Frage nach Harmonien bei Mozart

Hallo! :smile:

Ich beschäftige mich gerade mit den verwendeten Harmonien in der Arie Voi che sapete aus Mozarts Le Nozze di Figaro.

An einer Stelle bin ich mir aber nicht ganz sicher, wie die zu „deuten“ ist. Ich verlinke hier die betreffende Seite der Neuen Mozart Ausgabe:

Die Harmonien, die ich bisher (hoffentlich korrekt!) rausgefunden habe, sind folgende:

Takt 1: As-Dur
Takt 2: b-Moll
Takt 3-5: As-Dur
Takt 6: c-Moll

Aber was in den folgenden beiden Takten passiert verstehe ich nicht mehr.

In Takt 7 werden aus meiner Sicht die Töne von a-Moll gespielt, und das eingestreute „fis“ bereitet auf den nächsten Takt vor.

In Takt 8 sehe ich in der ersten Hälfte ein G7. Alle Instrumente spielen den Grundton G, nur die Oboe und die Clarinette spielen zusammen in den ersten beiden Achteln die Töne von G7 (G-H-D-F).

Aber was passiert in der zweiten Hälfte? Der Grundton G bleibt, jedoch spielen Oboe und Clarinette diesmal die Töne C-Es-H-D.

Danke für eure Hilfe!

Liebe Grüße,
Stefan

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Dann holen wir am besten mal @Simsy_Mone dazu. Die kann dir bestimmt helfen.

Soon

Schade, dass ich meinen Beitrag nicht mehr editieren kann; ich schreibe stattdessen noch diese Antwort als Ergänzung dazu.

Ich habe mir die Takte danach angesehen, also die Takte 9 und 10.

Wenn ich das richtig sehe, sind dort folgende Akkorde:

Takt 9:

Erste Takthälfte: c-moll
Zweite Takthälfte: g-moll

Takt 10:

Erste Takthälfte: D-Dur
Zweite Takthälfte: Es-Dur

Denkbar wäre für mich, dass in Takt 8 auf der ersten Takthälfte der schon erwähnte G7 gespielt wird, in der zweiten Takthälfte auf der 1. Achtel ein c-moll, während die Töne auf der zweiten Achtel nur Durchgangstöne für den nächsten Takt sind.

Liebe Grüße,
Stefan

Takt 3-5 sind nicht durchgängig As-Dur.
In Takt 3 wechselt es in der zweiten Hälfte auf Es7

Nein, das kann nicht a-Moll sein, es kommt ja der Ton es vor. Es ist ein D-Dur-Sept-Nonen-Akkord ohne Grundton. Er löst sich ja auch folgerichtig nach G-Dur auf.

Hier hat man zunächst auf dem ersten Schlag des Taktes die Töne g und h, also eindeutig G-Dur. Die Oboe spielt hintereinander die Töne g f es d, also eine Tonleiter abwärts. Da muss nicht jeder einzelne Ton zur Harmonie zu passen, sondern nur die Ecktöne am Anfang und am Ende, und bei Intervallsprüngen.
Das ‚es‘ ist nur ein Durchganston. Das f an so unbedeutender Stelle macht den Akkord noch nicht zwangsläufig zu einem Septakkord, es macht jedoch deutlich, dass man nun nicht in der Tonart G-Dur gelandet ist.
Die Klarinette spielt hintereinander die Töne h d c h, da ist das c ein Durchganston.

Liebe Simsy_Mone,

wieder einmal vielen Dank für deine tolle Hilfe!

Ah, das „Des“ habe ich übersehen!
Stimmt, da haben wir die Töne Es-G-B-Des.

Das heißt, dass in der ersten Hälfte As-Dur, in der zweiten Es7 (Dominante von As-Dur) gespielt wird, die dann wieder in Takt 4 nach As-Dur zurückführt, wenn ich das richtig sehe.

Achso!!
Du meinst (D) – Fis – A – C – Es.

