
Wenn du dann noch aufzeigst, wie Fichte aus dieser ideologischen Konfrontation seinen Begriff der Freiheit rekurriert (d.h. wie steht Fichtes Ich-Prinzip gegen „Notwendigkeit“ und gegenüber der Erfahrung usw. und was bedeutet das für den Gegensatz Materie-Geist usw.), dann dürftest du der Anforderung einer solchen knappen, zumal ersten, Hausarbeit sicher Genüge getan haben. Da sich dein
Wissen über Fichte auf dieses Seminar beschränkt.
kann niemand mehr von dir erwarten. Denn eine
kritische Stellungnahme
wäre nur im Kontext eines umfangreichen Wissens im Deutsche Idealismus zwischen Kant Hegel Schelling möglich.
Gruß
Metapher