Die Dominantseptnonakkorde ohne Grundton hatten wir ja früher mal bei den Rezitativen von Mozart, dort waren es allerdings „feststehende“ Akkorde; in diesem Fall sind da auch Durchgangstöne und Melodien dabei, und da war ich mir nicht sicher, ob dieses „Fis“ vielleicht irgendwie gar nicht zum Akkord dazugehört, sondern nur dazu dient, den nächsten Takt vorzubereiten.

Ich zweifle nicht an der Korrektheit deiner Aussage, aber ich dachte mir, dass dieses „f“ – auch wenn es wie hier nur kurz angespielt wird – der Harmonie zumindest eine „Septakkord-Färbung“ gibt.

Diese Durchgangstöne verstehe ich allerdings noch nicht ganz. Kommen die generell immer nur an unbetonten Zählzeiten? Was meinst du hier konkret mit „Ecktönen am Anfang und am Ende“?

Liebe Grüße,
Stefan

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Übrigens, Takt 9 auf dem letzten Achteln ist nicht mehr g-Moll. Da ist ja ein es im Bass, ansonsten g und b, also Es-Dur.

Das Cis kriege ich musiktheoretisch höchstens ganz weit hergeholt untergebracht. Ich würde sagen, es handelt sich hier um eine Wechselnote, die nicht zur Harmonie gehört, nur wenig abweicht und dann zum richtigen Ton zurückkehrt. Allerdings gehört das vorherige D ja auch schon nicht nach Es-Dur, sondern ist hier auch eine Durchgangsnote.

Die Wirkung ist sehr stark, weil es hier vom es zum Cis ja chromatisch abwärts geht, und außerdem Fagott und Oboe (?) unisono mitspielen

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Was die Flöte und das Fagott da spielen kommt mir auch sehr wie eine Wechselnote vor, mit dieser Chromatik.

Das Es-Dur sehe ich jetzt auch - wenn Takt 10 aber mit einem D-Dur beginnt, dann wäre das schon ein ziemlicher Sprung auf dem Quintenzirkel.

Liebe Grüße,
Stefan

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Ich denke, das D-dur kann man hier als Dominante zur Moll-Parallele von Es- Dur verstehen, so dass die Auflösung nach Es-Dur einen Trugschluss darstellt.

Ansonsten ist das hier auf jeden Fall eine ziemlich chromatisch Stelle

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Wie meinst du das genau?

Die Moll-Parallele von Es-Dur wäre c-Moll. Und davon die Dominante wäre D-Dur?

Liebe Grüße,
Stefan

Sorry, ich meinte die Moll-Parallele der Dominante B-dur. FALLS das ganze in Es-Dur und nicht in C-Moll steht. -

So, ich habe jetzt mal versucht, alles zu markieren, und hoffe, dass es so richtig ist!

Liebe Grüße,
Stefan

Der erste und letzte Ton muss zur Harmonie passen.

Oder wenn der Melodieverlauf nicht ein Tonleiter in eine Richtung darstellt:
Wenn die Richtung zuerst von oben nach unten und dann wieder nach oben geht, dann auch der tiefste Ton, also da, wo die Tonleiter die Richtung wechselt.

Oder wenn zwischendurch ein Sprung vorkommt, z. B. eine Terz oder Quart nach oben oder unten, dann müssen die beiden Töne vor und nach dem Sprung jeweils zur Harmonie gehören.

Aber auch davon gibt es Ausnahmen

Wie viele Töne hintereinander jeweils als Durchgangsnoten gelten können, hängt auch vom Tempo ab. Z. B. In einem Largo-Satz kann man bestimmt nicht mehrere halbe Noten hintereinander als Durchgangsnoten interpretieren. Wenn man allerdings zweiunddreißigstel Werte in einem Allegro-Satz hat, dann braucht da nicht sehr viel mit der Harmonie ubereinzustimmen, da werden die einzelnen Noten ja kaum wahrgenommen.

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